Wieso gibt es Weihnachten nicht in Islam?

10 Antworten

Inzwischen habe ich aus meiner Umgebung, in der viele Moslems leben, erfahren, dass viele hierzulande ebenfalls Weihnachten feiern, wenn auch etwas abgespeckt. Aber auf jeden Fall gibts eine Bescherung mit Geschenken für die Kinder. Das machen sogar meine Nachbarn, die ich strenggläubig aber nicht fundamental einordnen würde.


thisgirl0 
Fragesteller
 04.01.2017, 17:27

Ja, das haben wir früher auch getan(meine Familie ist muslimisch, ich nicht) haben halt eher kleinere Tannenbäume geholt, oder die älteren haben den jüngeren immer Geschenke gekauft usw., aber ohne dabei auf die Bedeutung viel acht zu geben. Wir haben es halt nicht wirklich wegen Jesus gemacht, sondern weil Weihnachten an sich schön ist.

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Hamburger02  04.01.2017, 17:50
@thisgirl0

Und ich behaupte, so sehen es inzwischen auch mehr als die Hälfte der Deutschen (Nichtmoslems).

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der Islam ist quasi von Christentum "abgeschaut" bzw [sic] Nachfolger, eine "verbesserte" Version, was auch immer. Und in [sic] Weihnachten feiert man ja die Geburt von Jesus

Diese Aussagen suchen ihresgleichen.

Aber um die Frage beantworten zu können, sollte vielleicht erstmal geklärt sein, warum Christen Weihnachten feiern. Dann beantwortet sich m.E. ganz von selbst die gestellte Frage, warum Weihnachten für Muslime keine religiöse Bedeutung hat, obwohl Jesus im Islam als wichtiger Prophet gilt. Ich verstehe aber das Anliegen der Frage.

Warum also feiern Christen Weihnachten? Sie tun es nicht um der Geburt Jesu selbst willen. Weihnachten ist nicht einfach "Geburtstag Jesu". Das zeigt schon das Datum des Hochfestes (25. Dezember). Zentral für das christliche Feiern ist die Anamnese, das ist das in der Liturgie vergegenwärtigende Gedächtnis der Österlichen Heilsereignisse. Dieses Gedächtnis vollzieht sich in einem Jahreszyklus (Kirchenjahr).

Jedes christliche Feiern, jedes christliche Fest wie der christliche Glaube selbst nehmen eine Österliche Perspektive ein und verweisen auf die Österlichen Mysterien (Tod und Auferstehung Jesu Christi). Im Gegensatz zum Zeugnis des Korans über Jesus sind die Evangelien ebenfalls Resultat des Osterglaubens - so auch die Weihnachtsgeschichte.

In der Urkirche entwickelte sich rasch das, was wir heute Osterzeit (Ostern - Christi Himmelfahrt - Pfingsten) nennen und wurde zu einem eigenen Osterfestzyklus ausgebaut. Erst später entwickelte sich der Weihnachtsfestzyklus in Beziehung zum Osterfestzyklus. Mit weiteren Festen und Gedenktagen bildete sich so ein in sich geschlossener Jahreszyklus, der dem Gedächtnis der Österlichen Mysterien und somit der Heilsereignisse um Jesus Christus Raum verschafft.

[Exkurs: Der 25. Dezember ist kein historisches Geburtsdatum Jesu. Das ist auch nicht der Anspruch dessen, was oben kurz beschrieben ist und keinesfalls der Anspruch, den Christen an Weihnachten haben. Ursprünglich wurde die Menschwerdung Christi am 6. Januar zusammen mit seiner Erscheinung (Epiphanie, d.i. das Offenbarwerden der Göttlichkeit Christi im Jesuskind) gefeiert. Dieses Datum galt als Jahresanfang und wurde Festdatum, da mit Menschwerdung und Erscheinung Christi das o.g. Österliche Christus-Gedächtnis seinen Anfangspunkt nimmt und damit der o.g. Jahreszyklus beginnen sollte.

Erst später wurden beide Festereignisse zeitlich getrennt gefeiert. Das Fest IN NATIVITATE DOMINI wurde auf den 25. Dezember, das damalige Datum der Wintersonnenwende, gelegt. Zur Begründung dieser Festlegung gibt es mehrere Theorien, naheliegend sind (1.) symbolische Gründe, denn das Bild, dass Christus gleich der aufgehenden Sonne Licht ins Dunkel der Welt bringt ist ein urchristliches und älter als die Etablierung der weihnachtlichen Feste, und (2.) die beabsichtigte Christianisierung des heidnischen Sonnenkultes. Das Fest IN EPIPHANIA DOMINI verblieb am 6. Januar. Mit der Etablierung des Advents ab dem 6. Jh. verschob sich also der christliche Jahresanfang nach vorne. Noch heute beginnt das kirchliche Jahr am 1. Adventssonntag (Ende November/ Anfang Dezember), damit der o.g. anamnetische Jaheszyklus mit der Menschwerdung Christi beginnt.]

Lange Rede, kurzer Sinn: Muslime (wie der Koran selbst) nehmen diese Österliche Perspektive des Christentums und der Evangelien nicht ein, aus der sich überhaupt erstmal für Christen die Relevanz der Geburt Jesu für die Heilsgeschichte ableitet. Obwohl der Koran messianische Hoheitstitel in Bezug auf Jesus verwendet, unterscheidet sich der Messianitätsgedanke hier in beiden Religionen erheblich, Gottessohnschaft und damit das Wesen Gottes sind Fragen, die hiermit korrespondieren. Das Gedächtnis der Geburt Jesu stünde auch aus christlicher Perspektive ohne die Verbindung mit dem offenbarenden Erscheinen Christi im luftleeren Raum. Weil Muslime diese Perspektive nicht teilen und es nicht darum geht, die leibliche Geburt von Propheten (egal wie "wichtig" sie sind) zu feiern, ist Weihnachten im muslimischen Glauben m.E. obsolet. Dass Muslime hierzulande an Weihnachtsbräuchen teilhaben ist kein religiöses Indiz, sondern Inkulturation. Weihnachten ist aus religiöser Perspektive aber eben mehr als Weihnachtsbaum, Licht und Geschenke.

Ich gehe nicht detaillierter auf den muslimischen Glauben und auf die Koranexegese ein, weil ich mich mit beidem nicht derart auskenne, um angemessen argumentieren zu können und ich mir nicht anmaßen möchte, über andere religiöse Perspektiven Lückenwissen zu präsentieren und somit unreflektiertem Populismus die Tür zu öffnen. Das kenne ich als Katholik zur Genüge.


FreeScotland  05.01.2017, 19:11

Hallo, darf ich dich korregieren?

Die Wintersonnenwende ist am 21. nicht am 25.12. Am 25. ist der Geburtstag des Gottes Mithras. Der Mithraskult wurde durch römische Legionäre in Mitteleuropa verbreitet.

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ruhrpott91  06.01.2017, 12:29
@FreeScotland

Danke für Ihre Ergänzung. Ich habe mich wohl an dieser Stelle nicht präzise ausgedrückt, als ich von der "beabsichtigten Christianisierung des heidnischen Sonnenkultes" schrieb. Der Gott Mithras wurde auch in Rom als Sonnengott (Sol invictus) verehrt, dessen Geburtsfest war der 25. Dezember. Allerdings möchte ich Sie re-korrigieren: Dieses Fest fiel auf die Wintersonnenwende - für den Sonnenkult völlig konsistent. Erst seit der Gregorianischen Kalenderreform klaffen die Termine von Wintersonnenwende (21./22. Dez.) und Weihnachten (25. Dez.) dauerhaft auseinander. Aber sonst gebe ich Ihnen Recht, ein Halbsatz mehr mit dem Stichwort Sol invictus wäre präziser gewesen.

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Horus737  05.01.2017, 19:17

So viel bla bla bla. Das schreckt ab ! Schon die Geduld das durchzulesen fehlt .

Kurz gesagt: An Weihnachten wird für die Christen der Sohn Gottes geboren. Für die Muslime ist er nur ein Prophet. Deshalb keine Feier bei den Muslimen der für Christen unserem Gott geweihten Nacht.

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ruhrpott91  06.01.2017, 13:17
@Horus737

Das tut mir leid für Sie! Liegt es an Geduld oder Aufmerksamkeit? Soll ich keine langen Antworten mehr geben, um Sie zu schonen, oder sollten Sie das Lesen solcher Antworten nicht eher meiden, um sich zu schonen? Wie auch immer wird Ihnen der folgende Kommentar auch zu abschreckend lang sein, Sie müssen Ihn nicht zur Kenntnis nehmen. ;) Das folgende "bla bla bla" enthält ein Gegenargument und eine Rechtfertigung.  

Für das Christentum ist Johannes auch "nur" ein "Prophet". Trotzdem gedenken Christen seiner Geburt am 24. Juni nahe der Sommersonnenwende: Bei uns Katholiken ist es eines der Hochfeste, bei den Orthodoxen ebenfalls ein Fest (wenn auch keines der 12 Hauptfeste) und dieser Termin ist als Johannistag ebenfalls im Kirchenjahr mancher evangelischer Kirchen fest verankert.

Dass Jesus Christus für Muslime Geschöpf ist und nicht wesensgleich mit Gott, ist allgemein bekannt und wird in der Fragestellung vorausgesetzt. Die Begründung, dass der Geburt von Propheten kein feierliches Gedächtnis zukommt, ist also scheinbar gemäß der Fragestellung zu einfach. Die Frage ist berechtigt, warum es kein Gedächtnis seiner Geburt gibt, obwohl Jesus im Koran als Prophet eine wichtige Rolle spielt.   

Ich habe versucht, eine heilsanamnetische Antwort zu entwerfen. Dabei habe ich (auch aus liturgiegeschichtlicher Sicht) herausgestellt, warum Christen die Menschwerdung Christi feiern und warum es keine Rolle spielt, dass es sich nicht um ein historisches Datum handelt, es sich also nicht einfach um die Geburtstagsfeier einer Gottheit oder eines Religionsstifters handelt, wie viele Antworten es anklingen lassen. Das ist notwendige Bedingung dieses Ansatzes. Daraus ergibt sich auch, warum im Christentum an die Geburt wenigstens eines Propheten, der nicht göttlichen Wesens ist, gedacht wird. Ist die heilsanamnetische Perspektive des christlichen Feierns klar, so ergibt sich aus ihrem Wesen per se, dass die heilsanamnetische Perspektive muslimischen Denkens auf Jesus hin eine andere ist, obwohl dieser im Koran eine wichtige Rolle einnimmt. Das war meine Antwort, die Grundlage dafür ist, dass Nichtmuslime oder Menschen, die sich mit muslimischer Theologie wenig beschäftigen, einfach steil behaupten können: Weil Jesus für Muslime nur ein Prophet ist. Ich habe diesen Ansatz gewählt, um überhaupt antworten zu können, ohne nur das zu wiederholen, was die Fragestellung bereits voraussetzt, und ohne Dinge aus der muslimischen Theologie zu behaupten, die ich nicht genau begründen kann.

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An Weihnachten wurde Gott Mensch. Das ist nicht im Glaubenskonzept der Moslems enthalten. Aus ihrer Sicht ist Gott über dem Menschen. Ich würde somit und auch aus anderen Gründen nicht behaupten dass Islam und Christentum sich ähneln, und ganz sicher finde ich nicht dass der Islam eine verbesserte Version vom Christentum ist.

Es gibt zwar sicher Moslems, die kulturell einen Teil von Weihnachten übernommen haben. Es gibt ja auch Atheisten welche an Weihnachten eine Baum schmücken und sich was schenken. Aber das heisst nicht dass sie den Ursprung, den Sinn von Weihnachten kennen und als solchen feiern.

Woher ich das weiß:Hobby – Bibelschule, gute Predigten, Bibellesen, Austausch

thisgirl0 
Fragesteller
 04.01.2017, 17:34

Deshalb habe ich ja auch > "verbessert" geschrieben. Nicht wirklich so gemeint, habe aber eben kein Wort dafür gefunden.

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annie80  04.01.2017, 17:37
@thisgirl0

Naja verbessert heisst besser als das was vorher war. Das sehe ich definitiv nicht so (ein Moslem sagt da natürlich was anderes).

Beim nächsten Mal kannst du auch schreiben "andere Version", oder "neue Version". Das impliziert dann nicht dass das eine besser als das andere ist.

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Ethesok  04.01.2017, 17:45
@thisgirl0

Sag einfach Update 2.0 ;-). Ein Update ist nicht immer eine Verbesserung, aktualisiert aber das Hauptprogramm. So fühlt sich niemand auf den Schlips getreten.

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annie80  04.01.2017, 17:53
@Ethesok

Naja das sehe ich eher als eine Kopie und Umprogrammierung des Originals. Aber sei's drum. Ich will mich nicht streiten nur weil ich vom Christentum überzeugt bin.

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Schoggi1  04.01.2017, 19:37
@annie80

Ich will mich nicht streiten nur weil ich vom Christentum überzeugt bin.

Doch gibs ihm! 

ne Spass! ;D 

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"Weihnachten" wurde erst beim Konzil zu Nicea (325 n.Chr.) "erfunden", um den Menschen "Christen und Heiden" eine gemeinsame "Religion" zu geben. Das war vom Kaiser Constantin so gewünscht und wurde von der "Weltkirche" so gelehrt (Offb.12,9; 2.Kor.11,14).

Zuvor wurde an diesem Datum die "Wintersonnenwende" gefeiert.

Der "Gott dieser Welt" (2.Kor.4,4) wird in Bälde gefangen (Offb.20,2) nachdem er weiterhin die "Heiligen Gottes" umbrachte (Offb.17,1-6).

In Gottes Reich wird alles geklärt werden (Offb.14,1-3).

Die Geburt eines Propheten zu feiern ist blasphemisch.
Wir feiern ja auch nicht den Geburtstag von Propheten Muhammad (saws), weil diese lediglich Menschen sind und in dem wir ihre Geburt feiern in Festen und Geschenken übertreiben wir in der Verehrung eines Diener Gottes. Somit wird die Schöpfung neben dem Schöpfer "angebetet, verehrt".

Jesu Geburt war zu aller Wahrscheinlichkeit nicht im Dezember weswegen einige Christliche Gruppierungen seinen Geburtstag auch nicht im Dezember feiern.


Zicke52  04.01.2017, 20:04

@IslamisTruth: Meine Freunde feiern meinen Geburtstag und machen mir Geschenke. Aber weder verehren sie mich, noch beten sie mich an (wäre mir auch furchtbar peinlich). Sie finden einfach, dass man auch einem "nur" Menschen, den man mag und der einem wichtig ist, gratulieren und ihn beschenken darf. Ohne ihn zu vergöttlichen. 

Mohammed und Jesus sind den Moslems doch wichtig? Was spräche also dagegen, dass sie ihrer Geburtstage gedächten? Selbst wenn es nur symbolische Daten sind.

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