Blickwechsel 24. November 2022
Deine Frage an einen ultraorthodoxen Juden
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Ich würde als Jude geboren.

Zuletzt stellte sich nicht mehr die Frage, ob mir zB tibetanische, ägyptische oder sonstwelche Glaubensrichtungen interessieren könnten.

Ich traf einen Rabbiner der mir bei einer persönlichen Problematik half und ich stellte ihm dann so einige provokante Fragen, die zB Christen zur Weißglut brachten. Er blieb vollkommen ruhig und geduldig, was ich eigentlich nur von meinen Karatelehrern kannte. Daß er selber Karatelehrer war, Dritter Dan, erfuhr ich erst sehr viel später.

Er erfuhr aber auch, warum ich um das Orth. Judentum immer einen großen Bogen machte. Meine Mum war erst im Arbeitslager der Nazis, weil sie Jüdin war. Und nach der Befreiung durch Russen war sie im russischen KZ, weil sie Deutsche war. Keine Seltenheit so etwas, was ich Jahre später erfuhr.

Seit dem wollte sie nichts mehr mit dem Judentum zu tun haben, war auch Zuhause absolutes Tabuthema.

Meine erste Freundin war Jüdin. Als meine Mum das erfuhr, mußten wir uns nur noch heimlich treffen. Wir blieben dennoch mehr als 10 Jahre zusammen, bis wir heiraten wollten. Meine Eltern wollten den Kontakt nicht und machten so viel Zoff, daß die Trauung ins Wasser fiel.

Und dazu noch so einige "jüdische" Erfahrungen, daß auch für mich Judentum für mich zum Tabu wurde. Und dennoch kann ich mit gutem Gewissen behaupten, ich hatte die besten Eltern der Welt. Denn wenige Wochen vor dem Tod meiner Eltern entschuldigte sich meine Mutter bei mir, alles war sofort vergeben.

Erst als ich etwa 50 war, kam das wieder zur Sprache, ich ich diesen Rabbi traf. Zufall?

Er bot mir seine Hand an mit den Worten: "Komm, ich zeige dir den Weg zurück." Und ich ging den Weg zurück, zu einem "Zurück", was ich nie zuvor kannte.

Und ich hatte es nie bereut, bis heute nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.