wie werden kinder in afrika erzogen?

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5 Antworten

Um ein einzelnes Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf.

Afrikanisches Sprichwort.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob ein Mensch gebildeter ist, der auf einer Schule aus Büchern und nach der Auffassung eines einzelnen Menschen gebildet wurde oder ein Mensch, welcher am abendlichen Feuer den weisesten des Dorfes bei den Erzählungen zuhört, tagsüber von allen Erwachsenen Wissen vermittelt bekommt durch Vor- und Nachmachen, Erzählungen und Berichten.

Wo die gesellschaftliche Stellung noch nicht an materiellen Gütern hängt wie bei den frei lebenden Buschmenschen wird die Gemeinschaft insgesamt beachten, welche Talente die Kinder jeweils haben und diese fördern, so dass das ganze Dorf später die Besten mit der besten Ausbildung haben. Besondere Fähigkeiten können hier z.B. in heilenden Fähigkeiten oder auch Jagd, Pflanzenverständnis und damit spätere Führungsperson beim Sammeln, Jagen bzw. Heilen sein. Buschmänner kämen nie auf die Idee, ein Kind oder mehrere nur von einer Person unterrichten zu lassen. Sie setzen sich vor die Kinder in einem Halbkreis und führen ihnen vor, was es zu vermitteln gilt. Und zwar alle gleichzeitig. So wird z.B. der Ruf eines Löwen nach Artgenossen oder aus anderen Gründen von allen gleichzeitig vorgemacht. Die Kinder lernen so, dass die Natur vielfältig ist.

Ist ein Volk schon an materielle Güter gebunden wie z.B. bei den Nomaden und den Bauern, wird das am besten geeignete Kind nicht unbedingt bevorzugt, sondern als Erbe ausersehen und damit in zusätzliche Fähigkeiten ausgebildet wie soziale Kompetenz, Kriegführung während die anderen, schwächeren Kinder mehr lernen gut zu kämpfen, sich was sagen zu lassen, andere Fähigkeiten auszubilden, welche der Gemeinschaft nützlich sein können. Daraus erklärt sich auch, dass es für ein Dorf selbstverständlich ist, eines seiner Kinder schulisch in unserem Sinne so weit als möglich zu fördern. Das Kind wird es dem Dorf später selbstverständlich lohnen.

Kinder werden also mehr als Zukunft der gesamten Gemeinschaft angesehen denn als Eigentum einzelner Eltern. Sie sind dort noch mehr die Zukunft einer Gemeinschaft, sichern das Alter ab, Unterstützung bei Krankheit.

Hol dir das Buch Wüstenblume oder eben den film da sieht man ganu genau wie die kinder in Somalia erzogen werden und welche sitten sie haben der film spiel in somalia

Das Beispiel ist wirklich nicht gut gewählt, denn Kapstadt ist so etwas wie eine europäische Stadt und selbst die Afrikaner - solange sie nicht in den Slums leben - haben kaum noch traditionelle Erziehungsmethoden...:-)

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Somalia besteht zu 99% aus Somalis, diese bezeichnet man auch als Kuschiten, allerdings ist da viel arabisch-persisches Blut drin. Man würde Ihre Kultur also eher mit den Arabern oder Nordafrikanern vergleichen...

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Ein schöner Vergleich ist z.B. die Allgemeinkultur der Bantus und der Vergleich zu den nomadisch lebenden Niloten (Massai) oder den Buschmännern in Südwest-Afrika. Während erstere vor allem Land- und Milchwirtschaft betreiben und zudem den Löwenanteil der gebildeten Oberschicht stellen, sind die Nomaden entweder mit Ihren Kühen/Ziegen unterwegs, oder stellen mit Speer und Bogen diversen Wildtieren nach.

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Bantus haben zu 90% ein System, welches Jungen und Mädchen ab einem bestimmten Alter zu Erwachsenen und später zu Ältesten macht. Bei den Jungs ist die Beschneidung fast immer der Übergang zum Erwachsenwerden, dazu werden sie einige Tage im einem Wald im Stammesland zusammen mit Gleichaltrigen in die Geheimnisse der Stammeskultur eingeführt, dazu gehört auch das Schlachten und Zubereiten von Nahrung. Im Stamm meiner Frau ziehen die Knaben singend und tanzend durch die Strassen, dabei verdecken sie nur Ihr Gesicht und sind ansonsten völlig nackt. Der 'Cut' erfolgt dann an einem heiligen Ort, danach sind sie Männer und ziehen bedeckt mit einem Bettlaken (moderne Version) oder einem Ziegenfell (traditionell) zurück in das Dorf wo sie von Ihren Eltern begrüsst werden. Nach der Beschneidung sind sie Männer und müssen (als Unverheiratete) im Männerhaus schlafen. Zu Ihren Müttern haben sie danach ein weitaus distanzierteres Verhältnis, auch nackt dürfen die sie nicht mehr sehen...Der Vater übernimmt nun die Rolle des Führers und weist die jungen Männer in Ihre Rechte und Pflichten ein. Bei den Mädchen wird mit dem Erwachsenwerden die Kleidung des Stammes und eventuell Schmuck angelegt. Früher erkannte man anhand der Farben und des Schmucks, ob eine junge Frau heiratsbereit ist, heute ist das eher unauffällig, man kleidet sich nicht mehr ganz so traditionell. Die Beschneidung gibt es bei einigen wenigen Bantu-Stämmen vor allem in Ostafrika, sie ist - zuim Glück - ziemlich auf dem Rückzug.

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Vor dem Erwachsenwerden, haben Kinder in Afrika weitreichende Freiheiten, man verzieht Ihnen fast alles und lässt Ihnen freien Lauf. Allerdings obliegt den Mädchen zusammen mit den älteren Frauen für Wasser und Brennholz zu sorgen, auch das Essen bereiten sie vor, während die Jungen das Vieh hüten oder schwere Feldarbeit verrichten, allerdings bleibt immer genügend Zeit zum Spielen und Afrikaner lieben alle Kinder, da spielt es keine Rolle ob es die eigenen sind. Kinder haben einen höllischen Respekt vor älteren Leuten, man geht aus dem Weg und hält an, wenn ein Ältester vorbeigeht. Aus Ehrerbietung nimmt man die Hand mit beiden Händen und legt die Stirn darauf. Bei den Mädchen is es auch üblich, das diese sich hinkniehen müssen. Ältere Frauen darf man oft nicht die Hand geben, bei den Stämmen wo das erlaubt ist, verbeugt man sich weder als Mädchen noch als Junge, man sagt aber z.B. 'Mama soundso schän Dich zu sehen' oder bei älteren 'Cucu' (Grossmutter). Am abend sitzt man beim Essen zusammen und lauscht danach den Geschichten der Eltern oder Grosseltern, teilweise sitzen Männer und Frauen in getrennten Gruppen, die Männer sitzen auf Stühlen während die Frauen auf Strohmatten am Boden sitzen...

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Ein wenig anders verhält es sich bei den Nomadenvölkern, hier sind die Aufgaben von klein an (ab etwa 5 Jahren) sehr strickt verteilt. Auf Grund der gefährlichen Umgebung lernen junge Massais recht früh den Umgang mit Schleuder und Bogen, die Mädchen müssen lernen auf Bäume zu klettern oder Steine zu schmeissen. Auch werden z.B. bei den Buschmännern früh unterrichtet was man essen kann und was nicht, wo man in der Kalahari Wasser findet und welche Tiere gefährlich sind.

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Bei den Massai beginnt das Leben als Erwachsener wie bei den Bantus mit der Beschneidung, die im Alter zwischen 16 und 20 ertfolgt, danach ist er ein Krieger (Moran) und zieht mit seinen Altersgenossen durch das Land, stiehlt Rinder (die ja laut Ihrer Religion eh alle den Massai gehören) und verführt so viele Frauen wie möglich. Zu dieser Zeit werden die Morani auch zum Schutz von Clans eingesetz oder bei kriegerischen Auseinandersetzungen verwendet. Auch die Mädchen werden vereinzelt noch Beschnitten, leider hat sich an der Situation der Clans im Busch nicht viel geändert, auch heute noch werden tausende von Mädchen jedes Jahr Opfer der 'pharaonischen Beschneidung' was auf die Herkunft der Masssai aus dem heutigen Sudan (früher Saba) hindeutet. Ihre Aufgabe besteht im Sammeln von Feuerholz, WAsser, dem Kochen und vor allem dem Hüttenbau. Die Mädchen werden wie bei den Bantus gegen einen Brautpreis von einer Anzahl Rinder und Ziegen verheiratet, dabei haben wohlhabende Massai-Männer (=viele Kühe) mindestens 3 Frauen, ich selber gelte als ärmster Stammesältester in Nairobi weil ich lediglich 2 Kühe und nur eine Frau habe, in diesem Fall ist mir die 'Armut' aber ganz angenehm...:-)

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Jeder Afrikaner der sich das leisten kann, oder in einem Land mit freier Bildung lebt, schickt seine Kinder zur Schule. In Grosstädten hat die Schule bereits einen viel höheren Stellenwert als die traditionelle Ausbildung, allerdings gibt es - zum Glück - immernoch viele Afrikaner die Ihre Kinder in den Schulferien z.B. zur Grossmutter aufs Land schicken und so dafür sorgen, das die Tradition und das Wissen nicht aussterben, auch die Stammessprache bleibt so weiterhin lebendig. Bildung gilt in Afrika viel und strahlt auf die gesamte Familie und natürlich auch das Dorf ab. Intelligente Jugendliche werden oft von einem ganzen Clan gesponsort, man erwartet natürlich auch, dass sich der Doktor oder Professor später revanchiert...

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Ich bin immer ganz beeindruckt, mit wieviel Respekt und Freundlichkeit mich Mesnchen in den kleinen Dörfern empfangen. Ich habe durch meine Projekte und meine Frau natürlich viel Kontakte zu den Stämmen. Bei 3 Stämmen in Kenia bin ich Ehrenältester und nehme auch manchmal an Beratungen teil. Dort merkt man wie wichtig die Zukunft der Kinder den Älteren ist. Auch Respektlosigkeiten von Jugendlichen werden dort diskutiert, natürlich geht das alles langsam verloren, trotzdem sind die Alten der wichtigste Bezugspunkt zur eigenen Kultur und ich bin immer ganz überrascht, wieviel Weisheit man unter völlig ungebildeten Greisen findet, die nie weiter als 20 Kilometer aus Ihrem Dorf herausgekommen sind. Wenn ich dann manchmal als Hochgebildeter gefragt werde, muss ich eingestehen, dass ich von der Heilwirkung von Bäumen oder Tierkrankheiten praktisch nichts weiss, bin aber froh wenn nach Telefonen, Strom oder Bildung gefragt wird...

Afrika ist ein Kontinent, mit mehr Ländern, Sprachen, Völker und Religionen, als in Europa ‐ darüber hinaus sind die gesellschaftlichen Spannungsfelder zb zwischen Stadt und Land, Oberschicht und Armut etc. oft schärfer, als bei uns.

Es gibt keine europäische Erziehung, noch viel weniger eine afrikanische.

Wenn das Thema lauten würde "Kindheit der Massai zwischen Tradition und Moderne" ( oder ähnlich), dann wäre das ein konkreter Ansatz, aber so kann man dem Thema nicht gerecht werden...

Es gibt nicht DIE afrikanische Kindererziehung... Es gibt ja auch nicht DIE europäische Kindererziehung.

Zudem kannst Du nicht die Kindererziehung in einer Stadt (Kapstadt) mit der in einem Land (Somalia) vergleichen. Das wäre wie der Vergleich zwischen der Kindererziehung in Berlin und der in der Schweiz. Also völliger Unsinn.


JaquelineLuisa 
Fragesteller
 01.12.2010, 19:29

na dann;D meine lehrerin hat mir aber diese aufgabe gegeben -.-

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