Wie steht der buddhismus zum Leib-Seele-Problem bzw. wird dort ein Unterschied zwischen Körper und Geist gemacht oder sind Körper und Seele dort eins?

5 Antworten

Ein Leib-Seele-Problem, wie wir es hier im „Westen“ kennen, kann es im Buddhismus nicht geben (wenngleich ich zugeben muß, daß die Ansichten darüber sogar innerhalb des Buddhismus variieren). 

Als Seele verstehen wir hierzulande ja den „eigentlichen, unveränderlichen“ Menschen, der auch durch den Wegfall des Körpers nicht vernichtet wird. Wie du vermutlich weißt, hat Buddha diese Ansicht als unzutreffend verworfen. 

Lediglich als geeignete Arbeitshilfe findet der Ausdruck „Körper, Geist und Seele“ Verwendung. 

Daß es einen Körper (eine Form) gibt, braucht nicht weiter ausgeführt zu werden. Im Buddhismus ist er einer der Daseinsfaktoren. 

Im Prinzip enden hier bereits die Gemeinsamkeiten, denn jetzt kommen weitere Bezeichnungen ins Spiel, wie Seele, Gemüt, Herz, Psyche, Geist u. ä., die oft als synonym betrachtet werden, jedoch durch unterschiedliche Funktionen gekennzeichnet sind. Als eine Art „Seele“ könnte (von Nicht-Buddhisten) auch der Gandhabba (das „jenseitige“ Wesen, ohne das die Bildung eines Embryos nicht erfolgt) gesehen werden. 

Insofern könnte man mit einer gewissen Berechtigung schon von einer Trennung zwischen Leib und Seele sprechen – sollte sich aber der Buddha-Worte bewußt sein, daß es sich hier um „… blosse Namen, blosse Redewendungen, Bezeichnungen im gewöhnlichen Verkehrsgebrauch [handelt]. Von diesen macht allerdings der Erhabene Gebrauch, ohne aber durch sie irregeleitet zu werden“.

Tut mir ehrlich leid, daß ich mit dieser Wischiwaschi-Antwort nicht zur Lösung deiner Frage beitragen konnte ;-)

Es ist tatsächlich so, dass beides im Grunde eins ist.

Dennoch ist dazu zu raten, sich Geist & Seele voneinander getrennt vorzustellen, also als Mittel der Abstraktion. Für die buddhistische Praxis muss eine Trennung vorgenommen werden, dass es sich die praktizierenden vorstellen können.

Ich gebe dir ein Beispiel: wir nehmen die Farbe Rot & Blau unterschiedlich war. In unserem Alltag macht das auch Sinn, sie so zu trennen. Jedoch sind beide Farben Ausdruck elektromagnetischer Wellen, welche nur unterschiedliche Frequenzen haben.

Buddha hatte das einmal mit einem Bild veranschaulicht: eine Schale gefüllt mit Wasser. Die Schale steht für den Körper & das Wasser für den Geist. Ist die Schale in Bewegung, so ist auch das Wasser unruhig. Daher ist es sinnvoll im Sitzen, frei von Reizquellen zu meditieren. Letztendlich benutzt Buddha die Trennung von Geist und Körper, um einen psychologischen Sachverhalt zu veranschaulichen.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und für mich ist es eine Einheit.

Das zeigt sich bereits daran, dass Geist und Körper sich wechselseitig beeinflussen.

Sind wir etwa geistig müde, dann sinkt unsere aufrechte Körperhaltung zusammen - die Haltung des Geistes beeinflusst den Körper.

Umgekehrt kann eine gute Haltung auch die Konzentration fördern - die Haltung des Körpers beeinflusst den Geist.

Alles besteht in wechselseitiger Abhängigkeit - so ist das Bewusstsein ("Geist") ein Produkt der neurologischen Aktivität des Gehirns und Nervensystems ("Körper").

Deshalb sehe ich für mich auch keinen Sinn in Lehren, die eine vollständige "Vergeistigung" oder eine sonstige Überbetonung des Imaginären anstreben.

Das Leben mit materiellen Bedürfnissen ist im Buddhismus nichts "sündhaftes", das überwunden werden muss - es ist alles eine Frage des Gleichgewichts.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Ich kann nur für den Nichiren-Buddhismus antworten: Dort sind beide EINS (...naja, weil ALLES EINS ist..... auch wenn das schwer zu verstehen ist) ...aber ein Leib-Seele-PROBLEM hat der B. nicht: Der Buddhismus hat überhaupt keine Probleme! .... Probleme hat der eine oder andere Buddhist, der mit dem Leiden an seinem Leben nicht so ganz klar kommt:)