Wie spricht man als Sohn das erste mal mit seinem Vater?
Ich bin 23, bin mit meiner Mutter alleine aufgewachsen. Meinen Erzeuger habe ich das erste Mal in einem Gerichtssaal gesehen. Mein Leben lang quält es mich, dass ich alleine vom Jungen zum Mann werden musste.
Ich habe so viele Fragen. Wieso war er nie da? Bin ich ihm ähnlich, hat er an mich gedacht in den Jahren, sich gefragt wie ich bin, wie ich aussehe?
Meine Mutter sagte mir immer er habe sich nie für mich interessiert und das es ihr Himmel Angst wäre, wenn er Kontakt zu mir hätte.
Ich habe ihr immer vertraut und dachte mir ich brauche diesen Menschen nicht in meinem Leben, aber innerlich wusste ich immer, dass das eine Lüge ist, die ich mir selbst erzähle um mit diesem Schmerz irgendwie umzugehen.
Bei einem Umzug bekam ich zufällig Fotoalben in die Hand. Auf den Fotos hält er mich im Arm, ich bürste seine Haare und lache ihn an und er mich.
Also war er doch da. Als ich diese Bilder sah war ich so verwirrt und wütend, verletzt.
Ich muss wissen was damals passiert war, was passiert sein kann, dass einem Vater der eigene Sohn egal zu sein scheint.
Ich weiß wo er wohnt, dass er wohl verheiratet ist und vielleicht andere Kinder hat. Ich frage mich ob ich irgendwas in ihnen von mir wieder erkennen würde.
Meine Freundin meint ich solle ihm einen Brief schreiben, nicht einfach hingehen. Aber was schreibe ich?
Mein bester Kumpel hat mir eine Vorlage geschrieben:
Hallo Herr xx, sie sind mein Erzeuger. Mittlerweile beschäftigt mich die Frage weshalb Sie damals gegangen sind, wieso es mir nicht vergönnt war einen Vater zu haben. Wie das damals alles passiert ist und so weiter. Rückmeldung an: Mail@mail.com Vielen Dank Freundliche Grüße Vorname Nachname (Sohn von (Name Mutter))5 Antworten
Ich sag mal vorweg. Weil es Babyfotos mit euch gibt, heißt nicht, dass er ein guter Vater ist oder das er später nicht doch gegangen ist.
Ne Freundin vor mir hat das leider auch. Kind ist fast 3, der Vater hat sich das letzte mal vor nem Jahr blicken lassen, auf Kontaktversuche von ihr geht er nicht ein. Er geht nicht darauf ein, dass sein Sohn einen Vater braucht, auch wenn sie getrennt sind und das es nicht so schwer ist regelmäßig wenigstens vorbe zuschauen.
Von den beiden gibt es auch haufenweise Bilder, ma Anfang war er da und dann auf einmal eben nicht mehr.
Nicht falsch verstehen, das klang alles auch deiner Mutter gegenüber sehr vorwürflich, als würdest du unterstellen wollen, sie hätte ihn weggejagd, weil es ja durchaus Bilder von euch gibt
Ansonsten stimme ich @Mirarmor zu
sie sind mein Erzeuger.
Das wäre so der Satz, wo ich den Rest gar nicht mehr lesen würde...
Auch das "Sie" geht gar nicht!
Er ist dein Vater, hat einen Vornamen und wird geduzt.
Und du solltest es locker und flockig angehen und nicht mit so einem vorgefertigten unpersönlichen Wisch.
Also schreibe einfach:
"Hallo Klaus/Peter/Michael (wie er auch immer heißt),
ich bin dein Sohn XYZ und ich würde gerne Kontakt zu dir aufnehmen..."
Und dann schreibst du über das wie, wieso, warum und weshalb. Das du dich freuen würdest von ihm zu hören, so viele Fragen hast, gerne wissen würdest ob Halbgeschwister da sind usw.
Es ist leider so, dass es viele Mütter gibt, die es erfolgreich hinbekommen haben, dass sich der Vater aus dem Leben des Kindes verabschiedet. Ob es bei dir so gewesen ist, weiß man natürlich nicht. Aber ich finde es immer gut und wichtig, wenn ein inzwischen erwachsenes Kind dem anderen Elternteil die Chance für Erklärungen gibt.
Vielleicht ist er ein Idiot, vielleicht aber auch nicht... Und wann man sich mal von den Erzählungen der Mutter löst, die natürlich nicht unvoreingenommen ist und die Sache nur aus ihrer Sicht schildert, dann muss man sich später auch nie vorwerfen, es nicht wenigstens versucht zu haben Kontakt herzustellen.
Oberalbern finde ich es auch immer, wenn man anfängt den Elternteil zu siezen. Das machen eigentlich nur die Kinder, die Kohle sehen wollen, aber schon so vom Elternteil wo sie leben geimpft wurden, dass der andere Elternteil ein ganz böser Mensch ist.
Ihr seid nun Beide erwachsen und miteinander verwandt. Also gibt es keinen Grund für das distanzierte "Sie".
Schreibe einfach was du so gemacht hast bislang, dass du Bilder gefunden hast, dich gerne mit ihm austauschen willst.
Entweder er will Kontakt oder er will es nicht. Das wirst du dann sehen...
Puh, also ich verstehe das, aber das klingt schon sehr vorwürflich. Wenn du willst, dass er sich meldet, mildere das erstmal ab.
Hallo Herr X,
vor xx Jahren haben Sie mich gezeugt.
Inzwischen kenne ich auch gemeinsame Fotos von Ihnen und mir.
Ich habe keine persönlichen Erinnerungen an Sie und so viele Fragen.
Wie jeder Mensch muss auch ich wissen, wo ich herkomme, wie das alles kam. Um das als Teil meiner Geschichte begreifen und nach vorn gehen zu können.
Bitte melden Sie sich ...
P.S.: Ich glaub nicht, dass dein Vater plötzlich ein toller Mensch ist / wird, der für dich eine ganz liebevolle, verlässliche Person wird.
Aber hau ihm nicht gleich alles um die Ohren, für dich ist erstmal wichtig ihn zu sehen, dass er viel erzählt, dass du Infos bekommst. Das Wissen ist wichtig, um zu verarbeiten und sich ggf. auch von ihm distanzieren zu können.
Besser einen schrecklichen Vater kennengelernt als jeden Tag neue Bilder von verschiedenen Vätern im Kopf zu haben, einfach um bewerten und abschließen zu können.
Erwarte keine Wiedergutmachung (das geht gar nicht) oder Reue (kann er gar nicht, weil er sein gutes Selbstbild von sich selbst aufrecht erhalten muss).
Wenn er nicht mal Unterhalt gezahlt hat, ist er einfach ein A****, und da wird kein Engel mehr draus.
Wie man mit seinem kleinen Kind auf dem Arm lachen und es dann für immer verlassen kann, dass kann ich eh null nachvollziehen.
Dass er es für andere Kinder "besser macht", muss besonders schmerzhaft für ihn sein.
Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht wäre, wenn du eine Kopie eines gemeinsamen Fotos beilegen würdest (geht ja auch digital). Haut bei ihm emotional sicherlich mehr rein, bringt aber ggf. auch mehr negative Erinnerungen (Konflikte mit deiner Mutter) hoch. Könnte insgesamt aber evtl. die Chancen erhöhen, dass er sich meldet.
Wenn er sich nicht meldet, kannst du immer noch einfach vorbeigehen, das würd ich dann auch tun.
Ich würde das nicht so anklagend schreiben, wenn du Antwort erwartest.
Schreib höflich wer du bist, was du gerne wissen möchtest, ggfs. ob du gerne Kontakt herstellen möchtest bzw. ob von seiner Seite Interesse besteht, dass man sich mal kennenlernt.
Wenn seine neue Frau nicht weiß, dass es dich gibt und den Brief liest, könnte es natürlich unangenehm für deinen Vater werden.
Kannst du ja machen.
Habe meinen Vater auch nie wirklich gehabt.
Ich war höchstens alle 2 Jahre 1 mal bei ihm.
Er hat meine Seele kapput gemacht.
Ich hätte ihm schon einen Brief geschrieben.
Heute ist er mit völlig egal.
Das ist dann aber seine eigene Schuld der 2. Frau nichts zuerzählen