Wie sollte man eine Podiumsdiskussion mit Politikern beginnen und wieder beenden?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Podiumsdiskussion

Du bist sicher, dass es eine Podiumsdiskussion ist? Das ist nämlich eigentlich eine Art "Theaterstück", das die Leute auf dem Podium aufführen; und das nur gelegentlich und nach strengen Regeln von den Zuhörern unterbrochen werden darf.

Ich habe überhaupt keinen Schimmer wie ich die Podiumsdiskussion beginnen ... soll.

  • Formale Vorstellung aller Podiums-Diskutanten. (vollständiger Name mit allen Titeln, Beruf, kurzer Einblick in die (aktuelle) Biografie, aktuelle Tätigkeiten, wichtige Auszeichnungen und Titel, etc.)
  • Vorstellung in der Reihenfolge der Wichtigkeit (Auch in der Demokratie sind Titel wichtiger als Menschen! Bundes-Minister vor Landes-Minister vor Mitarbeitern vor dem Rest des Gefolges, scheinbar Gleichwertige nach der Anzahl der Titel bzw. nach der Wichtigkeit in der Vergangenheit sortieren)
  • Einführung des Themas (Kurzer Anriss, was da gleich passieren wird, worum es geht, wie es ablaufen wird, wann und wie unterbrochen werden darf, etc.)
  • Erste - vorsichtige - Fragen stellen (Nicht gleich ins kalte Wasser springen, sondern ein paar pauschale und globale Fragen stellen, die sich leicht und kurz beantworten lassen.)
  • In der ersten Frage-Runde alle Teilnehmer nacheinander zu Wort kommen lassen (Deshalb keine kontroversen Fragen stellen. Eher globale Einbindung des Teilnehmers ins Thema, wobei die Frage "Warum soll der/die jetzt Experte fürs Thema sein?" beantwortet werden sollte.)

Nach dieser formalen Einleitung übernimmt der Hauptteil, also die eigentliche Diskussion, wobei die Moderation den "roten Faden" in der Hand behalten sollte, denn Politiker neigen berufsbedingt zum weit ausholenden Schwatzen; und sie beantworten sehr ungern Fragen direkt, weil man dabei noch zuhört und aufmerksam ist. (Das mögen Politiker nicht.)

Ich habe überhaupt keinen Schimmer wie ich die Podiumsdiskussion ... vorallem wieder beenden soll.

Es gibt für Podiumsdiskussionen kein "genormtes Ende". Im Regelfall wird der Disput aus Zeitgründen abgebrochen.

Wenn du es schaffst, versuche zu resümieren, was in der ganzen Zeit passiert ist. Beschränke dich dabei auf 2-5 Sätze. "Wir haben also festgestellt, dass ...", etc.

Meistens wird es aber sehr schwammig und wenig handfest ablaufen, so dass du auch keine "feststellbaren Fakten" hast, die du nennen könntest. Dann weichst du auf ebenso weiche und leere Phrasen aus ".. das ist ein kontroverses, aber wichtiges Thema ...", "Natürlich können wir das jetzt und hier nicht ausdiskutieren, aber ihr seht ja, die Politiker sind bereit, mit euch zu diskutieren ...", "Vielleicht können wir das ja demnächst mal fortsetzen...", etc.

Wichtig ist nur, dass du dann unverbindlich bleibst, niemandem auf die Füße trittst (Politiker sind unglaublich eitel!) und es trotzdem "abrundest" und in den Abschied überleitest, "Leider ist uns die Zeit davon gelaufen ... bla bla".

die Poltiker dazu bringen sich vorzustellen

Das ist eine sehr, sehr böse Falle! Besser wäre es, DU stellst sie vor.

Wenn du das nicht machst, werden sie dir schon hier viele Minuten eurer kostbaren Zeit rauben, indem sie sich - und vor allem ihre ganz persönlichen Erfolge - mehr oder weniger ausführlich vorstellen.

Und nein: Du wirst sie nicht durch Handzeichen oder Mimik zum Schweigen bewegen, wenn sie nicht wollen, oder wenn sie glauben, dass es unangenehm für sie werden könnte. ;) Überlege dir für den Fall, wie du ihnen das Wort abschneiden willst. Besser wäre es aber, wie gesagt, nicht gleich am Anfang zu eskalieren und die Vorstellung selbst in die Hand zu nehmen. Dann kannst du es allein kontrollieren, wie viel Zeit du dafür nutzen willst.

Ich zweifel seit 3 Tagen daran

Ach was! Mache es dir nicht so kompliziert! :)

Stichpunkte zu den Leuten, ein bisschen in der aktuellen Tätigkeit gestöbert ... das reicht für die Vorstellung. Dann noch Thema und Politiker verbinden (Warum er/sie? Warum nicht jemand anderes? Ist er/sie Experte? Hat er/sie Erfahrung oder Verantwortung auf dem Gebiet?) und schon klappt's mit der Einleitung. :)

Sprich dich mit dem bzw. den Moderator(en) ab, damit ihr den Übergang zu den ersten lockeren Fragen findet. Übt das gemeinsam, damit die Überleitung gut klappt.

Mehr gibt's da eigentlich nicht...


merrypotter  09.09.2013, 18:01

Klasse. Ganz dickes Kompliment!

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Ich würde mit "Herzlich willkommen" beginnen und mit "Vielen Dank" enden. Der Rest wird fast von allein laufen und du wirst hauptsächlich bremsend eingreifen müssen.


merrypotter  09.09.2013, 18:04

Du solltest Moderator werden ... und bedenken, dass Rhetorik die RedeKUNST ist.

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HerrDeWorde  10.09.2013, 22:41
@merrypotter

Von einigen Talkmastern, die sich lieber gehört haben als ihre Gäste, haben wir uns gottlob doch noch verabschiedet. Die Redekunst können Kontrahenten am Redepult beweisen. Der Fragesteller braucht das nicht.

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Schade, dass sich Stefan R. (Name hier verboten) tv-technisch so zurückgezogen hat: Er fragte zu Beginn einer Diskussion mit Spitzenpolitikern, wer den nun "King of Kottlett" sei. Wie ich finde, ein genialer Einstieg.