Wie soll ich das alles überwinden?

1 Antwort

Meine ersten Gedanken sind, wo ist der Vater, weil der hat ja auch eine Verantwortung für das Kind.

Manchmal bin ich so überreizt und gestresst

Dann die Frage, warum bist du überreizt und gestresst? Ist die Arbeit so schwer? Dann musst du weniger Arbeiten, oder dich versetzen lassen, soweit möglich, oder vielleicht mal über eine Umschulung nachdenken.

Ich bereue es nicht ihn bekommen zu haben aber ich war nicht bereit Mutter zu sein, ich war auf nichts vorbereitet und ich wusste nicht was es bedeutet Mutter zu sein.

Um so mehr ist Familienplanung so wichtig. So wie sich das jetzt liest hast du dich schwängern lassen und der Kerl ist weg. Du brauchst dringend Hilfe. Aber erst musst du überlegen woher der Stress kommt und die Gereiztheit.

Ich vermute mal das Kind ist der Auslöser. Ich bin Erzieherin und ich muss über Stunden 20 Kinder bei Laune halten, muss sie beschäftigen und pflegen. Aber ich muss auch darauf achten das ihre Umgebung ordentlich ist, das sie genug essen und trinken usw. Ja, ich habe auch einen gewissen Stresslevel, aber der ist trotz 20 Kindern nicht so hoch das ich sie anschreien muss. Der Stress kommt von den Gegebenheiten des Jobs. Lautstärke und fehlendes Personal, sowie Druck von Träger und Leitung. Deswegen habe ich mir eine gewisse Ordnung und Routine angeschafft und das auch Festgehalten, damit ich genau sehe wo im Tagesablauf was dran ist. Das hilft enorm gegen Überforderung.

Du hast nur ein Kind. Es sollte also sehr leicht gehen. Ich hatte während Corona mal ein einziges Kind in der Gruppe als wir Lockdown hatten. Das war ein Kind systemrelevanter Eltern. Das Kind hat gespielt, ich habe geschrieben, Gruppenraum gereinigt, Radio gehört und Co, nach einer Stunde gabs eine Unterbrechung in seinem Spiel und meiner Arbeit, da habe ich ihn geförtdert, wir haben Obstpause gemacht und dann durfte er weiter spielen bis zum Mittag. Danach gings in die Mittagsruhe, danach war spielen und Vesper an der Reihe, danach sind wir raus auf den Spielplatz und dann war Abholzeit. Alles in allem war der Tag stressfrei. Das einzige was stresste war die Angst, dass man sich ansteckt. Aber sonst ging es.

Wenn du dir einen Tagesablauf festlegst solltest du es nach dem Rhythmus deines Kindes tun. Das könnte so gehen:

Das Kind wird wach
Du wäscht und wickelst das Kind.
Du setzt es zum spielen da hin wo du es im Blick hast.
Du machst für euch das Frühstück.

Nach dem Frühstück setzt du das Kind wieder dort hin wo du es sehen kannst.
Du machst einen Teil der Hausarbeit.
Du unterbrichst für eine kleine Obstpause oder Spieleinheit.

Ist das Kind bei dir kannst du es mit in die Arbeit mit integrieren. Gibt dem Kind Plastikschüsseln Kellen, die Topflappen, Zeitung, Lass es damit hantieren während du Hausarbeit machst. Das Kind wird quengelig wenn es was braucht. Für Windel und Trinkeinheit musst du deine Arbeit kurz unterbrechen.

Dann machst du das Mittagessen. Ihr esst zusammen dann ist Mittagspause. Du legst das Kind hin. Auch du solltest dich hinlegen. Wenn möglich im Selben raum, damit das Kind sieht, dass du auch etwas Ruhe brauchst. Sollte das Kind eingeschlafen sein gehst du ruhig raus und entspannst auf deine Weise. Wenn das Kind nicht gleich einschlafen kann sei nicht ungeduldig. Du kannst leise Kinderlieder singen, oder so tun als wenn du schläfst. Das beruhigt das Kind. Während das Kind schläfst solltest du laute arbeiten vermeiden. Jetzt kannst du Leute anrufen, im Internet surfen, oder einem Hobby nachgehen. Natürlich ohne das Haus zu verlassen.

Wenn das Kind wieder wach ist, oder zur Zeit wenn du es wach machen musst, (Länger als 2 Stunden würde ich es nicht schlafen lassen) würde ich das Kind wickeln, dann Essen und Trinken anbieten, und dann raus gehen, sofern es das Wetter zu lässt. Geht spazieren, geht auf einen Spielplatz usw. Besucht die Großeltern oder Freunde. Auf dem Rückweg kannst du das gleich mit dem Einkauf verbinden.

Zurück zu Hause kannst du noch etwas Hausarbeit machen, lass das Kind wieder in deiner Nähe spielen oder binde es wieder in die Hausarbeit mit ein. Du kannst ihm wieder Küchenutensilien geben, keine Messer oder Spitze Sachen. Du machst etwas Hausarbeit, bereitest das Abendbrot vor und unterbrichst nur, wenn das Kind quengelig wird wegen Windel oder trinken.

Dann esst ihr Abendbrot. Nach dem Abendbrot machst du schnell den Abwasch, Kind wieder in der Nähe. Danach gibts etwas gemeinsame Spielzeit. Nach der Spielzeit machst du das Kind bettfertig und legst es hin. Du bleibst bei dem Kind, liest leise eine Geschichte vor, kurz gemeinsame Kuschelzeit, dann singst du noch Lieder und bleibst bis es schläft. Das dürfte in der Regel schnell gehen sofern du Hintergrundgeräusche aus hast. Den Fernseher oder Musik solltest du nicht im Background haben, weil das Kind merkt sich, wenn ich schlafe macht Mama wo anders weiter. Das weckt Neugier und lässt das Kind immer und immer wieder hochschrecken. Weil Mama wacht was interessantes, das will ich auch. Wenn du den Raum verlässt sobald das Kind schläft muss Ruhe herrschen. Deshalb kannst du alles nur leise machen. Die Zeit bis du zu Bett gehst gehört dann dir.

Das ist ein möglicher Ablauf. Da ich deine Routine nicht kenne und deine Gegebenheiten kann ich dir nichts geben was perfekt auf dich angepasst ist. Fakt ist, du brauchst auch etwas mehr Zeit für dich. Du solltest sehen, dass du mehr Leute in dein Netzwerk holst. Deine Eltern, der Vater, vielleicht andere Verwandte und Freunde. Du solltest andere Muttis kennenlernen. Gemeinsam kann man sich helfen und organisieren.

Wenn das Kind älter ist musst du Regeln entwickeln. Also sobald das Kind reden kann, denn was das Kind spricht, das versteht es auch. Das Kind hat Rechte, Pflichten und Regeln. Die kannst du gemeinsam mit dem Kind konstruieren, aber gleichzeitig auch die Konsequenzen die das Kind bekommt, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Das Kind wird beteiligt, denn daraus lernt es. Aber das kommt erst später wenn es sprechen kann. Aber da gibts auch für dich eine Regel. Wenn du ja sagst zum Kind, dann bleibe auch beim ja, ebenso wenn du nein sagst, bleibe beim Nein. Deine Konsequenz bei Ausnahmen wäre, das das Kind lernt, wie es sich Verhalten muss, damit es seinen Willen bekommt. Und hüte dich davor, das Kind zu locken mit irgendwelchen Versprechungen, Süßkram und Co. Du wirst keine Freude an deinem Kind haben. Bei jeder kommenden Anforderung deinerseits ans Kind muss die Belohnung größer sein, damit sich das Kind irgendwann mal bewegt. Aus dem Bonbon wird eine Schokolade, aus der Schokolade wird Eis, aus Eis wird Ü-Ei, aus Ü-Ei wird ein kleines Spielzeug und und und.... also Hüte dich vor Belohnungen und Lockmittel. Das sind aber Tipps fürs spätere Leben.

Du kannst, wenn du niemanden zur Überstützung hast, eine Familienhilfe oder Erziehungshilfe vom Jugendamt bekommen. Du kannst das Kind zu einer Tagesmutter geben und sehen das du Ausbildung oder Arbeit findest. Nach der Tagesmutter mit 3 Jahren, muss das Kind dann in die Kita. Das wird nicht so teuer. Als Alleinerziehende gibts Zuschüsse vom Amt. Die ärmsten Familien in meiner Kita zahlen keinen Kita Beitrag, da wirds vom Amt übernommen. Ebenso die Essenpauschale. Aber das ist von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich. Da musst du dich in deinem Gebiet kümmern. Die geben aber nicht einfach so den Platz weg. Deine Pflicht wird sein, Arbeit aufzunehmen, dein Leben in den Griff zu bekommen. Und das wird auch kontrolliert.

Das schlimmste was passieren kann ist, das das Kind in eine Pflegefamilie gegeben wird wenn du dein Leben nicht in Ordnung bringen kannst. Bekomme dein Leben in den Griff und lass dir helfen. Gehe zum Psychologen, der dir helfen kann Stress und Überreizung zu vermindern. Nutze das Amt zum finden eines Platzes in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter. Nimm Schule oder Arbeit wieder auf. Erinnere den Vater an seine Pflichten und suche Hilfe bei deinen Eltern.

Es wird nicht anders gehen. Es wird nicht schnipp machen und dein Leben ist wieder in Ordnung.

Viel Glück und viel Kraft für die nächsten Monate.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen

Mariana247 
Fragesteller
 10.05.2024, 14:47

Ich bedanke mich herzlich für deine Antwort. Mein Freund arbeitet von 11-22 Uhr und versucht mir zu helfen wo er kann. Wegen der rotine, ich habe wirklich so vieles ausprobiert, ich bin eine Zeitlang 1-2 h früher aufgestanden um Haushalt, mich und Frühstück vorzubereiten, das hat eine Zeitlang geklappt, momentan ist das so das sobald ich aus dem Bett bin er dann wach wird. Er läuft mir den ganzen Tag hinter her, das ist ja nicht das Problem aber wenn er sieht das ich gerade Haushalt usw. Mache dann meckert er und möchte auf den Arm.

Ich glaube das Problem liegt einfach nicht an mein Sohn, es liegt bei mir, in der Vergangenheit hatte ich psychisch sehr zu kämpfen, dadurch das meine Familie mich so kaputt gemacht hat das ich abgehauen bin. Ich habe aber Angst zum Psychiater zu gehen, was wenn der Arzt sagt ich bin psychisch nicht in der Lage auf mein Kind aufzupassen und das Jugendamt mir mein Sohn weg nimmt?,

Ich liebe mein Sohn unendlich und ich Versuche mich zusammen zu reißen, er hat alles was er braucht, essen trinken Klamotten , er ist immer gepflegt und satt. Nur er braucht eine Mutter die nicht zu schnell gestresst ist, ich möchte so sehr jeden einzelnen Tag mit meinem Sohn genießen ohne das ich los Weine weil mir das gerade zu viel ist.

0
Belliwell  10.05.2024, 15:01
@Mariana247
Ich habe aber Angst zum Psychiater zu gehen, was wenn der Arzt sagt ich bin psychisch nicht in der Lage auf mein Kind aufzupassen und das Jugendamt mir mein Sohn weg nimmt?,

Also du gehst zum Amt sagst du brauchst einen Krippenplatz oder eine Tagesmutter, weil du überfordert bist und du Gesundheit und Arbeit in Ordnung bringen wirst. Du kümmerst dich also darum, dass dein Kind versorgt ist, während du dir Hilfe suchst. Der Psychiater ist für dich da, nicht für das Kind. Er hat Schweigepflicht. Nur wenn Gefahr für das Kind entsteht wird der eingreifen.

Das ist im Moment aber nicht der Fall, denn dein Kind ist mindestens 6 Stunden am Tag versorgt. Sprich du bist nur von 15 Uhr bis zu Bett gehen für dein Kind verantwortlich. Vormittags ist das Kind versorgt, das gibt dir Zeit für Haushalt und Selbstvorsorge.

Und so schnell nimmt ein Amt das Kind nicht weg. Das sage ich aus Erfahrung, denn ich arbeite in einer Kiezkita mitten im Brennpunkt in Berlin. Was meinst du was ich alles am Tag erlebe. Bei mir in der Nachbargruppe ist ein Kind, das wird seit einem Dreivierteljahr vom Vater missbraucht. Die hat ein Verhalten entwickelt das zum Himmel schreit. Und das Amt schafft es nicht mal das Kind vor dem Vater zu schützen. Die Mutter ist auch fertig mit den Nerven. Das Kind ist 5 Jahre alt und lässt es daheim an der Mutter aus, mit schlagen, treten und beißen und Zerstörungswut am Inventar. In der Kita sind die anderen kinder die Leidtragenden.

Das Jugendamt hat einen langen Atem wenns darum geht. Wenn das Kind keine blauen Flecke hat, genug Essen hat und saubere Kleidung ist es gut. psychischen Schaden am Kind kann das Kind, wenn es erwachsen ist, selber wegtherapieren. Ich als Erzieherin habe pro Jahr 5 - 6 Fallgespräche über Kinder mit dem Jugendamt und dem Gesundheitsamt. Es passiert nichts. Es wird gemacht und getan, aber die Mutter muss vorm Kind schon mit dem Messer stehen und es verletzen bevor was von Amtswegen her passiert. So ist es zumindest bei uns.

0