Wie mit einseitigem Duzen umgehen?
Ich bin 23 Jahre alt und bin seit meinem 14. Lebensjahr in einer katholischen Kirchengemeinde aktiv. Damals war es natürlich völlig normal, dass mich der Pfarrer duzt und ich ihn im Gegenzug sieze.
Vor 2 Jahren begann ich, mich nach einer längeren Unterbrechung wieder zu engagieren und wurde als der mit Abstand Jüngste in den Kirchengemeinderat gewählt. Nun werde ich vom Pfarrer nach wie vor als Einziger geduzt, während alle anderen mit ihm ganz selbstverständlich beim "Sie" sind. Ich fühle mich damit nicht wohl, zumal er mich im Zuge dessen immer noch so behandelt wie mit 14.
Ich bin etwas ratlos, wie ich mich verhalten soll, um die Situation zu verändern und meinem Alter entsprechend wie ein Erwachsener behandelt zu werden. Leider habe ich mit ihm keinen so lockeren Umgang, dass ich es so beiläufig erwähnen könnte und ich mir dann sicher sein könnte, dass er es nicht als persönlichen Angriff wertet, darauf angesprochen zu werden. Einen Versuch à la "einfach zurückduzen" finde ich bei einem Pfarrer unangemessen, zumal mir das gegenseitige "Sie" lieber wäre.
Das heißt, dass ein ensprechender Gesprächseinstieg klug abgewogen und umgesetzt sein müsste.
Was soll ich tun?
7 Antworten
Ich kann gut verstehen, dass Dich diese spezifische Situation stört - mir würde das auch nicht gefallen, weil sich der Pfarrer Dir gegenüber respektlos verhält. Richtig wäre es gewesen, wenn er Dich, spätestens mit Deiner Wahl in den Kirchengemeinderat, gefragt hätte, ob Ihr Euch duzen oder siezen wollt. Du sitzt in dem Gremium auch als Vertreter der gesamten Kirchengemeinde, was diese Respektlosigkeit noch verschärft. Respektlos wäre es aus meiner Sicht aber auch, wenn Du ihn jetzt einfach „aus heiterem Himmel“ duzt. Nach alledem empfehle ich Dir, ihm im persönlichen Gespräch Dein Unbehagen vorzutragen - so wie Du das hier auch darstellst. Es kann dann passieren, dass er Dir als der Ältere das wechselseitige „Du“ anbietet. Wenn Du das definitiv nicht möchtest, kannst Du auf eine Formulierung zurückgreifen, die ich schon mal benutzt habe: „Lassen Sie mich beim vertrauten Sie bleiben.“ Dieser Satz nimmt die Peinlichkeit etwas zurück, wenn man ein Duz-Angebot ablehnt. Alles Gute!
Auch wenn Du es für unangebracht hältst kann ich Dir nur raten ihn zurück zu duzen. Damit schiebst Du ihm den Ball zu. Wenn er Dich weiter duzt ist er ja offenbar damit einverstanden und es kann so bleiben. Wechselt er zum Sie siezt Du ihn auch. Hatte früher die gleiche Situation mit meinem Hausarzt bei dem ich von Kindesbeinen auf war. Nachdem er mich auch mit 16 17 18 weiter geduzt hat habe ich ihn iwanm auch angefangen zu duzen. Dann ist er nach kurzer Zeit zum Sie gewechselt. Ich hätte aber auch nichts dagegen gehabt wenn wir beim (gegenseitigen) Du geblieben wären.
Ich wundere mich sowieso, dass man sich in den Kirchen so förmlich siezt! Jesus sagte doch ,,ihr seid alles Brüder!" Der Respekt geht nicht verloren beim Duzen, aber das Gemeinschaftsgefühl wächst.
Ich bin eine Zeugin Jehovas und wir duzen uns alle. Egal, wo wir auf der Welt sind - treffen wir auf unsere Brüder, merken wir sofort: das ist meine Familie! Das Siezen wäre eine Absonderung, als wollten wir, dass uns keiner zu dicht auf die Pelle rückt.
Ein Pastor ist genauso ein Mensch wie jeder andere, daher solltest du ihn auch genau wie jeden anderen Menschen in der gleichen Situation behandeln, daher finde ich das einfache zurückduzen nicht unangemessen weil es ein Pfarrer ist.
Wenn er dich wieder duzt, dann würde ich ihn einfach zurück duzen, das ganze sollte natürlich im Rahmen eines freundlichen lockeren Gespräches sein und nicht bei einem Streitthema im PGR. Damit muss er jetzt eine Entscheidung treffen und handeln:
- duzt er dich weiterhin, so duzt du ihn auch
- siezt er dich jetzt, dann will und muss er auch von dir gesiezt werden
Da er mit den anderen im PGR aber nicht per du ist, wird er vermutlich zum Sie wechseln.
Sag ihm, du hast manchmal von anderen das Gefühl, nicht wie ein Erwachsener behandelt zu werden. Damit offenbarst du indirekt das Problem und kannst weiter darauf eingehen und das Gespräch in die Richtung lenken.