Wie kann man Eltern von Austauschjahr überzeugen?

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Ich finde, als erstes sind erstmal deine Eltern in der Pflicht, ihr „nein“ zu begründen. Denn es ist viel einfacher und effektiver, Argumente dagegen zu widerlegen oder Lösungen dafür zu finden, als zu versuchen, sie zahlenmäßig mit Argumenten dafür zu überbieten.

Allgemein ist ein häufiger Punkt schlicht und ergreifend, dass Schüleraustausch einen fünfstelligen Betrag kostet und das viele Eltern nicht ganz unverständlich erstmal abschreckt. Sollte dies ein Punkt sein für deine Eltern, kannst du dagegen halten mit dem Lösungsvorschlag, dich für Stipendien zu bewerben und Auslands-Bafög zu beantragen.

Ebenfalls häufig haben Eltern schlicht Angst, ihr Kind überhaupt irgendwohin gehen zu lassen für ein Jahr. Hier hilft häufig, Eltern Erfahrungsberichte ehemaliger Austauschschüler zum Lesen zu geben, oder noch besser sie persönlich mit Eltern ehemaliger Austauschschüler sprechen zu lassen.

Speziell bei Japan hört man oft das Argument „zu gefährlich“. Das ist ein nervtötendes Argument, weil es so.. weltfremd ist, aber andererseits kann man Sorgen in dieser Richtung mit einem Gespräch ganz gut ausräumen, weil wirklich einfach noch nie ein Austauschschüler in Japan ums Leben gekommen ist, nicht einmal als 2011 die Dreifachkatastrophe war, weil nämlich in solchen Ausnahmefällen alle Austauschschüler auch vorsichtshalber nach Hause geschickt werden (war 2020 bei Corona ebenfalls so). Tatsächlich ist das Sicherheitsdenken in Japan weitaus ausgeprägter als in Deutschland.

Als positive Argumente für Schüleraustausch würde ich persönlich sagen, dass es eben ein lehrreiches Jahr ist, und dass man einen solchen Auslandsaufenthalt während der Schulzeit entgegen der häufigen Wahrnehmung besser und günstiger organisieren kann als nach der Schule. Ein spezielles positives Argument für Japan gegenüber anderen Austauschländern ist meiner Meinung nach, dass Schüleraustausch in Japan einerseits etabliert ist (gibt es schon seit Jahrzehnten), andererseits es aber niemals so viel inbound gab wie zum Beispiel in den USA, dass die Idee dahinter schon „ausgeleiert“ ist. Es ist noch immer etwas sehr besonderes, zum Beispiel Gastfamilie oder Gastschule zu sein, und Mitschüler beispielsweise sind immer noch sehr aufgeregt und neugierig, wenn sie einen Austauschschüler speziell aus Europa bekommen, und gehen in der Regel sehr offen auf einen zu, was es einfach macht, Zugang und Anschluss zu finden (insbesondere wenn die Sprachkenntnisse eventuell noch nicht reichen). Man bleibt in Japan nicht „sich selbst überlassen“, weil es auf jeden Fall sehr viele Leute um einen herum gibt, die sich wahnsinnig um einen bemühen.

Viel Erfolg!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich war ein Jahr als Schülerin in Japan