Wie denkt Ihr über das Wildschwein-Paradoxon?

Leisewolke  04.11.2023, 17:17

schön kopiert. Und was ist nun deine Frage?

WalterMatern 
Fragesteller
 04.11.2023, 18:46

Wie denkt Ihr über das Wildschwein-Paradoxon?

4 Antworten

Bis heute galt dieses "Wildschwein-Paradox" als ungelöst.
Das Wildschwein-Paradoxon – endlich gelöst

Studie der TU Wien und der Leibniz Universität Hannover klärt hohe Radioaktivität in Wildschweinfleisch

Auch Jahrzehnte nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist Wildschweinfleisch immer noch verblüffend stark radioaktiv.

Des Rätsels Lösung: Man hatte eine wichtige andere Ursache übersehen.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 hatte auch in Mitteleuropa große Auswirkungen auf das Ökosystem Wald. Vom Verzehr von Pilzen wurde damals wegen der hohen radioaktiven Belastung abgeraten, auch das Fleisch von Wildtieren war einige Jahre stark betroffen. Während die Belastung von Hirschen und Rehen im Lauf der Zeit wie erwartet zurückging, änderten sich die Werte beim Fleisch von Wildschweinen aber überraschend langsam. Noch immer werden deutliche Grenzwertüberschreitungen gemessen. Bis heute galt dieses „Wildschwein-Paradoxon“ als ungelöst – nun konnte durch aufwändige Messungen der TU Wien und der Leibniz Universität Hannover eine Erklärung gefunden werden: Es handelt sich um eine Spätwirkung der Atomwaffentests aus den 1960er-Jahren.

Mehr Strahlung als die Physik erlaubt?

„Entscheidend für die Radioaktivität der Proben ist Cäsium-137, mit einer Halbwertszeit von rund 30 Jahren“, sagt Prof. Dr. Georg Steinhauser von der TU Wien. „Nach 30 Jahren ist also die Hälfte des Materials ganz von selbst zerfallen.“ Die Strahlenbelastung von Lebensmitteln geht aber normalerweise viel schneller zurück. Schließlich hat sich das Cäsium seit Tschernobyl verteilt, wurde vom Wasser ausgewaschen, in Mineralien gebunden oder vielleicht tief in den Boden verfrachtet, sodass es von Pflanzen und Tieren nicht mehr in derselben Menge aufgenommen wird wie direkt nach dem Reaktorunglück. Die meisten Lebensmittelproben weisen daher nach Ablauf einer Halbwertszeit nicht einfach die Hälfte der ursprünglichen Aktivität auf, sondern deutlich weniger.

Bei Wildschweinfleisch ist die Sache aber anders: Da blieb die Strahlenbelastung beinahe konstant – sie geht deutlich langsamer zurück, als man das alleine schon durch den natürlichen radioaktiven Zerfall von Cäsium erwarten würde – ein aus physikalischer Sicht auf den ersten Blick völlig widersinniges Ergebnis.

Bis heute werden in ganz Europa Wildschweinfleisch-Proben gemessen, die für den Verzehr nicht geeignet sind, weil ihre Strahlenbelastung den erlaubten Grenzwert deutlich überschreitet. Das mag mitunter auch dazu führen, dass Wildschweine in manchen Gegenden kaum gejagt werden und oft große Schäden für Land- und Forstwirtschaft verursachen.

Auf der Suche nach dem Cäsium-Fingerabdruck

Prof. Georg Steinhauser, der 2022 vom Institut für Radioökologie und Strahlenschutz der Leibniz Universität Hannover an die TU Wien wechselte, ging mit seinem Team diesem Rätsel auf den Grund: Durch neue, präzisere Messungen wollte man nicht nur die Menge, sondern auch die Herkunft der Radioaktivität ermitteln. Erste Untersuchungen dazu gab es bereits vor dem Wechsel nach Wien in Hannover.

„Das ist möglich, weil unterschiedliche Quellen radioaktiver Isotope jeweils einen unterschiedlichen physikalischen Fingerabdruck haben“, erklärt Dr. Bin Feng, der am Institut für Anorganische Chemie der Leibniz Universität Hannover und dem TRIGA Center Atominstitut der TU Wien forscht. „So wird etwa nicht nur Cäsium-137 freigesetzt, sondern gleichzeitig auch Cäsium-135, ein Cäsium-Isotop mit deutlich längerer Halbwertszeit.“ Das Mischungsverhältnis der beiden Cäsium-Sorten ist nicht immer gleich – es war etwa bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl anders als bei den Atomwaffentests der 1960er-Jahre. Wenn man dieses Verhältnis misst, kann man somit Information über die Herkunft des radioaktiven Materials erhalten.

Cäsium-135 genau zu quantifizieren, ist aber sehr schwer. „Weil es eine so lange Halbwertszeit hat und nur selten zerfällt, kann man es nicht einfach mit Strahlenmessgeräten detektieren“, sagt Georg Steinhauser. „Man muss mit Methoden der Massenspektrometriearbeiten und relativ großen Aufwand treiben, um es präzise von anderen Atomen zu unterscheiden. Das ist uns nun gelungen.“

Dabei zeigte sich: Während insgesamt rund 90 Prozent des Cäsiums-137 in Mitteleuropa aus Tschernobyl stammen, ist der Anteil in den Wildschweinproben viel geringer. Stattdessen ist ein großer Teil des Cäsiums im Wildschweinfleisch auf Atomwaffentests zurückzuführen – bei manchen Proben bis zu 68 Prozent.

Der Hirschtrüffel ist (wahrscheinlich) schuld

Die Ursache dafür liegt an den ganz speziellen Nahrungsvorlieben der Wildschweine: Sie graben nämlich besonders gerne Hirschtrüffel aus dem Boden aus, und in diesen unterirdisch wachsenden Pilzen reichert sich das radioaktive Cäsium erst mit großer Zeitverzögerung an. „Das Cäsium wandert sehr langsam durch den Boden nach unten, manchmal nur rund einen Millimeter pro Jahr“, sagt Professor Steinhauser. „Die Hirschtrüffel, die in 20 bis 40 Zentimetern Tiefe zu finden sind, nehmen somit heute erst das Cäsium auf, das in Tschernobyl freigesetzt wurde. Das Cäsium alter Atomwaffentests hingegen ist dort schon lange angekommen.“

So ergibt sich ein kompliziertes Zusammenspiel unterschiedlicher Effekte: Sowohl das Cäsium der Atomwaffentests als auch das Cäsium aus Tschernobyl breitet sich im Boden aus, die Trüffel werden somit von zwei verschiedenen „Cäsium-Fronten“ erreicht, die nach und nach durch den Boden wandern. Andererseits zerfällt das Cäsium im Lauf der Jahre. „Wenn man all diese Effekte addiert, lässt sich erklären, warum die Radioaktivität der Hirschtrüffel – und in weiterer Folge der Schweine – größenordnungsmäßig relativ konstant bleibt“, sagt Georg Steinhauser.

Somit ist auch nicht damit zu rechnen, dass die Belastung von Wildschweinfleisch in den nächsten Jahren deutlich sinkt, denn ein Teil des Cäsiums aus Tschernobyl wird erst jetzt in die Trüffeln eingelagert. „Unsere Arbeit zeigt, wie kompliziert die Zusammenhänge in natürlichen Ökosystemen sein können“, sagt Steinhauser, „aber eben auch, dass man Antworten auf solche Rätsel finden kann, wenn man genau genug misst.“

 

Originalpublikation:

F. Stäger, D. Zok, A.K. Schiller, B. Feng, G. Steinhauser, Disproportionately High Contributions of 60 Year Old Weapons-137Cs Explain the Persistence of Radioactive Contamination in Bavarian Wild Boars, Environ. Sci. Technol. (2023)

Hinweis an die Redaktion

Für weitere Informationen stehen Ihnen gern zur Verfügung:

 

Prof. Dr. Georg Steinhauser

TU Wien

Institut für Angewandte Synthesechemie & TRIGA Center Atominstitut

E-Mail: georg.steinhauser@tuwien.ac.at

Telefon: +43 1 58801 163389

Technische Universität Wien

1060 Vienna, Austria

 

Dr. Bin Feng

Leibniz Universität Hannover

Institut für Anorganische Chemie

Callinstraße 3-9

30167 Hannover

E-Mail: binfjf@outlook.com

https://doi.org/10.1021/acs.est.3c03565

Woher ich das weiß:Recherche

WalterMatern 
Fragesteller
 05.11.2023, 09:53

Okay das sind die öffentlich zugänglichen Informationen dazu.

Wie denkst du darüber?

Welche Konsequenzen ziehst du daraus.

Ziehst du überhaupt Konsequenzen daraus?

Ist das "Wildschwein-Paradoxon" für dich ein Beispiel auf welchen verschlungenen Wegen Dinge wie zB

"zu uns" zurück kommen?

Angesichts des "Wildschwein-Parodoxon", wie blickst du auf atomare Endlager wie

?
0
Udavu  05.11.2023, 09:59
@WalterMatern

Der Hirschtrüffel ist (wahrscheinlich) schuld

Ich stütze mich IMMER NUR auf Fakten, die ich zu deiner Frage anführte und vertraue auf die Vielzahl der Wissenschaftler und deren Bewertung.

2
WalterMatern 
Fragesteller
 05.11.2023, 10:51
@Udavu

Meine Frage war aber nicht

  • Was ist die Ursache . . .?
  • Was sind die Fakten zu . . .?

Meine Frage war

"Wie denkt Ihr über das Wildschwein-Paradoxon?"

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Udavu  05.11.2023, 11:35
@WalterMatern
Meine Frage war
"Wie denkt Ihr über das Wildschwein-Paradoxon?"

Und nochmal

Ich stütze mich IMMER NUR auf Fakten, die ich zu deiner Frage anführte und vertraue auf die Vielzahl der Wissenschaftler und deren Bewertung.

2
WalterMatern 
Fragesteller
 05.11.2023, 12:16
@Udavu

Fakt ist aber auch zB das bis heute kein deutsches atomares Endlager als tatsächlich sicher eingestuft worden ist.

0

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie.

Eine alte Weisheit von Praktikern.

Wie denkt Ihr über das Wildschwein-Paradoxon?

Das ist der Beweis, das die Wissenschaft darauf keine Antwort hat und es als erwiesen gelten kann, das mathematische Berechnungen, wie hier ueber den Zerfall von Caesium 137 nicht stimmen können. Ob das die einzige Erkenntnis bleiben wird, das Glaube ich nun wieder nicht, denn die naechste Langzeitstudie ueber Roundup muss auch beachtet werden, das es eine Zeitbombe werden kann. Einmal von der Menge her, im Trinkwasser, also auch in der Nahrungskette der Menschheit, so wie es bei den Wildschweinen jetzt deutlich wird.

https://www.uni-hannover.de/de/universitaet/aktuelles/online-aktuell/details/news/das-wildschwein-paradoxon-endlich-geloest.

Halbzeitzerfallswert von Caesium 137 von 30 Jahre. Sollte man darueber glücklich sein, ich Glaube Vorsicht ist angesagt mit dem Umgang mit Atomstrahlung.

Nix. Erstens ist es kein Paradoxon mehr und zweitens mag ich kein Wild essen.