Wie blicken Chinesen auf die Geschichte im Bezug auf Mao Zedong?

4 Antworten

Von Experte Noidea333 bestätigt

Positiv.

Es wird durchaus gelehrt, dass es unter Mao viele Tote gab. Die Chinesen wissen, dass Mao nicht perfekt war.

Aaaber... Mao hat China viel, viel mehr gegeben als er es in zehn Leben hätte nehmen können.

Und das ist es, worin der großen Respekt und die Achtung vor "dem großen Vorsitzenden" begründet ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – China, meine zweite Heimat. Bin in China, meist in Beijing.

Bauschaum143 
Fragesteller
 24.12.2023, 14:57

Ok,danke. 👍

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"Viele Leute" ist stark untertrieben.

Mao war nach den neuen Untersuchungen des holländischen Sinologen und Historikers Dikötter der größte Massenmörder der Geschichte. Zwischen 1958 und 1962 ließ er etwa 45 Millionen Menschen über die Klinge springen. Im fanatischen Willen, durch den "großen Sprung nach vorn" die Transformation Chinas vom Agrarland zum kommunistischen Paradies zu erzwingen, wurde erschossen und verhungert. Mao sagte ganz zynisch, dass die Hälfte draufgehen könnte, wenn die anderen es dann besser hätten. Nach vier Jahren scheiterte das Menschenexperiment des kommunistischen Ideologen Mao auf der ganzen Linie. Seine Macht wackelte, und so entfesselte er 1966 die "Kulturrevolution", die erneut Millionen Menschen tötete, drangsalierte und schädigte. Schüler brachten ihre Schulleiter um, "Rote Garden" jagten Akademiker aufs Land, wo sie gedemütigt und oft erschossen wurden.

Heute versucht die KP, am Bild des strahlenden Helden Mao festzuhalten. Dieses Bild des Hardcore-Kommunisten passt aber in keiner Weise zum Lebensstil der heutigen Chinesen und genauso wenig zur kapitalistischen Politik der Kommunisten.

Mangels freier Medien und freier Demoskopie ist es unklar, wie die Chinesen heute Mao sehen. Wahrscheinlich haben sie ein gespaltenes Bild, wie die Russen bei Stalin: "Er hat das Land unabhängig und stark genmacht" einerseits, "er war ein Gewalttäter" andererseits.

Die positiven Aspekte werden bei den meisten Menschen weiterhin überwiegen. Denn gerade diese Taten, wie die Zurückdrängung der Japaner, einige Reformen betrafen alle Chinesen.

Aber zum Beispiel der "große Sprung nach vorne", die Hungersnöte, kulturelle Verfolgung usw. waren eher regionalbedingt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bachelor in Sinologie und war schon paar Mal in China.

In China ist Mao allgegenwärtig...auf dem Geldscheinen, als Bildnis auf dem Mittagstor der verbotenen Stadt...sogar Eide und Gelöbnisse werden auf die "Mao-Bibel" geschworen...

...mit dem Kommunismus und Maoismus hat das heutige technokratische und totalitäre China von heute nichts mehr zu tun...aber durch anhaltende Indoktrinierung der Bevölkerung, glauben die meisten Chinesen immer noch, daß China maoistisch und kommunistisch ist.