Wenn der Patient die Therapeutin als Freundin sieht ist dann etwas falsch gelaufen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Es passiert häufig, dass Patienten solche Gefühle entwickeln, der Psychotherapeut weiß, wie man damit umgeht und die professionelle Distanz wahren kann.

Es ist keine Freundschaft und es wird auch niemals eine Freundschaft werden, Psychotherapeuten ist es auch verboten, eine Freundschaft mit ihren Patienten zu haben.

Es sollte eine professionelle Arbeitsbeziehung sein.

Und betrachten wir das ganze Thema mal von der moralischen Seite her.

Möchtest Du wirklich mit einer Person befreundet sein, die all Deine Schwächen kennt, über die Du zugleich aber (natürlich) kaum etwas weißt?

Eine Beziehung mit dem Therapeuten ist ein reines Nehmen von der Seite des Patienten aus, das ist auch vollkommen okay, weil derjenige schließlich nicht umsonst dort ist und der Therapeut die Aufgabe hat, ihm zu helfen, sein Leben wieder in eine andere Richtung zu lenken und gesund zu werden.

Aber in der Realität würde eine solche Freundschaft keinen Bestand haben.

Ich glaube gar nicht, dass es möglich wäre, eine Freundschaft zu führen, wahrscheinlich würde sich das Verhältnis von Geben und Nehmen, was man in einer Freundschaft hat, niemals "normalisieren".

Außerdem würde ich mich nicht mit einer Person anfreunden, die alle meine Schwächen kennt und mir Diagnosen gegeben hat.

Nein das ist ein gutes Zeichen. Die Therapeutin war eine stütze. Und diese Stütze bricht viel zu oft zu schnell weg. Wegen der Kosten.

Wie viele Patienten hat ein Therapeut pro Jahr? Kann er mit allen nach der Therapie privat befreundet sein? Und was ist diese Freundschaft dann - eine kostenlose Weiterführung der Therapie?

Sicher mag es einzelne Fälle geben, in denen der Therapeut wirklich merkt, dass eine - inzwischen gefestigte - Person so viel mit ihm gemeinsam hat, dass eine Freundschaft nach der Therapie denkbar ist.

Aber wenn der Patient nur findet, dass er sich beim Therapeuten wohl, aufgefangen, verstanden, anerkannt fühlt, dann verwechselt er den Job des Therapeuten mit einer Freundschaft. Dann müsste der Therapeut als "Freund" einfach seine Therapeutenrolle weiterspielen und das kann ja nicht im Sinne beider sein.

Im Prinzip ist das mit allen Menschen so, die in ihrem Beruf dafür sorgen, dass andere sich wohl fühlen. Der Klient kann diese berufliche Beziehung fälschlicherweise für Freundschaft halten, während sie für den Profi reine Arbeit ist. Kellner, Verkäufer, Lehrer, Coaches, Mitarbeiter vom Pflegedienst usw. sind alle Menschen, bei denen ein Teil des Berufes daraus besteht, ein gutes Verhältnis zu ihren Klienten zu haben, sie zu verstehen, zum Lachen zu bringen, sie dazu zu bringen, dass sich wohl fühlen oder verstanden/ aufgefangen. Aber meist würde es diese Menschen stark überfordern, das auch noch in der Freizeit weiterzuführen. Da ist man anders, privat und hat seinen eigenen Freundeskreis.


blurryeyes22  26.07.2021, 11:31

Ich kann nur voll und ganz zustimmen.

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Wenn der Patient den/die Therapeut/in als Freundin sieht ist sicherlich was falsch gelaufen. Wenn der Patient jetzt aber nur wieder zu dem Therapeuten geht wenns ihm wieder schlechter geht sehe ich da kein Problem. Es gibt ja verschiedene Therapeuten und am liebsten gehen die Patienten sicher dahin, wo ihnen am meisten geholfen wurde.

Ein professioneller Therapeut würde darauf nicht eingehen hoffentlich. Ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zum Therapeuten ist wichtig und gut. Aber nach wie vor ist es eine rein professionelle "Verbindung". Die Angst den Therapeuten zu verlieren ist normal. Man sollte das mit dem Therapeuten selbst besprechen. Dieser ist ausreichend geschult damit umzugehen