Welche Vor und Nachteile hätte die Christianisierung im Römischen Reich?

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Die Christianisierung hatte weder Vor- noch Nachteile für das Römische Reich. Sie ist eine zu konstatierende Tatsache und Teil der Wandlungen in der Spätantike, die das sog. Mittelalter vorbereitet haben.


Laut Historikern wurde im Römischen Reich das Christentum zur alleinigen Staatsreligion erhoben.

Das ist richtig, und zwar im Jahre 380 n. Chr. Dennoch blieben heidnische Kulte und Anschauungen noch lange lebendig und wurden praktiziert, in der Oberschicht und ganz besonders in der einfachen Bevölkerung.


Also welche folgen hätte diese Entscheidung. Gab es dadurch im Römischen Reich mehr Nächstenliebe und weniger Krieg?

Nein. Stattdessen gab es noch mehr Streit, Zank und Unruhen, weil christliche Lehrmeinungen gegeneinanderstanden, ihre Anhänger einander nicht nur mit Worten, sondern mit Gewalt bekämpften; Christen bekämpften nun auch Heiden und nahmen ihnen ihre Tempelbesitzungen weg, was sich diese nicht einfach gefallen ließen. Das frühe Christentum sorgte also für eine Menge Unruhe und Zwietracht und vermehrte die Probleme, die die Völkerwanderung für die Regenten des Reiches brachte.

Mehr Toleranz und weniger Sklaverei?

Die sich herausbildende Staatskirche war ein Musterbeispiel für Intoleranz - gegen christliche Glaubensabweichler ebenso wie gegen alle nichtchristlichen Kulte und ihre Anhänger. Die Kirche stellte übrigens das Institut der Slaverei nicht sofort infrage, hielt auf ihren sich mehrenden Besitzungen selbst Sklaven. Erst im Laufe des Mittelalters wurde die Sklaverei allmählich beseitigt bzw. in anderer Form kaschiert (Leibeigenschaft).

Ging es den Menschen damals viel besser oder schlechter?

Es ist nicht erkennbar, ob sich das Christentum auf die persönliche Situation der Menschen damals positiv oder negativ ausgewirkt hat, ob es ihnen ohne Christentum besser oder schlechter ergangen wäre. Den Ärmesten der Armen Fürsorge angedeihen zu lassen, war immer schon eine Angelegenheit staatlicher Organe gewesen und wurde auch von vielen heidnischen Kultgenossenschaften praktiziert. Eine ganze Reihe von "Erlösungsreligionen" außerhalb des Christentums versprach ihren Anhängern ein besseres Leben nach dem irdischen und sorgte so für ihr "Seelenheil".

Und wurde das Römische Reich durch die Christianisierung stabiler und könnte noch länger dadurch bestehen bleiben oder wurde der zusammen Bruch durch die Entscheidung das Christentum zur alleinigen Staatsreligion zu erheben beschleunigt?

Das Römische Reich hatte sich am Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. auch ohne Zutun des Christentums stablisiert und blieb es im ganzen 4. Jahrhundert. Das weströmische Reich kam erst im Laufe des 5. Jahrhunderts in große militärische und wirtschaftliche Schwierigkeiten, die zu politischen Wandlungen führten. Das Christentum trägt dafür keine Verantwortung.

In dieser schwierigen Zeit hat die Reichskirche in der Tat zur Stabilisiereung des weströmischen Reiches beigetragen. Die Kirche war für die germanischen Herrscher auf weströmischem Gebiet ein wichtiges Beratungsorgan, ein Lehrmeister römischer Verwaltung und Verwaltungsorganisation. Die germanischen Herrscher fühlten sich als römische Reichsangehörige und Mitträger der Reichsgewalt, erkannten den weströmischen Kaiser als übergeordnet an. Als es keinen Westkaiser mehr gab, übernahm diese Funktion bruchlos der oströmisch-byzantinische Kaiser.

Die Kirche hatte in der Spätantike ihre hierarchische Struktur an die Provinz- und Diözesanorganisation der römischen Staatsverwaltung angelehnt. In Grundzügen existiert diese kirchliche Struktur noch heute, wie auch der Papst als eine Art Kaiserersatz immer noch in Rom residiert. Die Kirche überlieferte außerdem die (literarische) römische Hochkultur und erneuerte aus eigener Machtvollkommenheit im Jahre 800 das weströmische Kaisertum, das sie dem Frankenkönig Karl übertrug. Das spätere Heilige Römische Reich Deutscher Nation verstand sich daher als Nachfolgereich in antiker Tradition. Die Kirche hat erheblich dazu beigetragen, die Idee des Römischen Reiches als einer existierenden Realität dem Mittelalter zu übermitteln und die Erinnerung an dieses Reich bis heute lebendig zu erhalten.

MfG

Arnold





Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Das Christentum erfuhr tatsächlich in der Spätantike um 380 n. Chr. immer mehr Zuspruch, nach Jahrhunderten der Verfolgung. Konstatin, der Kaiser des Nordwestreiches Roms, das damals bereits in 4 Regirungsbezirke zerfallen war, zog gegen das Südwestreich in den Krieg.

Konstantin war dem Kaiser des Südreichs an Kampfstärke weit unterlegen und man erzählt sich, dass er am Abend vor der Schlacht im Himmel die beiden griechischen Buchstaben Chi und Ro, auch Christusmonogramm genannt gesehen habe, woraufhin er diese auf die Schilde seiner Soldaten Zeichnen lies.

Er siegte in dieser Schlacht und wurde somit Kaiser über gesamt Westrom. Daraufhin legalisierte er das Christentum machte es aber nicht sofort zur Staatsreligion.

Die Nachfolger von Konstantin bevorzugten im weiteren Zeitverlauf das Christentum immer mehr, machten letztlich das Christentum zur Staatsreligion und später zur einzig tollerrierten Religion. Die alte Kirche hat damit relativ wenig zu tun. Sie war nur der begünstigte nicht der Initiator.

Selbstverständlich kam es dazu auch zu vielen Problemen. Es ließen sich viele Taufen die nicht mit dem Christentum im Einklang waren, es wurde zu dem was es heute ist.

Bei der Frage nach dem Krieg stellt sich die Frage ob du den innerhalb oder auserhalb des Römischen Reiches meinst. Das römische Reich war mittlerweile wieder komplett geeint aber eine Bedrohung von außen kam auf. Die Hunen drangen immer weiter nach Westen vor und damit began die Völkerwanderung. Das römische Reich zerbrach und als Attilar vor Rom stand gab es keine Männer und Strukturen um ihn aufzuhalten. Man sagt der damalige Bischof von Rom auch als Papst Leo I. bekannt, zog alleine zu Attilar auf's Feld, woraufhin dieser Abzog. Ohne die Kirche wäre Rom also bereits damals Gefallen.

Zur Frage nach weniger Sklaverei. Vermutlich gab es nicht weniger Sklaverei, jedoch sollten die Umstände für die Sklaven viel besser geworden sein. Das biblische Verständniss von Sklaverei ist komplett gegensätzlich zu unserem Verständniss von Sklaverei und kommt eher einem Anstellungsverhälnis gleich. Sklaven dienten einem Herrn maximal 6. Jahre und wurden im 7. Jahr freigelassen mit einem guten Lohn in den Händen. Meistens ging es ihnen bei ihrem Herrn aber so gut, dass sie sich entschieden ihm ihr ganzes leben Dienten.

Zu der Frage nach mehr Nächstenliebe. Ich glaube, dass die Leute die sich wahrhaft für Jesus entschieden mehr Nächstenliebe an den Tag gelegt haben, aber es ist wie heute und gab auch Menschen die sich nur Christen nannten.

Die Menschen gingen weniger in die Tempel, dafür waren mehr Christen, wodurch es nur schlau war es anzuerkennen, da die Religion auch für den Zusammenhalt des Reiches gesorgt hat. Besser wurde es nicht und später wurde auch andere Religionen unterdrückt.

Ich würde sagen das das Christentum sehr viel einfluss auf das Volk hatte, der Glauben war damals sehr sehr stark, und teilweise hatte das Oberhaupt der Kirche mehr macht als Ceasar selbst. Rom dachte wenn sie diese Religion als Staatsreligion anpasst sie das Volk noch besser kontrolieren und lenken lassen. Von Toleranz kann hier fast keine rede sein, der Christentum hat so viel Macht erworben um andere Religionen zu zerstören. Die Gewalt der Kirche selbst legt große Schatten darauf 😉


JoniH97  13.01.2017, 02:00

Die Dynastie der Caesaren war zu dieser Zeit längst vorbei, dieser Regierte ca. 60 v. Chr. Wir befinden uns gerade im 4. Jahrhundert. Bis 321 n. Chr. bestand keine "Kirche" im heutigen Sinn, da bis dahin Christen per Gesetz verfolgt wurden. Bitte Informieren sie sich über zeitliche Einordnungen bevor sie hier falsche historische Informationen verbreiten. Damit möchte ich nicht sagen das die Kirche alles richtig gemacht hat, dennoch ist deine Argumentation 100% Falsch.

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hi,

sorry, das sind etwas viele, großteils irreale fragen (~ "hätte hätte fahrradkette")

es lief halt so, wie es abging

313 wurde das christentum nicht staatsreligion, sondern RELIGIO LICITA, also staatlich erlaubte religion. also nicht mehr verfolgt. die römer waren recht liberal; es konnten verschiedene götter vertehrt werden


Lotre84 
Fragesteller
 12.01.2017, 19:24

Sind sie sich sicher das sie sich mit der Geschichte gut auskennen? Also google gibt andere Informationen. 

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JoniH97  13.01.2017, 02:12
@SSiMmMone

Kann Simone da nur zustimmen. Es empfiehlt sich dazu auch Fachliteratur wie zb. Sierszyn, Armin 2000 Jahre Kirchengeschichte - Gesamtband

Ist vieleicht etwas genauer als Google wo jeder was reinschreiben kann

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