Welche Bedeutung/Funktion hat das Ego vom Menschen?

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Die Fragen sind äußerst schwierig erschöpfend zu klären, eher sind erst einmal versuchsweise einige Ansätze möglich.

Ego ist das Ich in lateinischer Bezeichnung. Auch bei Kindern gibt es Egoismus. Bei ihnen ist zunächst die Subjektbildung noch nicht so ausgeprägt und damit die Festigkeit von Abgrenzungen und eine Fähigkeit zur Reflexion. Sie müssen anderseits sogar erst lernen, sich in andere hineinzufühlen und die Fähigkeit zur Empathie steigert sich mit Erfahrung, auch wenn eine Anlage dazu vorhanden ist (sowohl zu Empathie als auch zu Kooperation mit anderen gibt es offenbar Anlagen). Subjekt zu sein ist nicht falsch, allerdings ist die Bewahrung einer Portion an Neugier, Offenheit und eine Verbundenheit mit der Umwelt wünschenswert.

Ohne jede Ichbezogenheit wäre eine Überlebenssicherung kaum möglich. Eine Art, die überhaupt nicht ihr Leben will, hätte wohl kaum lange Bestand. Wenn Menschen weniger stark von Instinkten geleitet sind, könnte dies denn Vorteil einer größeren Anpassungsfähigkeit und Hinwendung zu Weiterentwicklungen, die nützliche Ergebnisse hervorbringen konnten, gehabt haben.

Egoismus halte ich nicht für etwas allgemein Schlechtes. Eigenliebe in dem Sinn, sich selbst zu lieben und für sich zu sorgen, kann eine gute Grundlage sein, auch andere Menschen lieben zu können und sich um ihr Wohlergehen zu kümmern. Eigene Interessen wahrzunehmen und einen Nutzen für sich selbst anzustreben, ist nichts an sich Verwerfliches, sondern zunächst einmal ein berechtigtes Ziel. In manchen Situationen kann ein Sorgen für das eigene Wohl als Selbstbehauptung für das eigene Überleben und Wohlergehen notwendig sein.

Ein wohlverstandenes Eigeninteresse kann durchaus zu einer Zusammenarbeit mit anderen führen, in der beide Seiten gewinnen, Verbundenheit mit der Umwelt suchen. Eine solche Einstellung ist auch kein völliger Gegensatz zu einem Altruismus. Schädlich ist ein gieriger und tendenziell schrankenloser Egoismus. Wichtig ist eine Überlegung, worin die wahrhaften Interessen bestehen.

Das egoistische Ego im negativen Sinn ist meiner Meinung nach kein Organ und auch nicht einfach ein Teil der geistig-seelischen Vermögen, sondern ein Auswuchs, eine innere Fehlausrichtung.

Lebewesen haben eine Neigung, Angenehmes anzustreben und Unangenehmes zu meiden. Menschen streben nicht nur nach Selbsterhaltung. Dies ist ein zu formales Konzept, das als Ziele alles ausschließt außer dem Sich-selbst-Wollen als formale Identität. Dabei kommt die Wahl des für gut Gehaltenen nicht mehr vor. Auch die metaphorische Redeweise vom egoistischen Gen (das keine Gefühle und Absichten hat) übergeht die selbstbestimmte Wahl des Guten. Sie betrachtet Menschen als im Grunde von den Genen programmierte Überlebensmaschinen. Altruismus gibt es dabei nur als Gruppenegoismus. Die Selbsterhaltung dient dazu, die Fortexistenz und Verbreitung der Gene in Kopien zu bewirken.

Leiden ist aufgrund der Beschaffenheit der Welt als existenzielle Möglichkeit wohl kaum völlig abzuschaffen. Streit und Konflikte können immer aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen Interessen entsprechend einer Lebenslage entstehen. Es kommt darauf an, wie so etwas ausgetragen wird. Außerdem ist eine Verringerung des Ausmaßes wünschenswert. Dies ist allerdings auch von den Verhältnissen abhängig. Eine gerechte Ordnung verringert das Auftreten von Kriegen und Ängsten.

Sind nicht als Ursache zusätzlich auch Triebe und Emotionen zu berücksichtigen oder sind diese als im Ego befindlich gedacht?

Ich halte es für keine gute Lösung, den Verstand zu verdammen und sich von ihm insgesamt abzukehren. Es gibt die instrumentelle Rationalität als kluge Berechnung des Zweck-Mittel-Verhältnisses. Das Denken kann sich aber jeweils auch auf die Zwecke richten und sie prüfen. Dieses Denken auf einer übergeordneten Ebene wird zum Teil mit Abgrenzung gegenüber einem Begriff „Verstand“ als Vernunft bezeichnet. Der Verstand kann von Begierden und Meinungen dienstbar gemacht werden. Der Verstand ist ihnen dann unterworfen und hat eine kontrollierende Leitung verloren. Menschen können sich eine schlechte innere Einstellung angewöhnt haben oder sich täuschen/Vorurteilen unterliegen. Vernunft besteht dabei darin, sich von Blickverengungen lösen zu können und mit Hilfe der unterscheidenden Erkenntniskriterien seines Denkens auf angemessene Art sich von der Sache selbst bestimmen zu lassen.

Egozentriertheit ist gut,

egoismus schadet.

es ist wie in der politik: von links nach rechts und umgekehrt.

wir gehen in unserer evolution auf die mitte zu:

wertvolle tradition und neue kreativität;

individuell und gemeinsam

so einfach ist das.

Es gibt das falsche und das richtige "EGO!"

Das richtige Ego ist: "Ich bin eine Seele!"

Das falsche Ego ist: Ich bin der so- und so, ich heiße so- und so, ich bin ein Mann, ich arbeite bei..., meine Frau heißt...!"

Jede Art von Ego hat seine Bedeutung. Bevor die menschliche Seele körperbewußt wurde, gab es nur das richtige und reine Ego, welches kein Leid verursachte, die Welt war ohne Leid, Krieg, Hass, Neid, etc., alle Menschen waren glücklich und zufrieden! Allmählich danach wurden die Menschen köperbewußt und so begannen auch alle Arten von Lastern in der Seele anzuwachsen, weil die Seelen sich immer mehr für die physischen Körpern interessierten, statt entsprechend nach ihren ursprünglichen reinen Neigungen in der Seele zu leben. Und so wurden die unreinen Neigungen allmählich zur Selbstverständlichkeit im Leben akzeptiert. Das war das falsche Ego, welches bis heute regiert! Wer mehr über dieses Thema wissen will, sollte sich über PN an mich wenden. Liebe Grüße Bherka

Outlaw hat recht: Das "Ich" (ego) ist etwas, das dem Menschen vorbehalten ist.

Das Ichbewußtsein ist an die Fähigkeit zu denken, an den menschlichen Geist gekoppelt. "Ich denke, also bin ich"

Outlaw hat recht, wenn er beklagt, daß das Streben nach Gemeinschaft in der Moderne verlorengegangen ist. Er übersieht jedoch, daß die Ausschaltung des Ichbewußtseins auch die Ausschaltung des Menschseins (des menschlichen Geistes) an sich bedeuten würde. Wer kein "Ich" hat, der denkt nicht, ist nur noch ein biologisches Wesen, ohne Geist.

Glücklicherweise braucht man nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten, wenn man das Streben nach Gemeinschaft fördern will. Zu vielen Zeiten, auch im vergangenen Jahrhundert, hat es Gesellschaften gegeben, die das Ethos der Gemeinschaft an die Stelle des egoistischen Individualismus gesetzt haben, etwa die Gesellschaft der lebendigen Volksgemeinschaft, in der viele Individuen dem Ethos der Gemeinsamkeit folgten.

Die Verwirklichung von Gemeinschaft bedeutet aber keineswegs das Aufgehen des Individuums in der Gemeinschaft. Im Gegenteil: Nur eine Gemeinschaft von denkenden, wollenden, selbstbewußten Einzelmenschen ist lebendig. Löst sich das Individuum auf, so ergibt sich keine Gemeinschaft, sondern gesichtslose Masse.

Berichtigung: verständlich vereinfacht ist das Gehirn stammesgeschichtlich dreigeteilt. 1. das Stammhirn sichert das Überleben (Kampf oder Flucht), 2. das Zwischenhirn erzeugt die Gefühle (Limbisches System) und 3. das Großhirn ist Sitz des Intellektes. 1.+2. erzeugen das Unterbewußtsein, 3. das bewußtsein. Stellt man Bewußtsein und Unterbewußtsein gegenüber, ergibt sich ein Verhältnis von 1,5 cm zu 11 km!!! Damit wird deutlich, daß auch bei einem Säugling Überleben und Geborgenheit (Hautkontakt mit der Mutter) primär angelegt sind. Die kindliche Neugier ist noch nicht amputiert. Erst das verstandesmäßig gesteuerte Bildungssystem und andere "verbogene" Erwachsene verbiegen mit vernünftigen Verhaltensregeln das Wesen des ursprünglichen Kindes und entwickeln damit verstandesmäßig das Ego vom "Kind zum Erwachsenen". Einzig das unbewußte Körperbewußtsein verbleibt wegen Unkenntnis der Mehrheit unverfälscht (Armtest).