Was wird hier eiq. dargestellt? Was meint der Karikaturist? Danke im Voraus!?

Der Kapitalist: So! Der läuft mir nicht mehr davon! - (Deutschland, Geschichte, Industrialisierung)

7 Antworten

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Diese Karikatur von A. Staehle aus "Der wahre Jakob“ von 1905 zeigt, wie der Unternehmer durch freiwillige soziale Leistungen die Arbeiter nicht nur an sich binden, sondern auch von politischer Betätigung und Organisation in Gewerkschaften und der Sozialdemokratie abhalten möchte.

Diese Leistungen waren an das Wohlverhalten der Arbeiter gebunden und dienten auch als Mittel zur Disziplinierung des Einzelnen. Wer sich nicht konform verhielt, dem wurden die Leistungen gestrichen.

Die Karikatur verdeutlicht, dass es dem Kapitalisten mit diesen freiwilligen, nicht einklagbaren Leistungen weniger um die Verbesserung der Situation der Arbeiter, sondern eher um den Erhalt seiner Macht im Betrieb und dadurch auch in der Gesellschaft ging.

 


PeVau  10.04.2011, 16:29

Es geht dabei nicht um die Bismarckschen Sozialgesetze.

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Abgebildet ist die  Karikatur „Kapitalistische Wohltaten“ von A. Staehle aus dem Jahr 1905 in „Der wahre Jakob“ (eine deutsche sozialdemokratische Satirezeitschrift). 

Der Mann links ist ein Arbeiter, anscheinend schon verhältnismäßig alt. Er trägt eine Schirmmütze, Stiefel oder schwere Schuhe, Hose und Hemd (mit hochgekrempelten Ärmeln). In den Händen hält er eine Spitzhacke (z. B. von Bergmännern und Bauarbeitern verwendet).

Der Mann rechts legt ihm Fußfesseln an. Der Zylinder und der Frack (oder Anzug) kennzeichnet ihn als Kapitalisten. Vornehmere Hose und Schuhe vervollständigen eine Abbildung, in der die Kleidung die soziale Zugehörigkeit zeigt.

Thema der Karikatur sind die betriebliche Sozialpolitik der Unternehmer (Kapitalisten), ihre Motive und ihre Auswirkungen.

Eine Pensionskasse ist eine Einrichtung, bei der über Beiträge Ansprüche auf eine Altersversorgung, eine betriebliche Altersrente, entstehen. Mit Arbeiterwohnungen sind betriebliche Arbeiterwohnungen gemeint, in denen ein zu Betrieb gehörender Arbeiter verhältnismäßig billig zur Miete wohnen konnte.

Es handelt sich um freiwillige Leistungen, die nicht auf einem Gesetz beruhen und deren Fortsetzung daher auch einfach widerrufen und eingestellt kann (wobei in Bezug auf den Umgang mit bisher erworbenen Ansprüchen Vertragsregelungen einzuhalten waren und die Pensionskassen unterlagen durch das Versicherungsaufsichtsgesetz von 1901 einer Staatsaufsicht).  Die Leistungen ließen sich an ein Wohlverhalten der Arbeiter binden und konnten ein Mittel zur Disziplinierung sein. Bei einem Ausscheiden aus dem Betrieb (ob freiwillig oder unfreiwillig) konnten die vertraglichen Regelungen in Bezug auf bisher erworbene Anwartschaften der Altersversorgung ungünstig sein. Die betriebliche Sozialpolitik, die Annehmlichkeiten (Wohltaten) enthielt, konnte dazu dienen, Arbeiter an einen Betrieb zu binden und sich so wie vom Unternehmer erwünscht zu verhalten.

Das Motiv des Kapitalisten aus der Sicht des Karikaturisten zeigt sein Ausspruch in der Bildüberschrift: „So! Der läuft mir nicht mehr davon!“

Die betriebliche Sozialpolitik ist durch die beiden Gewichte „Pensionskasse“ und „Arbeiterwohnungen“  als etwas dargestellt, das den Arbeiter an den Betrieb/das Unternehmen und den Unternehmer/Kapitalisten fesselt. Bei den kapitalistischen Wohltaten geht es nach der in der Karikatur zum Ausdruck gebrachten Auffassung nicht (nicht vorrangig) um soziale Fürsorge und Schaffung einer Verbesserung der Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft, sondern um Einbindung der Arbeiter in ihren Betrieb als willig für den Unternehmer tätige und nicht aufmüpfige Arbeitskräfte.

Weitergehend kann bei der Fesselung (Verhindern von Fortlaufen) an eine Absicht gedacht werden, Arbeiter von der Arbeiterbewegung fernzuhalten. Die Arbeiter sollen dann in der Sichtweise des Karikaturisten davon abgebracht werden, sich in einer Gewerkschaft oder einer sozialistischen/sozialdemokratischen Partei zu betätigen. Der Kapitalist möchte seine Macht und Herrschaft im Betrieb und der (durch einen Klassengegensatz gekennzeichneten) Gesellschaft erhalten und absichern.

 Auf der einen Fußfessel steht "Pensionskasse". Vermutlich spielt der Karikaturist auf die Bismarksche Masche an. Bismarck ließ damals die Sozialversicherung einführen, weil er zu viel Angst vor der kommunistischen Bewegung hatte.  Die Proletarier sollten sich untereinander versichern und die Verelendung sollte so verhindert werden. Er wollte so die Gefahr der Revolution dammen und den Kommunisten den Wind aus den Segeln nehmen.

Dies geht aus der Zeit von Bismark hervor,  1880 er Jahre.

Dieser hat damals die SPD verboten.

Da er aber Ruhe von den Wählern der damals neuen Patei haben wollte, hat er ihre Forderungen erfüllt und eine Rentenversicherung und eine Krankrnversicherung für Arbeiter eingeführt.

Zum eine wollte er deren Not lindern, aber der Hauptgrund war, dass er sie an den Staat und die entstehende Großintustrie binden wollte, da damals wie heute Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Hälft der Beiträge zahlen.

So sind beide aufeinander angewiesen wobei die Abhängkeit des Arbeiters größer ist (abhängige Beschäftigunsverhältnis ).

So wurde in der in der Karikatur übetrieben dargestellt, das mit der Sozialversicherung der Arbeiter an den Staat und sein Wirtschaftsystem gebunden ist.

Sozusagen Gefangene des Systems.


dawala  10.04.2011, 18:04

Arbeitgeber zahlen schon lange nicht mehr die Hälfte der Beiträge. Laut CDU und FDP ist es ihnen nicht zuzumuten. Es würde Arbeitsplätze vernichten. Unternehmen würden ins Ausland gehen. ..... Dabei kommen immer mehr Unternehmen aus dem Ausland zurück: - Naja. Es wiederholt sich vom Prinzip her. 

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Schlauerfuchs  10.04.2011, 19:21
@dawala

Bisher zahlen diese noch 50 % der Rentenvers, Arbeitslosenvers, und Krankenvers, nur bei der Pflegevers. sind es etwas weniger.

Die Berufgenossenschaft, für die Unvallvers trägt der Arbeitgeber alleine.

Aber die Arbeitslosenvers wurde erst in den 1920 er gegründet, somit hat dies mit der Karrikatur , nichts zu tun.

Es ist halt damals wieheute das Problem, dass die Regierenden, egal ob Kaiser , Reichkanzler Bismark, Schröder u. Fischer od. jetz Merkel und Westerwelle immer um die Gunst der Industrie und des Kapitalsdboulen.

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wird gleich wieder gelöscht - wetten?

Ich schrieb gerade: es ist die typische, sehr boshafte Karikatur über die Hilflosigkeit eines Arbeiters, dessen Arbeitsplatz "Verlockungen" - Pensionskasse und Arbeiterwohnungen - die ihm wie Sträflingskugeln vom Arbeitgeber  ans Bein gehängt werden - davon abhalten, sich weiter(weg)-zu bewegen.