Was wäre, wenn eine Diktatur in Deutschland herrschen würde?

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Ich habe das 3. Reich erlebt. Unter den heutigen Vorraussetzungen hätte eine Diktatur kaum eine Chance. Es sei denn, das alte Sprichwort würde wahr. Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis. Es ist den Menschen noch nie so gut gegangen wie in der heutigen Demokratie, selbst wenn auch die Demokratie nicht den Idealzustand bietet.

Aber zu deinen anderen Fragen. Damals waren die Parteien im Reichstag wahnsinnig zerstritten. Es gab immer wieder neue und immer mehr Splitterparteien. Das Regieren war fast unmöglich. Die Arbeitslosenzahl stieg auf über 6 Millionen. Die Menschen sehnten sich nach einem starken Mann, der Ordnung schaffte. Unter diesen Bedingungen wäre es nicht nur in Deutschland, sondern in jedem anderen Land möglich, dass eine Diktator, ob von rechts oder links, an die Macht käme.

Die Frage nach dem Widerstand kann ich nur aus der damaligen Sicht beantworten. Nach der "Machtergreifung" verschwanden schon bald die Arbeitslosen. Den Menschen ging es besser als vorher. Niemand hat geahnt, wohin das alles führte. Die Menschen waren also zufrieden und hatten keinen Grund zum Widerstand. Es waren nur wenige, die Widerstand geleistet haben. Das Regime war aber viel zu gut organisiert, um erfolgreich Widerstand zu leisten. Wie die Vergangenheit zeigt, war jeder Widerstand ein Himmelfahrtskommando und hat tödlich geendet.

Ich persönlich wuchs unter dieser Diktatur auf. Ich habe der Propaganda geglaubt. Eine Vergleichsmöglichkeit gab es nicht. Erst nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in das völlig zerstörte Deutschland habe ich begriffen, für welche Diktatur ich 5 meiner schönsten Jahre verloren hatte.

Das hängt davon ab wie sich der Diktator verhält und wie viel Macht er durchsetzt.

Es gibt durchaus einige Königreiche und DIktatoren wo das Volk ihre Herrscher liebt. In Kuba zum Beispiel ist trotz des Wirtschaftsembargos die Mehrheit der Bevölkerung überglücklich mit ihrem Diktator.

Ich glaube nicht, dass das möglich wäre. Klar gibt es immer wieder Tendenzen nach rechts oder links, wenn es mal wieder eine Krise gab, aber ernsthafte Konkurrenz wird das wohl kaum für die großen Parteien. Außerdem sind die Deutschen unglaublich Diktaturgeschädigt. Immerhin haben wir beide Extreme innerhalb eines Jahrhunderts durchgekaut, mit dem Ergebnis: Alles, was nach Nazi aussieht ist böse und alles, was nach Kommunist aussieht ist auch böse. Außerdem geht es uns ja ziemlich gut in unserer Demokratie, zumindest der Mehrheit, und die entscheidet das ja.

Und wenn der Fall einer rechten Diktatur eintritt: Ich würde nicht sofort in den aktiven Widerstand, dazu bin ich nicht mutig genug und dazu würde es mir am Anfang wahrscheinlich auch nicht schlecht genug gehen. Allerdings würde ich den Widerstand unterstützen, Mundpropaganda betreiben und, wenn es schlimmer wird, vermutlich tatsächlich auch Aktionen planen. Rechtes Gedankengut geht mir einfach wahnsinnig gegen den Strich.

Im Fall einer linken Diktatur: Da gehöre ich dann wohl zu den Leuten, die hoffen, dass das alles noch besser wird, dass man nicht auf der Stufe der Diktatur hängen bleibt, sondern wirklich kommunistisch wird, aber ich weiß nicht, ob das lange halten wird. Das kommt wohl darauf an, welchen Eindruck man im System selbst vom System bekommen kann. Von außen zu sagen, dass etwas schlecht ist ist viel einfacher, als das zu sagen, wenn man mittendrin steckt.

Gute Frage, und wohin könnte sie führen? und bitte, Antworten können nur kleinste Bausteine sein, und sollten nicht in Ängste oder Existenzaufgabe führen. Ausführlich diese Frage zu beantworten, bedarf es gesellschaftlicher Motivationen, Konsensfindung und den absoluten Willen, etwas zu einer positiven Entwicklung beitragen zu wollen. Wichtig ist auch, wann, also zu welchem Zeitpunkt eines, nennen wir es historischer Entwicklungsstand, und an welcher Stelle, in welcher Gesellschaft diese Frage gestellt wird. Welche Interessen spielen eine Rolle, wer hat die Macht ? Sind es einige wenige, oder ist die Wirkung zB durch Wahlen, dem Souverän, das Volk, von dem die Macht ausgehen soll aktiv funktionabel? Demokratie sollte ein fortlaufendes Hinterfragen beinhalten, und daraus konstruktives Handeln entstehen. Als Aung San Suu Kyi bei einer Ihrer Besuche in Deutschland sinngemäß sagte, Deutschland ist eine gute Demokratie, aber es wäre noch einiges zu verbessern, konnte ich nur zustimmen. Es sind solche Lebenswege, die wahrhaftig sind, die uns ein Bespiel geben können aus dem wir lernen sollten. Trotz schwersten Lebensumständen ist Sie jemand, der sich Ihre Würde und Ihre Hoffnung nicht nehmen läßt. Gleiches gilt für Nelson Mandela, der trotz seiner Erfahrungen mit einer beispiellosen Friedensbotschaft in die Welt wirkte. Unsere Eltern sagten immer "nie wieder Krieg" , die Erfahrung dieser Generation, die ein wichtiger Anker der neueren Demokratie waren, verblassen. Die neuen Freiheiten zB der Spaßgesellschaft in wirklich absurden Formen, woher werden diese Mitglieder der Gesellschaft Ihre Verantwortung noch schöpfen? Deutschland müsste ein Beispiel sein, und ein Helfer in der Not, denn die Globalisierung birgt einer der großen Herausforderungen, die unaufhaltsam auf uns zurück fallen werden. Sei es die Umwelt, die Armut, das Wasser und vieles mehr. Ein weißer Zaun um den Garten, reicht nicht mehr. Meine Meinung: Wir befinden uns nicht in einer konstruktiven Entwicklung unseres Landes. Viele tragen durch Ihre Leistung großes bei, aber leider sind einige wenige, die an den Schaltstellen der Macht sind dem Volk schon entrückt. Vor allem, Geld regiert die Welt. Der Schaden wird gigantisch sein. Mehrere hundert Mal ist die Weltgemeinschaft verschuldet, die Umweltverschmutzung ist gigantisch. Seien es die Verseuchungen des atomaren Wahnsinns, oder die Müllberge, sogar in den Ozeanen. Es kommt alles zurück. Jetzt müssten Politiker und wir alle in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen, und handeln. Vielleicht mit dem Anspruch, das ein "Kühlschrank" zu besitzen, auch reicht. Dazu gehört Zusammenhalt, soziale Kompetenz und Bildungschancen gesellschaftsübergreifend. Wenn ich mir die Entwicklung der neuen äußersten Rechten europaweit ansehe, wie sich wieder blinde Machtkonzentrationen, selbst in Europa bilden, müssen wir etwas tun. Wir sind alle verantwortlich, und sollten jeder vor unserer eigenen Haustüre kehren. Meine Vita: ich komme aus einer einfachen Arbeiterfamilie, Politik war leider nur ein Nebenschauplatz. Ich wurde erst mit 22 politisch aktiv. Ich erlernte einen Beruf im Maschinenbau, und habe auf dem zweiten Bildungsweg mein Fachabi gebaut. Ich kämpfte 2 Jahre um die Anerkennung als Kriegdienstverweigerer und habe tiefe Eindrücke im Bereich der Seniorenbetreuung gesammelt. Ich brauchte Jahre um diese Bilder aus dem Kopf zu bekommen. Im Anlauf der ersten Volkszählung war ich in einer sehr aktiven Gruppe um über deren Gefahren aufzuklären, doch wenn ich sehe wie sich dieser Bereich heute entwickelt, das hätten wir damals nicht für Möglich gehalten. Wenn ich mir heute die neue Linke zB ansehe, sehne ich mich nach den alten Zeiten zurück. Demokratie heißt aktiv teilnehmen, Verantwortung übernehmen, konstruktiv sein, auch der einzelne kann etwas bewirken. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.

Schon wegen der ersten Antworten würde ich so schnell wie möglich das Land verlassen, da ich als älterer Mitbürger nicht davon abhängig sein möchte, auf welche soziale Gruppe der Mob dann orientiert wird (Ausländer, Schwule, Rothaarige...) Außerdem ist Opportunismus das "Grundrecht der Schwachen", da werden 95% der Leute eher zu unsicheren Kantonisten,wenn es um Zivilcourage geht.

Nur zur Erinnerung: wir hatten mit dem Faschismus schon eine Diktatur, die auch deshalb so gut funktioniert hat, weil viele Deutsche ihre Nachbarn bei der Geheimen Staatspolizei angezeigt haben, wenn sie sich nicht angepasst zeigten.