Was meint Robespierre mit seiner Rede vor dem konvent (Februar 1794)?
Hallo, ich habe fast den ganzen Tag dafür gebraucht folgendes zu verstehen, aber es ist mir nicht gelungen. Könntet ihr mir bitte einen Ansatz geben, was er damit meint und wie er die Gewalt rechtfertigt? Wäre sehr nett, danke im voraus :/
Die Demokratie ist ein Staat, wo das souveräne Volk, von den Gesetzen geleitet, die sein Werk sind, selbst alles dasjenige, was es gehörig tun kann, und durch Abgeordnete alles dasjenige tun lässt, was es nicht selbst zu verrichten imstande ist. […] Das Fundament-Prinzip der demokratischen oder populären Verfassung, das heißt die wesentliche Triebfeder, welche sie erhält und in Bewegung setzt, ist die Tugend; ich meine hier die öffentliche Tugend, welche in Griechenland und Rom so viele Wunder erzeugte und im republikanischen Frankreich noch weit erstaunlichere hervorbringen muss; nämlich die Tugend, welche nichts anderes als die Liebe zum Vaterland zu den Gesetzen desselben ist. Da nun aber die Gleichheit das Wesen der Republik oder der Demokratie ist, so folgt daraus, dass die Liebe zum Vaterland auch notwendig ist die Liebe zur Gleichheit in sich begreife. […] So wie im Frieden die Triebfeder der Volksregierung die Tugend ist, so ist es in einer Revolution die Tugend und der Schrecken zugleich; die Tugend, ohne welche der Schrecken verderblich, der Schrecken, ohne den die Tugend ohnmächtig ist. Der Schrecken ist nichts anderes als eine schleunige, strenge und unbiegsame Gerechtigkeit; er fließt also aus der Tugend; er ist also nicht ein besonderes Prinzip, sondern eine Folge aus dem Hauptprinzip der Demokratie, auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes angewendet […]. Die Regierungsform, welche sich für eine Revolution schickt, ist der Despotismus der Freiheit gegen die Tyrannei. […] Doch lasst und ruhig sein; hier ist das Heiligtum der Wahrheit; hier sitzen die Stifter der Republik, die Rächer der Menschheit, die Zertrümmerer der Tyrannen. Hier braucht man einen Missbrauch bloß anzuzeigen, um ihn zu vernichten; hier ist es genug, im Namen des Vaterlandes die Ratschläge der Eigenliebe und der Schwäche einzelner Personen, der Tugend und Ehre des Nationalkonvents anzuzeigen. Wir verlangen eine feierliche Erörterung aller Gegenstände jener Besorgnisse und alles dessen, was auf den Gang der Revolution Einfluss haben kann; wir beschwören Euch, nicht zu gestatten, dass irgendein besonderes und heimliches Interesse das Ansehen des allgemeinen Willens der Versammlung und die unzerstörbare Gewalt der Vernunft an sich reiße.
2 Antworten
Das ist ohne entsprechendes Hintergrundwissen schwer zu verstehen.
Deshalb hier einiges zu der Zeit, in der Robespierre lebte:
Die Nationalversammlung erließ in der Zeit von 1789-91 Gesetze, durch die Frankreich eine Demokratie werden sollte.
Als die Nationalversammlung 1791 aufgelöst wurde, atmete alles auf, und man dachte: "Endlich frei!"
Der Nationalkonvent jedoch, der die Nationalversammlung ablöste und die Ideen der "Gründungsväter" in die Praxis umsetzen sollte, war von Anfang an uneins.
Bald kam es in Paris zu Aufständen und Massakern, ja es herrschte sozusagen Anarchie. Unter der neuen Regierung mußte Ludwig XVI. die Guillotine besteigen, und Robespierre sowie andere Revolutionäre führten die Periode der Schreckensherrschaft ein.
Unter diesem Regiment fanden nicht nur "Feinde" der Revolution den Tod, sondern auch viele ihrer "Kinder".
Im Herbst 1793 stellte die Revolutionsregierung einen umfassenden Plan zur Entchristianisierung auf. Das Ziel bestand darin, einen "neuen Menschen" zu schaffen, der frei von Untugenden wäre.
Man warf dem Katholizismus vor, die Leichtgläubigkeit der Menschen auszunutzen. Eine Reihe Kirchen wurde zerstört, während man andere zu Kasernen machte.
Geistliche wurden gezwungen, ihrer Berufung abzuschwören und zu heiraten. Wer sich weigerte, wurde festgenommen und hingerichtet. Eine Anzahl floh aus dem Land.
Der Katholizismus wurde durch die Religion der Vernunft ersetzt. Man betrachtete die Vernunft als Göttin, als die "Mutter der Heimat".
Schließlich wurde die Anbetung der Vernunft durch eine von Robespierre durchgesetzte deistische Religion verdrängt. Er schaltete seine Gegner aus und errichtete eine grausame Diktatur. Sein Blutdurst kostete ihn später selbst das Leben. Am 28. Juli 1794 wurde er unter Geschrei zur Guillotine geschleppt.
Die überlebenden Politiker wollten eine Einmanndiktatur vermeiden und übergaben daher einem aus fünf Mitgliedern bestehenden Direktorium die Regierungsmacht.
Aber da der Krieg weiterging und sich die finanzielle Lage verschlechterte, zog man es vor, einem einzelnen die Macht zu überlassen — Napoleon Bonaparte. So wurde einer neuen Diktatur der Weg geebnet.
Robbespierre vertrat die Auffassung - "wer nicht für uns ist, ist gegen uns." Und das erlaubte den Jakobinern diese Schreckensherrschaft zu errichten.
Robbespierre sah sich und seine Staatsphilosophie im revolutionären Staat,als die oberste moralische Instanz, die Schlagworte wie Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit waren zum Schluss nur noch Feigenblätter und Makulatur, mit dem sich der Terror einen moralischen Anspruch gab.
Ein gutes Besipiel wie Theorie und Praxis auseinander klaffen können...
Lenin formulierte später etwa so - "man muss den Menschen zu seinem Glück zwingen."
Unklugerweise wurde dann im Nationalkonvent eine Liste ruchbar, wer von den Abgeordneten als nächstes auf der Abschussliste stand. Den Nationalkonvent erfasste die Panik und so wurde dann Robiespierre entmachtet und Opfer seiner eigenen Terrorherrschaft...
LA
Danke! Und prangert robespierre den konvent an oder lobt er ihn?