was ist eine ingenieurschule?

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Hallo zoeyy,

Bachelor- und Masterabschlüsse gab es bei den Ingenieursschulen nicht. Abschluss war der graduierte Ingenieur - auch so ausgedrückt: Dipl.Ing.(grad). Deshalb nannte man diese Ingenieursschule auch Graduiertenschule. Der Abschluss Dipl.Ing. (grad) ist minderwertiger als der Dipl.Ing.(FH), den man nur auf der Fachhochschule bekommt.

Heute gibt es das alles nicht mehr. Es gibt nur noch den Abschluss Bachelor of engeneering oder Master of engeneering als Nachfolger von den Ingenieur-Diplomstudiengängen. Darüber hinaus gibt es auch andere Bacherlorstudiengänge mit anderer Bezeichnung. Also Bachelor of.........Heute macht man auch keinen Unterschied mehr zwischen Abschlüssen auf der Fachhochschule oder einer Technischen Hochschule oder Universität. Bachelor ist Bachelor. Und Master ist Master. Nur der Zusatz kann verschieden sein.Das ist aber kein Qualitätsunterschied.

Inwieweit die Ingenieursschulen besser gewesen sein sollen, musst Du Deinen Kollegen fragen.

Schöne Grüße


zoeyyy 
Fragesteller
 24.07.2010, 18:10

super antwort :) vielen dank.

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Meine Stundenzahlen beziehen sich nicht auf Modulstunden, sondern sind die Mindestzeiten lt. KMK, die damals wie heute für einen bestimmten Studiengang erbracht werden müssen bzw. mußten. Demnach ändert sich in der Differenz von einem Ing. grad, zum Dipl.-Ing. (FH) auch nichts. Die Nachdiplomierung der Ing. grad. zum Dipl.-Ing. (FH) wurde selbst vom Kultusministerium, das diese Nachdiplomierungen vornahm, nie als Gleichwertigkeitsbeweis angsehen, sondern als Rechtswohltat bezeichnet. Juristen zweifeln noch heute an der Rechtmäßigkeit der Nachdiplomierung. Auch ist solch eine Nachdiplomierung frei von den Rechten, die ein regulär erworbenes FH-Diplom inne hat. Im Gegensatz zum richtigen FH-Diplom (akad. Grad) handelt es sich beim nachd. Ing. grad weiterhin lediglich um einen staatl Titel.

Ingenieurschulabschlußarbeiten hatten auch nie den Umfang von 300 Seiten. Selbst an Universitäten sind solche Arbeiten zeitlich gar nicht machbar. Lt. KMK betrug der durchschnittliche Umfang einer Ingenieurschularbeit 27 Seiten. Und daß ein Realschulabsolvent zur damaligen Zeit den Inhalt eines heutigen Abiturs gleichzusetzen sei, ist bar jeder Grundlage (kein Realschulabsolvent damals konnte Inifinitesimal- oder Vektorrechnung). Nicht umsonst schaffte man die Ingenieurschulen in Dtl. ab. Es ist auch Schönreden der ex-Ingenieurschulabsolventen, die FH als lediglich umbenannte Ingenieurschule darzustellen. Lediglich 30% der westdt. FHen gingen aus der Infrastruktur der Ingenieurschulen hervor. Der Status und das Niveau einer Ingenieurschule war Fachschule, der einer Fh ist Hochschule. Für die Aufnahme eines Studiums brauchte man an der Ingenieurschule Klasse 8 oder 10, an der FH Klasse 12. Der Ing. grad. ging 3 Jahre, der Dipl.-Ing. (FH) 4 Jahre.

Also einen Dipl.-Ing. (grad.) gab es nie. Den akademischen Grad Dipl.-Ing. kann man nur an einer Hochschule erwerben. Entweder an einer FH-> dann mit Suffix (FH) oder an einer Universität -> dann ohne Suffix. Auch Berufsakademien verleihen den Dipl.-Ing mit Suffix (BA).

Der Abschluß an einer Ingenieurschule hieß im Osten Ing. und im Westen Ing. grad. Es waren keine akademischen Grade, sondern staatliche Titel. Die Ingenieurschule war keine Hochschule wie die FH oder Uni, sondern eine Fachschule (ähnlich den heutigen Technikerschulen). Zugangsvoraussetzung war Klasse 10 und eine Berufsausbildung. Für den Ing. grad, wurde eine Studienzeit von 3 Jahren mit 3800h vereinbart. Ein Bachelor benötigt heute 5400 h für seinen Abschluß, ein Dipl.-Ing. (FH) 7200 h. Der Dipl.-Ing der Uni 9000 h. Eine FH oder Uni darf im Gegensatz zur Ingenieurschule erst mit dem Abschluß der Klasse 12 (FOS/Abi) besucht werden. Ingenieurschulen wurden im Westen 1971, im Osten 1992 abgeschafft, weil sie nicht mehr den Anfoderungen entsprachen und ihre Absolventen im europäischen Raum nicht mehr als Ingenieure galten. Der Abschluß Ing. grad. liegt oberhalb des heutigen Staatlich geprüften Technikers und unterhalb des Bachelors.

Im Rahmen der WIedervereinigung wurde eine Klausel vereinbart, nach der sich die ehemaligen Ing. (grad.) das FH-Diplom beim Kultusministerium nach 3jähriger Berufsterfahrung quasi "kaufen" konnten. Das nannte sich Nachdiplomierung (eigentlich ein Skandal). Es lohnt sich also, genau hinter den Dipl.-Ing. (FH) zu schauen, ob es sich um ein Original von einer FH handelt (dann akademsicher Grad) oder eine gekaufte Urkunde vom Kultusministerium ist (dann staatlicher Titel).

Die zeitliche Differenz in der Ausbildungsdauer zwischen dem Ing.-grad. und den Dipl.-Ing. (FH) beträgt 3 Jahre!


alberti  17.09.2011, 15:19

Stimmt insoweit, als es den Dipl. Ing. grad. nicht gab. Der Vergleich von Studienjahren mit verordneten Modulstunden eignet sich aber nicht für Vergleiche/Bewertungen. Zum einen war ein Ingenieursstudium in den 70er Jahren zeitlich wesentlich aufwendiger als ein heutiges Bachelor-Studium und man brauchte eine abgeschlossene Berufsausbildung im einschlägigen Berufsfeld + 2-3 Jahre Praxis. Der mittlere Bildungsabschluss, der damals genügte, war ebenfalls hochwertiger als heute; von den Sprachen abgesehen war man im naturwissenschaftlichen Bereich teilweise besser ausgestattet als heute beim Abitur. Das kann ich als (Gymnasial- )Lehrer mit Studium an einer Fachhochschule/Ing. grad. und einem Bildungsgang über die damalige Berufsaufbauschule gut einschätzen. Auch ist eine Bachelorsarbeit i. A. nicht vergleichbar mit einer Ingenieursarbeit für den Ing. grad., von der man damals konkrete und umfassende Lösung eines Technik- oder Wirtschaftsproblems erwartete. 100-300 Seiten waren keine Seltenheit zuzüglich etw. Diagramme, Messprotokolle etc. Vom Kauf eines Nachdiploms ist mir nichts bekannt; die Nachdiplomierung gab es damals für Absolventen, deren Ingenieursschule zu einer FH umgewandelt worden war. Sie ist keine ungerechtfertigte Höherstufung, sondern eine Angleichung an die Änderung der Abschlussbezeichnung.

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Auch der Lehrgang Betriebsführer Oberklasse Bergschule führt zum "Ingenieur" (Ing.) und ist in den IngG der Länder (Berufs_ und Titelführung) neben einem 6 sem. HS-Studium genannt. Leider wurde die gleichzeitige (redundante) Anpassung als gestufte 6 halbjährige Fachschule formell (de jure) in den Schulgesetzen versäumt.

Die o.g. 6 halbjährige Fachschule zum "Ingenieur" (Ing.) befindet sich in einer rechtsfreien Bildungsebene ober halb der Fach-Schulgesetze, denn

  • eine Fachschulausbildung dauert max. 4 Hallbjahre mit 2.400 UStd
  • eine Anpassungsfortbildung max. ein Halbjahr mit 600 UStd.

Die o.g. Qualifikation ist ähnlich der ehem. gestuften Schiffsingenieurschule erster Klasse zum Patent Leitender Ingenieur.

Ingenieurschulen waren Vorläufer der heutigen Fachhochschulen mit dem Abschluß Ingenieur, Ing (grad), Dipl.-Ing (FH). Heute sind diese Bezeichnungen durch die Master Degrees ersetzt.


zoeyyy 
Fragesteller
 11.07.2010, 21:44

und welchen abschluss errecihte man dort?

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Bonsai82  11.07.2010, 23:30
@zoeyyy

Genau wie auf einer Fachhochschule oder Uni (Bachelor oder Master).

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Schreiberlilli  12.07.2010, 16:04
@Bonsai82

Bachelor und Master gab es bei den Ingenieursschulen nicht. Es war der graduierten Ingenieur. Dipl.Ing.(grad). Deshalb nannte man diese auch Graduiertenschule. Er ist minderwertiger als der Dipl.Ing.(FH), den man nur auf der Fachhochschule bekommt.

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