was ist ableismus nocht tiefer erklärt?

7 Antworten

Ableismus ist die Verachtung von Behinderten und die Verleugnung von deren Menschenrechten. Im schlimmsten Fall kann dies zur totalen Ausgrenzung, zu systematischer gesundheitlicher Schädigung und Vernichtung tatsächlich oder vermeintlich Behinderter führen, wie besonders zur Hitlerzeit.

Ableismus ist eine Art von Diskriminierung, bei der Menschen wegen ihrer Behinderungen benachteiligt oder unterdrückt werden. Das passiert auf vielen Ebenen, sowohl im Verhalten von Einzelpersonen als auch in den Strukturen unserer Gesellschaft.

Zum Beispiel werden Menschen mit Behinderungen oft mit negativen Vorurteilen und Stereotypen konfrontiert. Sie werden als schwach, abhängig oder unproduktiv angesehen und manchmal sogar bemitleidet. Das ist total unfair und beeinflusst ihr Selbstbewusstsein und ihren sozialen Status.

Dann gibt es noch das Problem der fehlenden Barrierefreiheit. Viele öffentliche Gebäude, Verkehrsmittel und Websites sind nicht gut zugänglich für Menschen mit Behinderungen. Es fehlen Rampen, Aufzüge, barrierefreie Toiletten und Untertitel in Videos. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen oft ausgeschlossen werden und ihre Rechte nicht vollständig ausüben können.

Auch im Bildungssystem gibt es noch viel zu verbessern. Viele Menschen mit Behinderungen werden in speziellen Einrichtungen isoliert und haben keinen Zugang zu inklusiver Bildung. Sie können nicht dieselben Lernmöglichkeiten und Entwicklungschancen erhalten wie andere Schülerinnen und Schüler. Das behindert ihre Möglichkeiten und ihre soziale Integration.

Selbst im Alltag kommt es oft zu unbewussten diskriminierenden Handlungen und Aussagen. Manchmal helfen Menschen mit guten Absichten Rollstuhlfahrern, auch wenn sie gar nicht darum gebeten haben. Das kann die betroffene Person verletzen und ihr das Gefühl geben, hilflos zu sein.

Ableismus ist nicht nur eine Frage des individuellen Verhaltens, sondern auch ein strukturelles Problem. Unsere Gesellschaft muss Barrieren abbauen, Vorurteile überwinden und Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen und Rechte wie anderen Menschen bieten. Das erfordert eine bessere Sensibilisierung, Bildung und den Abbau von Vorurteilen. Wir müssen Menschen mit Behinderungen respektvoll zuhören und ihre Perspektiven berücksichtigen, um eine inklusivere Gesellschaft zu schaffen. Denn jeder verdient die gleichen Chancen und ein respektvolles Miteinander.

Woher ich das weiß:Hobby – Aljksxcdhf

verreisterNutzer  26.06.2023, 18:25

ich denke, ich bin mir über das problem relativ bewust aber ist "Dann gibt es noch das Problem der fehlenden Barrierefreiheit. Viele öffentliche Gebäude, Verkehrsmittel und Websites sind nicht gut zugänglich für Menschen mit Behinderungen. Es fehlen Rampen, Aufzüge, barrierefreie Toiletten und Untertitel in Videos. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen oft ausgeschlossen werden und ihre Rechte nicht vollständig ausüben können."

auch ableismus? das ist doch einfach nur ignorant oder?

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Selkiade  26.06.2023, 21:17
@verreisterNutzer
Dann gibt es noch das Problem der fehlenden Barrierefreiheit. Viele öffentliche Gebäude, Verkehrsmittel und Websites sind nicht gut zugänglich für Menschen mit Behinderungen. Es fehlen Rampen, Aufzüge, barrierefreie Toiletten und Untertitel in Videos. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen oft ausgeschlossen werden und ihre Rechte nicht vollständig ausüben können."

Das ist EINE Form des Ableismus.

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verreisterNutzer  26.06.2023, 18:27

und bezieht sich ableismus wirklich nur auf vorurteile gegen menschen mit behinderung oder auch auf zb psychisch kranke oder (es ist keine krankheit aber ich dachte iwie da kann man das wort auch nutzen) queere menschen?

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Selkiade  26.06.2023, 21:23
@verreisterNutzer

Ableismus ist die Diskriminierung gegenüber Menschen mit Behinderungen und/ oder chronischen Erkrankungen. Dazu zählen auch psychische Erkrankungen, da die häufig chronisch sind.

Queere Menschen können keinen Ableismus erfahren bzw. den können sie nur erfahren, wenn sie behindert/ chronisch krank (also mehrfach marginalisiert) sind.
Queere Menschen erfahren Homo-, Bi-, Inter-, Transfeindlichkeit.

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verreisterNutzer  26.06.2023, 21:26
@Selkiade

ok... also ist es unangebracht von ableismus zu reden, wenn jemand zwar auf grund dessen diskriminiert wird, das die person etwas nicht kann aber sie das nicht auf grund einer behinderung nicht kann (zb meine oma fragt, wann welche typen ich am atraktifsten finde obwohl ich alle unatraktiv finde)

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Selkiade  26.06.2023, 21:35
@verreisterNutzer
also ist es unangebracht von ableismus zu reden, wenn jemand zwar auf grund dessen diskriminiert wird, das die person etwas nicht kann aber sie das nicht auf grund einer behinderung nicht kann

Genau.

Ableismus bezieht sich immer auf die Behinderung bzw. chronische Erkrankung als Grund.

Wenn also z.B. das 2jährige Kind blöd angemacht wird, weil es noch nicht lesen kann, dann geschieht dies nicht auf Grund einer Behinderung.
Wenn aber der 25jährige Analphabet gezwungen wird, den Berufsabschluss schriftlich zu machen, statt eine mündliche Prüfung zu absolvieren, dann wird er auf Grund seiner Behinderung benachteiligt.

(zb meine oma fragt, wann welche typen ich am atraktifsten finde obwohl ich alle unatraktiv finde)

Das hat nichts mit Ableismus geschweige denn irgendeiner anderen Diskriminierung zu tun! Das ist nämlich überhaupt keine Diskriminierung!

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verreisterNutzer  26.06.2023, 21:38
@Selkiade

ok das beispiel war doof xD

musst du nicht beantworten aber eine frage unabhängig davon..

ist es nicht eig immer blöd davon aus zu gehen, das jemand etwas kann, wenn man nicht fragt?

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Selkiade  26.06.2023, 21:45
@verreisterNutzer
ist es nicht eig immer blöd davon aus zu gehen, das jemand etwas kann, wenn man nicht fragt?

Definitiv.

Nicht immer liegt dem eine Diskriminierung zu Grunde, aber blöd ist es allemal.

Ein Beispiel: Ich beschließe Skiurlaub zu machen und möchte gerne, dass eine Freundin mitkommt. Ich frage sie aber nur, ob sie Zeit hat mitzufahren, ohne darüber nachzudenken, ob sie denn überhaupt Skifahren kann. Ich gehe einfach davon aus, dass sie es kann, denn ich kann es ja auch.

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Am einfachsten lässt sich der Unterschied zum Begriff "Behindertenfeindlichkeit" durch die Wortherkunft erklärten - das Englische "to be able to" (fähig sein).

Wenn man Menschen aufgrund einer Behinderung unterstellt "unable" (nicht fähig) zu sein, dann ist das eine Form von Diskriminierung.

Nehmen wir an du sitzt im Bus und dir gegenüber sitzt eine Person mit Down-Syndrom die die "Frankfurter Allgemeine" liest.

Wenn du jetzt denkst "Wow, ich hätte nicht gedacht, dass die überhaupt lesen kann! Ob Sie diese schwierige Zeitung tatsächlich versteht?" - dann ist das ableistisch.

Deine Vorurteile bezüglich der Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung (die nach allgemeiner Vorstellung "disabled" sind) haben dann in diesem Moment gewonnen.


verreisterNutzer  26.06.2023, 18:45

ist es auch ebleistisch, davon auszugehen, das jemand etwas kann? (zb menschen, die wegen psychischen krankheiten nichts richtig fühlen können zu fragen "fühlst du dich damit gut oder schleht?")

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Enzylexikon  26.06.2023, 19:13
@verreisterNutzer

Ein Beispiel für solchen "kann-Ableismus" wäre z.B. davon auszugehen, dass ein Autist immer ein Savant mit einer Inselbegabung ist und mindestens auf einem Gebiet überdurchschnittliche Fähigkeiten aufweisen muss.

Menschen mit psychischen Erkrankungen sind als Beispiel problematisch, weil man ihnen ihre Erkrankung in der Regel nicht ansieht.

Natürlich sind sie aber z.B. womöglich mit einer scheinbar alltäglichen Situation überfordert, was dann auf Unverständnis in ihrem Umfeld stößt ("Er kann doch sonst immer alles, wieso kriegt er bei so etwas einfachem eine Panikattacke?")

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Ginkgo926  26.06.2023, 19:17
@verreisterNutzer

Ich denke nein, denn in diesem Fall geht es um eine therapeutische Frage und die positive Absicht, den Klienten dabei zu unterstützen, sich seiner Gefühle bewusster zu werden.

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verreisterNutzer  26.06.2023, 21:29
@Ginkgo926

aber diese menschen sollten doch selbst endscheiden düfen, wer ihnen hilft oder nicht oder (wie bei zb körperlichen behinderungen auch) und warscheinlich ist es gar keine hilfe sondern eif unangenehm

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ich versehe es nicht so ganz, wann das wirkich passiert.

Ständig! Betroffene erleben tagtäglich Ableismus.

Ableismus gehört zu den "-ismen", welche strukturell eine bestimmte Bevölkerungsgruppe diskriminieren (Geschwister sind z.B. Rassismus, Sexismus und Klassismus).

Im Fall von Ableismus sind die diskriminierten Menschen, Menschen mit Behinderungen und/ oder chronischen Erkrankungen.

[...] Ableismus gehört zur sogenannten Behindertenfeindlichkeit, bezieht sich dabei aber vielmehr auf die Strukturen und Denkweisen dahinter, die in ihrer Verbindung ein ganz eigenes System ergeben. Im ableistischen System werden behinderte und chronisch kranke Menschen benachteiligt und unterdrückt, während nicht-behinderte Menschen als einzig wahre "Norm" dargestellt werden und von dieser Kategorisierung profitieren. [...]
Der Begriff "Ableismus" leitet sich aus dem Englischen to be able ab, was auf Deutsch übersetzt soviel wie "fähig sein" bedeutet. Wie die Wortherkunft schon vermuten lässt, beruht das ableistische System darauf, den Wert eines Menschen an seiner Leistung festzumachen und gewisse Fähigkeiten wie Sprechen, Sehen, Hören, Gehen ect. als essentiell erachten, während Menschen, die nicht oder nur teilweise über diese Fähigkeiten verfügen als "unvollständig", "kaputt" oder weniger wert gelten. Doch es geht bei Ableismus nicht, wie viele Menschen fälschlicherweise glauben, ausschließlich um die Bewertung der tatsächlichen Fähigkeiten eines Menschen. Es geht auch um Vorurteile und Narrative, also Geschichten, die der Verallgemeinerung, Entmenschlichung und Stigmatisierung gewisser Gruppen dienen und die sich durch alle Bereiche unserer Gesellschaft ziehen. [...]

aus "Behindert und Stolz - Teilhabe ist Menschenrecht" von Luisa L´Audace (S. 33-34)

Ableismus findest sich also sowohl in strukturellen Gegebenheiten wie Schule, Ämter oder Straßenverkehr, aber auch individuell auf eine einzelne Person bezogen.

Einige Beispiele für Ableismus (die nicht ich persönlich erlebt habe, denn ich habe keine Behinderung, kann daher auch keinen Ableismus erfahren - diese Erfahrungen haben meine Klient*innen bzw. behinderte Aktivist*innen wie Luisa L´Audace gemacht; es sind auch einige allgemeine Erfahrungen dabei, die öffentlich waren)

  • Eine blinde Person wartet an einer roten Ampel. Beim grün-werden der Ampel machst du die blinde Person darauf aufmerksam, dass grün ist. Diese möglicherweise nett gemeinte Geste ist aber übergriffig, weil die blinde Person durch ein akustisches Signal oder einen vibrierenden Knopf an der Ampel selber bemerkt, dass grün ist.
  • Die Paralympics 1972 fanden auch in Deutschland statt. Aber nicht wie zuvor die olympischen Spiele in München, sondern stattdessen in Heidelberg. Warum? Weil das olympische Dorf in München nicht barrierefrei war und die Verantwortlichen keine Lust hatten es im Nachhinein noch behindertengerecht umzubauen. Zudem stand die finanzielle Gier im Vordergrund, dass die Wohneinheiten rund um das olympische Dorf so schon während der Paralympics für zahlende Mieter*innen freigegeben werden konnten.
  • Während Corona durften keine Begleitpersonen mit zur ärztlichen Untersuchung, auch wenn sie gebraucht wurden.
  • Eine Person erzählt dir, dass sie eine Behinderung hat. Diese ist allerdings unsichtbar und deswegen glaubst du der Person nicht.
  • Dem Kind im Rollstuhl wird weißgemacht, es könne sich die Schule aussuchen. In der Wunschschule des Kindes sind die Klassenräume aber nur über Treppen zu erreichen, demnach hat das Kind keine freie Schulwahl
  • Nicht-behinderte Menschen nutzen Euphemismen
  • Eine Person parkt auf dem Behindertenparkplatz eines Supermarktes. Obwohl der blaue Parkausweis sichtbar an der Windschutzscheibe liegt und die Person mit Hilfe eines Gehstocks aussteigt, wollen andere Personen ihr weißmachen, dass sie kein Anrecht auf den Parkplatz hätte.
  • Eine Mutter ermordet ihr behindertes Kind, weil sie glaubt, es sei besser für das Kind wenn es tot ist, als mit einer Behinderung zu leben (das Narrativ des unwerten Lebens)
  • Der Arzt/ die Ärztin behauptet alles über die seltene Erkrankung ihres Patienten/ ihrer Patientin zu kennen, obwohl man nicht mal in Google entsprechend Infos findet.
  • Bei der Bundestagswahl wird eine Wahlurne für Maskenverweigerer draußen aufgestellt - diese Urne, sowie die Wahlräume sind nur über Treppen zu erreichen, weshalb Menschen im Rollstuhl nicht vor Ort wählen können.
  • Der/die Partner*in wird für den/die Pfleger*in gehalten (das Narrativ, dass behinderten Menschen die Sexualität abgesprochen wird und sie demnach auch keine Beziehung führen können)
  • "Behindert" & "Behinderung" als Beleidigungen missbrauchen.
Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Ein begriff, welcher (körperlich und geistig) behinderte Personen diskriminiert umd abwertet.

Kommt meiner erfahrung nach in unserem tollen bildungssystem besondrrs häufig vor, wo schüler mit "lernschwierigkeiten" oder "verhaltensauffäligkeiten" direkt als dumm abgeszemeplt werden, auf ne sonderschule geschickt werden und ihnen ihre zukunft zerstört wird weil sie nicht ins system passen.