Was hat Elia kritisiert?

3 Antworten

Elias
Im Hebräischen wohnt den Namen eine Bedeutung inne.
Elias, Elija oder Elijahu?

Das heißt: "Er ist mein Gott." Er ist nicht der allererste Prophet. Es gab
schon zuvor jede Menge kleinerer Prophetenschulen. Insgesamt gab es in der israelitischen Geschichte 41 Propheten und sieben
Prophetinnen. Das ist, nebenbei bemerkt, für die Frauen gar keine
schlechte Quote. Doch Elias war ein markanter Prophet. Elias hält man für den ersten wichtigen Propheten, die Wirkung von Elias hält bis heute an.
Elias lebte im neunten Jahrhundert vor Christus. Dieses Jahrhundert war
voller Propheten, es wimmelte geradezu von Propheten.

Die Bezeichnung als "Prophet" in dem Sinne, wie wir sie zum Beispiel vom
Orakel von Delphi kennen, ist eigentlich für diese kantigen Männer falsch.
Sie sagten keineswegs das Geschehen von übermorgen vorher. Sie waren
keine Hellseher oder Wahrsager. Sie haben nichts vorausgesagt. Sie waren Mahner, Künder, Seher, die unter ihrer
Botschaft gelitten haben. Sie hatten kein feines Dasein
mit großartiger Bezahlung, so wie es die diversen falschen Propheten
hatten. So ein Prophet hat eine Vision gehabt, eine Berufung. Diese Berufung war
oft mit einer Mahnung verbunden, die ihm dann nur Bitteres einbrachte,
Verfolgung und Ahndung von den Herrschenden. Diese ließen sich die
Mahnungen oder Rügen der Propheten nicht gefallen. Dafür ist Elias ein
typischer Fall. Er eckte bei seinen Herrschern an, weil er ein Mahner war
und nicht damit einverstanden war, was die Herrschenden taten.
Die Bibel erzählt uns nicht viel über ihn, sondern nur über sein Auftreten.

Man weiß, dass er aus dem nördlichen Ostjordanland kommt. Aber man
weiß nicht, wie er sich entwickelt hat, was er zuvor gemacht hat. Darüber
erfahren wir so gut wie gar nichts.
Manchmal wird erzählt, wo einzelne
Propheten herkommen, so wie bei Jeremia. Von Elias wissen wir nur, dass
er aus einer sehr fruchtbaren und interessanten Gegend kommt, aus
Tischbe im heutigen nordöstlichen Jordanien, dort, wo es an Syrien und
Irak grenzt. In dieser Gegend haben bei der Landverteilung bei Moses die
zwei Stämme von Ruben und Gad und der halbe Stamm von Manasse mit
einem gewissen Zähneknirschen ihr Land bekommen, denn die anderen
neuneinhalb Stämme haben im Westjordanland ihre Ländereien
bekommen. Das Gebiet war sehr fruchtbar. In der Bibel wird es als gutes
Ackerland beschrieben, in dem auch viele Heilpflanzen wuchsen. Das ist
alles, was uns von Tischbe erzählt wird. Die Geschichte von Elias ist Teil der Königsgeschichten. Er taucht sowohl
im ersten als auch im zweiten Buch der Könige auf . Es ist eine fast moderne Entwicklung. Wobei man hier anmerken muss,
dass dieses damalige Israel wesentlich größer war, als es das heutige
Israel ist. Die Blütezeit Großisraels unter David und Salomo ist bereits
wieder vorüber. Es ist in ein Nordreich, das Reich Israel, und in ein
Südreich, das Reich Juda zerfallen. Der Sohn Salomos, Rehabeam, regiert
im Süden. Der große Salomo hatte auf Grandeur gebaut, herrliche Städte
und Paläste errichtet, Handelsverbindungen in nahe und ferne Länder
geschaffen. Er hat viele Frauen geheiratet, um das Land zu vergrößern und
neue Länder an das Reich zu binden. Aber er hatte sein Haus nicht bestellt
und nicht an die Nachfolge gedacht. Bereits zur Zeit Rehabeams zerfällt
das Reich wieder. Das Südreich Rehabeams hat seine Hauptstadt in
Jerusalem. Im Nordreich haben sich die berühmten zehn Stämme
abgespaltet. Dort waren zuerst Sichem, dann Tirza und später Samaria die
Hauptstadt. Tragischerweise waren die beiden Reiche auch noch
verfeindet. Sie bekämpften sich sehr . Das ist die Tragödie. Die Könige des Nordreiches sind noch viel
schlechter als die Könige des Südreiches. Daher findet man auch in allen
Aussagen der Propheten diese große Sehnsucht nach einer Vereinigung
der zehn abgespaltenen Stämme mit den beiden Stämmen des Südreichs.

Aber davon sind wir weit entfernt, denn die zehn Stämme wurden besiegt
und sind seitdem verloren gegangen.

Diese zehn Stämme lebten in einer speziellen Umgebung, in der es im
Gegensatz zum Südreich zum Beispiel eine riesige Götterwelt gab. Diese
Götterwelt haben sie übernommen. Und das ist das Problem von Elias. Das Volk des Südreichs war
auch nicht hundertprozentig in Ordnung, doch das Volk von Samaria, also
des Nordreichs, war deutlich unter den Einfluss der phönizischen Könige
gekommen, der Könige von Tyros, Syrien, Assyrien und Aram. Das war für
die damals relativ primitiven Stämme, die noch Kinder der Nomaden waren,
sehr verführerisch: die Astartenkulte, die Ascherenkulte, die unglaublichen
Fruchtbarkeitsorgien des Baal Zebul beziehungsweise Beelzebub. Das war
für die Männer sehr reizvoll. Die Vorstellung des Monotheismus war in
dieser Zeit nicht nur noch sehr jung, sonder auch sehr karg. In ihm gab es
keine solchen Entfaltungen wie in diesen Orgien und Kulten.

Welche Stämme haben sich zu der Zeit von Elias befehdet. Das ganze Nordreich und das Südreich, die zehn Stämme des Nordens
gegen die zwei Stämme des Südens. Das Südreich war effektiv ein
anderes Land, ein anderes Gebiet. Der Hauptkonflikt ist jedoch nach
meiner Meinung ein persönlicher Konflikt. Es ist der Konflikt zwischen Elias
auf der einen Seite und König Ahab und Königin Isebel auf der anderen
Seite. Omri, der Vater Ahabs, herrschte vor Ahab. Omri hat die Stadt Samaria erbauen lassen. Der Monotheismus war nicht das, was wir heute als Religion bezeichnen würden.
Das Wort Religion kommt im Alten Testament überhaupt nicht vor.
Der Monotheismus war ein Lebensweg. Diese Kulte, wie zum Beispiel der
Baal-Kult, waren dem Monotheismus spinnefeind. Vom Monotheismus
abzufallen, galt als Verrat. Daher kommt die Empörung des Elias.

Wenn der König Israels, also des Nordreichs, sagt, dass er diese
beiden Kulte nebeneinander existieren lässt, weil er vielleicht auch tolerant
ist, dann hat er sich zwar an seine Umgebung angepasst aber das gilt als Verrat. Das ist so, als wenn man in der
Bundesrepublik in den 70er Jahren gesagt hätte: "Wir benötigen kein
Berufsverbot, ein bisschen Kommunismus wäre auch gut!" Zu der Zeit
konnte man nicht einmal Lokführer werden, wenn man Kommunist war. So
muss man sich das vorstellen. Die Gefahr sah man darin, dass das
Königreich im Norden mittels dieser Kulte der Ascheren und Astarten das
winzige Südreich schlucken wollte. Die Frage um die Kulte war eine
politische Frage. Das war nicht so, wie es heute ist, dass sich Religion darin
zeigt, dass wir an den Feiertagen in die Kirche oder Synagoge gehen, dass
dort schön abgegrenzt die Religion stattfindet. Nein, das entsprach dem
politischen System, so wie hier und heute Sozialismus oder Demokratie.
Darum ging es! Der Monotheismus war noch dazu eine sehr zarte,
junge Pflanze.
König Omri hat den Streit zwischen den Stämmen innerhalb des
Nordreichs beendet und ist von allen akzeptiert worden. Sein Sohn Ahab
übernahm von ihm die Regentschaft. In der Bibel heißt es über ihn, dass er
schlimmer gewesen sei als die vorhergehenden Könige. An Ahab war
schlimm weil
er ein ganz großer Schwächling war. Ich würde nicht einmal sagen, dass
er schlimmer war. Er hat kein Rückgrat gehabt, er hat keinen Charakter
gehabt. Dazu kommt noch seine Frau!
Er hat eine Prinzessin aus Tyros geheiratet, die weltberühmte Isebel. Isebel war eine sehr starke Person mit sehr großer Kraft. Sie wollte in das
Königreich, in das sie eingeheiratet hat, ihren – wie sie meinte – besseren
Kult mitbringen, die großen phönizischen Baal-Kulte aus Tyros.

Der Gott Baal wurde an vielen Orten im Vorderen Orient verehrt. Ihm wurden riesige Tempel gebaut, und das nicht
nur zu dieser Zeit, sondern über Jahrhunderte hinweg.

Baal war für jeden Monotheismus das Antitoxin. Der Gott im Monotheismus
ist unsichtbar, Baal war anfassbar und mit einem Namen anrufbar. Man
konnte sich auch wieder von ihm lossagen, wenn er nicht erfüllte, was man
von ihm wollte. Er war für alle möglichen Erwartungen zuständig. Das ist
beim Monotheismus anders. Insofern war Baal das Antitoxin für jeden
Monotheismus. Baal war ein Obergott, der über viele Untergötter herrschte.
Es gab zum Beispiel den Beelzebub, die Ascheren, die Astarten und den
Moloch. Es gab eine enorme Vielfalt an Göttern, ein ganzes Pantheon an
Göttern mit verschiedenen Zuständigkeitsbereichen. Um das
nachzuvollziehen, müssen wir uns in die Menschen von damals
hineindenken und uns die entsetzlichen Gefahren und Katastrophen,
denen sie ausgesetzt waren und die ihre Ängste verursachten, vorstellen.
Die Ängste führten dazu, dass man für jeden Lebensbereich einen
bestimmten Ansprechpartner brauchte. Zur Zeit unserer Geschichte mit
Elias gab es zum Beispiel eine andauernde Dürre. Für ein Volk, das von
der Landwirtschaft lebt und keinen Landwirtschaftminister hat, der bei Dürre
oder Überschwemmung sofort zur Hilfe eilt, war das äußerst bedrohlich. Die
Dürre zu jener Zeit war entsetzlich. Baals Propheten hatten versagt, sie
konnten nicht für Abhilfe sorgen. In dieser Situation kommt Elias und sagt:
"Unser Gott wird Abhilfe schaffen, wenn wir uns entsprechend benehmen,
wenn wir hier die monotheistische Religion wieder einführen."

König Ahab hat eine Frau geheiratet, der er sichtlich ausgeliefert war. Er
ließ daher für Baal Viele, Altäre bauen nicht nur einen!
der großen Altar von Samaria, war das Gegenstück zum Tempel in Jerusalem. Damit wollte König
Ahab das Reich Juda ärgern. Jerusalem war seit den Tagen König Davids
das Herzstück des Judentums und ist es bis auf den heutigen Tag.


tinimini  21.03.2016, 07:52

Erhat nicht die ganze Vergangenheit oder die Traditionen des Volkes Israel
vergessen, Nein, ich würde nicht sagen, dass sie vergessen wurden. Sie sahen in Baal einfach das richtige Kultobjekt. An den Grenzen des Reiches, in Bet-El im Süden, nördlich von Jerusalem, und in Dan im Norden an der Grenze zu
Syrien, wurden zwei goldene Kälber zur Anbetung aufgestellt. Das kommt
aus der alten Tradition von Ägypten her. Auch das waren in jenen Tagen
heilige Stätten. Wie soll sich da ein monotheistischer Prophet fühlen, wenn
das die Zentren eines Landes waren, das unter Salomo ein schon durch
und durch monotheistisches Land war?

Den Monotheismus gab es schon vorher. Er war vorhanden, aber er ist auch wieder verloren gegangen. Das war eine wackelige Angelegenheit. Salomo war auf die große Politik
aus, vor allem die Außenpolitik. Er baute mit seinen vielen Frauen
Verbindungen bis nach Abessinien und Persien auf. Er hat das Land nicht
richtig integriert. Das war für jene Zeit ein riesiges Gebiet. Da sein Sohn ein Taugenichts war, ist das große Reich nach Salomos Tod zerfallen. Der
Monotheismus war zu neu und zu schwach, um so schnell integrativ wirken
zu können. Und dann kam auch noch Isebel mit der verlockenden Kraft des
ganzen Götterkultes aus ihrer Heimat. Sie führte diese Kulte absichtlich ein,
das war kein Zufall. Sie wollte wieder etwas aufbauen. Wer neutral ist und
nicht monotheistisch orientiert, der würde sagen: "Na, dann lass sie doch!"
Aber ich sehe darin eher wie Elias einen Staatsverrat. Denn der
Monotheismus hatte staatstragende Funktion: Israel, der Kämpfer Gottes,
der Kämpfer für Gott und der mit Gott Hadernde.

Elias tritt zum ersten Mal am Bach Kerit auf und sagt: "So geht es nicht!" Er
nimmt sich das Recht heraus, als Sprachrohr Gottes gegenüber dem König
zwischen Gut und Böse entscheiden zu können und diese Auftritte haben sich dauernd wiederholt, doch schon beim ersten Mal droht er diese Dürre an. Er verkündet, dass
die Dürre kommen wird und dass Ahab bestraft werden wird, wenn er es so
weitertreibt. So wie wir hier im Kalten Krieg jahrelang mit der Angst vor einem Nuklearkrieg gelebt haben, so war die Angst vor der Dürre damals die
größte aller Ängste. Mir imponiert aber an der Geschichte mit Elias am
meisten, dass er uns so menschlich dargestellt wird. Er ist so verzweifelt, er
ist so frustriert, er kann einfach nicht mehr weiter. Er versteckt sich, er will es sein lassen, er gibt auf! Alle diese Elemente sind darin enthalten.

Aber zunächst einmal kommt es zu einer Drohgebärde:
"Schluss jetzt! Du musst an den einen Gott glauben!"

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tinimini  21.03.2016, 07:53
@tinimini

Und König Ahab nimmt ihn sehr ernst und lässt ihn verfolgen und grenzt
ihn aus. Daraufhin tritt die Dürre ein. Drei Jahre lang. Aber das ist wie heute. Jemand, der
sich dauernd gegen den Strich äußerst, der macht sich unbeliebt. Und Elias
macht sich unbeliebt – aber wie! Zwischen Elias und der Königin herrscht
eine unglaubliche Spannung. Man könnte das schon fast sexuell
interpretieren. Die Spannung zwischen Elias und Ahab ist nicht so stark wie
die zwischen Elias und Isebel. Überhaupt ist das Thema "Elias und die
Frauen" ein interessantes Kapitel. Dieses Mannsbild kommt bei den Frauen sehr gut an, obwohl er getobt hat
und ungute, drohende Sachen geäußert hat. Er ist trotz allem attraktiv.
Isebel hätte bestimmt lieber Elias gehabt als ihren schwachen Ahab.
Sie verfolgt ihn, da geht es um Leben und Tod. Vielleicht war es eine Art
Hassliebe. Als sich das Verhältnis
zwischen Isebel und Elias immer mehr zuspitzt, wandert er nach Tyros in
die Stadt Sarepta.Er flieht, Das ist die Heimat von Königin Isebel. Dort kommt es zur
berühmten Beziehung zwischen Elias und der Frau von Sarepta. Sie sagt auch, dass sie ihn umbringen lassen will. Auf der Flucht kommt er in Sarepta zu einer Witwe. Er glaubt schon, er
muss verdursten, als ihm gesagt wird, dass er zu dieser Witwe gehen soll.Und diese beiden ergänzen sich.

Sie sind beide in Not. Beide sind Verfolgte, beide sind in großer Not, wenn
auch aus unterschiedlichen Gründen. Elias wird von Isebel verfolgt und die
Witwe ist hungrig und hat auch für ihr Kind nichts mehr zu essen. Sie hat noch ein bisschen Mehl und ein bisschen Öl. Und er kommt hungrig. Sie fragt: "Was soll ich dir geben?" Und Elias tut ein
Wunder. Die Propheten und auch Jesus waren sicher alle Charismatiker
und hatten psychosomatische Kenntnisse. Sie hatten sicherlich
naturheilkundliche Kenntnisse, sie kannten die Heilpflanzen, da bin ich mir
sicher. Seit nun Elias bei der Witwe ist, gibt es genug zu essen. Das Öl geht
nicht aus und auch das Mehl nicht. Sie sind also wunderbar aufeinander
eingestellt. Ich würde das als seine konspirative Wohnung bezeichnen.
Immer wenn es ihm unter Isebel an den Kragen geht, geht er zu dieser
Witwe. Es entsteht eine sehr freundschaftliche Beziehung. Wenn sie in
großer Not ist, ist er der Fels in der Brandung und hilft ihr. Als ihr Kind
todkrank ist und stirbt, gelingt es ihm, das Kind wiederzubeleben und zu
retten. Die Beziehung zwischen Elias und der Witwe ist also auffallend
innig. Daraus wage ich zu folgern, dass er ein attraktiver Mann war – trotz
oder vielleicht gerade wegen seiner unglaublichen Männlichkeit. Doch auch
Isebel kommt immer wieder ins Bild und es ist auch interessant, was er mit
Gott alles durchmacht. Elias bleibt nicht bei der Witwe. Er hat einen Auftrag, er muss Jahwe verkünden. Er ist dauernd unterwegs. Er ist ein ruheloser Mann – immer wieder mahnen, immer wieder durchsetzen. Denn die Verhältnisse in Samaria werden nicht besser, sondern immer ärger. Zuerst geht er auf den Berg Karmel, der nicht weit von Sarepta entfernt ist.

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tinimini  21.03.2016, 07:53
@tinimini

Auffallenderweise kommt der Ort Sarepta auch bei Jesus wieder vor, der
dort auch einer sehr schönen und aparten Frau begegnet. Der Ort muss
also irgendetwas an sich gehabt haben. Die Erlebnisse und die
Prophezeiungen von Elias spielen auch im Neuen Testament eine große
Rolle und wirken sich auf viele Begegnungen und Gleichnisse bei Jesus
aus.
Man könnte schon sagten, dort
geht es um das Ganze auf dem Berg Karmel Gott gegen die Baal -Kulte !
Elias ruft ein gewaltiges Geschehen
hervorruftauf dem Berg Karmel.Dort versammeln sich 400 Ascheren-Priester und 450 Baal-Priester. Das ist eine enorme Wucht und sie taten das, was die hebräische Tradition eigentlich auf keinen
Fall will: Sie haben sich selbst verstümmelt, um sich in einen geilen Eifer
hineinzustürzen. Sie haben sich selbst Wunden zugefügt, sodass das Blut
floss. Sie haben sich in einen Blutrausch gestürzt. Im Alten Testament gibt
es für die Männer jedoch sogar ein Gebot, sich einen Bart stehen zu
lassen, da sie sich andauernd beim Rasieren geschnitten haben. Und diese
Priester haben sich nun blutige Wunden zugefügt, um in Ekstase zu
kommen und ihre Götter zu ehren.
Aber Elias spricht jetzt zu ihnen: "Also, liebe Freunde, ihr Baal-Gläubigen,
jetzt wollen wir es einmal sehen. Ihr könnt in Massen kommen!" Es standen
dann auch fast tausend gegen einen. Er fordert sie auf: "Wir treffen uns am
Berg Karmel und werden dann sehen, was passiert." Er fordert sie heraus. Sie fügen sich Wunden zu, schreien, toben und
führen einen Teufelstanz auf und nichts passiert. Elias sagt: "Wir nehmen
zwei Opfertiere und wessen Gott der starke und echte ist, der wird ein Feuer
entzünden." Sie dürfen ihre Opfergaben nicht selbst anzünden und verbrennen. Es wird ein Blitz vom Himmel kommen, der sie entzündet.
Das wird der Vorbote des Wetters sein, ein Zeichen für den nahenden Regen.
Die ganzen Baal-Leute sitzen nun da und beten und schreien: "Baal!
Komm und mach das Feuer an!"
Und Elias reizt sie und meint: "Vielleicht schläft euer Baal! Vielleicht hört er nicht! Schreit lauter!"
Er stichelt: "Schneidet euch doch noch ein bisschen mehr! Lasst
mehr Blut fließen! Reizt ihn!" Und nichts geschieht. Aber natürlich wird Elias
Opfer entzündet und verbrennt. Das ist die größte Demonstration, die man
sich vorstellen kann.
Elias macht also das Gleiche. Er legt ein Opfertier hin und übergießt es mit
Wasser. Außerdem gräbt er einen Graben darum herum und füllt ihm mit
Wasser auf. Dann kommt ein Blitz vom Himmel, der so stark ist, dass nicht nur sein Opfertier verbrennt, sondern auch noch das Wasser verdunstet. So wuchtig
ist das Ganze. Wir müssen nun aber nicht vom hohen Ross herunter
sagen: "Ach Gott, ach Gott, ein Opfer!" Wir müssen bedenken, dass wir im
Jahr 900 vor der Zeitenwende sind. Tieropfer sind in jenen Zeiten noch
ganz normal. In den Gegenden rings herum wurden sogar noch Menschen
geopfert. Elias hat nun also diesen demonstrativen Erfolg.Aber zunächst gesteht das Volk zu, dass Jahwe Gott ist. Sie fallen alle
nieder, da sie erschüttert sind. Und dann kommt es zu dieser grausamen
Tat. Daraufhin lässt er alle Priester umbringen – und das ist ein Vergehen.
Ich nehme an, dass er ein Exempel statuieren
will. Die versammelten Priester sind nicht alle Priester dieser Kulte. Im
ganzen Land gibt es Tausende davon, Priester und vor allem auch
Priesterinnen. Der Blitz war die Ankündigung, dass die Dürre aufhören wird.
Elias will aber zusätzlich noch ein Zeichen für das ganze Königreich setzen
und bringt sie um. Das ist die große Wende. Kurz darauf hören wir, dass
Gott Elias abberuft. Damit lernen wir, dass die Gewalt, die Elias ausgeübt
hat, nicht von Gott ist. Das hätte nicht geschehen sollen. Das ist die große
Tragödie des Elias: sein Übereifer! Er ist ein Zelote im schlechten Sinn des
Wortes. Er lässt sich zu diesem Übereifer hinreißen. Menschlich kann ich
das verstehen, wenn man sich das Leid ansieht, das er erdulden musste.
Bei diesen Verfolgungen, die er ertragen musste, wollte er für alle Tage ein
Zeichen setzen. Doch das will Gott nicht. Jetzt kommt auch wieder Königin Isebel in das Spiel.
Sie sagt: "Du hast jetzt die Priester umgebracht und nun geht es dir an den
Kragen." Sie gibt nicht auf.
Im Land regnet es nun. Das akute
Problem ist gelöst und die Spannung zwischen den beiden geht nun weiter.
Ahab hat eigentlich nur eine Statistenrolle. Das werden wir gleich noch bei
der schrecklichen Sünde mit Nabot sehen. Es geht immer zwischen Isebel
und Elias hin und her. Elias verzweifelt langsam, er kann nicht mehr weiter.
Er geht in die Wüste und landet auf dem Berg Horeb. Auch damit sind
wieder alte Bedeutungen verbunden, denn das ist der Berg Sinai. Sinai ist
ein Synonym für Horeb. Dort kommt es zur wundervollen Szene, in der sich
Elias fragt, wo Gott ist. Er ist auf der Suche nach Gott. Die Fragen, die sich
Elias auf dem Berg Horeb stellte, kann man sich auch heute noch stellen:
Ist Gott im Lärm? Ist Gott in den großen Kathedralen oder Synagogen?

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tinimini  21.03.2016, 07:55
@tinimini

Im Feuer, im Sturm? In einer riesigen Wucht, in herrlichen Gewändern? Wo ist Gott? Und was
hören wir bei Elias? Gott ist im verschwebenden Schweigen. Nicht im
Feuer, nicht im Erdbeben, nicht im Lärm!Die Stille ist oft schwerer als der ganze Lärm zu ertragen. Das ist der Augenblick, in dem für Elias Gott erscheint. In dieser
Situation versagt er. Er jammert und ist schwach. Er bittet darum, sterben zu dürfen. Ihm ist alles egal. Das ist so, als wenn heutzutage jemand sagt: "Mir reicht es, ich habe es
satt!" Wie viele Menschen schreien in den Krankenhäusern, dass sie
sterben wollen. Aber eigentlich heißt das nur, dass sie aufgefangen werden
wollen, dass sie ein tröstendes Wort hören wollen – also genau das
Gegenteil. Auch Elias will von Gott nur hören, dass er ihn auffängt. Aber so
leicht geht es nicht. Er beschwert sich bei Gott über die eigenen Kinder
Israels. Er beschwert sich nicht über Isebel oder Ahab, sondern er schreit:
"Israel, dein Volk Israel hat dich betrogen! Deine Wunde haben sie
übersehen und vergessen! Da hast du es!" Mit den Wunden meint er die
Beschneidung. Aber Gott erwidert: "Nichts da! Steh auf, iss etwas!" Und er
schickt ihm Bethels Engel. Der Engel ist ein Bote. Gott will nicht, dass die
Menschen sich kasteien. Das ist der Sinn dieser ganzen Erzählung. Elias ist
in der Wüste und er isst und trinkt nicht. Doch immer wird ihm geholfen. Wir
sollen unseren Körper nicht kasteien. Wir sollen keine Völlerei betreiben
und nicht betrunken sein. Wir sollen aber sehr wohl essen und uns pflegen.
Daher kommen einmal – bildlich gesprochen – die Raben und füttern ihn
und hier kommen die Engel mit der Botschaft, dass er keinen Selbstmord
begehen soll, und füttern ihn. Gott befiehlt ihm: "Geh zurück nach Israel! Du
wirst Israel gefälligst beistehen!" Das ist eine große Botschaft, eine
Botschaft gegen das Denunziantentum, das wir aber, leider Gottes, auch in
diesem Jahrhundert in diesem Land hatten: bei den Nazis und in der DDR.
Elias denunziert bei Gott Israel und das kommt nicht gut an. Sie lächeln
vielleicht, aber dieser Widerwillen gegen das Denunzieren hat bis heute
eine symbolische Kraft. Bei jeder Beschneidung der jüdischen Knaben im
Alter von acht Tagen steht ein wundervoll dekorierter Sessel. Das ist der
Sessel des Elias. Die jüdische Volksfrömmigkeit meint, dass der Sessel
dasteht, falls zufällig der Messias vorbeikäme. Dann könnte er dort Platz
nehmen. Das ist aber nicht der Fall, sondern es ist der Hinweis auf Gottes
Worte: "Da nimmst du, Elias, gefälligst Platz und erkennst, wie unrecht du
mit deiner Denunziation hattest!" Das Volk Israel hält die Beschneidung
immer noch ein!
Die Elias-Geschichten werden in der
Bibel nicht chronologisch geschildert, sondern es sind Begebenheiten. Und
davon gibt es noch ein paar wichtige ,zum Beispiel die Himmelfahrt,die steht am Ende, denn danach ist er ja weg. Aber davor gibt
es noch eine Mordgeschichte. Das ist die Geschichte von Nabot. Das ist eine ganz wichtige Geschichte. Wenn ich z.B in Großen Städten wie
Frankfurt Wolkenkratzern sehe,denke ich immer an Elias. In
Frankfurt gab es schon sehr häufig Geschichten, die sich über Jahre
hinzogen. Besitzer der Grundstücke, auf denen die Wolkenkratzer stehen,
mussten vor alle Gerichte der Bundesrepublik ziehen, weil irgendeine kleine
Witwe dort ein Hundert-Quadratmeter-Grundstücklein besaß, das sie nicht
hergeben wollte. Es mussten erst alle Gerichte bemüht werden, bevor der
Wolkenkratzer gebaut werden konnte. Das ist die moderne Form Nabots.
Denn es gab in Israel, so wie heute auch, eine Sommerstadt, Jesreel. Die
Hauptresidenz und der Regierungssitz war in der Bundeshauptstadt
Samaria, und die Villenstadt war Jesreel. Dort hat sich Ahab große
Ländereien zugelegt und Blumen- und Weingärten angelegt. Königin Isebel
war froh, wenn sie ihre Ruhe hatte. Sie führte inzwischen die Geschäfte in
Samaria und sorgte dafür, dass er seinen Liebhabereien frönen konnte. In
einem Winkel von Ahabs Weinberg besaß Nabot ein Stückchen Weinberg.
Ahab will ihm diesen Flecken abkaufen, doch Nabot will nicht verkaufen.
Das ist ähnlich wie in der alten Parabel vom Propheten Nathan bei David.
Das Schaf des alten Mannes wird der großen Herde des reichen Mannes
gegenübergestellt. Nabot sagt: "Ich will keine Geld! Dort haben schon
meine Väter und Urväter ihren Wein für den Eigenbedarf gezogen. Ich
möchte meinen Weinberg behalten." Daraufhin bekommt Ahab Symptome
von Magersucht: Er isst nicht und wird grau und fahl und stampft vor sich
hin, sodass Isebel fragt: "Was ist denn jetzt schon wieder los?"

0
tinimini  21.03.2016, 07:57
@tinimini

 Ahab
antwortet: "Ich will das Grundstück!" Isebel meint: "Ja, wenn es weiter nichts
ist! Ich besorge dir das Grundstück. Gib Ruhe!" Und Isebel organisiert einen
Schauprozess. Sie versammelt alle Notabeln der kleinen Stadt und für Geld
werden zwei Verbrecher gedungen. Heute würde man sie Berufskiller
nennen. Hier kommt das alte Motiv, das später auch im Neuen Testament
vorkommt. Die Verbrecher sagen vor Gericht aus: "Er hat Gott und das
Königreich verflucht!" Das sind im Hebräischen Schlüsselworte, die man
sehr gut deuten kann. Sie kommen auch in manchen Gleichnissen bei
Jesus vor, wenn Jesus zum Beispiel den betrügerischen Verwalter lobt.
Darüber zerbricht man sich schon seit Jahrhunderten den Kopf: Jesus lobt
einen betrügerischen Verwalter? Dort kommt dasselbe Wort wir hier vor:
"berech". Das ist auch ein Synonym für die Verfluchung des betrügerischen
Verwalters. Hier wird Nabot angeklagt, er habe Gott und König verflucht.
Das ist Sünde genug, damit er hingerichtet wird.
So besorgt Isebel für Ahab
den Weinberg. In der biblischen Ethik des Alten Testaments ist dieses
Vorgehen Isebels natürlich eine ganz große Sünde. Aber wir beobachten
bei Ahab im Gegensatz zu Isebel eine gewisse kleine Sehnsucht zurück zu
Gott. Er ist bereit, eventuell umzukehren und einzusehen. Es gibt einen Satz, in dem Ahab im Grunde genommen bereut. Diese Reue wird ihm wie bei Kain und anderen Gestalten in der biblischen
Tradition sehr hoch angerechnet, damals wie heute. Doch Isebel will das
nicht und Ahab darf nicht bereuen. So nehmen die Geschehnisse ihren
Lauf.
Ein großes Motiv der Elias-Geschichte ist die Himmelfahrt. Sie wird auch in
der bildenden Kunst immer wieder geschildert. Das ist ein etwas seltsames
Ereignis mit der Schar der Prophetenjünger und seinem Nachfolger.
Es gibt mehrere solche Fälle. In der Genesis-Geschichte haben wir einen
gewissen Henoch, der nicht so wie wir alle gestorben ist. Dann haben wir
gewissermaßen Moses, der mit einem Kuss Gottes verschieden ist und von
dem es heißt, dass Gott selbst ihn im Tal am Berg Nebo begrub. Und dann
haben wir Elias und schließlich natürlich Jesus und zuletzt Mohammed.
Aber in der Geschichte von Elias heißt es, dass seine Jünger alle wissen,
dass er in den Himmel fahren wird. Doch sie bleiben dann stehen und er
geht mit Elischa weiter, seinem Lieblingsschüler. Elischa wird übrigens
gleich nach dem Karmel-Desaster von Elias zu seinem Nachfolger ernannt. Gott befiehlt Elias, nach Damaskus zu gehen und Elischa zu salben.
Er sagt "Damaskus in der Wüste". Das ist auch etwas ganz Interessantes,
denn Damaskus liegt doch nicht in der Wüste, sondern in blühenden
Gärten."Damaskus in der Wüste" ist ein Schlüsselname beziehungsweise
ein Code für das zukünftige Qumran. In dieser Ecke, bei Qumran, finden
alle geheimen Aktionen der Aufträge statt, die Elias von Gott bekommt, wie
zum Beispiel den nächsten König zu salben, einen gewissen Jehu. Elias ist
in seinen Aktionen auch nicht auf Israel beschränkt. Er salbt auch den
König von Aram. Auch das findet dort in der Ecke von Qumran statt.
Und er gibt seine Prophetengabe weiter. Das passiert im letzten
Ereignis, bei der Himmelfahrt von Elias. Elischa, der Nachfolger von Elias, sieht, dass die Stunde gekommen ist. Die
jüngeren Prophetenschüler des Elias kommen zu ihm und fragen, ob sie
Elias nicht warnen sollen, da er es anscheinend noch nicht verstanden
habe, dass seine letzte Stunde gekommen ist. Das Ende will wohl jeder
Mensch ein bisschen verdrängen. Doch Elischa fordert sie auf, mit Elias
nicht darüber zu sprechen. Das ist auch heute noch in der Medizin eine
große Frage: Soll man den Sterbenden direkt sagen, dass es bitter um sie
steht? Oder soll man ihnen nichts sagen und ihnen stattdessen ein
bisschen Mut machen? Andere halten wieder entgegen, dass ein jeder
wissen soll, woran er ist. Und genau diese Diskussion haben wir auch hier. Elischa erbittet sich von Elias den Mantel und zwei Drittel der
Prophetengabe von Elias.

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tinimini  21.03.2016, 07:58
@tinimini

Das sind die Insignien. Der Mantel spielt fortwährend eine Rolle, von Anfang
an. Schon als Elias berufen wird, ist der Mantel sehr wichtig. Als er vor der
Himmelfahrt über den Jordan schreitet, wirft er den Mantel auf den Jordan.
Das ist nur ein Symbol, denn der Mantel als Stoff bewirkt an und für sich gar
nichts. Das ist der Mantel der Prophetenwürde, so wie die Krone das
Symbol der Königswürde ist. Als dann Elias gen Himmel fährt,
bekommt Elischa den Mantel. Das ist die Übertragung des Symbols.
Dasselbe geschieht mit der Purpurrobe auch bei David und Saul in der
Hölle.

Elias ist der Prophet, der 30 Mal im Neuen Testament erwähnt wird, und zwar auf eine besonders schöne Art und Weise. Zum Beispiel als
Jesus auf sehr menschliche Art fragt, für was ihn die Menschen halten
würden. Da werden fünf verschiedene Antworten genannt: Er ist Johannes
der Täufer, er ist einer der Propheten, er ist Jeremias, er ist Elias – und
dann kommt Petrus und sagt, er sei der Messias. Bei den zentralen Stellen
ist Elias immer dabei. Es ist auch sehr interessant, dass alle diese
genannten Gestalten zu jener Zeit bereits tot waren. Es gab also im Umfeld
von Jesus Juden, die an Reinkarnation geglaubt haben.
Die Wiederkehr des Elias!
Das ist bis auf den heutigen Tag so, dass man an die Wiederkehr des Elias
glaubt. Und der Prophet Maleachias verkündet im letzten Vers der
Prophetenbücher, dass alle Probleme, die noch offen bleiben, gelöst
werden, wenn Elias einst als Vorläufer des Messias kommen wird, sogar
das gravierendste Problem, das des Unfriedens und der Streiterei zwischen
Eltern und Kindern. Diese
Bedeutung hätte doch auch Jesaja haben können oder einer der anderen
Propheten. Wieso dieser Elias? Weil er während der schwierigsten Krise wirkt, in der die zehn Stämme des
Nordreichs fast verloren gehen und kurz darauf dann tatsächlich verloren
gehen. Er steht für die große Sehnsucht nach der Wiederkehr dieser zehn
Stämme, nach der Erlösung. Diese Sehnsucht wurde bis auf den heutigen
Tag nicht aufgegeben. Es gibt noch heute in der modernen hebräischen
Sprache den Ausdruck "teku". Das ist ein Akronym wie UNO oder UNIFIL.
Das "t" darin steht für "Tischbiti", für den, der aus Tischbe kommt, also für
Elias. Und "teku" bedeutet soviel wie: "Lass es stehen", als Ausdruck für
etwas, auf das es zunächst noch keine Antwort gibt. Auch wenn es zum
Beispiel beim Fußball unentschieden steht, bezeichnet man das als "teku".
Wenn Sie einen Fußballer danach fragen, woher der Ausdruck kommt,
dann wird er keinen blassen Schimmer haben. Das heißt, dass davon
ausgegangen wird, dass Elias alle schwierig Fragen lösen wird, denn er ist
der Vorläufer des Messias. Wenn Elias kommt, dann kommt auch der
Messias. Darum spielt Elias auch im Neuen Testament so eine große
Rolle, auch bei der sogenannten Verklärung am Berg Tabor. Das ist
allerdings ein Thema für sich, da der Name Tabor dort gar nicht vorkommt.
Dort geht es um einen hohen Berg und der Tabor ist nur ein kleiner Hügel
mit 400 Meter Höhe.Die Geschichte spielt am Berg Hermon. Das kann man anhand des Textes beweisen. Petrus und Jakobus, die engsten Freunde von Jesus,
sind da, auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus. Das sind
seine treuesten Gefolgsleute. Und interessanterweise sind auch Moses und
Elias dort. Das ist das Symbol: Moses hat sein Volk schon einmal erlöst,
indem er es aus der Gefangenschaft in Ägypten geführt hat, und Elias ist
der Vorläufer des Messias. Diese herrliche Szene am Tabor ist also eine
Vorwegnahme der Salbung von denjenigen Menschen um Jesus herum,
die an ihn als Messias geglaubt haben und ihn salben wollen. Es gibt
mehrere solcher Szenen im Neuen Testament, eine Vorwegnahme der
Salbung als Messias. Deswegen werden dort sozusagen als Kronzeugen
Moses, der gewesene Erlöser, und Elias, als designierter Erlöser der
Vorläufer des Messias, hinzugezogen. Petrus sagt dann so schön: "Hier ist
es schön, da lassen wir uns nieder!" Das ist doch eine unglaublich dumme
Aussage. Doch damit ist sehr viel gesagt, denn eigentlich spricht er den
Psalm 133: "Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig
beieinander wohnen!" Das hat nur der Endredakteur der Bibel auf
Griechisch nicht mehr so zusammengebracht. Petrus hat nicht wie auf
einem Schulausflug ausgerufen: "Lasst uns hier ein paar Hütten bauen!
Wie schön ist die Landschaft hier!" Nein, er hat einen Psalm gesprochen,
der zu dieser Situation gepasst hat. Diese ganze Szene ist voller Zitate und
Hinweise auf andere Stellen der Bibel. Sie ist ein großes Ereignis. 

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Auch hier wäre es wohl mindestens ebenso nützlich, die letzten drei Kapitel des ersten Buches der Könige und die ersten drei Kapitel des zweiten Buches der Könige zu lesen, die sind auch nicht länger, als das, was der sehr kundige Zeuge Jehowas geschrieben hat.  Zu seinen Ausführungen zwei Anmerkungen: 

Das Tetragramm JHWH, den Namen Gottes, übersetzen wir normalerweise mit "der HERR" oder einfach GOTT. Juden sprechen den Namen gar nicht aus, sondern sagen Adonai, das heißt der Herr. Daher setzen sie die Vokalzeichen von Adonai (a,o,a) an das Tetragramm JHWA, um zu erinnern, dass das Wort zwar gelesen, aber nicht ausgesprochen wird. Die richtige Lesart ist aber nicht Jehowa, sondern Jahwe. Im Religionsunterricht bleiben wir am besten bei  GOTT.

Was kritisiert Elia ? Den Baalskult, aber ebenso auch den Kult der Aschara=Ischtar=Astarte, das sollte man nicht vergessen. Aschara ist die weibliche Fruchtbarkeitsgöttin der Kanaaniter und auch der Babylonier. Man sollte nicht verschweigen, dass die Frauen Israels "schon immer" auch Aschara verehrt haben, die Frau Ahabs aber besonders.


vanessablu 
Fragesteller
 20.03.2016, 20:48

Dankeschön:)

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