Was bedeutet es bei der Zen-Meditation die Augen 'halb zu öffnen'?

3 Antworten

ich übe eine modifizierte Art der zen-Meditation.

Der Sinn von nicht geschlossenen Augen liegt darin, total präsent zu sein. Das beinhaltend auch die äußeren Sinne. Wenn man die Augen geschlossen hat, schließt du den Seh-Sinn. Dann fehlt ein Teil. Die Kunst des Übens bleibt dabei, sich nicht mit Sinnen, Gedanken, Gefühle zu identifizieren. Einfach Zeuge bleiben, Beobachter sein....

auf vielen Buddha-Bildern hält er die Augen auch nie ganz geschlossen:-)


Die Augen sind deshalb (nur) halb geschlossen, damit man nicht döst oder einschläft und damit nicht nur der Körper entspannt, sondern auch die Augen. Halb geschlossen ergibt sich automatisch, wenn Du im 45-Grad-Winkel schräg nach unten guckst. Aber den Punkt am Boden oder an der Wand nicht fixieren, sondern alles im Umfeld sehen, ohne dass es interessiert. Also alles entspannt (aber auch nicht "schlapp" sitzen!): Körper einschließlich Augen im normalen Muskel-Tonus; lediglich "den Nacken straff halten", nach oben strecken und versuchen, den Kopf nach oben "aus den Angeln zu heben" ...

Inklusive Bebilderung findet sich hier meiner Ansicht nach eigentlich das Wesentliche.

http://global.sotozen-net.or.jp/ger/practice/zazen/howto/index.html

Zitat

Lassen Sie die Augen leicht geöffnet. Blicken Sie in einem Winkel von etwa 45 Grad nach unten. Fokussieren Sie keine bestimmte Sache, sondern lassen Sie in Ihrem Blickfeld alles seinen Platz haben. Wenn Ihre Augen geschlossen sind, verfallen Sie leicht in Schläfrigkeit oder Tagträumerei.

Wenn du, wie im Soto-Zen üblich, vor der Wand sitzt, den Nacken streckst und vor dich auf den Boden blickst, dann nehmen deine Augen ganz von selbst die richtige Position ein.

Man sagt "Stoße mit den Knien gegen die Erde und mit dem Kopf gegen den Himmel"

Ich sage: "Lass deinen Blick ruhen",

aber wenn man von außen schaut, sehen die augen (fast) geschlossen aus - sind die augen dann zu sehr geschlossen?

Google einfach mal nach "Zazen" und schau dir die unterschiedlichen Bilder an. In vielen Fällen werden diese Personen wie oben genannt blicken - auch wenn ihre Augen meist aussehen, als wären sie geschlossen

Mein Tipp: Fixiere dich nicht zu sehr auf einzelne Aspekte der Haltung, das beschäft zu sehr deinen Geist. Ich selbst strecke zB häufiger den Kopf nach vorne, so dass ich eine Haltung habe wie der Urahn des Menschen ;-)

Wann immer ich das merke, strecke ich halt den Nacken durch - und atme. Ich fixiere mich dann nicht darau "der Nacken...der Nacken...hey du Schmock, denk an den Nacken..."

Also mach dir nicht zu viel Gedanken um deine Augen und deinen Blick. Hinsetzen, Haltung einnehmen, Nacken strecken - und der Blick ruht. :-)

Im Zweifelsfall solltest du mal sehen, ob es bei dir in der Nähe eine Sitzgruppe oder ein Zazen-Dojo gibt. Dort kann man dir unmittelbar auf solche Fragen antworten und der Lehrer korrigiert eventuelle Fehler in deiner Haltung.

Sitzen...Strecken...Ruhen lassen...

Viel Erfolg. :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren Praxis buddhistischer Meditation