Warum wurde das erste Triumvirat von Caesar, Pompeius und Crassus 56 v. Christus erneuert?

2 Antworten

Die Erneuerung des »Dreibundes«, des sogenannten 1. Triumvirat, zwischen Gaius Iulius Caesar, Gnaeus Pompeius und Marcus Licinius Crassus, geschah im Frühjahr 56 v. Chr., weil 1. die enge Zusammenarbeit 57/56 v. Chr. am Auseinanderbrechen und daher erneuerungsbedürftig war, 2. für die drei Politiker eine starke Machtzunahme der sogenannten Optimaten nicht wünschenswert war, 3. die Interessen und Ziele von Caesar, Pompeius und Crassus unter den gegebenen Umständen bei einer erneuerten Zusammenarbeit am ehesten verwirklicht werden konnten und 4. in persönlichen Gespräche eine neue Grundlage für die Zusammenarbeit ausgehandelt werden konnte.

Die Erneuerung ist anscheinend von Caesar ausgegangen, der ein Abbröckeln seiner Rückendeckung durch die Politik in Rom vermeiden wollte und Vorschläge machte. Die Absprachen waren nicht öffentlich und manches kann nur aus dem nachfolgenden Vorgehen erschlossen werden.

antike Darstellungen (sachlich nicht immer genau):

Velleius Paterculus 2, 46, 1 – 2

Appian, Emphylia (Ἐμφύλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella civilia) 2, 17 [61] – 18 [65]

Plutarch, Caesar 21

Plutarch, Pompeius 51 – 52

Plutarch, Crassus 14 – 16

Plutarch, Cato minor 41 – 43

Sueton, Divus Iulius 24

Cassius Dio 39, 24 - 36

Ciceros Briefwechsel enthält Hinweise, z. B. Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Quintum fratrem 2, 1, 1; 2, 3, 2 – 4; 2, 5, 1; Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 4, 10 (8 a), 2; Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad familiares 1, 7, 10; 1, 9 (an Publius Cornelius Lentulus Spinther)

einführend:

Ernst Baltrusch, Caesar und Pompeius. 3., bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011 (Geschichte kompakt), S. 79 – 84

  • Erneuerungsbedürftigkeit des »Dreibundes«: Die Zusammenarbeit zwischen Gaius Iuius Caesar, Gnaeus Pompeius und Marcus Licinius Crassus war 57/56 v. Chr. brüchig geworden, es drohte ein Auseinanderfallen des Bündnisses. Zwischen Pompeius und Crassus gab es argwöhnische Rivalität. Es gab verdeckte Intrigen oder so etwas wurde zumindest vermutet. Pompeius war besorgt, von Caesar überfügelt zu werden, wollte seine eigene Stellung mit Ämtern und Befehlsgewalten festigen.
  • drohende Machtzunahme der sogenannten Optimaten: Die sogenannten Optimaten - Vertreter und Anhänger einer auf den Senat gestützten Politik mit Vorherrschaft der Nobilität (politische Führungsschicht aus vornehmen Familien); die Bezeichnung »Optimaten« gibt wieder, daß sie sich selbst für »die Besten« halten (ähnlich ist der Ausdruck boni = die Guten, die Gutgestelltem, die Gutgesinnten); die entgegengesetzte Richtung, Vertreter und Anhänger einer Politik, die dem Volk etwas mehr Gewicht geben möchte, wird Popularen genannt (populus = Volk; popularis = volkstümlich); beide Richtungen sind keine Partien im modernen Sinn (mit festgefügter Organisation und politischem Programm) gewesen – schienen Aussichten auf eine Machtzunahme zu haben, begünstigt durch das beginnende Auseinanderbrechen des »Dreibundes«. Sie waren seine Gegner und unternahmen verstärkt Angriffe. Lucius Domitius Ahenobarbus kündigte eine Bewerbung um das Konsulat 55 v. Chr. an mit der Absicht, Caesar das Prokonsulat und damit die Statthalterschaft über Provinzen und Befehlsgewalt über Legionen wegzunehmen und Gesetze aus Caesars Konsulatsjahr 59 v., Chr. für nichtig zu erklären. Ein Versuch Caesars zur Verlängerung seiner Zeit als Statthalter war nicht erfolgreich. Der Volkstribun Publius Rutilius Lupus hatte vorgeschlagen, das Ackergesetz zum Ager Campanus in Zweifel zu ziehen, und Marcus Tullius Cicero hatte eine Diskussion dazu im Senat am 15. Mai 56 v. Chr. beantragt.
  • Interessen und Ziele von Caesar, Pompeius und Crassus: Die drei Männer strebten nach Macht und Ruhm. Unter den gegebenen Umständen hatten sie keine gute Chance, dies ganz allein zu erreichen (sowohl ihre bisherigen Verbündeten als auch ihre Gegner hätten starken Widerstand geleistet). Versuche, außerordentliche Befehlsgewalten (imperia extraordinaria) zu bekommen, konnten besonders bei den sogenannten Optimaten Ablehnung und Widerstand hervorrufen. Für Caesar war es wichtig, in Rom ausreichend politischen Einfluß zu haben, um den gallischen Krieg fortzuführen und nicht in seiner Befehsgewalt abgelöst zu werden. Ihm drohte ein Prozeß wegen harten Durchsetzens, auch mit Gewalteinsatz, als Konsul. Caesar konnte aber nur angeklagt werden, wenn er Privatmann war, nicht, solange er ein öffentliches Amt hatte. Ein Ziel Caesars war daher, nach Ende seines Prokonsulats sofort ein zweites Mal Konsul zu werden (im Jahr 48 v. Chr. war dies für ihn rechtlich möglich). Pompeius wurde aus den Reihen der sogenannten Optimaten politisch angegriffen und mit spöttischen Bemerkungen bedacht. Einige der sogenannten Optimaten wirkten gegen ihn sogar mit dem popularen Poltiker Publius Cornelius Clodius zusammen, der sich stark auf die städtische Volksmenge (plebs urbana) in Rom stützte. Pompeius hatte eine Aufsicht zur Getreideversorgung (curatio annonae) erhalten, aber er wollte gerne eine bedeutende militärische Befehlsgewalt und die sogenannten Optimaten hätten ihm in den damaligen Verhältnisse so etwas nicht gegeben. Crassus wollte gerne auch mit einem großen militärischen Erfolg glänzen.
  • neue Grundlage für die Zusammenarbeit: Caesar traf sich zuerst mit Crassus in Ravenna, dann kamen Caesar, Pompeius und Crassus im April 56 v. Chr. in Luca (heute: Lucca) zusammen. Mit einem Grundsatz der Gleichheit wurde für jeden der drei Politiker eine mehrjährige große Befehlsgewalt vorgesehen (mit Recht zur Aushebung von Legionen, Kriegserklärung und Friedenschluß). Caesar bekam eine Verlängerung seines Prokonsulats um 5 Jahre, eine Beratung über einen Nachfolger sollte erst ab dem 1. März 50 v. Chr. erlaubt sein, wodurch Caesar damit rechnen konnte, bis Ende des Jahres 49 v. Chr. Prokonsul bleiben zu können. Der Sold für 4 neu aufgestellte Legionen wurde von der Staatskasse übernommen und ihm die Ernennung von 10 Legaten (legati; Unterfeldherren) zugestanden. Pompeius sollte 55 v. Chr. Konsul sein und danach als Prokonsul 5 Jahre lang die Provinzen Hispania citerior und Hispania ulterior bekommen (mit der Erlaubnis, bei Rom zu bleiben und die Provinzen und die dort befindlichen Legionen durch Legaten zu führen). Crassus sollte 55 v. Chr. Konsul sein und danach als Prokonsul 5 Jahre lang die Provinz Syria bekommen, mit der Aussicht auf eine finanziell einträgliche Statthalterschaft und einen Krieg gegen die Parther (in der Hoffnung auf einen ruhmvollen Erfolg).

weils ie nur gemeinsam ihre ziele erreichen konnten.