Warum wurde das Buch Tobit nicht in die Bibel aufgenommen?

8 Antworten

Warum wurde das Buch Tobit nicht in die Bibel aufgenommen?

Wir können ganz gut nachvollziehen warum die Bücher des Alten Testaments in den jüdischen Kanon aufgenommen wurden. Von Büchern die dort nicht aufgenommen wurden, wissen wir nur von einer handvoll den Grund der Ablehnung. Beim Buch Tobit wissen wir es nicht.

Man kann nur indirekt Vermutungen anstellen, zB dass es den Kriterien für eine Aufnahme nicjt entsprach. Man könnte auch vermuten dadurch dass keine Erklärung überliefert wurde warum es nicht aufgenommen wurde, dass es nie an die Bedeutung und Verbreitung anderer Schriften heranreichte und in Zusammenhang damit, dass es eher Themen des Diasporajudentums beinhaltet, einfach nicht als wertvoll genug erachtet wurde.

Aber das sind wie gesagt lediglich Vermutungen.

Das Buch Tobit steht in der Bibel, sofern sie nicht von den Reformatoren gefälscht wurde.

Die Reformatoren orientierten sich in der Auswahl der Schriften des AT am Kanon der hebräischen Bibel. Wie man dies als "gefälscht" betrachten will, ist mir schleierhaft.

Hallo Chiara,

das Buch Tobit ist ein apokryphes Buch, das in einigen christlichen Traditionen in die Bibel aufgenommen wurde, aber in anderen nicht. Apokryphe Bücher sind Schriften, die in der hebräischen Bibel nicht enthalten sind, aber in einigen Versionen der Bibel, insbesondere in der katholischen und der orthodoxen Bibel, aufgenommen wurden.

Es gibt mehrere Gründe, warum das Buch Tobit in einigen Bibelausgaben nicht aufgenommen wurde:

  1. Kanonische Unterschiede: Die kanonische Zusammenstellung der Bibel variiert zwischen verschiedenen christlichen Traditionen. Die protestantische Bibel enthält in der Regel 66 Bücher, während die katholische Bibel und die orthodoxe Bibel zusätzliche Bücher wie Tobit, die Weisheit Salomos und andere apokryphe Schriften enthalten.
  2. Hebräische Originalität: Ein Grund, warum einige jüdische und protestantische Gelehrte das Buch Tobit nicht als kanonisch anerkennen, ist, dass es nicht im hebräischen Tanach (der hebräischen Bibel) enthalten ist. In der jüdischen Tradition sind die Bücher, die im Tanach enthalten sind, die Grundlage für die hebräische Bibel.
  3. Historische und theologische Gründe: Die Entscheidung, welche Bücher in die Bibel aufgenommen werden, basiert auf historischen und theologischen Überlegungen. Einige der apokryphen Bücher, wie Tobit, wurden von verschiedenen Gruppen unterschiedlich bewertet, was zu unterschiedlichen Entscheidungen bzgl. des Bibelkanons geführt hat.

LG Philipp

Das Buch Tobit gehört von Anfang an zur Bibel. Es findet sich bis heute in jeder katholischen und in jeder orthodoxen Bibel. Beide Kirchen haben es niemals entfernt und immer in Ehren gehalten. Es gehört zu den sogenannten deuterokanonischen Büchern, welche von den Protestanten aus der Bibel entfernt wurden. Warum, weiß ich nicht. Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür. Denn es gehört zu den besten Büchern des Alten Testaments und enthält sehr viel sehr lehrreiches.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Bei den Katholiken stehts drin...

Die Reformatoren haben damals solche biblischen Bücher, die nur auf griechisch überliefert waren, aus der Bibel gestrichen und haben die Reihenfolge der Bücher etwas geändert.

Und in den Ostkirchen z.B. hat man sogar mehr Bücher als bei den Katholiken, weil man sich dort am griechischen Septuaginta-Kanon orientiert.

Die Katholiken orientieren sich an der Vulgata-Übersetzung des Hl. Hieronymus und die Protestanten an der Luther-Bibel oder King-James-Bibel.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Theologiestudium

BillyShears  15.09.2023, 18:51
Die Katholiken orientieren sich an der Vulgata-Übersetzung des Hl. Hyroniemus

Dazu zwei hilfreiche Infos:

  1. Hieronymus berücksichtigte das Buch Tobit in seiner Vulgata, allerdings nur wegen des Insistierens der Bischöfe Heliodor und Chromatius, während er selbst es offensichtlich nicht als kanonisch anerkannte.
  2. Über viele Jahrhunderte wurde in den Kirchen des Westens vor allem die Tobit-Übersetzung des Hieronymus in der Vulgata gelesen und ausgelegt. Hieronymus gibt vor, dass ihm eine „chaldäische“ (d.h. aramäische) Fassung des Buches Tobit vorgelegen habe, die er sich von einem Dolmetscher ins Hebräische habe übersetzen lassen. Diesen Text habe er wiederum ins Lateinische übertragen. Da Hieronymus nach eigenem Bekunden aber kein allzu großes Interesse an Tobit hegte und offensichtlich sehr frei mit seiner Vorlage umgegangen ist, bietet die Vulgata einen Text, der ganz deutliche eigene theologische Tendenzen aufweist, die nur zum Teil aus der entsprechenden Vorlage zu erklären sind.
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Hessen001  15.09.2023, 18:56
@BillyShears

In Deutschland hat man ja seit den 70er Jahren die Einheitsübersetzung, die sich wieder eher an den alten Texten orientiert.

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BillyShears  15.09.2023, 19:07
@Hessen001
In Deutschland hat man ja seit den 70er Jahren die Einheitsübersetzung, die sich wieder eher an den alten Texten orientiert.

Offenbar ist man sich nicht einig welche Version man da bevorzugen soll und wie man mit dem anderweitig fehlenden Loch in Tob 13,6-10 umgehen soll, wo weiterhin Hieronymus' Sonderversion verwendet wird.

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