Warum werden die australopithecinen nicht zu den heutigen Menschen gezählt?

Die Australopithecinen (Australipithecina) sind ein Paraphylum. Die echten Menschen der Gattung Homo haben sich aus einer Population der Australopithecinen, möglicherweise direkt aus Australipithecus afarensis oder aber aus einer ihm nahe verwandten Population, entwickelt. Das heißt, dass die australipithecinen Vorfahren der Menschen mit den Vertretern der Gattung Homo enger verwandt sind als mit den übrigen Australopithecinen. Eigentlich müssen aus streng phylogenetischer Sicht, damit die Australopithecinen eine geschlossene Verwandtschaftsgruppe (Monophylum) werden, die Arten der Gattung Homo - einschließlich unserer eigenen Art, des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) - zu den Australopithecinen gestellt werden.

Die Entwicklung des Menschen erfolgte graduell, die Übergänge zwischen den Arten, ja sogar zwischen den Gattungen, sind fließend erfolgt. Der Unterschied zwischen den australopithecinen Vormenschen und den Früh- und Jetztmenschen ist daher rein deskriptiv zu verstehen, um deutlich zu illustrieren, wann und wie sich die heutigen Merkmale der menschlichen Entwicklungslinie herausbildeten. So waren die Australopithecus-Arten noch vergleichsweise klein und ihre Vordergliedmaßen waren im Verhältnis zu den hinteren noch länger. Das deutet darauf hin, dass die Australopithecinen noch weitgehend arboricol (baumbewohnend) lebten, obwohl sie sich am Boden schon eindeutig biped (auf zwei Beinen) fortbewegten. Auch waren die Australopithecinen überwiegend Pflanzenfresser. Paranthropus boisei beispielsweise ernährte sich fast ausschließlich von Gräsern. Die Gehirne der Australopithecinen waren noch nicht größer als bei heutigen Schimpansen (Pan) und obwohl die Australipithecinen sicher auch schon Werkzeuge gebrauchten, das tun Schimpansen schließlich auch, stammen die ersten "fortschrittlichen" Steinwerkzeuge aus der Oldowan-Kultur vom Homo habilis, dem ersten Frühmenschen der Gattung Homo.

Weil ihnen wichtige Merkmale der Menschen fehlen: Zu kleines Gehirn, keine guten Läufer wg. watschelndem Gang, andere Zähne. Die Fähigkeit zur Werkzeugherstellung war nur rudimentär entwickelt. Es fehlte die Feinmotorik (an der Wirbelsäule erkennbar). Die ersten Steinwerkzeuge sind in der Oldowan-Kultur nachgewiesen, aber Träger dieser Kultur war wahrscheinlich Homo Habilis (oder Homo Rudolfensis) und das waren Menschen.

Weil bestimmte Voraussetzungen fehlten, z.B. einfacher Werkzeuggebrauch, stabiler aufrechter Gang usw. Daher zählen sie nicht zur Gattung Homo