Warum spricht man von Hannover bis Braunschweig in Hochdeutsch?

13 Antworten

Deine Frage geht schon von einer falschen Prämisse aus. Man hat in diesen Gebieten Dialekte des Plattdeutschen bzw. Niederdeutschen gesprochen. Da das Hochdeutsche für diese Leute eine Fremdsprache war, haben sie es auch als solche gelernt und weniger von ihren eigenen Dialekten hineingetragen als die Süddeutschen, die Dialekte des Hochdeutschen sprechen. "Hoch"-deutsch bezieht sich hierbei nicht auf das Niveau, sondern auf geographische Gegebenheiten (viele scheinen das nicht zu wissen); es steht für den Süddeutschen Sprachraum, dem unsere Hochsprache (im Sinne von Standardsprache) entstammt. Im Norden wurde hingegen Niederdeutsch gesprochen, eine andere Sprache, die altes "p", "t" und "k" so belassen hat, wie es ist (siehe im Englischen "water" vs. "Wasser", "tide" vs. "Zeit", "make" vs. "machen", "apple" vs. "Apfel" u.v.m.).

Das Ganze ist eigentlich noch viel komplizierter. Unser heutiges Deutsch ist die stark norddeutsch geprägte Aussprache einer mitteldeutschen (Stichwort: Luther) Verschriftlichung eines abstrakten süddeutschen Standards.

Das ganze ist sehr komplex, wenn du noch weitere, konkretere Fragen hast, beantworte ich sie gerne. Als Sprachwissenschaftler kann ich dir aber auf jeden Fall sagen, dass die Antwort, die gerade die meisten Daumen oben hat, absoluter Unfug ist!

Ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen.

Keineswegs ALLE in der Gegend sprechen "Hochdeutsch". Viele dort z.B. trennen weiterhin beim Sprechen das s-t und s-p, wie in "s- pitzer S-tein". - Das ist KEIN Hochdeutsch.

Andererseits ist schon richtig, dass das Deutsch, das in diesem Teil Niedersachsens gesprochen wird, dem "Hochdeutschen" ziemlich nahe kommt.


earnest  19.09.2012, 13:44

In vielen Dörfern wird, meist von älteren Leuten, noch Platt gesprochen.
Das s-t und s-p ist für diese Gegend weniger typisch als das "klaare A", insbesondere in der Region um Braunschweig. Je ländlicher, desto breiter.

Aus "Haben Sie Eile? Ich habe keine Zeit" wird so:
"Ham Se Aale? Ich hab kaahne Zaaht."
Da gibt es dann schon den einen oder anderen Witz über Aale.

Das klaare A ist aber so langsam am Verschwinden, und in den beiden Großstädten wird tatsächlich ein relativ "klares" Hochdeutsch gesprochen.

Gruß, earnest

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Bswss  19.09.2012, 22:16
@earnest

Danke für Info. Ich habe entfernte Verwandte aus früherer Generation. Die spalteten immer das s-p und s-t , wie auch H. Schmidt aus Hamburch.

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Eigentlich ist es so, dass das, was wir Hochdeutsch nenne, selbst nur ein Dialekt war, der aber irgendwann 'auserkoren ' wurde als verbindlich.  Ich kann es jetzt gar nicht genau sagen; kann sein, erst mit Konrad Duden.
Zu Goethes Zeiten galt noch das Leipziger Sächsisch als verbindlich und das reinste Deutsch. Das ist so unfassbar ^^

Kommt wahrscheinlich daher, dass derjenige der festgelegt hat, was hochdeutsch ist, die Sprache aus der Region genommen hat. Man kann es also "hochdeutscher Dialekt" nennen, der nur lokal dort gesprochen wird.

1142 wurde der Welfe Heinrich der Löwe, der Enkel Lothar III., mit dem Herzogtum Sachsen belehnt. Man sprach dort also sächsisch, auch heute noch eine sehr ordentliche Sprache, die beinahe mal deutsche Amtssprache wurde.

(Ich bitte den Beitrag unter Ulk zu verbuchen ;-)