Warum sind die Pharisäer im Christentum so unbeliebt?

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Pharisäer waren diejenigen, gegen die sich Jesus deutlich ausgesprochen hat.

Jesus hat an ihnen kritisiert, dass sie sich sehr an Formen und Gesetze halten, von denen einige selbst ausgedacht waren, dabei aber komplett die Liebe zu Gott und zu den Menschen außer Acht gelassen haben.

Kurzum: sie haben Gott mit den Lippen gelobt, aber nicht mit dem Herzen.

Aus Wiki: „Laut Neuem Testament überbetonte die Pharisäerschaft die Einhaltung von Reinheitsgeboten, während Jesus der Gottes- und Nächstenliebe den Vorrang gab. Jesus übte zum Teil harte Kritik daran, dass die Pharisäer, die sich auch als eine gesellschaftlich-religiöse Elite verstanden, zwar den genauen Wortlaut des Gesetzes erfüllten und auf dessen strenge Einhaltung sahen, aber den Sinn hinter den Gesetzen nicht beachteten: „Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 5,20) Aufgrund dieser den Pharisäern zugeschriebenen Heuchelei nahm das Wort Pharisäer im deutschen Sprachgebrauch eine Bedeutung als Schimpfwort an.

Kritiker, die die Entstehung des Neuen Testaments nach dem Bruch zwischen Judentum und Christentum ansetzen, vermuten eine verzerrte Darstellung der Pharisäer, die zur Zeit der Entstehung jener Schriften zur dominanten jüdischen Richtung geworden waren. Sie weisen darauf hin, dass Jesus pharisäische Positionen der Schule des Hillel (Nächstenliebe) oder der des Schammai (zur Ehescheidung) vertreten habe. Seine Auffassung von einem Leben nach dem Tod sei ebenfalls bei den Pharisäern zu finden. Auch die Anrede Rabbuni (= Meister, Lehrmeister) weise Jesus als in der pharisäischen Tradition stehend aus. Die überlieferten Auseinandersetzungen seien danach eher als talmud-typische Diskussionen der jüdischen Streitkultur zu sehen, die spätere Schreiber als tiefere Konflikte verstanden oder propagandistisch gedeutet hätten.“

Weil sie das gemacht haben, was bis heute die größte Gefahr ist in der Religionsausübung:

Religion als Ordnungs- und Machtmittel missbrauchen.

Die haben ihre weltlichen Bedürfnisse nach Sicherheit und Ordnung über die Weisung Gottes gestellt, zu Gottes Gesetzen eigene dazu erfunden, waren rechthaberisch und haben nicht davor zurückgeschreckt, den Einen hinzurichten, der ihre selbsterfundene Ordnung gestört hat. Obwohl der gar nichts gemacht hat, außer mit seinen Freunden mal ein Glas Wein zu trinken, ein paar Kranke zu heilen und den Leuten zu sagen, dass Gott ihnen Vergebung anbietet.

Vergebung for free. Wo kommen wir denn da hin? Wo bleiben denn da die Tempeleinnahmen. Und dann noch einen Aufstand machen, wegen ein paar Händlern im Tempelvorhof. Dabei zahlen die doch ordentlich Standmiete.

Na, kommt dir das bekannt vor? Damals wie heute. Pharisäer bilden sich ein, Gott zu dienen, und tun genau das Gegenteil. Ihre Rechthaberei und ihr Drang, sinnbefreite Regeln durchzudrücken, macht sie so schwierig.

Gottes Regeln haben Sinn. Sie sind nicht da, um uns am Leben zu hindern, sondern um uns allen Leben zu ermöglichen. Das hat Jesus gelehrt. Und das hat ihn das Leben gekostet. Wie soll man gutheißen, was die Pharisäer da getan haben. Das geht einfach nicht, wenn man Jesus gut findet.


GandalfAwA  27.01.2023, 15:07

Wunderbar auf den Punkt gebracht Heike. 😊 👌

Sicherlich gibts auch Menschen, die den Beruf "Pharisäer" hatten, und gute Menschen gewesen sind.

Aber die Mehrheit war so wie Heike schreibt, haben nach weltlichen Maßstäben gelebt, haben Jesus nicht erkannt und sogar ihn verfolgt.

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heikemargret  27.01.2023, 21:53
@GandalfAwA

Pharisäer ist kein Beruf, sondern eher so etwas wie eine Gruppe mit Agenda.

Aus der antihellenistischen jüdischen Bewegung der Hasidäer („Chassidim“ = „Fromme“), gingen diverse jüdische Gruppierungen hervor. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung nennt Flavius Josephus neben den Pharisäern noch die Sadduzäer, die Essener und bewaffnete Widerstandsgruppen (Zeloten) als Gruppierungen, was man damals eine Schule nannte. Auch das Urchristentum wird eine Schule genannt.

Als Sekten wurden solche Gruppen nicht empfunden, dazu war die Vorstellung eines „gemeinsamen Judentums“ mit verbindender Geschichte und gemeinsamen Ansichten über Gesetze und religiöse Praktiken zu mächtig. Die Christen fielen dann negativ damit auf, dass sie die Speisegebote und die Beschneidung aufgaben. Damit waren die raus.

Während ihres Bestehens definierten sich die Pharisäer in erster Linie als Opposition zu den Sadduzäern. Die Sadduzäer repräsentierten die konservative, priesterlich-aristokratische Oberschicht, die Pharisäer fanden ihre Anhänger in der breiten Masse des Volkes. Einer der Hauptpunkte war die Akzeptanz oder der Ablehnung der Hellenisierung (Die griechische Philosophie verbreitete sich im gesamten Mittelmeerraum).

Schriftliche Überlieferungen die Pharisäer betreffend existieren, insbesondere Hillel der Ältere und Schammai aus dem 1. Jahrhundert. Da kann man sich ein von der Bibel unabhägigen Eindruck verschaffen.

Jesus mit seiner völlig unkonventionellen Auffassung von Gesetz und dem Verhältnis von Arm und Reich hat in Teilaspekten sogar recht ähnlich gedacht wie die. Er hat sie nur hoffnungslos überfordert. Und wo weltanschauuliche Überforderung hinführt, kann man ja täglich beobachten.

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GandalfAwA  28.01.2023, 17:54
@heikemargret

Oh, Wow, Du kennst Dich sehr gut aus, vielen Dank Heike, war sehr interessant diese Details von Dir zu lesen. 👍

Die Sadduzäer erwähnt auch Jesus einmal ... 😊

Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend,
Bernd

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Weil sie Jesus als den Messiah nicht akzeptierten. Sie behaupteten er wäre eine Frevler und Betrüger. In Johannes 5 wollten sie ihn hinrichten, In Lukas 20 wollten sie ihn einspeeren In John 5,8,10 steht, dass sie ihn auch hinrichten und steinigen wollten.

Deswegen.

Sie sind in den Evangelien, die Feinde Jesu und das unter dem Deckmantel der Religion. Damit werden sie zu Heuchlern. Sie werden von Jesus als Antibeispiel benutzt, wie man es nicht machen sollte. Er hat sie aber trotzdem geliebt und versucht sie zu retten. Z.B. Nikodemus....