Warum schreibt man Weg und weg gleich, wenn man es doch anders ausspricht?

9 Antworten

Das ist bei der Rechtschreibreform auf halbem Weg liegen geblieben. Während man dankenswerterweise aus dem Fluß und dem Roß endlich einen Fluss und ein Ross gemacht hat, hat man es bei vielen kurzen Wörtern einfach unterlassen, nun auch noch die nötige Buchstabenverdoppelung einzuführen. Bei Tip und Stop wurde daraus Tipp und Stopp, bei "weg" eben nicht.
Bei das und dass haben wir sogar das Vergnügen, zwei Schreibweisen für das kurze a vorzufinden.
Und mit dem i in Finsternis sieht es ebenso finster aus,
gleichermaßen bis und von, zum und am, bim und bam ...
:-)

Aber vielen Deutschen war die Rechtschreibreform auch so schon viel zu viel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

LolleFee  28.07.2015, 12:07

Ich denke, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Wörter haben "unterschiedliche Aspekte", nicht nur die Phonologie.

Die Doppelkonsonanz bei Fluss, Ross, Tipp oder Stopp erklärt sich mit dem Plural oder mit dem dazugehörigen Verb - ziehst Du dann bei "weg" das Wort "weggehen" heran? (Ironie-off) Und wie erklärst Du das "e", wenn Du aus "weg" "weck" machen möchtest, das müsste dann ja "wäck" heißen.

Das Deutsche hat nun einmal keine lautgetreue Schreibweise; und ein künstlicher Sprachwandel wie bei einer Rechtschreibreform setzt sich eben nicht so schnell durch - ein natürlicher Sprachwandelprozess verläuft über Generationen (Stafettenkontinuität), wieso sollte das bei einem künstlich herbeigeführten anders sein?

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Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat dies gründlich untersucht:

http://gfds.de/weg-und-weg

Ich bin ziemlich beeindruckt, was die Leute ohne Tonaufnahmen alles herausgefunden haben. Für Lesemuffel fasse ich mal kurz zusammen:

Weg [veːk]:

8. Jhdt: wec, wek oder weck (mit Auslautverhärtung, kurzes e)

  1. Jhdt: wegk, weg, (zwischenzeitlich auch: weeg); (begünstigt langes e).

weg [vɛk]:

8. Jhdt: in wec (= auf dem/den Weg)

  1. Jhdt: enwec
    14.-17. Jhdt: weck, wegk
    16. Jhdt, Lutherbibel: weg

    Luthers Schreibweise hat sich offenbar durchgesetzt. An der kurzen Aussprache änderte sich jedoch nichts. Ich vermute blind, dass die unterschiedliche Aussprache viel zu nützlich war, um auszusterben (z.B. bei wegzeigend).

ralphdieter  28.07.2015, 10:42

K.O. nach 150 Sekunden -- dieser neue Editor ist einfach zu blöd! Nächster Versuch:

Weg [veːk]:

  • 8. Jhdt: wec, wek oder weck (mit Auslautverhärtung, kurzes e)
  • 15. Jhdt: wegk, weg, (zwischenzeitlich auch: weeg); (begünstigt langes e).

weg [vɛk]:

  • 8. Jhdt: in wec (= auf dem/den Weg)
  • 12. Jhdt: enwec
  • 14.-17. Jhdt: weck, wegk
  • 16. Jhdt, Lutherbibel: weg
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Lass mich nicht lügen, aber das müsste so gekommen sein (man korrigiere mich, wenn ich mich irre):

Beide Wörter haben einen gemeinsamen Ursprung; und ursprünglich sprach man das Substantiv Weg ebenfalls mit kurzem e aus. Allerdings nur in der nominativen Form ohne Endung. Grund ist, dass die Silbe geschlossen ist, also auf einen Konsonanten endet (Weg). In verschiedenen Flexionsformen allerdings wie Wege/Weges wurde das e lang gesprochen, da hier eine sog. offene Silbe vorliegt (also eine Silbe, die auf einen Vokal endet): We-ge/We-ges.

Irgendwann wurde dann der Nominativ des Substantivs (Weg) - in Analogie zu den anderen Flexionsformen - ebenfalls lang ausgesprochen.


Ich denke einfach, weil es sozusagen die einzig mögliche Schreibweise für beide Wörter ist. Wenn man die deutsche Sprache anschaut, wird man nämlich eher weniger Wörter mit zwei e`s hintereinander finden, außer bei "reell", jedoch wird dort jedes e einzeln ausgesprochen und nicht lang, wie es bei Weg der Fall wäre. Man hat im Deutschen keine Möglichkeit entweder Weg`s e lang zu schreiben oder weg`s e kurz zu schreiben. :) Deswegen wird beides gleich geschrieben, aber anders ausgesprochen, ist jedenfalls für mich relativ sinnvoll


ralphdieter  29.07.2015, 07:22

Wörter mit langem e gibt's wie Sand am Meer: Beere, Beet, Fee, Heer, Klee, leer, Schnee, See, Seele, Speer, Teer.

Willst Du noch mehr? Lehm, Mehl, zehn — bitte sehr!

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weg steht für hinfort . wegnehmen, weggeben, geh weg. Auf den Weg geht es hinfort.