Warum muss man sich so an unsere Gesellschaft anpassen?

27 Antworten

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Deine Gedanken kann ich durchaus verstehen! Es kommt häufig vor, sich dieser Frage zu stellen: wie weit darf/muss/soll/kann ich gehen, OHNE meine Authenzität völlig aufzugeben? Das erfordert ein hohes Maß an Geschick, Diplomatie, Geduld, Toleranz und, und, und ... Erfahrung, die man ja nicht mit der Geburt erwirbt. Mein Credo: bleib du selbst, aber ohne andere damit zu verletzen bzw. zu kränken. In einem Altenheim gelten bestimmte Regeln, Formen des Umgangs (leider auch bzgl. Dienstkleidung - grins - obwohl ich denke, die alten Herrschaften freuen sich gelegentlich auch an einem "bunten Hund", wenn er NICHT BELLT und BEISST! Etwas Frische hat noch nie geschadet, hier tut man den Alten Unrecht). Bei einem Bewerbungsgespräch "verkaufst" du dich in gerigem Maß, vielmehr aber bietest du etwas an: DICH und deine Möglichkeiten! Versuche stets mit einem freundlichen, lächelnden Gesicht auf Menschen zuzugehen (grummeln kann man später immer noch) und suche den Blickkontakt! Daraus kannst du gut ablesen, was geschehen kann. "Vorurteile" sind so alt, wie die Menschheit selbst und alles, was vom sog. "Normalen" abweicht, erschreckt ..... hahahaha. Versuche dir vorzustellen, wie es auf DICH wirkt. Bei näheren Hinsehen entdeckt man, dass die eigenen Ur-Ängste völlig unnötig waren. Das hat nichts damit zu tun, die Wachsamkeit abzulegen. Ich höre, sehe und beachte häufig den sog. "Außenseitern" - denn sie haben oft vielmehr zu sagen, als die "Mitläufer & Leisetreter". SIE fordern mich, SIE sind das Salz in der Suppe und es gibt xfache Beispiele dafür, dass sie für eine -positive- Überraschung gut sind! Grundsätzlich kann eine Gesellschaft ohne Regeln nicht funktionieren, aber: d.h. noch lange nicht, dass ich mich jedem Mainstream unterwerfe, alles kritiklos akzeptiere. Vielmehr kommt es auf die "Verpackung" an, mit der man sein Veto einbringt. Und: es gibt sicher Dinge, die ich bei einem Arbeitgeber hinnehmen muss .... das ist sein gutes Recht. Aber auch hier gilt: es gibt Grenzen und die auszuloten, das ist schwer und für junge Menschen besonders. Ich wünsche dir sehr, dass du DU bleiben kannst - mit Freundlichkeit, Beharrlichkeit und einem offenen Wesen wird es dir gelingen ......... Kopf hoch!


DerLingl  05.05.2012, 12:14

Auch sehr gut !

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cuckoo  05.05.2012, 13:49

Ganz dickes DH hierfür!

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schalomisrael  05.05.2012, 23:21
@cuckoo

Ich bedanke mich sehr für die "Auszeichnung" und dafür, dass es mir anscheinend gelungen ist, PurpleShawty zu erreichen.

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Veganer09  07.05.2012, 08:32
@schalomisrael

gute Antwort!! Man bewirkt mehr mit Freundlichkeit, Komprissbereitschaft, Toleranz und Pazifismus als mit dem äusseren Erscheinungsbild. Wie oft hat sich schon der nette Mensch von nebenan, der völlig unauffällig war als schwarzes Schaf entpuppt :))

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Überall wo Du im Berufsleben Kontakt zu alten Menschen hast wird Dir das so gehen. "Unsere Gesellschaft" besteht nunmal auch aus Menschen die vor 90 und mehr Jahren geboren wurden. Sie sind in einer Welt großgeworden (und von dieser geprägt worden) die völlig anders war als heute. Für einen 90jährigen ist es manchmal nicht so leicht jahrzehntelang geformte Vorurteile über Bord zu werfen. Wer weiß wie wir wären wenn wir mit Krieg und Unwissenheit über unsere Welt großgeworden wären...

Ich denke Du solltest sein wie Du bist, das ist richtig. Aber wenn man feststellt, dass man Eigenschaften hat die bei netten, toleranten Mitmenschen trotzdem auf Widerstand stoßen darf man ruhig auch versuchen sich zu ändern und zu verbessern. Denn genau das unterscheidet uns doch von unseren behaarteren Primatenverwandten. Ein Schimpanse ist wirklich wie er ist. Dazu gehört auch mit Kot zu werfen wenn ihm was nicht passt. :-)

Ich würde vorschlagen, Du gehst zum Bewerbungsgespräch mit Haaren die nicht zu punkig wirken und wenn Du deine Kunden kennst und Deine Leistung bewiesen hast kannst Du Dich ja mal weiter vorwagen, wenn Dir rote Haare dann überhaupt noch wichtig sind.


Chopper1983  05.05.2012, 21:19

falsch, vor allem die aktuelle generation glänzt extremer mit intoleranz als die vergangenen generationen - nur leben die das heute anders aus und merken es nicht mehr...

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DerLingl  06.05.2012, 19:09
@Chopper1983

Das kann ich so nicht bestätigen. Ich kenne zwar auch ein paar junge, engstirnige Menschen die hohles, rechtes Gedankengut und ähnlich dummes Zeugs versuchen zu verbreiten aber ich habe im bisherigen Leben weitaus mehr ältere intollerante Menschen kennengelernt als in meiner Generation und jünger.

Ich versuche es mal weiterhin positiv zu sehen und hoffe es geht nicht wieder bergab mit der Menschlichkeit.

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Das ist eine sehr komplizierte Frage. Sie lässt sich hier nicht vollständig beantworten.

Ich kann dir empfehlen, mal ein bisschen über Sozialpsychologie zu lesen. Die Betonung von Gruppenzugehörigkeiten und die Abwertung von GruppenaußenseiterInnen wird z.B. durch die Social Identity Theory/Theorie der sozialen Identität erklärt. Ein Buch zum Thema ist Social Psychology von Hogg & Vaughan. Davon gibt es sicher auch eine deutsche Übersetzung. Außerdem sind die Skripte der Vorlesung Sozialpsychologie in Marburg online verfügbar, aber nicht so aussagekräftig ohne die zugehörige Vorlesung: - uni-marburg.de/fb04/team-wagner/lehre/downloads/sozialpsychologie%20I - uni-marburg.de/fb04/team-wagner/lehre/downloads/sozialpsychologie%20II

Die Menschen sind leider von Weltanschauungen geprägt, die "Andersartigkeit" als schlecht oder böse empfinden und davon ausgehen, dass die eigene Position und Sichtweise die einzigrichtige und überlegene ist; das Wort dafür ist Chauvinismus. Das fängt schon an mit Schikanen, wie du sie beschreibst, und geht weiter über Sexismus, Rassismus, Homophobie usw.

Zum Glück sind nicht alle Menschen und Arbeitgebenden so ignorant wie die Person, die dich wegen deiner Haare nicht einstellen würde. Du musst dich aber darauf vorbereiten, immer wieder auf solche Menschen zu treffen.

Um eine Gesellschaft zu erreichen, die nicht von Vorurteilen und Hass bestimmt wird, dürfen wir uns nicht davon fertigmachen lassen und müssen für ein liebevolles Zusammenleben eintreten. anarchismus.at

Es stimmt: Das sind Vorurteile, die es zu bekämpfen gilt.

Ich habe auch mal einen Bericht gesehn, in dem ein junges Mädchen ein Grufti war. Aber trotzdem war sie eine super Verkäuferin. Ich bewunderte die Leute, die sie eingestellt hatten. Die ihre Vorurteile beiseite gelassen haben und ihr eine Chance gaben.

Allerdings kann ich auch nicht verstehen, warum man in einem Altenheim keine gefärbten Haare haben darf. Wenn man naturrote Haare hätte, müsste man sie sich doch auch nicht umfärben. Und was, wenn man mit der Naturfarbe eingestellt wird und sich dann die Haare färbt? Wird man da entlassen?

Ich glaube auch mehr, dass es auf die Leistung ankommt und nicht auf das Aussehen.

Und mit gefärbten Haaren ist man heute kein Außenseiter mehr.

Deine Frage finde ich sehr berechtigt und gar nicht so leicht zu beantworten.

Im Prinzip muss das bei euch jungen Menschen so ankommen wie: sei du selbst, aber bitte nur soweit, wie wir das für richtig halten.....

Die vielzitierte und hochgelobte Toleranz stösst da ganz schnell an ihre Grenzen.

Du hast die schwierige Aufgabe, einen Kompromiss zu finden ;) Nein, du sollst dir deine Persönlichkeit nicht verbieten lassen - aber macht die Haarfarbe wirklich deine Persönlichkeit aus? (Übrigens, um bei deinem Beispiel zu bleiben: ich bin überzeugt davon, dass die alten Leute im Pflegeheim sehr viel weniger Anstoß an den roten Haaren nehmen als die Heimleitung^^)

Die Formulierung "nur um einen Job zu bekommen" halte ich für etwas unüberlegt - immerhin bietet der Job dir deine Lebensgrundlage. Und so wirst du manchen Kompromiss eingehen müssen - das ist aber immer so, wenn man mit anderen Menschen zu tun hat: jeder muss sich selbst so weit zurücknehmen, dass es mit der Gemeinschaft verträglich ist - sonst kracht es irgendwann. Das gilt für die Famile, für den Freundeskreis und eben auch für den Beruf.

Viel wichtiger als die Äußerlichkeiten finde ich, dass du deinen Charakter nicht verbiegen lässt (wenn ein Chef zum Beispiel von dir krumme Sachen verlangt - da wäre meine Kompromissbereitschaft dann zu Ende).

Bei der Jobwahl hast du es ja auch selber in der Hand - dann werde halt nicht gerade Bankkaufmann, wenn dir das Umfeld gegen den Strich geht. Ich denke mal, dieser Beruf würde dir einfach auch gar nicht liegen, wenn du andererseits eher ein etwas flippiger, kreativer Typ bist ;) Zwischen lauter hochseriösen Schlipsträgern würdest du dich vermutlich nicht wirklich wohlfühlen.

Mein Physiotherapeut meinte mal, er fand einen Aspekt ganz toll bei seiner Berufswahl: nämlich, dass er tagtäglich in der Jogginghose unterwegs sein kann ;)