Warum Medianeinkommen (KKP) in Skandinavien größer als Dtl?

5 Antworten

Höheres Bildungsniveau, höherer Akademikeranteil, weiter fortgeschrittene Entwicklung zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Schnelleres Internet. Mehr natürliche Ressourcen pro Einwohner, zum Beispiel Erdöl in Norwegen, riesige Holzreserven in Schweden und Finnland. Und in Dänemark gibt es røde pølser, das sind so rote Würstchen.

Und Finnland wird sogar von einer hübschen Frau regiert. Ok, Deutschland wird auch von einer Frau regiert, fast Gleichstand.

Deutschland hat sich in den letzten ca. 25 Jahren einer Niedriglohnpolitik hingegegen. Es war Ziel, die Löhne zu senken. Dazu dienten Hartz I bis IV und viele andere politische Entscheidungen.

Wenn die Löhne sinken, sinkt der Innovationsdruck auf Unternehmen. Sie machen gute Gewinne, weil sie niedrige Kosten haben. Alles ist gut.

Die skandinavischen Länder haben nach einer Phase Mitte der 90er Jahre wieder mit dem Löhnesenken aufgehört. Die Löhne und Sozialleistungen sind relativ stabil geblieben.

Die Unternehmen müssen sich bei hohen Kosten was anderes einfallen lassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Ich kann dir hier aus Schweden sagen: Deutschland ist rückständig geworden. Manchmal hab ich gedacht: du kommst aus einem Drittweltland.

Langfristig erreichen Länder mit Niedriglöhnen, dass sie die Billigindustrie bekommen, die mit den hohen Löhnen bekommen die Spitzenindustrien. Die profitabler sind.

Medianeinkommen bedeutet, dass 50 Prozent mehr und 50 Prozent weniger verdienen. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Durchschnittseinkommen.

Wenn das Medianeinkommen in Skandinavien größer ist bedeutet das, dass die Einkommen gleichmäßiger verteilt sind und dass der Niedriglohnsektor dort nicht so ausgeprägt und die wenigen Spitzeneinkommen nicht so abgehoben sind.


questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 22:00

> Wenn das Medianeinkommen in Skandinavien größer ist bedeutet das, dass die Einkommen gleichmäßiger verteilt sind und dass der Niedriglohnsektor dort nicht so ausgeprägt und die wenigen Spitzeneinkommen nicht so abgehoben sind

Ist das so? Das Medianeinkommen bezieht sich doch nur auf diese eine Person im Staat, bei der jeweils 50% mehr und weniger verdienen.

Das Medieneinkommen bezieht sich somit auf die mittelste Mittelschicht und nicht auf die Spitzenverdiener und den Niedriglohnsektor, oder?

Streptosocke  20.08.2020, 22:08
@DocPsychopath

Da Deutschland den größten Niedriglohnsektor Europas hat, wird das Medianeinkommen unter das Durchschnittseinkommen gedrückt.

Medianeinkommen und Durchschnittseinkommen wären gleich, wenn die Lohnabstufungen gleichmäßig verteilt wären. Das sind sie aber nicht.

questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 22:16
@DocPsychopath

Hm diesen Zusammenhang kann ich nicht bestätigen

Der Durchschnitt ist in diesem Fall viel stärker von den Einkommensstärksten abhängig.

Das kann man gut am Einkommen in Deutschland erkennen: Das Durchschnittseinkommen ist höher als das Medianeinkommen aufgrund der oberen Einkommensschichten wie Einkommensmillionäre, die den Schnitt nach oben ziehen.

Beim Median sind Einkommensmillionäre egal.

DocPsychopath  20.08.2020, 22:22
@questionaire123

Ja, das stimmt. Dann hast du dich ja schon gut befasst. Aber dann verstehe ich erst recht nicht, wo für dich das Problem ist. Dass die Einkommen gleicher in Skandinavien verteilt sind, weisst du nicht?

questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 22:36
@DocPsychopath

Ich verstehe nicht, warum der mittelste Mittelschichtsmensch in den skandinavischen Ländern eine höhere Kaufkraft hat als der deutsche ;)

Da mir von keinem dieser Länder auch nur ein Export-Produkt bekannt ist (außer Öl und Holz) ^^

Aber es wird wohl ein Mix aus verschiedenen Faktoren sein. Und ich unterschätze wohl die Wirtschaft dieser Länder

DocPsychopath  20.08.2020, 22:42
@questionaire123

Die Gesamtvolkswirtschaftsleistung von Schweden und Deutschland ist ziemlich ähnlich. Die von Norwegen deutlich höher.

Aber das Einkommen ist gleicher verteilt. Die "mittelste Mittelschicht" hat eben höhere Einkommen und Vermögen als in Deutschland. Die Unterschicht übrigens auch.

Die Gewerkschaften sind hier immer noch stark und handeln was für ihre Leute aus. Im Einzelhandel bekommst du als Ungelernter eben deine 13,60 pro Stunde.

Es gibt eben nicht soviele Milliardäre und Millionäre und die werden mit hohen Spitzensteuersätzen herangezogen. Ich meine, der wäre in Schweden immer noch bei was um 65 Prozent.

In Schweden sitzen reichlich Konzerne, die z.T. auch "Global Players" sind, wie VolvoEricssonVattenfallSkanskaHennes & MauritzElectroluxVolvo PersonvagnarPreemTeliaSoneraSandvikAtlas CopcoNordeaSvenska Cellulosa AktiebolagetScaniaSecuritasNordstjernanSKFABB Norden Holding

questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 22:51
@DocPsychopath

👍👍

Ja die Aktionärsquote ist in Skandinavien höher. Und ich hatte mal was von dem norwegischen Staatsfonds gelesen, der an der Börse Geld anlegt.

Wer an der allgemeinen Aktienmarkt-Entwicklung teilnimmt, dem bleibt mehr.

Schröder hatte es mit der Riester-Rente in Angriff genommen, aber den Deutschen ist die Furcht vorm Kurssturz schwer zu nehmen...

DocPsychopath  20.08.2020, 23:12
@questionaire123

Du musst auf Kapitalerträge in Schweden eine simple Flattax entrichten (30%). Ist also für die Leute leicht zu überschauen. Für die meisten liegt die Einkommensteuer ebenfalls bei ca. 30 Prozent. Für den Durchschnittsverdiener sind die weltweit gefürchteten schwedischen Steuern weit weg. Die muss nur Herr Ikea fürchten :)

So wichtig ist der Kapitalbereich nicht. Die Arbeitslöhne sind ja auskömmlich, das Arbeitslosengeld auch. 70 Prozent der Immobilien sind Eigenheime, fast der ganze Rest wird vom Staat vermietet, zu stabilen Mieten. Und Immobilienkredite sind leicht erhältlich und billig.

Es lebt sich zufriedener und sicherer hier, wenn man Fuss gefasst hat. Die derzeitige Regierung arbeitet langsam und beharrlich wohl auch an der Wiederherstellung des alten Sozialstaats :)

questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 23:25
@DocPsychopath

Ok. Bei Dtl könnte noch die übernommene DDR eine Rolle spielen. Die neuen BL sind immernoch strukturschwächer mit geringeren Einkommen als in den alten.

Ich behaupte mal, das Medianeinkommen (KKP) von Bayern ist höher als das von Schweden ;)

DocPsychopath  20.08.2020, 23:34
@questionaire123

Das weiss ich nicht. Die Zahlen kenne ich nicht. Aber Teilregionen sind Teilregionen.

Aber ich sage dir halt: Technologie und Ausbildung sind hier höher als in Deutschland. Eine Begeisterung für Technik und Rationalisierung überall, kein Bock auf Niedriglohndings.

Aber letztlich geht man nicht nach Schweden für den allerhöchsten möglichen Lohn oder sowas. Sondern weil man etwas Ruhe, Harmonie und Lebenszufriedenheit sucht.

Die Gesellschaft ist in Skandinavien homogener: es gibt weniger Superreiche (so jemand wie die Aldi-Brüder in Deutschland fehlt dort eher), es gibt aber auch weniger Unterschicht. Armut sieht man in Göteborg, Stockholm, Oslo oder Reykjavík (da war ich überall) fast gar nicht (und selbst im reichen Hamburg sieht man sehr oft Obdachlose).

Das ist aber einer skandinavischen Grundhaltung geschuldet. In Wikipedia mal "Janteloven" eingeben oder "Jantelagen".

Leute, die sich für etwas Besseres halten (was in den USA geschätzt wird), sind in Skandinavien suspekt. Leute fallen dort fast nie durch dicke Autos, Rolex und andere Statussymbole auf. Auch wohlhabenden Schweden wäre so etwas eher peinlich.

Aber das gilt auch anders herum: es gibt kaum Leute, die deutlich unter dem Schnitt liegen (finanziell gesehen). In Deutschland ist diese Gruppe viel größer.

Höheres Lohnniveau, weniger Abgaben, effizienteres System.


questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 20:00

Aber irgendwie muss das hohe Lohnniveau erwirtschaftet werden.

In Dänemark arbeiten anteilig doppelt so viele Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung als in Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nemark#Wirtschaft

Wiki nennt es eine "extrem hohe Steuer- und Abgabenquote (der Mehrwertsteuersatz beträgt 25 %, dies gilt ebenfalls für Bücher und Lebensmittel, der Spitzensteuersatz der Einkommensteuer liegt bei 59 %)"

BlockenOwnz  20.08.2020, 20:04
@questionaire123

Kannst du mal die Statistik verlinken dann schaue ich mir die an. Generell kannst du als tendenziell als tertiärfokussierte Nation deutlich höhere Margen erwirtschaften und Löhne zahlen als eine Sekundär- oder Primär fokussierte Volkswirtschaft.

questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 20:06
@questionaire123

"Dänemark ist ein hochindustrialisiertes Land, mehr als drei Viertel seiner Exporte sind Industriegüter oder Maschinen"

scheint teilweise dadran zu liegen. Aus Dänemark ist mir irgendwie kein einziges Produkt bekannt...

BlockenOwnz  20.08.2020, 20:08
@questionaire123

Ja gut wenn ich als Exportquote nur materielle Güter habe und z.B. 2% Fisch und 6% Maschinen (Von den gesamten erzeugten Gütern) exportiere sind das ja auch schon 3/4 Industriegüter und Maschinen.

Die Frage ist, wie ist die Einkommenstruktur der Haushalte?

Hohes Arbeitseinkommen, Finanzeinkommen usw.?

questionaire123 
Beitragsersteller
 20.08.2020, 20:09
@BlockenOwnz
Kannst du mal die Statistik verlinken dann schaue ich mir die an.

Beide Statistiken stehen im Wiki-Artikel von Dänemark unter Wirtschaft

Die Quelle bzgl. der Verwaltung ist  Statistikbanken.dk Tabelle BESK11

BlockenOwnz  20.08.2020, 20:18
@questionaire123

Hab mir jetzt mal alle Kennzahlen angeschaut und die sind echt beeindruckend.

Ja wahrscheinlich ist es eine erfolgreiche Kombination von verschiedenen Maßnahmen. Kluge Fiskalpolitik, hohe Außenhandelsüberschüsse, hohe Investitionsquoten, niedrige Arbeitslosigkeit. Das Durchschnitts- und Medianvermögen ist auch deutlich höher als in Deutschland.