Warum leben wir in einer so gefühlskalten Gesellschaft?
Und zwar geht es mir oft so, dass ich mich frage, ob ich überhaupt in diese Gesellschaft passe. Meine Gedanken und Gefühle sind oft so ganz anders als normal. Manchmal habe ich schon gedacht, mit mir wäre etwas falsch oder so.
Bis ich dann bei älteren Autoren gemerkt habe, dass ich nicht falsch bin, sondern in der falschen Zeit lebe. Karl May beschreibt ausführlich emotionale Gefühle zu anderen; auch fremden Menschen. Heute ist die Beziehung zu fremden Menschen oft durch Gleichgültigkeit geprägt. Ich allerdings verspüre starke Abneigung oder Zuneigung auch zu Menschen, die ich nur kurz sehe.
Karl May schreibt von einem Jungen, der sich durch sein Gemüt sofort in sein Herz brannte. Mir geht es ähnlich. Manche Leute haben eine solche Ausstrahlung, dass ich sie sofort lieb habe.
Aber in emotionaler Hinsicht ist bei uns vieles tabuisiert worden. Z.B. zu sagen, man hat ein fremdes Kind in sein Herz geschlossen ist heute schon am Rande des gesellschaftlich ertragbaren. In alter Literatur ist aber oft davon die Rede. Man denke z.B. an den kleinen Lord. Auch in Erzählungen und Beschreibungen von Droste-Hülshoff finde ich mich wieder.
Aber vorallem im Gespräch mit Älteren, auch hier im Forum, merke ich, dass Emotionalität und Gefühle in Deutschland einfach verpönt sind. Es regiert die kalte Leistung. Mit sog. "Boomern" komme ich im Internet immer wieder aneinander.
Schnell wird emotionalen Menschen auch unterstellt, sie seien infantil, homosexuell oder gar pädophil.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass nationalsozialistisches Gedankengut bis heute oft nachwirkt. Man muss einfach mal einen Blick in Kommentarspalten z.B. bei der WELT werfen.
Ich merke es auch an Bekannten aus Südeuropa oder Nordafrika, die oft wesentlich offenherziger und gefühlvoller sind als Deutsche.
5 Antworten
Das ist nur deine eigene Wahrnehmung. In Wirklichkeit ist die Gesellschaft nicht gefühlskalter als du.
Das weiß ich nicht. Könnte es auch am Dreißigjährigen Krieg liegen?
Heute ist die Beziehung zu fremden Menschen oft durch Gleichgültigkeit geprägt.
Heute? War das in Deutschland vielleicht schon immer so gewesen? Die Verfolgung der Juden von 1933 bis 1945: Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut, die gibt es auch in anderen Ländern - reiner Zufall, dass der Holocaust gerade von Deutschen ausging?
In diesem Zusammenhang: Es gibt ja den Artikel "Erziehung nach Auschwitz", in dem Theodor W. Adorno den Begriff von der zwischenmenschlichen Kälte prägt.
Aber vorallem im Gespräch mit Älteren, auch hier im Forum, merke ich, dass Emotionalität und Gefühle in Deutschland einfach verpönt sind. Es regiert die kalte Leistung. Mit sog. "Boomern" komme ich im Internet immer wieder aneinander.
So? Willst du das an einer bestimmten Altersgruppe festmachen? Manche Junge in Deutschland demonstrieren, wenn einem Schwarzen in den Vereinigten Staaten (vermeintlich) Unrecht getan wird. Auf (tatsächlich) Hilfebedürftige hier backen sie sich ein Ei?
Ich merke es auch an Bekannten aus Südeuropa oder Nordafrika, die oft wesentlich offenherziger und gefühlvoller sind als Deutsche.
Ich glaube, an deiner Bemerkung ist etwas dran. Du meinst aber mit "offenherzig und gefühlvoll", dass sie eine warme Art haben? Ob das nun gerade auf Menschen aus Südeuropa zutrifft? Persönlich habe ich das mal bei einer Dame aus Osteuropa (ich vermute sie kam von dort) und auf YouTube bei einer Dame mit dunkler Haut erlebt.
Aber du wollest mögliche Gründe erfahren, warum wir in Deutschland mehr oder weniger gefühlskalt sind. Könnte ein weiterer Grund sein, dass wir nicht besonders kinderfreundlich sind? Dass also manche oder zu viele Eltern ihre Kinder nicht so lieben und gern haben wie es vielleicht Eltern in anderen Kulturen eigen ist? (Das zeigt sich nicht in Anzahl und Preis von Geschenken.)
Oder geht es dem Einzelnen wirtschaftlich zu gut? Ein bisschen arm zu sein und ein wenig finanzielle Sorgen zu haben, stärkt das nicht den Charakter, als immer satt und zufrieden? Sind wir vielleicht materiell zu verwöhnt worden von unseren Eltern, als kleine Prinzen und Prinzessinnen erzogen? Die Menschen in armen Ländern, so mein Eindruck, wirken irgendwie fröhlicher.
Mal so ganz konkret. Was tust du selbst dafür, diese Gesellschaft besser zu machen?
Darüber hinaus habe ich das Gefühl, du verklärst vergangene Zeiten.
So schrieb Karl May eben auch Geschichten voller Mord und Totschlag.
In seinem eigenen Leben wurde er als Dieb, Betrüger und Hochstapler mehrfach straffällig und ging dafür auch mehrfach ins Gefängnis.
Ich merke es auch an Bekannten aus Südeuropa oder Nordafrika, die oft wesentlich offenherziger und gefühlvoller sind als Deutsche.
...und treten sehr viel häufiger bei Straftaten und Gewaltverbrechen in Erscheinung.
Warum... Weil zu viele mitmachen.
Mach es einfach anders. Dann hast du dein Teil getan - und wirkst vielleicht als Vorbild/ermutigend auf andere.
Jeder Mensch verändert diese Welt allein durch seine Existenz. Sein Bewusstsein bestimmt die Richtung dieses Weltveränderns. Es ist an dir, diese Welt besser zu machen. Jeden Tag.
(Matthäus 24:12) 12 und wegen der zunehmenden Gesetzlosigkeit wird die Liebe der meisten erkalten.