Warum haben zivile Einsatfahrzeuge des Bundes kein Pressluftmartinshorn?

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Ganz einfach: billig. Ob es den Einsatzkräften auf Alarmfahrten hilft, ist dem Bund doch wurscht. Bei KatSchutz-Fahrzeugen ist ja alles eher auf "soll einmal im Jahr funktionieren und daher wenig kosten" als auf "der Komfort der Mitarbeiter ist wichtig" (wie es zum Beispiel bei einem RTW, der jeden Tag zig-fach benutzt wird, ist). So'n KatSchutz KTW wird, wenn überhaupt, einmal und drei Jahren oder so für seinen Zweck benutzt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ganz einfach: Der Bund schreibt eine größere Anzahl an Fahrzeugen eines bestimmten Typs aus - und am Ende bekommt derjenige den Zuschlag, der das wirtschaftlichste (in der Regel günstigste) Angebot abgibt.

Das läuft bei den Kommunen ganz genauso. Nach der Ausschreibung kann man dann ggfs. noch ein paar "Extra-Wünsche" äussern und beispielsweise noch eine original "Martin-Pressluftanlage" verbauen, wenn der Stadt-/Gemeinderat dieses Extra-Geld denn genehmigt.

Bei einem Fahrzeug sind Mehrkosten von 2.000 EUR häufig kein großes Problem. Wenn aber der Bund beispielsweise 200 Fahrzeuge ausschreibt und dann jeweils noch 2.000 EUR extra ausgeben soll, dann sprechen wir da schon von 400.000 EUR - und das geht nicht "mal eben so".

Gerade auch deshalb, weil technisch gesehen elektronische Blaulichtbalkenanlagen keine Nachteile, aber einige Vorteile gegenüber dem Presslufthorn haben. Denn im Grunde genommen sind die elektronischen Anlagen nicht lauter oder leiser als das Presslufthorn. Dass vor allem das originale Horn der Fa. Martin von vielen besser wahrgenommen wird hängt mit der (patentierten) tremolierenden Abstimmung der Fanfaren zusammen. Das lässt sich die Fa. Martin aber auch entsprechend teuer bezahlen...
Die Blaulichtbalken haben aber einige Vorteile: So können da neben dem Blaulicht und dem akustischen Sondersignal weitere Dinge wie z.B. Matrix-Display, Blinker, Arbeitsscheinwerfer, Heckwarner, Sprachdurchsageeinrichtungen usw. integriert werden. Und gerade Sprachdurchsageeinrichtungen sind bei KatS-Fahrzeugen eigentlich Standard. Eine Alternatie wären einzelne Blaulichter plus eine Martin-Kompressoranlage plus einen Lautsprecher mit Durchsageeinrichtung (vorne) bzw. Heckabsicherung (hinten) - und das alles ist erstens viel teurer und zweitens viel schwieriger zu verbauen als ein Balken, der alles kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

LandwirtHessen  24.02.2022, 14:04

Naja, es kommt drauf an, also bei uns merkt man definitiv ein Unterschied, von den Reaktionen der Autofahrer.

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Pressluftanlagen sind nunmal sehr groß. Zu den hörnern kommt ja auch noch der Kompressor und weitere Systeme. In kleinen Fahrzeugen wie PKWs ist da oftmals kein Platz für. Ausserdem sind Elektrohörner günstiger. Pressluftanlagen werden daher eigentlich nur in LKWs oder vielleicht noch Transportern verbaut. Es gibt so gesehen noch mehr Gründe, aber das sind noch die Gängigsten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

TreckerGirl 
Fragesteller
 23.02.2022, 15:55

Okay... Pressluft hat aber auch viele Vorteile, wie sagt man so schön "Mit Pressluft bläst man sich den Weg frei" da ist was dran, wenn ich Maschinistin mache.

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CaptainDax  23.02.2022, 18:02
@TreckerGirl

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Ich find n Pressluftlufthorn auch besser als die E-Hörnchen die es so gibt.

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Die Frage ist doch Wer da Was ausschreibt. Der Bund legt nicht unbedingt Wert auf Anlagen von Max B. Martin. Dürfte er auch gar nicht so ausschreiben und der andere Anbieter von Kompressor-Anlagen ist quasi Kernschrott.

Außerdem gibt es ab und an dort auch mal Lieferprobleme. Gute Aufbauer haben immer ein paar Martin-Anlagen als Reserve liegen. Bei den Stückzahlen welche der Bund aber bestellt wäre das Lager sehr schnell ziemlich leer.

Gute HELLA, UKE oder TOPAS Balken machen heute einen genauso guten Job und sind vom Preis-Leistungs-Verhältnis der reinen Kompressor-Anlage sogar überlegen.


TreckerGirl 
Fragesteller
 23.02.2022, 16:06

Naja, also wenn ich unser E-Horn an habe, bekomme ich leider sehr oft das Gefühl, das es die Verkehrsteilnehmer nicht interessiert und auf Pressluft eben schon.

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Nomex64  23.02.2022, 16:16
@TreckerGirl

Was habt ihr für ein E-Horn. Ich hoffe nicht die alten Bosch-Startonhörner. Die Teile gehören verboten. Die lässt doch nicht mal mehr der BUND verbauen. Eine gute Hänsch DBS 4000 oder HELLA RTK QS stehen einem Martin-Horn in nichts nach.

Und mal ehrlich, THW und Kat-Schutz sind eher nicht so zeitkritisch das sich die Mehrkosten für Martin + Schleuderlicht auch nur irgendwie rechnen.

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TreckerGirl 
Fragesteller
 23.02.2022, 16:30
@Nomex64

Z.B. ein LF 20 katS, was auch zu einem normalen Einsatz raus fährt, hat auch Zeitdruck. Was weiß ich, was für ein E-Horn wir haben, von Bosch ist es nicht.

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Hallo TreckerGirl,

was genau haben zivile Einsatzfahrzeuge mit dem THW bzw. dem Katastrophenschutz zu tun?

Ich antworte dennoch auf die Frage. Die THW Leitung hat eine Antwort darauf gegeben, wieso THW Fahrzeuge kein Presslufthorn haben. Ich tippe dir die Antwort einfach mal ab:

Viele ehrenamtliche Helfer bzw. Helferinnen wünschen sich für die Einsatzfahrzeuge Drucklufthörner. Es gibt zwei Gründe, warum diese nicht angeschafft werden. Zum einen sind die Drucklufthörner in der Regel taktisch nicht notwendig, denn wenn die THW-Kräfte ausrücken, geht es meist nicht um Sekunden, wie beim Notarzt oder der Feuerwehr, die Leben retten müssen. Es sind tatsächlich nur Sekunden, die bei der typischen Feuerwehr-Einsatzfahrt gespart werden. Dennoch sind bei einer Brandentwicklung und Menschrettung 60 Sekunden der Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Fahrzeuge des THW werden mit einer Sondersignalanlage ausgestattet. Da im Gegensatz zu Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei das THW nicht an gesetzliche HIlfsfristen gebunden ist, und in der Regelerst in der zweiten Welle zum Einsatz gerufen wird, müssen die Fahrzeuge nicht zwingend über eine Pressluftfanfare verfügen. Hier reicht ein elektronisches Signal aus. Dies hat auch den Hintergrund, dass staatliche Haushaltsmittel wirtschaftlich und vor allem sparsam verwendet werden müssen. Und mit den vorhandenen Haushaltsmitteln sollen so viele Ortsverbände wie möglich mit Fahrzeugen ausgestattet werden. Dazu gehört auch, dass im Zweifel auf Ausstattungsgegenstände verzichtet wird, damit die Kosten vertretbar bleiben. Ein Martin Druckluft Horn kostet mehr als 1.000 Euro, eine immense Summe, wenn jedes Fahrzeug hiermit ausgestattet würde. Zum anderen birgt die Benutzung der Druckluft-Hörner nicht nur Nutzen, sondern auch Risiken. Druckluftfanfaren, die über der Stoßstange montiert sind, erreichen einen Schalldruck von 110dBA bei Fußgängern. Darüber hinaus verursacht der Schall Stress im Straßenverkehr und forciert Fehlverhalten auch bei anderen Verkehrsteilnehmern.

Quelle: THW Fahrzeug-News, Heft 100

Ben


TreckerGirl 
Fragesteller
 19.03.2022, 20:26

Weil ich dachte, das es keinen so großen Unterschied zwischen Bundesanschaffungen des THW und FW KatS Fahrzeugen gibt.

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