War Wladimir Lenin gut oder so schlimm wie Stalin?

7 Antworten

Gut und schlecht sind moralische Begriffe die mit Vorsicht verkostet sein wollen.

Davon mal abgesehen, Stalin hat sich schlimmster Verbrechen schuldig gemacht, ich denke hierbei an die Terrorjahre von 1936 - 1938. Was mich dabei erbost und erschüttert, ist sehr viel weniger die Jagd auf Konterrevolutionäre unterschiedlicher Coleur, sondern die Hatz auf die ursprüngliche Garde der Oktoberrevolution, die ihn im Weg stand. Dann a uch fürchterlich die hinrichtungen des linken und rechten Flügels der Kommunistischen Partei, bzw. den vorherigen politischen Strömungen. Gemeint ist hierbei besonders die systematische Verfolgung und gehäufte Ausrottung von Bucharinisten und Trotzkisten. Ich verüble Stalin nicht, dass er sie politisch ausschaltete, schließlich waren sie keinesfalls eine sinnvolle Alternative, doch ich verurteile vielmehr deren grausame Verfolgung durch Stalin und seinem Apparat. In den Terrorjahren 36 -38 wurdfen also nicht nur unbequeme Gegner regelrecht ermordet oder aber durch Gulag-Einsperrungen systematisch schikaniert und z.T. auch so dem vorzeitigen Tod preigegeben und all dies wegen bloßer Kleinigkeiten.

Fürchterlich war auch die Behandlung jener Kulaken, die sich nichts zu Schulden kommen ließen und dennoch zumindest zwangumgesiedelt wurden in unwirtliche Regionen, wo keinerlei Infrastruktur vorherrschte. Kulaken würde man nach heutigen Maßstäben hierzulande als kleine Bäuerlein bezeichnen, also Menschen die fernab von Großgrundbesitzern lebten.

Interesanter wäre eigentlich die Frage, ob man Lenin und Stalin ohne diese Terrorjahre dennoch auf eine Stufe stellen kann. Nun, dann wird es schon schwieriger, im Grunde genommen ist der sogenannte Stalinismus verschärfter Leninismus, einer, in dem permanenter Ausnahmezustand, bzw. Kriegszustand vorherrscht. Eine Paralelle wäre da die Zeit des Bürgerkrieges, wo auch das Kriegsrecht vorherrschte, mit all seinen Schrecken.

Damit ergibt sich folgende Feststellung: "Stalinismus" ist nichts anderes als Leninismus im Kriegszustand plus forcierte Industrialisierung in einem gigantischen Eiltempo, den es zu Lenins Zeiten nicht gab, nicht geben konnte, alldieweil die entsprechenden Voraussetzungen einfach nicht vorlagen.

Stalinismus ist ein Produkt einer sozialistischen Revolution in einem unterentwickelten oder nur halbentwickelten Land, das im Eiltempo sich industrialisiert.

Für einen hochentwickelten kapitalistischen Staat kommt eine solche Herrschaftsform absolut nicht in Frage, denn wir haben keine kleine Warwenproduktion, keine ursprüngliche Akkumulation, die es zu überwinden gilt.

Kommt hinzu, dass der Stalinismus oder besser gesagt der Leninismus in seiner uns bekannten Form nur dort gedeiehn kann, wo ein Land isoliert ist wie z.B. Nordkorea.

Wenn es in Europa je wieder zu einer sozialistischen Revolution kommen sollte, dann gewiß nicht in einem einzelnen Land, denn dann käme nur Übles heraus.

Es sei auch erwähnt, dass es den vorherrschenden Leninismus und die dann folgende monströse stalinsche Herrschaft, die nach meinem Dafürhalten

    "schaurig-erhaben"

daherkam, nicht gegeben hätte, wenn 1918 in Deutschland die Novemberrevolution erfolgreich verlaufen wäre. Dies hätte in Europa einen Dominoeffekt ausgelöst und selbst wenn nicth, hätte ein sozialistisches Deutschland die dringend benötigten Maschinen und Geräte liefern können. Die Bauernauspressung in Russland durch Stalin wäre dann völlig überflüssig gewesen. Wer jedoch eine ursprüngliche Akkumulation überwinden will, muß dies zwangsläufig auf Kosten eines Bevölkerungsteiles tun und das waren die Bauern und nicht nur die Kulaken, viele Mittelbauern gleichfalls.

Fazit: Habenichts-Staaten sind gut beraten, sich auf eine antimonopolisitsche Demokratie zu beschränken, statt den Sprung in den Sozialismus zu wagen, sofern keine Bündnispartner vorhwerrschen u.o. das Land im Erdöl wie Venezuela nur so schwimmt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun

Du hast schon in der Fragestellung eine Unterstellung. Die westliche Geschichtsschreibung ist per Definition subjektiv was beide angeht sowohl Lenin als auch Stalin. Der "schlimme" Stalin der westlichen Propaganda hat wenig mit dem historischen Stalin zu tun. Winston Churchill hat nicht weniger auf dem Kerbholz als Stalin z.B. Aber den nezeichnet keiner im Westen als "schlimm", oder?

Lenin und Stalin waren sich in vielerlei Hinsicht ähnlich. Beide pragmatische Machtpolitiker. Und in vielen Belangen hat Stalin das fortgesetzt was Lenin angefangen hat. Es werden von Halbwissenden gerne bestimmte Dinge Lenin oder Stalin allein zugeschrieben. Dabei hat z.B. die Schaffug des Stafvollzugsystems bekannt als GULag unter Lenin angefangen und ist nicht Stalins Idee. Aber genauso der wirtscaftliche Umbau des Landes. Stalin hat kosequent da angefangen wo Lenin aufgehört hat. Die persönlichen Differenzen der Beiden sind wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sie sich ähnlich waren. Zwei Machtpolitiker sind einer zu viel.

Ansonsten sollte man nicht in sentimentale Moralismen verfallen und die beiden als das sehen was sie waren und dabei die Rahmenbedingungen berücksichtigen. Ja, Lenin hat letzendlich die Revolution geplant und durchgeführt, aber danach waren seine Entscheidungen mehr oder weniger zwingend notwendig. Sonst hätte der junge Staat einfach nicht überlebt. Das schlieest die Exekution der Zarenfamilie, die Niederschlagung des Widerstands, den Bürgerkrieg und die harschen wirtschaftlichen Reformen mitein. Dabei die Schuld Anderer, wie die der Entente z.B. ausser Acht zu lassen ist sehr üblich im Westen. Lenin hat keinen Bürgekrieg angefangen, den fingen die Weissen an. Und ohne Hilfe und Intervention der Entente würde es ihn garnicht geben. Der Klassenkampf am Mann sozusagen ging auch in bedie Richtungen. Die Weissen waren auch keine Unschuldslämmer, die die Linken nicht gehägt hätten bei erstbester Gelegenheit. Das war ein brutaler Machtkampf.

So gesehen war Lenin ein fähiger Politiker(man darf aber auch andere nicht Vergessen aus dem Team, allen voran Trotzki), ein guter Stratege und seine wirtschaftspolitischen Pläne waren absolut vernünftig. Dass es evtl. ohne Revolution anders ginge darf nicht die Tatsache unterschlagen, dass die Revolution an sich nur durch die idiotische Fehlentscheidung des Zaren zustande kam am 1.WK teilzunehmen. Es ginge nur anders(also schonender für das Land und die Leute) wenn Russland nicht in den 1.WK marschieren würde. Und darauf hat Lenin noch keinen Einfluss gehabt. Sein hartes Vorgehen beim Machtkampf, Bürgerkrieg usw. muss man relativ sehen, nicht nur zur russischen Gegenseite, sondern auch zu den anderen Politikern der Zeit. Das waren andere Zeiten. Und die Politiker von damals haben alle so manche Leiche im Keller, die aus heutiger Sicht richtig stinkt, damals aber gängige Praxis war. Aber Kar der Grosse war aus heutiger Sicht auch ein brutaler Schlächter. Es ist aber sinnlos ihn so aus dem Kotext der Zeit zu zerren.


earnest  18.10.2015, 10:33

Daß Stalin nicht mehr auf dem Kerbholz haben soll als Churchill - das ist schon eine steile These.

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JBEZorg  18.10.2015, 14:07
@earnest

Siehst Du wie schlecht Du die Geschichte wirklich kennst? Und dann versuchst mir irgendwelchen Blödsinn vorzuwerfen. Ich rate Dir dringend echte Geschichte zu studieren und nicht nur die westtaugliche Version davon.

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JBEZorg  18.10.2015, 14:21
@earnest

Nur mal als Denkanstoss für Dich. Winston Churchill, der Bekämpfer der Nazis:"I do not agree that the dog in a manger has the final right to the manger even though he may have lain there for a very long time. I do not admit that right. I do not admit for instance, that a great wrong has been done to the Red Indians of America or the black people of Australia. I do not admit that a wrong has been done to these people by the fact that a stronger race, a higher-grade race, a more worldly wise race to put it that way, has come in and taken their place."

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earnest  18.10.2015, 14:36
@JBEZorg

Danke, aptem/metpa/JBEZorg, das war wieder aus der GANZ alten Kiste.

Ciao.

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earnest  18.10.2015, 14:39
@JBEZorg

Freut mich immer, wenn mir jemand Denkanstöße gibt. 

Aber du bist doch sicher in der Lage, zwischen widerlicher, menschenverachtender Kampf-Rhetorik (Churchill) und tatsächlichem Massenmord (Stalin) zu unterscheiden?

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JBEZorg  19.10.2015, 03:49
@earnest

LAch! Erwischt. Massenmord? Darin war der gute Winston absolut weltmeisterlich. Oder sind Inder für dich keine Menschen(nur als Beispiel. Er hat nicht nur Inder auf dem Gewissen)? Wäre verständlich für einen Europäer.

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earnest  19.10.2015, 21:00
@JBEZorg

Lach? Hier ist eher Weinen angesagt.

Weinen über deine Verharmlosung einer der finstersten Figuren der Weltgeschichte: Stalin.

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JBEZorg  20.10.2015, 06:01
@earnest

1.Warum verharmlost du die wirklich finstere Figur des Winston Churchill?

2.Wer verharmlost Stalin? Du scheinst den Unterschied nicht zu sehen zwischen einer pragmatischen Betrachtung eines Politikers und rosaroten Wunschfvorstellungen, die nichts mit der Realität der Politik zu tun haben.

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TeleTibi  15.12.2023, 17:35

Ich weiß ja nicht ob man Stalin der je nach Quellen bis zu 60 Millionen oftmals unschuldige Menschen sterben/ermorden hat lassen, in irgendeiner Form mit Churchill vergleichen kann. Zudem ist das keine "westliche Propaganda" sondern Geschichtsschreibung, die auf felsenfesten Fakten basiert. Wem das nicht passt, der soll sich selbst damit zurechtfinden es aber keiner erfunden "Propaganda" einer angeblichen "westlichen Klassengesellschaft" in die Schuhe schieben.

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Das ist keine Frage, die man einfach so beantworten kann. Nur so viel, unter bürgerlichen Historikern ist Stalin eindeutig der Diktator, Lenin ist in seiner Rolle umstritten. Aber was hat die Aussage für einen Wert? Wie misst jemand "gut" oder "schlimm"? Was sind "gut" und "schlimm" überhaupt? Jedenfalls haben beide sich bei ihrer Politik nicht nach irgendeiner Moral orientiert, was bei Marxisten allerdings üblich ist. Einzelne Personen nach moralischen Maßstäben zu bewerten ist eine typisch bürgerliche Herangehensweise, aber keine ernsthafte Delegitimierung.
Lenin war ein pragmatischer Politiker, der sich der Revolution hingegeben hat. Die Einordnung in "gut" oder "böse" überlasse ich denen, die Spaß daran haben.

Hallo,

das Stalin ein Diktator war unbestritten:

  • Russifiezierung der in Sibirien lebenden Naturvölker
  • 42 Mio. Menschen (Intellektuelle, Andersdenkende, etc.)wurden in Gulags ermordet
  • Zahlreiche weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Lenin war zwar für den Einsatz von Gewalt, wollte jedoch die sog. Weltrevolution (Das alle Länder der Welt sozialistisch/kommunistisch werden). Damit wollte er die Arbeiter/Arbeiterinnen aus der Unterdrückung der Kapitalisten befreien und eine weltweite Gesellschaft ohne Kapiatlismus, Unterdrückung, Sklaverei und Diskriminierung.

Seine Absichten waren gut aber seine Mittel (Gewalt, Terror) sind fragwürdig.

MfG

Steven Armstrong

Das liegt immer im Blickpunkt des Betrachters, manche glauben er war der beste


Jokaod  24.11.2022, 09:49

Dumme Menschen

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