Wärt ihr für einen Eignungstest von Kraftfahrzeugführern für Senoiren?

Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen

Ja 56%
Nein 44%

23 Antworten

Ja

Bin zwar selber schon Senior, würde aber einen Eignungstest befürworten. Ich habe letztes Jahr selber erlebt, wie ein 85 jähriger Senior an seinem fetten SUV Vorwärts-und Rückwärtsgang verwechselt hat und dann so erschrocken ist, dass er dann auch noch Bremse und Gas verwechselt hat. Er ist mit dem Wagen quer über den Gehweg geschossen und durch das Schaufenster in eine Apotheke gerast. Zum Glück war in dem Moment niemand auf dem Gehweg.

In München gab es in letzter Zeit mehrere schwere Unfälle, die von älteren Leuten in schweren SUVs verursacht wurden mit Todesfolge für unbeteiligte Verkehrsteilnehmer.

Nein

Es sind auch ohne Senioren genug Leute auf den Straßen die nicht fahren können. Da muss man das jetzt nicht an der älteren Generation rauslassen. Gerade schwere Unfälle, z.B. durch rasen entstehen bei jüngeren.

Nein

Wenn ein Autofahrer ständig auffällt, sollte er, egal wie alt, schon mal auf Fahrtauglichkeit überprüft werden. Aber bezüglich Senioren bin ich eigener Meinung - denn man muss das mal von umgekehrter Seite aus sehen: Diejenigen, die jetzt dafür sind, werden auch eines Tages alt sein und sind dann die Ersten, die sich wehren und behaupten, noch gut fahren zu können - das muss man sich mal vor Augen halten: Jünger werden wir Menschen halt nicht und so was ist immer schnell gefordert, wenn man selbst scheinbar sooooo weit davon entfernt ist.

Das Thema als Solches keimt alle paar Jubeljahre wieder auf, aber es ist meiner Ansicht nach ein Affront gegen alles, was die Gesellschaft erwartet. Irgendwann wird der Deutsche arbeiten "müssen/sollen", bis der 70 oder 75 ist - wie soll er denn das schaffen, ohne ein Auto steuern zu dürfen? Selbst wenn autonomes Fahren irgendwann tatsächlich kommt oder DAS durchschlagende Mobilitätskonzept erfunden wird, das Individualverkehr und Führerscheine überflüssig macht, ist es doch einfach frech: Ältere sind zu "blöd" zum Fahren und werden kontrolliert, aber sie sind gut genug zum Arbeiten mit teils körperlichem Einsatz und werden trotz latenter Gesundheitsprobleme nicht hinterfragt. Was läuft da schief?

Nicht jeder "Alte" fährt zudem schlecht. Klar, ich erinnere mich auch hier lebhaft an Leute, bei denen man besser nicht ins Auto steigt, aber die gibt es in jeder Altersklasse - auch in meiner, die wahrscheinlich dick dabei ist beim "Fordern" solcher Tests, aber oft genug keinerlei Respekt vor dem Alter hat (bin 32).

https://www.youtube.com/watch?v=t460fJ_fZH0

Der 85-jährige Opa Heinz, der mit seinem alten Opel Kadett einmal pro Woche bei Tageslicht und da wo er sich bestens auskennt bei striktem Einhalten aller Tempolimits zum Aldi eiert und einmal die Woche zum Bridgespielen usw., was keine fünf Kilometer von seinem Wohnzimmer entfernt ist, halte ich für tendenziell deutlich ungefährlicher als den durchschnittlichen GTI- oder BMW-Fahrer in meinem Alter, der cool sein und den Mädels imponieren will, aber mit der Power seines Autos nur bedingt umgehen kann und gern viel zu schnell fährt.

Wenn ich mir die typischen 30-jährigen GTI- oder was-weiß-ich-was-BMW-Sportwagenheizer so ansehe und ihren Fahrstil beobachte, ist das sicherlich erheblich gefährlicher als der Opa mit seinem alten Opel. Wo Imponiergehabe etwa vor Mädchen oder Gleichaltrigen, rasantes Überholen, meist vollkommen übermotorisierte Autos, fehlendes Verantwortungsgefühl, blinde Gier am "Speed" und Unreife - und viele in meinem Alter (bin 32, fahre seit 2008 Auto, ca. 12.000 Kilometer im Jahr) sind so hirnlose Raser - sowie Smartphone- oder Radio-/CD- Gefummel während der Fahrt dazu kommen, tickt eine Zeitbombe. Der Opa in seiner 90er-Jahre-Kiste hört bestenfalls seinen Volksmusiksender und fummelt nicht irgendwo am Mobiltelefon rum, will nicht imponieren und ist eher zu langsam als zu schnell.

Aus meiner Sicht ist es auch aus politischen Gründen nicht umsetzbar. Die "Alten" sind die einzige verlässliche Wählerschaft der "Volksparteien" der Mitte - und wenn die mit solchen Manövern ihre treuesten Stammwähler vergrätzen war's das dann eben komplett. Nö, so töricht sind die auch nicht.. denen kann man vieles und das sogar berechtigt unterstellen, aber das wagen sie sich nicht, weil sie wissen, was dann los ist.

Und die jungen Leute, die das heute befürworten, würden die ersten sein, die das von ihnen selbst Propagierte ablehnen und sich selbst attestieren sehr gute und umsichtige Autofahrer zu sein, wenn sie in das Alter kommen. Denkt doch einfach mal etwas nach und so, wie ihr es immer behauptet, in die Zukunft, anstatt nur Worthülsen zu verwenden.

Es muss, bevor man hier tätig wird, erst einmal ein adäquates Gegenprogramm geben und man muss Konzepte für den "ländlichen Raum" finden, den Politiker immer so hoch loben und dann doch vergessen, sobald sie gewählt wurden: Auf dem Land rollt der Opa oft wirklich nur deswegen bei grenzwertiger Verfassung an der Grenze zur Fahruntüchtigkeit (und das oft sogar noch wissentlich!) bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag durch die Gegend, weil er keine Alternative hat, die Kinder oder Enkel oder Nichten/Neffen nicht vor Ort sind oder arbeiten/keine Zeit haben und ihm nix Anderes bleibt als selbst zu fahren, um zum Arzt zu kommen oder einzukaufen.

Meinen früheren Audi 100 kaufte ich von einem Mann, der mit 74 Jahren seinen Führerschein freiwillig abgegeben hat. Er bekam dafür aber auch eine kostenlose Bus- und Bahnfahrkarte auf Lebenszeit, weswegen er sich überhaupt vom eigenen Auto verabschiedet hat. Ich bin mir sicher: Wenn es solche Lösungen gibt, denken Senioren schon eher mal drüber nach. Es gibt sie aber momentan nicht.

Wenn es von den Kommunen und der Politik entsprechende Gegenentwürfe gibt und der ÖPNV auf dem Land besser aufgebaut wird bzw. man dort nicht jeden Meter fahren muss, sehe ich hier eine Chance für Tests und Überprüfungen, an denen jemandem am Ende der Schein ggf. entzogen wird oder ihm nahegelegt wird, drüber nachzudenken ob es sein müsse. Ansonsten nicht.

Wenn man bspw. dem Opa seinen Führerschein wegnimmt, versauert er daheim und kommt nicht mehr raus, baut geistig komplett ab und stirbt früher oder später. Mit dem Auto verliert man oft das letzte Tor zur Welt und der coole Opa, der Internet hat und ein Smartphone sowie die liebevolle Familie in der Villa, ist allenfalls im Werbefernsehen das gültige Bild eines Senioren - aber der Opa, der am Steuer bewusstlos wird und in die Menge rast, kommt auch seltener als gedacht vor, wird aber von Medien hemmungslos ausgeschlachtet.

https://www.youtube.com/watch?v=veeH2iaChQM

Der 91 Jahre alte Mercedes-190er-Fahrer in diesem Film sagt treffend ... ohne Auto ist man ein armer Hund. Er fährt täglich, aber immer die selbe Strecke, 800 Meter zum Kiosk und wieder zurück - und das ist deutlich ungefährlicher als irgendwelche Kiddies im GTI oder so, die ihre Grenzen austesten wollen.

Mein Opa und mein Großonkel waren genauso unterwegs und es war in Ordnung. Sie fuhren da, wo sie sich auskannten, mein Opa verzichtete mit 87 Jahren, weil sein altes Auto kaputt war und in der Familie immer jemand da war, der ihn fahren konnte - zu Fuß war er auch noch gut. Es fiel ihm nicht schwer, den Führerschein behielt er aber. War jedoch in der Vorstadt, wo auch Stadtbusse fuhren und niemand auf dem Trockenen saß.

Aber es gibt wie gesagt nicht nur Großstädte und Vorstadtbereiche, sondern auch Orte, in denen tatsächlich tote Hose herrscht und in denen Busse nur die Schüler abholen und wieder bringen, dahingehend zu Unzeiten verkehren oder in riesigen Zeitfenstern: Da müsste der Opa um sechs Uhr aus dem Haus und käme um 13-14 Uhr wieder daheim an, nur weil er mal eben kurz zum Aldi im Nachbarort oder zum Hausarzt fahren muss... bringt's das? Ich finde, dass das weit über der Grenze des Zumutbaren ist. Bevor Politiker das abtun, sollen sie das erstmal selbst erleben und ich bin sicher: Sobald ihre eigene alte Mutter davor stünde, wäre das Geschrei groß.

Noch ein Beispiel. Ich kenne einen 88-Jährigen, der sofort bereit wäre, aufzuhören und sein Auto nach mehreren harmlosen Blechschäden am Garagenrahmen usw. auch ein für allemal abzugeben, weil er sich zusehends unsicher fühlt mit dem Wagen und niemanden verletzen und keinen schweren Unfall verursachen will. Aber er bringt es nicht fertig, weil er im ländlichen Raum nicht weiß, wie er die Einkäufe schleppen soll oder in die Innenstadt oder zum Lidl kommen soll - tagsüber ist er allein in der Straße, weil alle arbeiten; die Frau ist tot, die Kinder sind 60 Kilometer weiter entfernt ansässig. Dem Mann hilft niemand, er muss sich selber helfen. Und da wird man sehr, sehr nachdenklich - die Politik hat viele Fragen und Forderungen, aber scheinbar nicht für jede eine Antwort.

Eine Chance sehe ich jedoch in Nachbarschaftshilfevereinen, wie sie sich aktuell immer häufiger gründen, aber auch diese Angebote müssen sich erst mal etablieren und sind nicht jedermanns Sache. Vielen wäre es peinlich Hilfe in Anspruch zu nehmen oder ginge zu sehr ins Private rein, weil man sich dafür offenbaren müsste. Da kann man in zehn Jahren mal drüber reden und muss schauen, wo man steht.

XXX

Ich bin mit 32 wohl in dem Alter, in dem die meisten Befürworter sind - aber ich weiß eben, wie es ist und ich denke, die meisten Befürworter stammen aus der Großstadt oder haben schlicht keine Ahnung, wie das da draußen wirklich ist. Ich kenne es aus dem Ländlichen Raum exakt so wie beschrieben - war auch mal Gemeinderat, da kriegt man vieles auch unfreiwillig mit - und muss sagen, dass das ein nicht zu unterschätzendes Dilemma ist. Viele Senioren wissen, dass es zumindest an der Grenze ist selbst zu fahren oder sogar gefährlich für sich und andere, aber sie haben keine andere Wahl.

Ich kann von Senioren mit beginnender Demenz oder absolut Schwerhörigen oder Halb-Blinden berichten, die möglicherweise in meiner Heimat (ich wohne da nicht mehr) immer noch durch die Gegend fahren, weil alles andere nicht geht, ihnen niemand hilft oder Hilfe abgelehnt wird. Die fahren zwar nur in ihrer kleinen heimischen Peripherie rum und kommen klar, aber sein müsste das nicht.

Nein

Unfälle mit Fremdverletzung werden von betagten Fahrzeughaltern sicherlich auch nicht häufiger verursacht als von unvernünftigen Rasern.

Wenn, dann sollte auch deren Fahrtauglichkeit regelmässig geprüft werden.


jiva87  30.01.2023, 13:23

Wird sie doch wenn sie erwischt werden - MPU

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GrandVoyager  30.01.2023, 13:28
@jiva87

Würden konsequent alle fremdgefährdenden Verkehrsteinlnehmer in Deutschland mit genügend Personal verfolgt werden, könnte man genausogut auch ein Tempolimit erlassen, das wäre sinnvoller und billiger.

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jiva87  30.01.2023, 13:31
@GrandVoyager

Könnte, würde, wäre.. Ich weiß, alles schwierig....

Tempolimit? Nein danke, ich kann ziemlich gut Auto fahren und möchte auf der leeren Bahn auch mal schneller als 130 fahren dürfen. Mehr Streckenbeeinflussungsanlagen, die regeln das Tempo nach Verkehrsaufkommen.

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Ja

Ich würde dies befürworten! Nicht nur aus Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer sondern auch für die eigene Sicherheit des Seniors am Steuer.
schon allein auch wg den Risiken eines Schlaganfalls oder Herzinfarkt während der Autofahrt. Klar kann das auch junge Leute treffen aber alte Menschen haben ein höheres Risiko.

Ich fände eine jährliche Untersuchung ab eines gewissen Alters für sinnvoll.