Unterschied Säure-Basen-Reaktion und Redoxreaktionen?

2 Antworten

Sachlich ist der Übergang wohl fließend, weil eine starke Säure auf irgendeine Weise letztlich meist auch ein höheres Redoxpotential bewirkt.

Aber dafür gibt es ja Formalismen, die uns die Sache erleichtern.
Und da ist die Zuordnung gemeint, oder dessen Bedeutung zur Bestimmung der Oxidationszahl:

Ganz egal wie nun ein Elektronenpaar zwischen frei und bindet eingeordnet wird, es wird so oder so komplett dem elektronegativeren Bindungspartner zugerechnet.

Das gilt auch für Brönstedt-Säuren und Basen, die sind ja nur ein Spezialfall:
Bei der Reaktion NH₃ + H₂O -> NH₄⁺ + OH⁻  ändert kein Atom seine OZ.
H behält +I, N -III und O -II.
Das Elektronenpaar wird nur zur Verfügung gestellt, nicht abgegeben, sozusagen nur vermietet, nicht verkauft.

Für eine Lewis-Reaktion wie BF₃ + F⁻ -> BF₄⁻ gilt dasselbe, kein Atom ändert seine OZ, das E.paar wird nur zur Verfügung gestellt, wird aber weiterhin dem F zugerechnet.

Dieses Konzept stößt naturlich an seine Grenzen, weil es davon ausgeht, dass der Lieferant des E.paars in seinem Besitz bleibt, also eine höhere EN hat.
Das ist sicher meist der Fall, vor allem im Stoff für Anfänger.

Ferner vernachlässigt es Rückbindungen, die bei Komplexen von CO, Cyanid und Konsorten gern mal auftreten.
Im Nickeltetracarbonyl tritt neben

  • der Bindung Ni-C≡O| mit dem freien E.paar des C-Atoms
  • auch eine Rückbindung auf, von d-Elektronen des Ni in freie Orbitale des C-Atoms, zusammen zu beschreiben als Ni=C=O>

Wenn man das konsequent handhaben würde, hätte dann das Ni auf einmal die OZ +VIII, und C nur noch ±0.
Macht man aber nicht, man betrachtet diese Rückbindung als unwesentlich und ordnet dem Ni die OZ ±0 zu.
Passt auch irgendwie besser, weil Ni mit den gespendeten 4 E.paaren eine Edelgaskonfiguration erreicht.
Viel tiefer vermag ich das momentan nicht zu durchdringen, aber das Argument mit dem Oktett zieht immer ;-)

Durch Florian Friedlein,  Didaktik der Chemie, Universität Bayreut schön zusammengefasst:

"Teilchen mit unbesetzten Orbitalen in der Valenzelektronenschale, die unter Bildung einer kovalenten Bindung ein Elektronenpaar aufnehmen können (Elektronenpaarakzeptoren) werden als Lewis-Säuren bezeichnet. Lewis-Basen sind dagegen Teilchen, die ein freies Elektronenpaar besitzen, das zur Ausbildung einer kovalenten Bindung geeignet ist (Elektronenpaardonatoren). "

Im Endeffekt gehen die Lewis Säure/Basen eine kovalente Bindung mit der analogen Base/Säure ein und die Oxidationszahlen aller Atome in den betroffenen Verbindungen ändern sich nicht (bzw. es wird, außer zur Ausbildung mesomerer Strukturen, kein Elektron von einem Atom zum anderen  transferiert)