Thema Pädagogik >Lernen am Modell<

3 Antworten

Ich habe hier einige Punkte aus einem Skript, aufgebaut auf dem Hobmair-Buch.

Definition: Erlernen von Erlebens- und Verhaltensweisen durch Beobachtung und Nachahmung anderer Personen (= Modell). Die Neuropsychologie macht Spiegelneuronen für das Nachahmen verantwortlich. Neuronen „feuern“ bei zielorientierter Aktivität Signale ab, sogar, wenn die Aktivität nur beobachtet wird. Die Nervenzellen spiegeln die beobachtete Aktivität wider. Deshalb heißen sie Spiegelneuronen. Dank der Spiegelneuronen können wir das Verhalten anderer nachempfinden und nachahmen.

Sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura unterscheidet sich vom Behaviourismus in 3 Punkten:

  • Lernen wird als aktiver, kognitiv gesteuerter Verarbeitungsprozess von gemachten Erfahrungen verstanden,
  • als aktiver Prozess, an dem Motivationen, Empfindungen und Denkprozesse beteiligt sind,
  • der Mensch ist handelndes Wesen, nicht reaktiv und rein von Umwelteinflüssen formbar.

Prozesse die nach Bandura das Lernen ausmachen:

  • Fähigkeit zu beobachten und nachzuahmen,
  • Fähigkeit Erfahrungen zu symbolisieren, zu speichern (Gedächtnis), darüber nachzudenken und auf dieser Grundlage zu planen.
  • Selbststeuerung und Möglichkeit der Verhaltensänderung.

Phasen und Prozesse des Modellernens:

Aneignungsphase -> Aufmerksamkeitsprozesse

Aufmerksamkeit hängt ab von: - Persönlichkeitsmerkmalen des Modells - Persönlichkeitsmerkmalen des Beobachters - Art der Beziehung - Situationsbedingungen

-> Gedächtnisprozesse -> Symbolische Repräsentation im Gedächtnis

Ausführungsphase - Motorische Reproduktionsprozesse (müssen geübt werden) - Motivations- und Verstärkungsprozesse (nur erfolgversprechendes Verhalten wird übernommen)

Bedingungen des Modellernens

Persönlichkeitsmerkmale des Modells:

  • Personen mit sozialer Macht (können belohnen, strafen)
  • mit hohem Ansehen
  • sympathisch, attraktiv
  • Menschen, die die Bedürfnisse des Lernenden befriedigen können

Persönlichkeitsmerkmale des Beobachters:

Fehlende Selbstachtung/Selbstvertrauen machen besonders empfänglich für Modelle. Erfahrungen und Interessen prägen (wir nehmen selektiv wahr, was wir wollen).

Beziehung „Modell-Beobachter“:

  • begünstigt durch Verständnis, Wertschätzung, positive emotionale Beziehung,
  • Abhängigkeit,
  • Häufigkeit des Kontakts

Situationsbedingungen: Emotionale Befindlichkeiten wirken auf die Wahrnehmungsleistung. Ein mittlerer Erregungsgrad wirkt positiv, zu starker blockiert. Aufmerksamkeit wird erhöht

  • wenn das Modell mit seinem Verhalten stark auffällt,
  • sich der Beobachter Vorteile vom nachgeahmten Verhalten verspricht,
  • wenn er bereits nützliche Erfahrungen mit dem Modelllernen gemacht hat. Natürlich wirken nicht nur reale (= natürliche) Modelle, sondern auch die aus den Medien (= symbolische). Sie verfügen in der Regel über alle benötigten Eigenschaften in Reinform.

Außerdem solltest du dir das Experiment mit der Rocky-Puppe noch anschauen. Da ist Bekräftigung nochmal wichtig und wie es sich auf das Modelllernen auswirkt.

Modellernen findet allerdings auch dann statt, wenn Bekräftigungseinflüsse fehlen. Sie sind keine notwendige Bedingung. Dies macht den Unterschied zum operanten Konditionieren. Nicht die Bekräftigung sondern deren gedankliche Vorwegnahme ist für Lernprozesse entscheidend.

So und nun noch wie man es praktisch anwendet. In der Erziehung kann Modelllernen bewusst eingesetzt werden:

  • Der Erzieher kann als Modell auftreten. (Dies erfordert Sicherheit als Modell, Bewusstsein und ständiges kritisches Überdenken der eigenen Modellwirkung und eine positive emotionale Beziehung zum Lernenden. Zudem gilt es den Lernenden nicht zu überfordern, in dem ihm ad hoc die gleiche Perfektion abverlangt wird, wie die durchs Modell dargebotene.)
  • Er setzt andere reale Modelle ein.
  • Er bekräftigt oder straft Modelle (stellvertretend) und Lernende (wirkt stärker).
  • Er setzt symbolische Modelle ein (Medienerziehung).
  • Da unerwünschte Einflüsse der Medien aus der Erziehung kaum fernzuhalten sind, ist die Verarbeitung von und der kritische Umgang mit Medieneindrücken von großer Bedeutung.

Modelllernen und Gewalt

Menschen lernen Aggression und Gewalt am Modell. Zahlreiche Experimente zeigten: Gewaltdarstellungen erhöhen das aggressive Potenzial, senken die Bereitschaft bei Gewalt gegen Andere einzuschreiten und machen nachsichtiger gegenüber Gewalttätern. Häufiges Gewalthandeln (eigenes wie beobachtetes), das konsequenzlos bleibt, senkt die Hemmschwelle immer weiter und wirkt wie eine positive Verstärkung. Gewaltabbau durch das Konsumieren von Gewaltdarstellung ist aus wissenschaftlicher Sicht Nonsens.

So ich erhebe hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es fehlt sicher noch einiges. Dennoch ist das hier ein schöner Anfang. Setz dich beim lernen am besten auch mit deinen eigenen Unterlagen nochmal auseinander. Es gibt auch schon einige Abituraufgaben zum Modelllernen, googel da doch einfach mal ein bisschen. Das ist sicher gut zum sich auf Arbeiten vorbereitet.


goldangel23  21.05.2013, 00:38

das genannte buch ist gut. das hatte ich im fachabi. die texte fand ich immer gut verständlich.

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Hat euch euer Dozent denn kein Skript oder Literaturangaben gegeben? Ich weiß nicht ob du eine Erzieherausbildung machst oder auf Lehramt studiertst. Normalerweise reicht bei beidem nicht aus, nur das Unterrichtsmaterial auswendig zu lernen (wie in der Schule). Sondern wenn man das wirklich gut machen will, muss man sich das Wissen selbständig anlesen. Besorge dir Bücher zu den Themen, die ihr besprecht und lies sie!

Gute pädagogische Grundlagen-Bücher stammen z.B. von Hilbert Meyer z.B. Schulpädagogik 1 & 2; Leitfaden für Lehrende in der Elementapädagogik,...