Sollten wir den Kids die Taschenrechner abnehmen?

Das Ergebnis basiert auf 15 Abstimmungen

Nene, lass mal. 67%
Sehe ich ähnlich 33%

6 Antworten

Sehe ich ähnlich

An meiner Uni waren auch bei Statistikklausuren Taschenrechner nicht erlaubt. Die Werte waren so gewählt, dass rationale Zahlen rauskamen oder es waren bestimmte Werte angegeben, woraus man sich die relevanten aussuchen musste. Ich finde diese Idee gut.

In der Anwendung gibt es in der Regel krumme Zahlen. Es macht auch Sinn, die Anwendung von Formeln zu üben. In Physik finde ich es in Ordnung, früher einen Taschenrechner zuzulassen.

Leider gibt es im Mathematikstudium noch Leute, die Grundschulrechnungen oder sin(0) mit dem Taschenrechner berechnen müssen, oder es werden sogar mehr, die das Kopfrechnen verlernen. In der höheren Mathematik liegt der Schwerpunkt nicht im Rechnen. Solche einfachen Rechnungen sollte man trotzdem können, bzw. bestimmte Funktionswerte von bestimmten Funktionen kennen. Manche Leute haben auch überhaupt kein Zahlengefühl.

Das Eingeben in den Taschenrechner kostet Zeit, was besonders deutlich wird, wenn man bei jeder Kleinigkeit den Taschenrechner zücken muss, und man kann Eingabefehler machen, wo man eigentlich merken sollte, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Darum schadet es nicht, dass Kopfrechnen mehr zu fördern. Schriftliches Rechnen sollte man auch mal gelernt haben und wissen wie es funktioniert. Aber wenn der Schwerpunkt des Stoffs wo anders ist, würde es zu viel Zeit kosten, wenn man Rechenaufgaben schriftlich berechnen müsste und es würde in dem Schwerpunktthema auch nichts bringen, wenn das Ausrechnen nur eine Nebensache ist.

Nene, lass mal.

Ja und nein. An beiden Ansätzen ist etwas dran. Meine Nachhilfeschülerin drückt bei jeder algebraischen Aufgabe auf die SOLVE-Taste und glaubt, dass ihr Rechner ihr das Nachdenken abnimmt. Manchmal klappt es, manchmal auch nicht. Meine Ingenieurskollegen sind nicht viel besser. Anstatt mal schnell ein Optimierungsproblem mathematisch zu lösen machen sie Excel-Tabellen und probieren alle möglichen Werte solange durch bis was gescheites herauskommt. Traurig.

Wegnehmen würde ich den Schülern den Taschenrechner trotzdem nicht. Sie müssen eben auch mit der Zeit gehen und auch lernen mit modernen Technologien umzugehen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ludkram  04.01.2023, 17:29

"Sie müssen eben auch mit der Zeit gehen und auch lernen mit modernen Technologien umzugehen."

Ja, gewiss, aber solange sie sich nicht sicher sind, WAS GENAU sie mit "den modernen Technologien" eiǵentlich bewirken/berechnen... macht das keinen Sinn, und das scheint mir hier sehr oft der Fall.

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ProfFrink  04.01.2023, 20:48
@Ludkram

Ja, das sehe ich im Prinzip auch so. Es ist so ähnlich wie die Frage, wer denn am Ende schneller am Ziel ist. Wir Fundamentalisten oder die Pragmatiker, die schnell mal was hinwurschteln und den schnellen Erfolg einheimsen.

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Nene, lass mal.

Ist schon gut so. Da braucht man es nicht zu ändern.


FakeProfile 
Fragesteller
 04.01.2023, 12:23

Ist es gut so, wenn die meisten ohne Taschenrechner Probleme hätten?

Alternativ braucht es in jeder Klausur einen Teil ohne Taschenrechner.

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BigSmoke7  04.01.2023, 12:28
@FakeProfile

Ein Teil ohne Taschenrechner ist machbar, aber alles ohne nicht. Viele versagen aber dabei.

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Sehe ich ähnlich

Der gesamte Mathe- und Physik-Unterricht sollte mMn komplett neu gestaltet werden und mehr auf Verständnis des Lernstoffs als auf auswendig lernen, einsetzen und ausrechnen abzielen.

Dazu müsste man aber den Unterricht ab der 1. Klasse komplett neu überdenken, angefangen bei der Mengenlehre.

In meiner Schulzeit gab es Plastikchips zum Zählen - und wenn zB davon 12 Stück auf dem Tisch lagen, dann war es sehr einfach zu erklären, dass sowohl 4+8 als auch 5+7 zusammen 12 ergibt. Heute hörte ich eher "NEIN! 5+7 kann NICHT 12 sein, weil 4+8 ist ja schon 12"...

Oder Formeln und Konstanten: Warum auswendig lernen? Wenn ich sie oft genug verwende, dann habe ich sie verinnerlicht und wenn nicht, dann schau ich im Bronstein oder Kuchling nach.

Also warum nicht die Formeln mit aufs Aufgabenblatt schreiben? Wichtig ist doch nicht, so was wie a²+b²=c² auswendig sagen zu können, sondern zu wissen, was a, b und c ist bzw wo man sie bei der gegebenen Figur findet.

Statt dessen Verständnis, zB für Einheiten: Wer verstanden hat, warum ein Ohm = 1 Volt/1Ampere ist, der muss sich das Ohmsche Gesetz gar nicht mehr einprägen. Genauso in Chemie: Warum ergibt wohl das Produkt aus Avogadro-Konstante und atomarer Masseneinheit genau 0,001kg? Warum ist die Geschwindigkeit die erste und die Beschleunigung die zweite Ableitung der Strecke?

Selbst Logarithmen kann man ohne Taschenrechner sehr einfach erklären: Wer einmal gelernt hat, mit einem Rechenschieber (kann man mit 2 Papierstreifen bauen) zwei Zahlen zu multiplizieren in dem man sie einfach addiert, hat mehr von Logarithmen verstanden als jede Unterrichtsstunde mit Taschenrechner leisten kann.


FakeProfile 
Fragesteller
 04.01.2023, 16:48

Mir fehlen in Mathematik das tiefe Verständnis und die Problemlösefertigkeiten. Beispielerweise sollte der Mathematikunterricht eher in Richtung Matheolympiade gestaltet werden, falls du meinst was ich meine. Mit der Art der Aufgabenstellung lernt man erst an Probleme heranzutreten.

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Ludkram  04.01.2023, 17:43

Danke - genau, was ich seit langem "predige"...

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Nene, lass mal.

Wenn man mir den Taschenrechner abnehmen würde, dann würde sich das nicht unbedingt gut auf meine Mathenote auswirken.


FakeProfile 
Fragesteller
 04.01.2023, 12:04

Der Unterricht ist generell falsch gestaltet. Es geht nicht wirklich um Problemlösefähigkeiten sondern um stupides einsetzen. Erst in Richtung Abitur kommt das so ganz oberflächlich zum Vorschein.

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Ludkram  04.01.2023, 17:49
@FakeProfile

Das seh ich genau so. Leider habe ich das Gefühl, dass sich so manche Mods hier des Problems absolut nicht bewusst sind.

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