Schulden wir unseren Eltern was?


19.04.2024, 16:59

Ich verstehe aber natürlich den Kontaktabbruch bei Extremfällen, wie Vergewaltigung oder Misshandlungen. Aber bei einem Streit, Meinungsverschiedenheiten eher nicht..

8 Antworten

Also ich finde schon ich hab meinen Eltern was geschuldet ,vor allem weil sie NIE etwas dergleichen von mir verlangt hatten.

Und uns unter vielen Entbehrungen eine Relativ Glückliche Kindheit ermöglichten.

Ich war zwar zu Jung um meinem Vater was zurückzugeben. Der bereits verstarb als ich 19 Jahre alt war ...

Aber ich habe mich die letzten 25 Jahren gerne sehr intensiv mit meiner Mutter auseinandersgesetzt ,auch Pflegemässig bis unser gemeinsamer Weg dann letztes Jahr im Januar zu Ende ging, als sie mit 100 Jahren lebensatt und gut vorbereitet in meinen Armen sterben durfte .

Was quasi die Krönung unserer Beziehung darstellte .

In diesen 25 Jahren sind wir uns noch sehr nahe gekommen und ich lernte meine Mutter noch mal ganz neu kennen.Und ich denke jetzt mit einem guten Gefühl an mein Mütterchen zurück und bin froh das richtige getan zu haben,auch wenns mit Eigenen Kindern/ Job etc..manchmal auch echt anstrengend gewesen ist .

Ich muss aber auch sagen meine Mutter war ein äusserst liebenswürdiger Sanfter Mensch der uns das Leicht gemacht hatt ...auch wenn sie am Ende svhwer unter Demenz gelitten hat.

Sie war immer zufrieden und für alles dankbar .

Bei einer Bösartigen Mutter/Vater kann ich auch ehrlich verstehen wenn sie dann Kinder dazu verweigern...

Und ich halte es mit meinen eigenen Kindern genau so ,ich verlange nichts von ihnen und hoffe einfach dass ich selbst möglichst lange zurechtkommen werde .

Es ist eigentlich schade ,weil betagte Mitmenschen sind meist wie sprechende Bibliotheken..und ich bin gerne zu solchen Bibliotheken immer gegangen ,auch als ich noch sehr Jung war ,weil da kann man sehr sehr viel lernen.

Lg ⚘

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein, wir schulden unseren Eltern nicht automatisch etwas und wir müssen ihnen auch nicht automatisch dankbar sein und sind auch nicht automatisch zu etwas verpflichtet --- nur weil es unsere Eltern sind.

Es gibt Umstände, unter denen der Kontakt zu den Eltern für das eigene Wohlbefinden schädlich sein kann. Wenn eine Beziehung toxische Züge aufweist, die das emotionale, psychische oder sogar physische Wohl einer Person beeinträchtigen, kann ein Kontaktabbruch notwendig und gerechtfertigt sein.

In solchen Fällen steht die eigene Gesundheit und das eigene Leben und die eigene Zukunft an erster Stelle.

Menschen, die den schwierigen Schritt eines Kontaktabbruchs gehen, treffen diese Wahl oft nach langem Überlegen und vielen erfolglosen Versuchen, die Beziehung zu verbessern. Dieser Prozess kann sehr schmerzhaft sein, da er das Loslassen von tief verwurzelten Bindungen und oft auch von lang gehegten Hoffnungen auf eine bessere Beziehung erfordert. Ein Kontaktabbruch kann aber notwendig und gerechtfertigt sein.

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Das Erkennen und Handhaben von toxischen Beziehungen, insbesondere wenn es sich um nahe Familienmitglieder wie die Eltern handelt, kann eine besonders herausfordernde Aufgabe sein. In Fällen, in denen Eltern Verhaltensweisen an den Tag legen, die das Selbstwertgefühl ihrer Kinder untergraben, sie kleinhalten oder in Abhängigkeit drängen, wird die Situation noch komplexer und emotional belastender.

Toxisches Verhalten kann viele Formen annehmen, von offensichtlichem Missbrauch bis hin zu subtileren Formen der Manipulation und Kontrolle. Einige Eltern könnten beispielsweise ihre Kinder ständig kritisieren, sie als dumm bezeichnen oder ihnen die Fähigkeit absprechen, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Diese Verhaltensweisen sind nicht nur verletzend, sondern können auch tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstbild und die psychische Gesundheit der Kinder haben.

Ständige negative Kommentare und das Gefühl, klein gehalten zu werden, können dazu führen, dass Kinder - auch als Erwachsene - an ihrer eigenen Wahrnehmung, ihren Fähigkeiten und ihrem Urteilsvermögen zweifeln. Dies kann eine tief sitzende Unsicherheit fördern und die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls stark behindern. Die fortwährende Abhängigkeit von der Meinung und Zustimmung der Eltern kann es erschweren, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen.

In Situationen, in denen das emotionale und psychische Wohl einer Person stark beeinträchtigt wird, kann ein Kontaktabbruch notwendig und gerechtfertigt sein. Diese Entscheidung wird oft dann getroffen, wenn alle Versuche, die Beziehung zu verbessern oder Grenzen zu setzen, fehlgeschlagen sind. Der Schritt, den Kontakt zu den Eltern abzubrechen, ist nicht das Eingeständnis eines Versagens, sondern ein Akt der Selbstfürsorge und des Selbstschutzes.

Die Entscheidung, sich von toxischen familiären Beziehungen zu lösen, ist ein Bekenntnis zur eigenen Gesundheit und Zukunft. Indem man sich aus einer schädlichen Umgebung befreit, öffnet man sich für die Möglichkeit, zu heilen und zu wachsen. Es ermöglicht den Aufbau von Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt und Unterstützung basieren, und stärkt das Fundament für ein erfülltes und unabhängiges Leben.

Es ist wichtig, dass Personen, die einen Kontaktabbruch in Erwägung ziehen oder durchführen, auf Unterstützung von außen zugreifen können. Therapeutische Hilfe kann entscheidend sein, um die durch die toxische Beziehung verursachten emotionalen Wunden zu heilen. Zudem kann der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ein Gefühl der Validierung und des Verständnisses bieten.

Die Entscheidung, den Kontakt zu den eigenen Eltern zu limitieren oder abzubrechen, ist tiefgreifend und individuell. Sie sollte auf einer sorgfältigen Abwägung der eigenen Bedürfnisse und des eigenen Wohlbefindens basieren. Es ist ein Schritt, der Mut erfordert, aber auch den Weg für eine gesündere Zukunft ebnet.

Liebe Grüße

Meine Mutter hat früher oft Dankbarkeit von mir eingefordert und mich damit früh in die Flucht getrieben. Ich denke noch, wie viel Ängste ich manchmal ausgestanden habe, als ich meine eigenen Entscheidungen traf und sie ihr nahebringen musste. Sie wollte mich am liebsten nach ihren eigenen Vorstellungen formen, und ich habe mich dem entzogen. Dann war ich die undankbare und egoistische Tochter. Selbstzweifel habe ich bei ihr nie feststellen können, bis heute nicht. Deshalb spreche ich Konfliktthemen gar nicht mehr an. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich einmal entschuldigt und mir erklärt, dass sie einfach Probleme hatte bzw. überfordert war, aber da kommt nichts. Ich habe den Kontakt zu ihr jetzt, nach dem Tod meines Vaters, auf ein Mindestmaß beschränkt, so verlaufen meine Besuche bei ihr meist erfreulicher als früher.

Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass sie von ihrer eigenen Mutter auch nicht besser behandelt wurde. Aber wie sie damals gelitten hat, weiß sie wohl inzwischen nicht mehr.

Dabei kann ich nicht sagen, dass ich nichts von meinem Elternhaus mitbekommen hätte. Vor allem eine gute Bildung (diese kam vor allem von meinem Vater), Interesse am Reisen und an den schönen Künsten und, soweit es bei unseren bescheidenen Verhältnissen möglich war, auch ein gewisses materielles Auskommen verdanke ich meinen Eltern (auch die Fähigkeit, mit Geld umzugehen). Bei uns gab es auch keine Unterschiede in der Erziehung Jungen/Mädchen. Dafür bin ich durchaus dankbar.

Aber wenn Dankbarkeit Selbstaufgabe bedeuten soll, dann geht das doch zu weit. Wer Kinder in die Welt setzt und aufzieht und danach ewige Dankbarkeit von ihnen erwartet, sollte es lieber lassen.

Kontaktabbruch - zumindest zeitweise - ist manchmal nur Selbstschutz. Gelegentliche Besuche oder Hilfe, wenn nötig, muss deshalb nicht ausgeschlossen werden.

Ich bin ganz deiner Meinung in Bezug darauf, dass man seine Eltern schätzen sollte

Du machst keinen wirklichen "Denkfehler". Ich würde statt des Wortes "schulden" ehe das Wort "dankbar" benutzen. Nur: Unsere Zeit ist leider so, dass das Wort Dankbarkeit immer kleiner geschrieben wird. Darüber kann man sich aufregen oder ärgern...ändern kann man das nicht.....