Religionskritik Marx und Feuerbach im Vergleich?

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Dazu gibt es ganze Dissertationen.

In Kürze (falls das möglich ist):

Nach Feuerbach sollen alle Eigenschaften Gottes auf Eigenschaften des Menschen zurückgeführt werden (=Projektion Mensch ->Gott = "reductio ad hominem"). Weil zwischen der Gattung Mensch und dem Individuum Mensch eine Differenz bestehe, sei es dem Individuum Mensch möglich, dass er die Gattung Mensch zu einem Gott überhöht und nicht erkenne, dass es sich bei Gott eigentlich um die menschliche Gattungsganzheit handele.

Feuerbachs "reductio ad hominem" ist aufklärerisch: Eine dem Menschen gegenüberstehende Macht, die ihn beherrscht, wird als Produkt des Menschen selbst verstanden, damit der Mensch sie wieder in seine Kontrolle bekommen könne.

Erst wenn der Mensch einen Gott als seine, des Menschen, Gattung versteht, habe er die Möglichkeit, ein selbstbewusstes Menschsein zu führen.

Feuerbach verwirft Religion also nicht einfach, sondern nimmt die zentrale Figur der Transzendenz in seine Kritik mit auf.

Marx kritisiert den Feuerbach'schen Begriff der Gattung und wendet sich gegen den Fortbestand religiöser Figuren in Feuerbachs Kritik an der Religion. Er betrachtete Feuerbachs Gattungswesen als einen zweiten Gott, der den ersten nur ablöse. 

Deswegen sei eine zweite "reductio ad hominem" erforderlich: Sowie Gott auf eine gottesähnliche Abstraktion des Menschen zurückgeführt werde, müsse nun diese Abstraktion des Menschen auf den wirklichen Menschen zurückgeführt werden. Er sagte, der Mensch sei kein abstraktes, außer der Welt existierendes Wesen. Der "Mensch", das sei die Welt des Menschen, der Staat, die Gesellschaft. Damit führte er die Frage aus der Transzendenz raus in die sozio-ökonomischen Verhältnisse der menschlichen Gesellschaft.

Nach Marx müsse eine Kritik an der Religion immer mit einer Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen einhergehen.