Rechtsanwalts-Notarfachangestellter oder Bankkaufmann?

3 Antworten

Wer nichts verkaufen möchte und auch kein guter Verkäufer ist hat nichts in der Bank zu suchen.

In der Bank kann man in der tat sehr gut verdienen. Aber der Weg zum Spitzenverdienst ist sehr hart und dauert sehr viele Jahre. Selbst habe ich nur mit der Mittleren Reife 1984 eine Banklehre angefangen. Nach der Lehre hab ich gerade mal 800€ netto/ Monat verdient also 1.600DM, was auch damals nicht viel war. Dennoch habe ich mich bis zum Jahre 2002 auf 5.350€ netto/ Monat + Bonus hoch gearbeitet.
das war aber nur deswegen möglich, weil die Banken enorm viel Geld verdient haben.

Doch die Zeiten, wo man so gut verdient hat sind vorbei, denn die Banken verdienen kaum noch Geld und es ist nicht mehr so einfach Karriere zu machen.

Ich bin Bankkaufmann und kläre Dich gerne auf. Jedoch wird der Text nun etwas lange werden. Es macht aber Sinn sich den durch zu lesen, denn es geht ja um Deine Zukunftsaussichten als Bankkauffrau.

Zu meiner Zeit als ich die Ausbildung 1987 abgeschlossen habe war der Beruf sehr hoch angesehen. Man hat eine ausgezeichnete Ausbildung in Finanzprodukte und alles was damit zusammen hängt. Die Ausbildung fand ich als Realschüler nicht schwer, wenn man es gewohnt war auch mit zu lernen. Also alles machbar.

Zunächst einmal zu den Aufgaben und Abteilungen des Bankers:

Privatkundeabteilung:

Das ist sozusagen die Abteilung die die meisten Kunden als erstes kennen lernen.

Hier teilt sich die Arbeit in Serviceaufgaben und der Beratung. Im Service bist Du der erste Ansprechpartner der Kundschaft und nimmt alle Anfragen entgegen. Entweder Du kannst seine Anfragen gleich beantworten oder Du mußt darauf hinweisen, daß der Kunde in der Angelegenheit einen Termin beim Berater braucht. Früher war es so daß man am Schalter noch viele Aufgaben die auch ein Berater übernommen hat also eine Kontoeröffnung oder eine Eröffnung von einem Festgeldkonto usw auch aufgeführt hat. Heute ist das so üblich es nicht sofort am Schalter zu erledigen da dies zu lange dauert und man die Masse an Kundschaft sonst nicht bedienen kann. Denn auch am Servicepersonal wird gespart. Daher macht er nur das notwendigste und vereinbart dann einen Termin mit dem Berater. Nach der Ausbildung werden vor allem diese Mitarbeiter die gerade ausgelernt haben in der Servicebereich beschäftigt, denn sie haben noch keine Berufserfahrung und können noch keine intensive und spezielle Betreuung leisten. Diese Tätigkeit gehört dann eher zu den niedrigsten Qualifizierten Arbeitsplätze mit dem niedrigsten Lohn. Der Berater hingegen weiß deutlich mehr und kann den Privatkunden in Krediten und Sparprodukte beraten. Für Wertpapiere gibt es in der Regel dann einen Spezialisten, der sich auf Wertpapiere konzentriert hat. Die Spezialisten und Fachleute werden auch besser bezahlt.

Firmenkundeabteilung:

In der Abteilung arbeiten hauptsächlich höher Qualifizierte Bankkaufleute die keine Privatkunden sondern Unternehmen betreuen. Das sind in der Regel gestandene Betreuer aus der Privatkundenabteilung.

Vermögensverwaltung:

Die Vermögensverwaltung ist in der Regel dafür da um Vermögende Kunden in Finanzprodukten zu beraten und zu verkaufen. Sie kennen sich vor allem in allen möglichen Wertpapiere sehr gut aus. In der Regel sind es Spezialisten aus der Privatkundenabteilung die in dieser Abteilung in der Karriereleiter weiter voran schreiten. Daher verdienen die hier auch etwas besser. 

Investment Banking / Börseabteilung:

Der nächste Schritt für den Wertpapierfachmann wäre es in die Formel 1 der Beratung auf zu steigen. In der Abteilung befinden sich die klügsten Verkäufer, Händler und Analysten der Bank die auch sehr sehr gut bezahlt werden. Überhaupt in diese Abteilung zu kommen ist wie ein 6er im Lotto. Jedoch ist auch die Arbeit sehr stressig und anspruchsvoll und somit ist nicht jeder dazu gegeignet.

Auslandabteilung: 

Hier werden Auslandszahlungen und Akkreditive abgeschlossen.

Devisenabteilung:

ich weiß jetzt nicht inwieweit diese Abteilung noch selbständig exestiert oder bereits dem Investment Banking angeschlossen wurde. Hier werden Devisengeschäfte gemacht.

Zahlungsverkehr:

Das ist eine Abteilung die mittlerweile Zentral gesteuert wird, viel elektronisiert wurde und von Bankkaufleuten abgewicklet wird die gar keinen Kundenkontakt haben wollen. Gut bezahlt ist der Job logischerweise hier nicht! Denn das ist eine Abteilung die nur Geld kostet und keine Gewinne erwirtschaften kann.

Revision:

Die Revision ist ein Abteilung die dafür zuständig ist die Mitarbeiter und deren Tätigkeiten zu kontrollieren ob sie auch die Richtlinien einhalten. Das ist eine sehr penible Tätigkeit, aber diese Mitarbeiter sind von den Kollegen logischerweise nicht beliebt, denn dessen Arbeit ist es ja die Mitarbeiter auf deren Fehlern hin zu weisen und Berichte darüber zu schreiben.

Organisations Abteilung:

Früher: Die Orga organisert alle Abteilungen, damit sie untereinander auch effizient zusammen funktionieren.

Heute: Die übernehmen heute nur noch Kontrollaufgaben, überwachen Umbauten, Renovierungen.

Wie Du siehst gibt es genügend Einsatzmöglichkeiten für den gelernten Bankkaufmann nach der Ausbildung. Es muß somit nicht sein, daß Du am Schalter landest, denn auch in anderen Abteilungen werden neue Mitarbeiter gebraucht. Es liegt an Dir mit zu entscheiden wo es Dir am besten gefällt. Mit etwas Glück kommst Du dann auch in die Abteilung in der Du tätig sein möchtest.

Ich poste Dir nun diesen Kommentar als Einführung und werde meine Bedenken zu dem Beruf im nächsten Kommentar äußern.

Wenn Du die Voraussetzungen für den Beruf Bankauffrau noch nicht kennst , dann hast Du Dich noch nicht richtig über den Beruf informiert. Daher ist es auch fraglich, ob Du auch dafür geeignet bist.

Der Bankkaufmann ist in erster Linie ein Verkäufer und das ist worauf die Banken bei der Einstellung überwiegend achten, ob Du ein selbstbewußtes und überzeugendes Auftreten hast. Du mußt schlagfertig sein und den Kunde zum Kauf von alle möglichen Finanzprodukten überzeugen können. Denn die Bank verdient ja vom Service kein Geld, sondern nur durch den Verkauf von Produkten.

Daher mußt Du Dich für alle möglichen Produkte die die Bank anbietet interessieren, Dir die Fachkenntnisse in der Ausbildung aneignen um dann im Verkauf sie erfolgreich an die Kunden bringen. Natürlich wirst Du auch noch im Verkauf geschult.

Da diese die tägliche Aufgabe eines Beraters ist wird der Berater auch an seinen Erfolgen gemessen. Du bekommst sozusagen Ziele die Du innerhalb einer Zeitspanne zu erfüllen hast. Wie Du das schaffst ist sozusagen Dein Problem. Wer immer wieder seine Ziele nicht erfüllt wird entlassen. Tolle Aussichten, oder?

Nun zum Problem Deine Ziele zu schaffen.

Früher hab es noch Zinsen und die Anleger konnten das Geld sicher parken und bekamen noch ordentliche Zinsen. Diese Zinsprodukte also Festgeld, Sparbriefe, Sparpläne, sichere Anleihen werfen heute aber keine Zinse mehr ab. Somit sind sie für den Anleger unrentabel. Du mußt wissen, daß 90% der Deutschen Anleger konservativ sind und lieber auf Rendite verzichten als ein Risiko einzugehen Geld zu verlieren. Aber was soll man nun heute den Anleger anbieten, wenn es keine sicheren Finanzprodukte mehr gibt, die Zinsen abwerfen? Daher ist nun der Banker gezwungen den Anleger riskante Produkte anzubieten die noch Rendite bringen. Du mußt sozusagen einem konservativen und risikoscheuen Kunden überreden riskante Produkte zu kaufen. Na dann mach das mal! Viel Spaß dabei! …und Du mußt das machen, denn wenn Du das nicht machst bist Du Dein Job los und es macht ein anderer. Die Frage ist auch noch: Wie kommst Du denn heutzutage überhaupt noch an den Kunden ran? Früher als es noch kein Onlinebanking gab kamen die Kunden alle Tage mal an den Schalter. Da konnte man sie oft zur Site nehmen und sie auf Produkte ansprechen. Heute geht das kaum noch, denn viele machen Online Banking und gehen kaum noch an den Schalter. Somit liegt es an Dir sie mit einem Vorwand zu einem persönlichen Gespräch in die Bank zu locken, um denen dann Produkte anzubieten. Bei der älteren Generation kann das noch funktionieren, aber die Jüngere Generation ist durch die Medien und das Internet aufgeklärt und zwar in dem Sinne, daß Bankkaufleute die größten Finanzhalunken sind die es gibt. Der Ruf des Bankers ist sozusagen für die Jungere Generation hinüber. Sie weiß auch, daß wenn sie nur in die Bank gelockt werden um wieder was aufgeschwätzt zu bekommen. Da die ältere Generation schon mit Finanzprodukten abgedeckt ist, bleibt Dir nur noch die Jüngere Generation als Potential.  Na dann viel Spaß beim Verkaufen!

Tatsache ist, daß die Banken schon seit über 10 Jahren tausende von Mitarbeiter im Jahr entlassen um die Personalkosten zu drücken. Das wird auch in den nächsten Jahren so weiter gehen. Findest Du das sind tolle Aussichten auf einen sicheren Job?

Ich hoffe Dir einen kleinen Einblick gegeben zu haben welche Aussichten Dein Job haben wird und unter welchen Voraussetzungen Du arbeiten mußt.

Bedenke, auch daß ich 2007 aus der Bank ausgeschieden bin und nur bedingt weiß inwiefern sich das Berufsfeld und die Tätigkeiten sich bis heute geändert haben. Es ist vieles dazu gekommen wie das Onlinebanking und andere Bereiche die ich nicht kenne, daher kann es auch gut sein, daß man sich da wohl fühlen kann, da man nicht dem Verkaufsdruck an der Front was ich negativ dargestellt habe, hat. Daher solltest Du Dich natürlich bei Deiner Wahl den Bankkaufman nicht gleich ausschließen, sondern in Erfahrung bringen was von der Bank heutzutage verlangt wird. Aber ich bin mir sicher, daß Verkauf im Fokus stehen wird und man ein Augenmerk auf solche Bewerber legen wird die sich sehr gut verkaufen können.

Nun die Frage zu Dir: Kannst Du Dir so einen Job wirklich noch vorstellen? 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

anon2020 
Fragesteller
 18.04.2020, 20:52

Welche Ausbildung würdest du mir denn dann vorschalgen wenn es darum geht sich so gut wie möglich mit Finanzen auszukennen? Immerhin gibt es nunmal noch immer diesen Beruf und er wird ausgeübt, nicht?

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albatroz1102  19.04.2020, 05:38
@anon2020

Außer Bankkaufmann kommt kein anderer in Frage.
Wenn Du unbedingt mit Finanzprodukten zu tun haben möchtest mußt Du diesen Beruf erlernen, jedoch solltest Du auch ein begeisterter und hervorragender Verkäufer sein, denn Deine Haupttätigkeit wird es sein diese Produkte zu verkaufen und das jeden Tag und Dein Erfolg wird daran gemessen wieviel Umsatz und Abschlüsse Du pro Tag oder in der Woche oder im Monat Du gemacht hast. Das ist ja auch Sinn der Sache, denn das ist ja Dein Job und der Erfolg läßt sich ja leicht nachvollziehen.

Ich war im Investment Banking und das war es auch nicht anders.
Die meiner Aufgabe gehörte natürlich nicht nur Finanzprodukte zu verkaufen, obwohl ich daran gemessen wurde sondern auch meine Kunden und das Waren ausländische Banken in der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Italien zu betreuen und ihnen auch Service zu bieten. Sei es sie über den Markt zu informieren oder Ihnen irgendwelche Informationen und Researchmaterial zu besorgen die sie benötigt haben. Auch habe ich sie zum Teil also nicht alle jährlich 1 x besucht, bin mit Ihnen sehr gut Essen gegangen und habe sie unterhalten, um die Kundenbeziehung zu pflegen und zu stärken, das nannte man dann Kundenbindung. Wie Du siehst ist der Job recht abwechslungsreich, dennoch steht der Verkauf immer im Vordergrund.

Da es recht schwierig ist und für viele nahezu unmöglich ist ins Investment Banking zu kommen besteht auch die Möglichkeit Vermögende Privatkunden im Private Banking zu betreuen. Diese Aufgabe ist auch recht angenehm und wird auch sehr gut bezahlt. Hierfür werden in der Regel nur die besten Verkäufer und Berater der Privatkundenabteilung ausgewählt die dann den Job machen dürfen. Dazu muß man sich erst beweisen und sich bewähren. Inder Deutsche Bank AG nennt man die Abteilung: "Private Wealh Management".

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Ich würde den Bankkaufmann vorziehen. Mit dieser Ausbildung hast du sehr viele berufliche Möglichkeiten. Du kannst auch weiterführende Ausbildungen machen. Beim Rechtsanwalt/Notar wirst du nie selbst Notar, hast nicht so viele Möglichkeiten.

Würde jedem Bankkaufmann empfehlen.

Der Vorteil einer ReFa liegt zwar darin, dass du sehr flexibel auch in anderen Büroberufen eingesetzt werden kannst. Dagegen spricht - wie du schon schreibst - das niedrige Gehalt für eine oftmals extrem stressige (Fristen!) und - sobald man entsprechende Erfahrung hat - repetitive und nicht gerade anspruchsvolle Tätigkeit (bis auf wenige Ausnahmen, wie bspw. verzwickte Abrechnungen oder ggf. auch Zwangsvollstreckung).

Auch wenn man inhaltlich natürlich vielleicht den ein oder anderen interessanten Fall auf den Tisch bekommt - die Tätigkeit besteht dann letztendlich (runtergebrochen) doch nur darin, Diktate zu schreiben, Kostennoten zu erstellen, Kopien anzufertigen und sich von Mandanten am Telefon dumm anreden lassen zu dürfen, da man ja eh „nur die dumme Tippse“ ist.

Überstunden, weil dies und jenes unbedingt noch schnell raus muss, gehören selbstverständlich zum Alltag.

Tja, keine Ahnung, wie’s als Bankkaufmann aussieht, aber davon kann man wenigstens gut leben.


AbbathFangirl  18.04.2020, 19:52

Noch kurz paar Anmerkungen:

Mach ruhig ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei, dann hast du ein bisschen Einblick.

Und, was mir noch eingefallen ist, als Patentanwaltsfachangestellter verdient man wohl besser; zu dem Beruf selbst kann ich allerdings nichts sagen.

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