Meinung zu Zitat von Epiktet?

9 Antworten

Ja, da hat der Epiktet völlig recht.

Seit einige Hunderassen als Kampfhunde bezeichnet werden, schlägt die Panik hohe Wellen, obwohl die meisten dieser Hunde eher Kampfschmuser sind.

Umgekehrt funktioniert der Spruch aber auch. Dackel gelten als harmlos, weil sie klein sind und dank ihres legendären Dackelblicks. Einige sind aber gefährlicher als Schäferhunde; ihr Gebiss und ihre Beisskraft stehen einem Schäferhund jedenfalls nicht nach.

Noch'n Beispiel. Asylanten gelten grade als sehr gefährlich. Ob sie es  tatsächlich sind ist eine andere Frage. Es wäre vielleicht ratsamer, bei einigen deutschen Biedermännern die Staßenseite zu wechseln.

Als Oberbegriff geht es  also um Vorurteile - sowohl positiv als auch negativ.


ratatoesk  15.04.2019, 18:00

Auweia.

Kampfhunde sind zum Kampf gegeneinander gezüchtet worden und damit bestimmt keine Schmusetiere

Beim Dackel hast Du Recht,denn auch diese wurden zur Jagd (Dachshund) und nicht als Schoßhündchen gezüchtet.

Asylanten sind Fremde und denen sollte man generell erst einmal skeptisch gegenüberstehn.Nur Fundamentalisten,halten jeden Fremden für gefährlich.Leider wird heute eine gesunde Skepsis,als Ausländerfeindlich interpretiert.

Es geht bei dem Zitat nicht um Vorurteile ,sondern um generelle Meinungen verschiedener Menschen.Da gibt es einen Unterschied.

Epiktet sagt im Handbüchlein der Moral auch folgendes

Begehre nicht, daß die Sachen in der Welt gehen, wie du es willst, sondern wünsche vielmehr, daß alles was geschieht, so geschehe, wie es geschieht, dann wirst du glücklich sein.

Sagt man so etwas heute öffentlich,dann hat man schnell den Rassisten,Nazi oder sonstigen Stempel weg,weil es ja gerade opportun ist,die ganze Welt zu retten.

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Diesen Spruch kann man aus heutiger Einstellung psychologisierend um und um wenden, doch wird er Epiktet nicht gerecht, wenn man dabei nicht berücksichtigt, dass Epiktet ein Philosoph der Stoa war, ein Stoiker wie Kaiser Marc Aurel oder Seneca. Die Unterscheidung in "die Dinge selbst" und "die Vorstellungen von den Dingen" ist typisch stoisch, wobei "die Dinge selbst" das sind, was der göttliche Logos wohl ordnet, eine in sich gute Welt, ein geordneter, positiver Kosmos. Menschliches Fehlverhalten allerdings entspringt "den falschen Vorstellungen der Dinge selbst" und Ziel des stoischen Weisen ist es, sich zu öffnen und den Willen des göttlichen Logos, wie er sich in "den Dingen selbst" zeigt, zu erkennen und sich dabei von eigenen falschen Vorstellungen zu trennen. Grundhaltung ist die gehorsame Demut, wie sie auch Kaiser Marc Aurel immer geübt hat. Wer es als stoischer Weiser schafft, das Wirken des Logos, das die Dinge selbst in guter Ordnung betreibt, gegen Erfahrungen zu halten, die diesem Soll-Bild widersprechen, und analysiert, was dabei seine falschen Vorstellungen bewirkt haben, um sie zu korrigieren, der findet zu großer Gelassenheit. Seneca z.B. wurde gegen Ende seines Lebens verunsichert und hat sich den Kontrahenten der Stoa, den Epikureern mehr und mehr geöffnet. Dann kam ihm wohl Nero zuvor.

1.Zitate sind in Worte gefasste Erfahrungswerte(Aphorismen),also in der Regel wahr,mit dem einen Makel,das sie die Meinung bzw. die Erfahrung,des Verfassers wiederspiegeln.

2.Ja auch dieses trifft zu ,ist aber nicht in dieser Form von Epiktet,dieser sagte im Handbüchlein der Moral Kap.1 Abs.5 nämlich

Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen über dieselben beunruhigen die Menschen. So ist der Tod an und für sich nichts Schreckliches, sonst wäre er auch dem Sokrates so vorgekommen; vielmehr ist die vorgefaßte Meinung von ihm, daß er etwas Schreckliches sei, das Schreckhafte.

3.Wenn man nun seine Auffassung über den Tod teilt,wird der erste Satz auch verständlicher.


H3LFER1ND3RN0T 
Fragesteller
 15.04.2019, 17:40

Dankeschön, nun unsere Philosophie Lehrerin hat uns sozusagen eine Zusammenfassung des Zitates zum Vortragen gegeben.

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ratatoesk  15.04.2019, 18:11
@H3LFER1ND3RN0T

Der Satz ist ein Zitat aus dem Handbüchlein der Moral von Epiktet und keine Zusammenfassung von dem Buch.Nun weiß ich nicht in welchem Zusammenhang ihr dies behandelt,aber Du kannst Deiner Lehrerin,einen schönen Gruß bestellen und ihr sagen,das man in der Schule schon beim Orginal bleiben und nicht dem Epiktet etwas in den Mund legen sollte,was er so nie gesagt hat.So wird es nämlich schwierig ein Referat darüber zu halten.

Viel Erfolg übrigens mit dem Referat.

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Der Spruch ist sooo wahr. Z.b würde es mich nicht interessieren wenn jemand fest genommen wird von der Polizei aber wenn ich mir vorstelle es passiert mir oder einer Person die mir nahe steht beunruhigt mich das sehr

N´Abend. Das ist der Wechsel von philosophischen in psychologische Fragestellungen und damit der Nachweis, dass die Psychologie letztlich auch ein Konstrukt der philosophischen Denkens als Bildung fachspezifischer Disziplinen ist.

Im Kern geht es darum, dass Menschen Beurteilungen und Einschätzungen nicht nur intellektuell vornehmen, sondern ihre Beurteilungen auch (oder manchmal überwiegend):

a) emotional gesteuert erfolgen weil

b sie aufgrund ihrer individuellen Erfahrungen schematische Prognosen entwickeln, um,

c) wie in einer Art "Hochrechnung / Extrapolation", die Auswirkung einer neuen Situation im Abgleich mit dem Bekannten einschätzen, um ihr Verhalten darauf einstellen zu können und das zu erreichen, was "Komplexitätsreduktion" genannt wird und allen Wahrnehmungsprozessen zugrunde liegt: wir wollen Bekanntes im Unbekannten entdecken - verstehbare Muster.

>David Hume< hat in einem sog. >Dritten Weg< die Psychologie wieder in die philosophische Debatte eingeführt, um zwischen den >Naiven Empiristen< und den Idealisten (von Idee, nicht von Ideal) insbesondere für die Frage des Erkennens (und Suchens)von "Kausalität" eine übergeordnete Erklärung anzubieten.

Googel den Namen mal. Da müßte Einiges für dich dabei sein.

Gruß