Mein Sohn will ein Mädchen sein?
Ich habe ein Problem mit meinem Sohn (12). Er hat mir gestern gesagt, dass er ein Mädchen sein will.
Als ich ihn gefragt habe warum, meinte er, dass er so sein will wie seine große Schwester. Das er sich immer benachteiligt fühlt weil seine Schwester so viel mehr darf als er. Das liegt aber auch daran, dass seine Schwester also meine Tochter schon 16 ist.
Außerdem hat er gesagt, dass er in der Schule immer wieder von den anderen Jungs gemobbt wird. Vor allem wohl beim umziehen. Er will wohl ein Mädchen sein, weil er (seiner Meinung nach) sich dann bei den Mädchen umziehen darf.
Daneben sagte er noch, daß er total neidisch auf die Mädchen und ihre Kleidung ist. Er will wohl super gerne mal Rock oder Kleid tragen und beim Schwimmen keine "doofen Badehosen" sondern Badeanzüge oder Bikinis. Außerdem will er sich schminken und die Nägel lackieren dürfen.
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht was ich tun soll. Den letzten Teil will ich ihm eigentlich erfüllen, zumindest mal im "privaten Umfeld". Bei den anderen Dingen wird es eher schwierig.
11 Antworten
Hallo unbekannte,
meiner Meinung nach solltest Du Seinen Äußerungen größte Aufmerksamkeit schenken.
Warum möchte ich Dir kurz aufzeigen warum ich, so wie Du es Formuliert hast, auf mehrere Arten nachhaken, reagieren würde.
Als erstes setz Dich mit Ihm zusammen und besprich alles mit Ihm. Versuch ihm vorsichtig deutlich zu machen, das Er dann auch mit Kleid oder Rock zur Schule muß, wenn auch nicht ausschließlich.
Diese Gefühl, Empfinden kann wirklich echt sein, es kann aber auch alles ein durcheinander der Gefühle sein durch die Pubertät. Die gilt es abzuklären und abzuwarten. Dazu später etwas mehr.
Richtig positiv finde ich das Du Ihm seinen Wunsch nach Kleidung, wie Du sie aufgezählt hast, Schminken, Nägel lakieren nachkommen willst. Wenn Du das machst, lass Ihn damit seine ersten Erfahrungen in eurem Umfeld Wohnung, seinen Freunden, Spielkameraden und Spielkameradinnen machen. Nimm Ihn vielleicht sogar mit zum Einkaufen der Kleidung und lass Ihn mit aussuchen.
Ich würde Ihn seine ersten Gehversuche zuhause machen lassen, und sollte sich der Wunsch wirklich verfestigen, dann erst in der Schule. Warum nicht gleich in Schule? Ich kann mir vorstellen das dann das Mobbing, auf das komme ich gleich noch zurück, noch größer wird. Und Er dann die vielleicht die Schule wechseln müßte. Ich denke das möchtest Du Deinem Sohn nicht antun.
Befrage Deinen Sohn was es mit dem Mobbing aufsich hat. Nicht das die Ursache seines Wunsch daher kommt um sich "nur" aus der Gefahrenzone zu ziehen. Ich kann mir gut vorstellen, das seine Klassenkameraden Ihn beim Umziehen hänseln, mobben. Gerade wenn Er körperlich nichts entgegen zu setzen hat.
Das Mobbing kann aber auch die Ursache haben, weil Kinder spüren auch unausgesprochene Dinge, wobei die Klassenkameraden damit auch überfordert sind auf das was sie ungewöhnlich finden. Das unterbewusst Ungewöhnliche, wird dann gemobbt, gehänselt, gestriezt.
Da gilt es auf die Lehrer zuzugehen und das Gespräch suchen. Und ggf. auch die die Anführer des Mobbings ausfindig zu machen und ebenfalls das Gespräch suchen mit den Kindern. Nicht bestrafen, sondern die Hintergründe erfragen warum sie das machen.
Das seine Schwester natürlich ein paar mehr Rechte hat wie er, liegt in dem Altersunterschied. Aber vielleicht könnt ihr da ein paar zugeständnisse machen?
Jetzt noch zum Abwarten und Abklären:
Bitte sucht einen erfahrenen, ich schreibe mit nachdruck, erfahrenen Kinder trans Therapeuten auf. Mit ihm könnt ihr herausfinden ob es andere Ursachen sind als das trans sein.
Trans kann man direkt nicht Diagnostizieren. Das geht derzeit nur über das ausschluß Verfahren. Wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen sind, bleibt zum Schluß Trans übrig. Wie schon geschrieben das muß es aber nicht sein.
Wenn sich die Verdachtsmomente auf Trans erhärten, gibt es die Möglichkeit von Pubertätsblockern. Die verhindern das Dein Sohn die Pubertät erstmal durchmacht. Sollte sich danach die bestätigen das Dein Sohn Trans ist, dann erleichtert es ihm vieles. Hormone können dann immer noch verschrieben werden. Die Pubertätsblocker können bei nicht bestätigen des Verdacht auf Trans wieder abgesetzt werden, und er durchläuft danach die Pubertät.
Ich hoffe ich habe jetzt nichts vergessen.
Wenn Du weitere Fragen hast, entweder hier fragen oder auch gerne Privat anschreiben.
Ich wünsche Dir und Deinem Sohn alles Glück dieser Erde 🍀 und alles Gute auf eurem gemeinsamen Weg 🤗💖
PS: Sollte sich herausstellen das Dein Sohn wirklich ein Mädchen ist, versuche Dich zu freuen. Dein Kind bleibt das Gleiche es ändert sich nicht nur weil es andere Kleidung trägt. Du kannst es Dir vielleicht leichter machen, in dem Du sagst, Du hast eine 2. Tochter.
Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wieviel Fragen durch Deinen Kopf gehen.
Bitte nicht nach Fehlern auf Deiner Seite suchen.
Die Situation ist wie sie ist, und daraus das Beste machen.
Es gibt keinen Schuldigen in einer solchen Situation, weder Du noch Dein Sohn.
Das folgende ist etwas unglücklich formuliert in meiner Antwort.
Als erstes setz Dich mit Ihm zusammen und besprich alles mit Ihm. Versuch ihm vorsichtig deutlich zu machen, das Er dann auch mit Kleid oder Rock zur Schule muß, wenn auch nicht ausschließlich.
Es gibt kein "Muß" für Kleider und Röcke, sondern nur wenn Er diese Sachen anziehen möchte.
Das wäre sonst eine stereotypsiche reduzierung auf Weiblichkeit/Frau die in keiner Weise stand hält. Ich habe die meiste Zeit Hosen an.
Es wäre Fatal wenn Du Ihn damit zusätzlich unter Druck setzt zu dem was Er derzeit eh schon durch macht. Und auch noch erleben wird.
Danke für die Klarstellung. Ich habe gestern Abend noch mal mit ihm gesprochen. Also "er" möchte dass ich "ihn" ab zumindest zuhause wenn wir alleine sind mit Laura anspreche. Außerdem möchte sie ab sofort zumindest zuhause und eventuell beim Reiten Mädchenkleidung tragen. In der Schule aber vorerst nicht. Wenn möglich will sie nach den Sommerferien auf eine andere Schule wechseln, weil da auch viele ihrer Freundinnen hingehen. Dort möchte sie dann von Anfang an als Mädchen zur Schule gehen. Sie will sich dann "wenigstens" alleine umziehen dürfen, hofft aber denke ich insgeheim immer noch in die Mädchenumkleide zu dürfen, weil sir da wohl im Internet etwas entsprechendes gefunden hat. Ich werde nun professionelle Hilfe suchen und dann den Dingen erstmal ihren Lauf lassen.
Mega klasse wie Du mit der Situation umgehst. Klasse das Du Sie mit Laura ansprichst und Sie so toll unterstützt.
Ich denke die professionelle Hilfe kann Dir auch weiterhelfen mit zusätzlichen Adressen falls nötig.
Vielen lieben Dank dafür.
Nochmal das Angebot, wenn Du weiter reden möchtest, gerne auch privat.
Ich würde ihn, sich einfach mal ausprobieren lassen also was Kleidung, Nagellack und so weiter angeht.
Es wäre einfach gut, wenn man das nicht ignoriert (was du ja auch nicht tust) und ihn dann auch Kleider, Röcke, Nagellack tragen lässt. Verbieten wäre schlecht, was ja manche Eltern auch tun, aber vielleicht gefällt ihm sowas auch einfach.
Sollte sich allerdings in Zukunft zeigen, dass er sich als Junge nicht wohl fühlt und es ihn belastet, wäre es dann auch sinnvoller nach einer Therapie zu suchen einfach um herauszufinden woher das kommt und ob er vielleicht Trans ist oder ob es etwas anderes ist.
Das wichtigste ist, dass du ihn er selbst sein lässt und weiterhin für ihn da bist, egal in welche Richtung es gehen würde.
Es ist schön, dass du ihm nicht abschlagen willst Frauensachen zu tragen (zumindest privat, ist schon klar dass der Rest etwas komplizierter ist).
Ansonsten hätt ich jetzt spontan auch gesagt, dass er nicht trans ist, sondern sich einfach Vorteile davon erhofft als Mädchen behandelt zu werden (bzw. dass Nachteile da nachlassen). Ich bin nicht trans, also bin jetzt da kein Experte, wär mal meine Einschätzung. In jedem Fall da weiter mit ihm in Dialog bleiben, und schauen ob er nicht vielleicht doch trans ist.
Dass seine Schwester mehr darf, ist halt so. Ich nehm mal an, du hast ihm schon erklärt dass es mit dem Alter zu tun hat, und nichts mit ihrem Geschlecht. Vielleicht kannst du mit ihm klarer absprechen, ab welchem Alter er was darf, damit wirds vielleicht greifbarer für ihn, verständlicher.
Das in der Schule ist halt komplizierter. Weshalb wird er denn gemobbt. Wenn er unsportlich ist, könnte man vielleicht gemeinsam Sport treiben? Vielleicht kann mans auch mit dem Klassenvorstand bereden, falls es was schlimmeres ist. Wenns nur kleinere Sticheleien sind, kanns helfen wenn ers einfach ignoriert, bis es den anderen langweilig ist. Bei gröberem müsste man da halt eher Gespräche führen. Da musst halt erstmal rausfinden, wie genau das Mobbing hier aussieht. Kann ja sehr vieles sein.
Also er ist einfach "anders" als die anderen Jungs. Komplett unsportlich ist er nicht, aber er macht Sport der von den anderen Jungs als "unmännlich" angesehen wird. Er tanzt HipHop und reitet. Wohl auch deswegen hat er fast nur Freundinnen. Bei ihnen ist er aber voll integriert. Ich vermute auch, dass er sich auch deswegen bei den Mädchen umziehen will, weil er dann bei seinen Freundinnen wäre. Beim Tanzen ist er aktuell der einzige Junge und zieht sich dementsprechend alleine um. Auch dort würde er total gerne mit in die Mädchenumkleide. Seine Freundinnen wären wohl damit einverstanden, die Lehrerin erlaubt das aber aus wohl nachvollziehbaren Gründen nicht.
Ja, die Lehrerin kann das natürlich nicht erlauben. Wenn da irgendwer sich beschweren würde, hätte sie ein riesiges Problem.
Wie gesagt, es kann schon sein dass er auch einfach trans ist, muss man weiter beobachten, und ihn weiter motivieren mit dir darüber zu reden. Aber muss natürlich nicht sein, wird sich mit der zeit schon rausstellen.
Es ist halt schwierig in dem Alter, wenn man so ganz andere Hobbies hat, vor allem wenns noch "Mädchenhobbies" sind. Vielleicht könnte er sich auch einfach nach den anderen umziehen? Wär vielleicht ne Option, wenn die gerade dort so mies ihm gegenüber sind. Aber sonst - besprichs mit der Lehrerin, falls das Problem dort größer ist.
Und ums nochmal anzumerken: Ich finds sehr schön, wie du damit umgehst, und dass es dir nur darum geht dass er glücklich ist, anstatt auf irgendwelche Rollenbilder zu pochen. Leider sind weit nicht alle Eltern so weit.
Ja das mit den Hobbies stimmt leider. Was das umziehen angeht, es gibt in der Schulturnhalle wohl eine dritte Umkleide die eigentlich für behinderte Schüler gedacht ist. Aktuell gibt es aber in seiner Klasse keine Schüler mit entsprechenden Beeinträchtigungen und die Umkleide wird nicht genutzt. Ich bin jetzt am überlegen die Lehrer zu fragen, ob er sich dort umziehen darf, um einfach mal "Druck vom Kessel zu nehmen"
Ich habe in der Hinsicht zwar ziemlich wenig Erfahrung, aber was ich denke:
Er ist jetzt 12 und kommt so langsam in die Pubertät und will neue Dinge entdecken etc. Es kann sein, dass es einfach eine "Phase" ist und wieder geht.
Auf der anderen Seite kann es natürlich sein, dass er wirklich lieber ein Mädchen sein möchte und sich dann irgendwann auch als eins identifizieren wird und ggf. Geschlecht anpassen lassen wird. Das sollte für dich dann aber auch vollkommen in Ordnung sein. So wie es sich anhört, ist es ja auch so.;)
Unterstütze deinen Sohn soweit wie möglich und lasse ihn Erfahrungen machen.
Schöne Grüße :)
Nimm seinen Wunsch auf jeden Fall ernst. (Vermutlich war es schwer für ihn dir das zu sagen)
Mache ihm auch klar dass du ihn liebst, egal ob er ein Junge oder ein Mädchen ist.
Wenn du dir unsicher bist wie du ihn unterstützen sollst, frage ihn und sage ihm dass du dir nicht sicher bist wie du ihn unterstützen kannst.
Frage ihn ob er sich gerne die Nägel lakieren würde und ob ihr zusammen Nagellack kaufen sollt. Jeder kann Nagellack tragen, egal welches Geschlecht, mach ihm klar dass Nagellack nichts ist was nur Mädchen tragen dürfen.
Vielleicht hast du noch Kleider von deiner Tochter, die ihr schon zu klein sind, von der Größe her aber passen könnten. Du kannst ihm ja vorschlagen dass er sie mal zuhause anzieht umd schaut ob er sich wohl fühlt. Aber unterstütze ihn auch wenn er die Kleidung in der Öffentlichkeit tragen möchte. (Soweit ich richtig gelesen habe machst du das auch)
Frage ihn ob er lieger mit einem anderen Namen angesprochen werden möchte und respektiere und verwende diesen Namen.
Es kann auch sein dass er einfach in die Pubertät kommt, und nicht genau weiß wie er mit den Veränderungen umgehen soll. Es könnte nur eine Phase sein oder er möchte sich selbst ausprobieren. Sollte er seine Meinung nochmal ändern (wovon ich nach deiner Beschreibung nicht ausgehe) unterstütze ihn auch dabei.
In der Schule kannst du mal mit den Lehrern reden ob ihnen vielleicht aufgefallen ist, dass er gemobbt wird. Vielleicht gibt es in der Schule noch mehr Umkleiden, so dass er nicht mit den Jungs in eine Kabine muss. Auch da könnt ihr mal zusammen mit den Lehrern reden.
Ich wünsche euch alles Gute und bei Fragen kannst du dich gerne nochmal privat melden.
LG mal1efrage
Also, einige Kleider von der großen Schwester müsste ich irgendwo auf dem Speicher noch haben. Muss ich mal nachschauen.
Das mit dem Nagellack ist kein Problem, weil meine Tochter und ich sind beide ziemlich süchtig nach Nagellack. Wir haben auch das "Ritual" dass wir uns immer Sonntagabend beide vor dem Fernseher die Nägel lackieren. Ich muss ihn mal darauf ansprechen, ob er dort dabei sein möchte.
Hier noch weiterführende Links
Wobei die Geschlechtangleichung noch lange kein Thema ist.
https://www.socialnet.de/lexikon/Transidentitaet-bei-Kindern-und-Jugendlichen
https://www.swr.de/swrkultur/wissen/transidentitaet-bei-kindern-die-schwierige-entscheidung-der-geschlechtsangleichung-100.html