Könntet ihr mit einem Autisten befreundet sein?

12 Antworten

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Könnte ich. Bin ich. Ich bin ja selber Autistin. Meine Mutter ist Autistin und wir verstehen uns gut. Ein Kumpel von mir ebenfalls.

Das heißt nicht, dass ich mit allen Autisten befreundet sein könnte - wir sind dafür zu verschieden und natürlich sind mir nicht alle sympathisch, nur weil sie ebenfalls Autisten/Autistinnen sind -, aber ich würde niemanden ablehnen bzw. nicht mit ihm befreundet sein wollen, weil er Autismus hat.

Was ich dämlich finde, ist, Autisten direkt als mögliche Freunde oder Partner abzulehnen, weil sie Autisten/Autistinnen sind. Weil man z.B. Erfahrungen mit einem oder ein paar Autisten gemacht hat und es mit denen nicht geklappt hat oder weil man denkt, es gäbe nur den Klischee-Autisten. Das ergibt für mich keinen Sinn. Da wird halt von einem/ein paar Autisten/Autistinnen auf alle geschlossen ... Warte, heißt es geschlossen? Sorry, ich hab gerade wieder meine Wortfindungsstörung. Du weißt sicherlich, was ich meine.

Autismus Erkrankung

Ah-Ah! Autismus ist KEINE Erkrankung/Krankheit! Es ist eine neurologische Behinderung/Entwicklungsstörung. Bitte verbreite diese Fehlinformation nicht noch weiter. Es ist für uns Autisten schon schwer genug, gegen diese anzukommen.

Angenommen er ist im Grunde freundlich, stellt aber oft komische Fragen weil er kein Gespür hat was unangemessen ist.

Wenn mir die Fragen zu unangenehm sind und ich sie nicht beantworten möchte, sage ich ihm das genau so. Ich weiß ja selber, dass wir Autisten von direkter Kommunikation profitieren.

Er spricht immer einfach sofort aus, was ihm auffällt und welche Gedanken er hat, und er nimmt quasi die ganze Umgebung wahr und jede Kleinigkeit fällt ihm sofort auf. Alles prasst quasi ungefiltert auf ihn ein.

Welcome to the autistic experience.

Wechselt im Gespräch sehr sprunghaft die Themen, fragt unangemessene Sachen, z.B. fällt ihm sofort auf dass das Auto der Nachbarin schwarz ist, und fragt sie beim Auspacken der Einkäufe, warum der Innenraum Orange ist und dass die Farbe eher unpassend sei zu einem sonst schwarzen Auto.

Sprunghaftes Wechseln von Gesprächsthemen könnte vielleicht tatsächlich etwas störend werden - Kommt darauf an, wie sich das im Alltag zeigt.

Aber ist das nicht völlig normal, dass man zuerst die Farbe eines Autos realisiert? Das ist das Größte am Auto. Das ist doch das Erste, oder nicht? Fällt das Neurotypischen nicht als erstes auf? Das kann ich mir nicht vorstellen. Bei mir kommt fast immer als erstes die Farbe und Form und dann das Kennzeichen.

Das Ding ist halt, dass er mit diesen ungefragten Bemerkungen und den vielen Fragen versucht, zu kommunizieren. Er will ja mit seinem Umfeld reden, interagieren, aber er weiß nicht, wie er das anstellen soll. Ich weiß das auch nicht. Bei mir zeigt sich das nur nicht direkt, weil ich zuzüglich zu meinem Autismus noch eine Sozialphobie habe und ich daher erst gar nicht versuche, mit irgendjemandem (außer meiner Mutter und Freunden) zu kommunizieren. Ich hätte auch keinen Plan, was ich sagen soll, wie ich Gespräche aufrecht erhalten kann etc. und ehrlich gesagt auch nicht die Motivation dafür. Dass er diese (noch) hat, ist ein gutes Zeichen.

Die Eltern, Familie und Verwandschaft müssen ja immer damit auskommen. Was meint ihr ?

Wieso schauen so viele Leute überwiegend/nur auf die Eltern etc.? Die Person, die zu jeder einzelnen Sekunde mit seinem Autismus auskommen muss und das für den Rest seines Lebens, ist der Autist/die Autistin selbst.

Nicht die Eltern.

Nicht die Familie, nicht die Verwandtschaft.

Die Leben nicht im Gehirn eines Autisten. Die bekommen das nur mit, solange sie mit dem Autisten Kontakt haben, bei ihm sind, aber sie spüren es nie selbst, sie wissen ja gar nicht, was da bei uns im Gehirn vorgeht und wir wissen nicht, was im Gehirn von neurotypischen Leuten vorgeht.

Außerdem stellt so ein Narrativ Autismus als etwas gänzlich Negatives, Schlechtes, Belastendes dar. Schau, ich kann verstehen, dass es dir peinlich war, aber was denkst du, wie peinlich das für mich/ihn ist/war? Ich hab meine Sozialphobie nicht einfach so entwickelt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Grinsekater1812  18.08.2023, 12:37

Ich danke dir als Nichtfragesteller für diese Erklärung.^^

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Mardark  10.12.2023, 20:58

schön geschrieben, ich habe Adhs aber so wie du dich beschreibst und so wie der oben genannte beschrieben wird sehe ich da viele Übereinstimmungen gerade mit dem auffallen von Sachen oder das sprunghafte

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Ja, ich würde es auf jeden Fall versuchen. Gibt schlimmeres. zB wenn jemand eben NICHT ausspricht, was er denkt.

Gibt ja die Serie "The good doctor" auf Netflix. Der hat ja auch Autismus, bzw das Savant-Syndrom und da sieht man ja, dass es echt schwer sein kann, mit Autisten, aber auch wie schwer die es mit mit Menschen haben. Kommt natürlich auch immer auf die Ausprägung und die Art an, aber ich finde ihn so sympathisch und mag die Serie einfach total gern.

Wenn man sich trotzdem irgendwie gut versteht oder irgendwelche Gemeinsamkeiten hat oder Sachen, die man gerne zusammen unternimmt, dann hätte ich kein Problem, mit einem Autisten befreundet zu sein. Ich kam bis jetzt mit jedem Menschen klar. Sicher ist es manchmal nervig oder anstrengend oder man kommt in unangenehme Situation, aber das habe ich teilweise in meinem Freundeskreis auch. Jeden Tag könnte ich mit so einer Person wohl nicht verbringen, aber man trifft sich mit Freunden ja in der Regel nicht täglich. Ich zumindest sehe meine Freunde ungefähr zwei Mal die Woche.

Mein Bruder ist Asperger Autist

Es ist nicht immer einfach da viel was du geschrieben hast auf ihn zutrifft.

Letztendlich weiß man ja das diejenige Person diese Störung/Krankheit hat und lernt ganz einfach damit zu leben. Man lernt was diese Person triggert und umgeht solche dinge so gut wie möglich und dann ist das größte Päckchen auch schon weg.

Ja klar, wenn es gemeinsame Interessen gibt.