Kindern erklären, was ein Gleichnis ist...

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Es ist ja schon einiges geschrieben worden, was ein Gleichnis ist, hier vor allem sehr schön von "Nadelwald" formuliert.

Ich denke aber, du solltest da einen ganz anderen Ansatz nehmen. Die Zweitklässler sind sieben- und achtjährige Kinder und damit noch auf einer geistigen Entwicklungsstufe, wo man noch alles ganz konkret nimmt und wo der Unterschied zwischen Realität und Erzählung noch gar nicht interessiert (das fängt erst so mit neun Jahren an).

Kinder würden sich langweilen, wenn du die Gleichnisse versuchen würdest, mit intellektuellen Worten hinterher nochmal zu erklären. Was in diesem Alter für die Kinder ansprechend ist, ist das konkrete Erleben. Du kannst den Kindern das Gleichnis in lebendiger Weise ausgeschmückt erzählen, so dass sie mit allen Sinnen sich in die Erzählung hineinversetzen können. Du kannst mit ihnen auch ein Rollenspiel daraus machen. Und du kannst sie ein Bild dazu malen lassen. In dieser kreativen und sinnlichen Weise setzen sich Kinder viel mehr damit auseinander und sie behalten es im Gedächtnis. Alles weitere kann man dann in späteren Schulklasen bringen.

das ist relativ einfach

du musst nur anhand eines beispiels zeigen das es auf den sinn der geschichte ankommt und nicht der wortwörtliche text entscheident ist

Hallo Eliij,

das Zweitklässlern auseinanderzusetzen ist schon schwierig, wenn man bedenkt was Gleichnisse sind und wie da die Unterscheidungen sind.

Darüber müsstest du dann selbst erst mal genau Bescheid wissen. Auf der Basis deines Wissens könntest du dann nach dem Gesichtspunkt arbeiten: So einfach wie möglich, aber sachlich richtig, so dass du später nicht korrigieren musst.

Versuch das mal anhand einer beliebigen einfachen Fabel: Gleichnisse als spachliches Bild, um etwas zu verdeutlichen.

Zur fachlichen Information: (für dich als Hintergrundwissen! - nicht für die Schüler!)

Gleichnisse sind eine typische Redeform der Rabbiner, in der sie etwas erklären wollen Ganz allgemein: Biblische Bildrede (Maschal), in der etwas erzählt wird, um eine Aussage zu illustrieren.. Dabei sind auch Abweichungen von der Realität möglich. )Zum Beispiel wird im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen gesagt, dass die Türe am Schluss geschlossen ist. Das war bei einer Hochzeit gar nicht der Fall.)

Ein Gleichnis läuft nach den Gesetzen einer volkstümlichen Erzählung ab: Oft sind es nicht mehr als drei Personen, nie zwei gleichzeitig verlaufende Vorgänge, selten schmückendes Beiwerk, selten Gefühle oder Gründe, weshalb etwas passiert. Direkte Rede oder Selbstgespräch werden verwendet.

Alle erzählten Einzelheiten habe immer nur die Funktion, zu einem einzigen Vergleichspunkt zu kommen. (Ausnahme ist die Allegorie, etwa das Gleichnis von der königlichen Hochzeit) Ziel des Gleichnisses ist oft eine Herausforderung an den Hörerkreis und eine Aufforderung, sich in bestimmter Weise zu verhalten.

Beispiel: Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen: Mt 25,1-13 (Lesen!): Es beginnt: „Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie …..“ Es nun wird ausführlich eine Situation in Einzelheiten geschildert. Ob realistisch oder nicht, einziger Vergleichspunkt ist, dass einige wachsam sind, andere nicht. - Intention ist der Schluss mit der Handlungsaufforderung: „ Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“

In ähnlicher Weise kannst du das bei allen anderen Gleichnissen feststellen mit den Fragestellungen: Wer redet hier? Zu wem redet er? Ist die Ausgangsfrage? Was ist der Vergleichspunkt damit? Was ist das Ziel, mit der die ganze Sache erzählt wird?

Man unterscheidet nach Inhalt:

Reich-Gottes (Senfkorn, Sauerteig, Schatz im Acker, Perle)

Krisis ((Feigenbaum, Ungetreuer Verwalter, Vom großen Gastmahl, Die zehn Jungfrauen

Von der Art und dem Handeln Gottes (Vom verlorenen Schaf, Von der verlorenen Drachme u.ä.

Über das rechte Verhalten (z.B. Vom barmherzigen Samariter)

Unterscheidung nach Literaturgattung:

Gleichnis im engeren Sinn: ein typischer Zustand: Senfkorn ....

Parabel: ein interessierender Einzelfall (Verlorener Sohn)

Beispielerzählung: ein interessierender Musterfall (Pharisäer und Zöllner)

Allegorie (sehr selten bei Gleichnissen!): frei erfundener Fall, die Deutung ist hier Zug um Zug, jeder Einzelteil hat seinen Vergleichspunkt (Königliche Hochzeit).

Sofern die Zweitklässler schon wissen was ein Märchen sind, kannst du ihnen erklären, dass ein Gleichnis in etwa dasselbe wie ein Märchen ist:

Beides ist eine ausgedachte, nicht tatsächlich passiert Geschichte, die vom Erzähler deshalb erzählt wird, um damit eine spezielle Moral zu transportieren.

So ist zum Beispiel die Moral von dem Gleichnis der jungen Frauen, die auf den sich verspätenden Bräutigam warten, folgende: Sei lieber egoistisch, und gibt den anderen kein Öl ab, wenn es darum geht, selbst auf die Party zu kommen!


Ichthys1009  22.11.2014, 20:55

Da muss ich leider widersprechen:

Erstens sind Märchen nicht dazu gedacht, eine Moral zu transportieren. Wenn du dich mal mit der Entstehungsgeschichte von Märchen beschäftigst, wirst du merken, dass die Märchen ursprünglich nur für Erwachsene erzählt wurden. Und sie wurden erzählt, weil in ihnen psychische Wahrheiten vermittelt wurden, die im Unbewussten weiterwirken und heilsam sind. Vergleiche dazu zum Beispiel die Märcheninterpretationen von Verena Kast.

Zum anderen erzählt das Gleichnis von den Jungfrauen auch überhaupt keine Moral, sondern es geht um etwas ganz anderes. Die Lampen können ein Symbol einer äußeren toten Frömmigkeit sein, das Öl kann die Lebendigkeit, die Kraft, die Liebe sein, die darin liegt. Wenn jemand also nur rein äußerlich irgendwelche religiösen Übungen mitmacht, hat er eine Lampe ohne Öl. In dem Fall ist es auch nicht egoistisch, dass die anderen ihm kein Öl abgeben, sondern es ist einfach eine Tatsache, dass man diese inneren Dinge gar nicht abgeben * kann*, weil jeder selber darum ringen muss, authentisch und liebevoll zu sein.

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Skeletor  23.11.2014, 15:42
Da muss ich leider widersprechen

Das steht dir natürlich jederzeit frei! :D

Erstens sind Märchen nicht dazu gedacht, eine Moral zu transportieren

sie wurden erzählt, weil (...) [sie] im Unbewussten weiterwirken und heilsam sind

Hier sehe ich irgendwie einen logischen Widerspruch. Geschichten, die erklären was gut und was böse ist, und die im Unterbewusstsein wirken und walten, haben Logischerweise auch nicht unerheblichen Einfluss auf die Moralbildung.

Ob sämtliche Märchen nun auch immer heilsam sind, lasse ich mal dahingestellt.

Aus http://de.m.wikipedia.org/wiki/Märchen zitiert...

Zum Thema Wahrheiten vermitteln:

Im Unterschied zur Sage und Legende sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich festgelegt.

Zum Thema angeblich fehlender Moral:

Gut und Böse werden im Märchen scharf getrennt, (...). Am Ende eines Märchens wird das Gute extrem belohnt und das Böse extrem bestraft.

Deine Interpretation des Gleichnisses es mit dem Öl finde ich immerhin interessant! - Ich weiß ja nicht, wie gut du dieses Gleichnis kennst, aber du schreibst:

Wenn jemand also nur rein äußerlich irgendwelche religiösen Übungen mitmacht, hat er eine Lampe ohne Öl.

Es gab in diesem Gleichnis überhaupt niemanden dessen Lampe gänzlich ohne Öl gewesen wäre! - Tatsächlich hatte jeder mehr als genug Öl für die planmäßige Durchführung dabei.

Eher ging es in diesem Gleichnis also um das Ausharren und Durchhalten, dass Nicht-Aufgeben, wenn das erwartete Ereignis nicht gleich und sofort, beziehungsweise zum erwarteten Zeitpunkt eintritt. Außerdem ging es um gute Vorbereitung in Bezug auf unvorhergesehene Ereignisse!

Einige hatten, aus welchem Grund auch immer, (vielleicht war ihnen der Bräutigam ja als alter Schludrian verschrien), weitaus mehr Öl mitgenommen als sie typischerweise gebraucht hätten. - Als sich der Gastgeber nun eklatant verspätete, baten die, deren Öl zur Neige ging, die mit dem großen Reservevorrat um Hilfe.

Das Hilfegesuch steht so explizit und direkt im Gleichnis. Es kann hier also nicht um etwas Immaterielles, Persönliches gehen, was man nicht abgeben kann, wie du postulierst, denn sonst wäre diese Bitte ja gänzlich Sinnfrei.

Die dringliche Bitte um Beistand wurde dann ebenso rigoros mit der Begründung abgelehnt: "Nein, dann hätten wir ja selbst nicht mehr genug!" - Das ist in meinen Augen Egoismus in Reinstform! (...und zudem nicht weiter gedacht, als eine fette Sau springen kann.)

Die Jungfrauen mit den stillen Ölreserven konnten ja genauso wenig abschätzen, um wie viel Stunden sich der Bräutigam den nun noch verspäteten würde. Sie wussten es auch nicht. Sie konnten nur Pokern dass ihre eigenen Reserven noch halten würden!

Nun wurden aber die egoistischen, bunkernden Hilfeverweigerer als besonders klug und vorbildlich hingestellt, wohingegen die Hilfesuchenden am Ende traurigerweise nicht aufs Fest durften.

Desweiteren ist ein Gastgeber, der sich verspätet und dann Dritte für sein eigenes Fehlverhalten bestraft, eigentlich, gelinde gesagt, asozial!

Apropos:

Wäre ich eine Jungfrau und in einem solchen Dilemma gewesen, hätte ich die Situation einfach folgendermaßen gelöst:

Alle machen ihre Lampen aus, bis auf zwei (falls eine durch den Wind ausgeht, bekommt man die schneller wieder an!) und dann werden die Ölreserven gerecht und gleichmäßig verteilt. Eine hätte sich als Wache an die übernächste Ecke gestellt, um zu linsen, wann der Schludrian endlich kommt, so dass genügend Zeit bleibt, um alle Lampen aneinander zu entzünden, bevor er eintrifft.

Auf diese Art und Weise hätten, mit ein bisschen Teamgeist, Nächstenliebe und Zusammenhalt, die Ölreserven FÜR ALLE gereicht!!!

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Die Kinder kennen das Wort "Vergleich". Auch im Deutschunterricht könnten hier Vergleiche durchgenommen werden.

Allerdings ist es überfordernd, sie dies alles voll verstehen zu lassen. Metaphern zb sagt man auch, können die Kinder erst ab der 5. Klasse richtig verstehen. Denn dazu ist auch ein "um die Ecke denken" nötig. Beschäftige dich da nochmal mit Piaget.

Beispiel: "verlorener Sohn"- dies ist eine Metapher für einen Anhänger Christi, der sich abgewand hat und Gott wird als Vater empfunden, eine Metapher für einen sorgenden und liebenden Gott.

Such dir nur EINEN bildhaften Vergleich und mehrer Alltagssituationen und lass sie malen, was daran ähnlich ist.