Kinder mit mehreren Sprachen erziehen?

12 Antworten

Also ich würde gerne außer Rumänisch(meine Muttersprache) und Deutsch , noch etwas Französisch und Englisch beibringen wollen . Ist das möglich oder würde es für das Kind nicht möglich sein?

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Es ist möglich, Kinder mehrsprachig zu erziehen. Ich kenne Kinder, die völlig problemlos dreisprachig aufwachsen (Mutter und Vater mit jeweils eigener Muttersprache, dazu das Leben in einem Drittland). Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele, wenn nicht bestimmte Regeln beachtet werden - diese Kinder können dann mit 4 Jahren keine der Sprachen richtig und tun sich sehr schwer.

  • Wichtig ist, dass für das Kind einen Bezug zur Sprache gibt, dass man diese Sprache(n) im Alltag auch "lebt". Kein Kind wird mehrsprachig durch bloßes passives "Beibringen".
  • Wichtig ist auch ein emotionaler Bezug zur Sprache. Kinder lernen keine Vokabeln, sondern über die "Wärme der Worte".
  • Die Sprache muss perfekt, also auf Muttersprachniveau, beherrscht werden. Ein Kind mit reinen Schul-Französisch-Kenntnissen französischsprachig erziehen zu wollen, ist kontraproduktiv.
  • Zudem müssen Sprachen strikt getrennt werden, da es dem Kind im Spracherwerbprozess sonst schwer fällt, die Sprachen zu trennen und "richtig" anzuwenden. Das heißt beispielsweise: Der Vater spricht mit dem Kind nur Englisch, die Mutter nur chinesisch, im Kindergarten wird nur deutsch kommuniziert. Ein "Mischmasch" an Sprachen führt zu einer verzögerten Sprachentwicklung.

Fazit:

Mehrsprachige Erziehung ist dann sinnvoll und erfolgreich, wenn es einen Grund dafür gibt: Eltern mit unterschiedlicher Muttersprache oder das Leben in einem anderen Land wären klassische Beispiele.

Ein "künstlicher Spracherwerb" ohne direkter Bezug zu einer Sprache ist meistens nicht sonderlich erfolgreich.


Nur zu, aber bringe dem Kind nur deine Muttersprache und eine Fremdsprache bei, die du perfekt sprichst. Dein Mann auch.

Angenommen, du kannst perfekt rumänisch und deutsch, dann unterhalte dich mit deinem Kind in diesen beiden Sprachen. Englisch und Französisch hast du in der Schule gelernt, dann lasse die Hände davon. Falls dein Mann noch eine andere Muttersprache spricht, kann er mit dem Kind in seiner Muttersprache reden.

Anfangs bringt das Kind alles durcheinander, aber das ist normal. Wenn es älter wird (Schulalter), kann es die einzelnen Sprachen unterscheiden und übersetzen.

Prinzipiell ist es besser, wenn Muttersprachler ihre Sprache beibringen, indem sie nur in dieser reden, z.B.

  • Vater ist Deutscher: spricht nur deutsch
  • Mutter ist Rumänin: spricht nur rumänisch
  • Oma ist Französin: spricht nur französisch
  • Opa ist Engländer/Amerikaner: spricht nur englisch

... jeweils mit dem Kind. Auf keinen Fall sollte wer mit Akzent und selbst angelerntem (Schul-) Wortschatz da irgendwelche Brocken beibringen wollen.

Gerade Englisch und Französisch wird in der Schule mit dem Schreiben vertiefter gelehrt. Sonst kann es passieren, dass das Kind trotz gut gesprochener Sprache im Schriftlichen abkackt; meine beste Freundin hatte damals zu Schulzeiten einem Jungen Nachhilfe in Französisch gegeben. Der stand auf 4, Tendenz zu 5, obwohl er zweisprachig mit einer gebürtigen Französin als Mutter aufgewachsen ist. Also nur mit was beibringen ist nicht, in der Schulzeit muss man auch dahinter bleiben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mutter dreier Kinder

Peterlustig1978  29.07.2021, 22:01

Ich hatte in Deutsch auch immer eine 4 obwohl ich gebürtiger Deutscher bin, ja es gibt Deutsche die in deutsch schlecht sind.

Das sehen Sie an meiner Rechtschreibung

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Wir hatten einst in der 2. Klasse Grundschule ein Mädchen zu Besuch, die 7 Sprachen perfekt beherrschte. Sie lernte sie quasi "nebenbei" original von den jeweiligen Muttersprachlern in der Familie. Mama unterhielt sich auf deutsch mit ihr, Papa auf russisch, Oma auf französisch usw.

Hallo, 

unter folgendem Link findet sich, wie ich meine, ein ganz interessanter Artikel zum Thema zweisprachige Erziehung

eltern.de/kleinkind/erziehung/zweisprachig-erziehen-1.html

Ich bin grundsätzlich auch für eine bilinguale Erziehung und bilinguale Kindergärten und Schulen, denn bekanntlich wird das Gehirn in den ersten 5 Lebensjahren gestaltet. 

Wer schon einmal im fremdsprachlichen Bereich mit Kleinkindern zusammengearbeitet - nicht gelernt, gedrillt, gepaukt, sondern gespielt, gesungen, geturnt, gebastelt, gemalt, gereimt, erzählt, gekocht - hat, weiß dass Kleinkinder wahre Sprachgenies sind. 

Kinder saugen Wörter (Redewendungen, Tonfall, Sprache) wie ein Schwamm auf, während Erwachsene sich Vokabeln 'einhämmern' müssen. Im Gegensatz zu Erwachsenen kennen Kinder keine falsche Scheu, reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, haben keine Angst davor etwas falsch zu machen, sich eine Blöße zu geben. 

Schade, dass dieses Potential in Deutschland erst so (zu!!!) spät genutzt wird. Skandinavien und andere unserer europäischen Nachbarländer sind uns hier um Nasenlängen voraus. 

Schade auch, dass man sich in Deutschland auf diesem Gebiet so schwer tut, hitzig über das Für und Wider diskutiert und sich mit Händen und Füßen gegen den frühen Erwerb einer Zweitsprache wehrt. 

Auch drei Sprachen sind kein Problem. Meine Freundin ist gebürtige Ungarin, lebte 25 Jahre in Australien und kam dann nach Deutschland (vor ca. 30 Jahren), wo sie ihren deutschen Mann geheiratet hat. Sie spricht fließend ungarisch und englisch, außerdem Deutsch, ihr Mann spricht Deutsch und durch jahrelange Aufenthalte in England und Amerika sehr gut englisch. 

Ihre Tochter (heute 30) ist dreisprachig - wenn man den bayerische Dialekt dazuzählt, 4sprachig - aufgewachsen, d.h. spricht fließend englisch, deutsch, ungarisch (und bayerisch). Die Mutter hat mit ihr von klein an nur ungarisch und englisch gesprochen, der Vater in der Hauptsache englisch. Deutsch hat die Tochter von den deutschen Großeltern, in Kindergarten/Schule, über Radio und Fernsehen, im Alltag gelernt. 

Wo man bei der Anzahl der Sprachen die Grenze zieht oder ziehen sollte, ist generell nicht zu sagen. Das kommt sicherlich auch auf den Einzelfall an. 

:-) AstridDerPu


Puddingtester  10.11.2019, 09:58

Klar Kinder saugen Wissen auf wie ein Schwamm. Drei Fremdsprachen zugleich ist schon etwas krass finde ich. Natürlich sollte alles spielerisch ohne Zwang ablaufen.

Damit es aber deine Kinder leicht haben, sollte deutsch die Hauptsprache bleiben.

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liavah  10.11.2019, 10:15
Ich bin grundsätzlich auch für eine bilinguale Erziehung und bilinguale Kindergärten und Schulen,

Eine mehrsprachige Erziehung ist da sinnvoll, wo das Kind einen Bezug zur Sprache hat - also bei Eltern mit unterschiedlichen Muttersprachen.

Mir erschließt sich allerdings der Sinn von bilingualen Kindergärten nicht (wenn nicht ein Elternteil auch die zweite Sprache spricht - dann macht das Sinn.)

Das Kind mag im Kindergarten dann ein paar Brocken Englisch lernen, hat aber keinerlei (emotionalen) Bezug zur Sprache. Die paar Stunden im Kindergarten reichen nicht aus, um die Sprache zu "leben" - und vor allem wird das nicht weitergeführt.

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Dahika  10.11.2019, 12:48
@liavah

vor allem ist nachgewiesen, dass diese Kinder keinen Fortschritt gegenüber anderen Kindern haben, die in der Schule das erste Mal Englisch etc.. lernen. Und wenn es einen Fortschritt gibt, dann ist der in acht Wochen aufgebraucht.

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Dahika  10.11.2019, 12:53

Aber in deinem Beispiel sind die Eltern/Großeltern aber auch in der Lage, auf Muttersprachenniveau mit den Kindern zu reden. Eine Mutter hingegen, die Fremdsprachen nur auf der Schule gelernt hat, sollte sich damit zurückhalten.
Und bilinguale Kindergärten... na ja...

Mein Patenkind war auf so einem Kindergarten. In der Schule war er kein Deut besser in Englisch als seine Klassenkameraden. Sprich: nicht so dolle. Und jetzt studiert er Maschinenbau und redet mittlerweile nur noch Pidginenglish. Ausreichend für einen Urlaub in Übersee.

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