Kinder Einsätze im Rettungsdienst?

2 Antworten

Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Hi,

Mich würde es wundernehmen wie ein Rettungs
Sanitäter oder auch ein NotSan. mit Einsätzen mit Kindern umgeht.

Das ist individuell höchst unterschiedlich und schlicht nicht zu verallgemeinern.

Ein Rettungsdienstmitarbeiter mit "Kindererfahrung" geht damit anders um als der lebenslange Single, ein erfahrener Kollege anders als derjenige in seinem ersten RTW-Dienst.

Kindernotfälle sind vor allem eines: selten.

Wenn der Fall eintritt, ist das Stresslevel ungleich höher als bei Routineeinsätzen. Manche kommen damit besser zurecht als andere - manche nimmt es mehr mit als andere.

Auch wenn dass Kind stirbt ? Deckt man es dan ab ? Lässt man es dort ?

Es erfolgt eine "normale" Versorgung wie bei anderen Verstorbenen auch. Und da Tote nicht durch den Rettungsdienst transportiert werden, verbleibt es vor Ort - oder wird der Polizei übergeben.

Wie erfahren die Eltern davon ?

In aller Regel liegen Kinder nicht mutterseelenallein tot auf der Straße...

Muss der Rettungsdienst bei einem Todesfall die Polizei alarmieren ?

Bei unklarer oder unnatürlicher Todesursache ist die Polizei hinzuzuziehen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Von Experte SaniOnTheRoad bestätigt

Kindernotfälle haben für viele Rettungsdienstler eine ganz besondere Qualität. Einmal, weil sie zum Glück sehr selten sind - das heißt aber eben auch, dass sich keine Routine einstellt. Gerade, wenn man selbst keine Kinder hat, weiß man oft nicht so recht, wie man mit dem Kind nun umgehen soll - es versteht ja nicht, was um ihn herum passiert und selbst wenn man es ihm erklärt, hat es Angst. Und dann haben wir von Natur aus nochmal eine besondere Bindung an Kinder; Erwachsene fühlen sich gegenüber Kindern automatisch in der Pflicht, sie zu beschützen und alles Schlechte von ihnen fern zu halten. Und wenn es lebensbedrohlich ist, kommen einem solche Gedanken wie "sie ist noch viel zu jung für sowas" oder "er hat doch noch nichtmal richtig ins Leben gefunden".

Also allein die Tatsache, dass es um ein Kind geht, bedeutet für die meisten Kollegen einen extra Stressfaktor. Bei den meisten Kindernotfällen geht es übrigens dem Kind gut und man hilft eher den Eltern, über die Situation hinweg zu kommen.

Ein sterbendes oder totes Kind... hatte ich noch nicht. Meine jüngste Leiche war 18. Und auch das ist schon viel, viel zu jung und will ich nicht nochmal sehen. Die Theorie, auch was die Reanimationsmaßnahmen angeht, kenne ich natürlich.

Die Vorgehensweise ist beim toten Kind erstmal nichts anders als beim Erwachsenen. Der Arzt kreuzt auf der vorläufigen Todesbescheinigung an, ob der Tod auf natürliche Art, durch Fremdverschulden oder auf unklare Weise zustande kam. In letzteren beiden Fällen wird die Polizei hinzugezogen, auf dass sie die Todesumstände näher ermitteln. Anschließend muss der Hausarzt oder seine Vertretung den Tod noch offiziell feststellen.

Die Angehörigen werden normalerweise nicht aus dem Raum geschickt, wenn die Reanimation läuft. Es ist besser, wenn sie mitbekommen dass wir es wirklich versucht haben. Dass sie mitbekommen, wie wir Handlungsoptionen besprechen und eben auch als Team entscheiden, dass die Reanimation abgebrochen (oder gar nicht begonnen) wird. So können sie besser mit der Gesamtsituation umgehen und haben nicht das Gefühl, "nicht da gewesen" zu sein. In der Regel wird es der Teamleiter, also der medizinisch Ranghöchste sein, der sich dann zu den Angehörigen umdreht und ihnen sagt, dass man nichts mehr machen kann.

Wenn Fremdverschulden unwahrscheinlich ist, fragen wir die Angehörigen, wie sie es gerne möchten. In der Regel bieten wir an, die Leiche ins Bett oder aufs Sofa zu legen, so als würde der Mensch schlafen. Dass wie im Film das Gesicht abgedeckt wird, passiert nur in der Öffentlichkeit. Um die Persönlichkeitsrechte des Menschen zu schützen und nicht Unbeteiligte mit unschönen Bildern zu konfrontieren.

Was auf keinen Fall passiert, ist dass der Rettungsdienst eine Leiche transportiert. Dürfen wir schlichtweg nicht. Es ist schon eine heikle Angelegenheit, wenn der Patient während der Fahrt verstirbt - kompliziert genug, dass manche Notärzte dies vermeiden, indem sie den Tod erst am Zielort feststellen, wenn der Patient wieder aus dem Rettungswagen raus ist.