Kann man sich einfach hormone verschreiben lassen?

8 Antworten

In Deutschland benötigt man dafür ein Indikationsschreiben von einem Psychotherapeuten. Bevor man dieses bekommt, muss man eine gewisse Zeit psychotherapeutische Begleittherapie durchlaufen. Es gibt durchaus Länder in denen das strenger oder lockerer gehandhabt wird.

Dies hat vor allem den Grund, dass man sicherstellen möchte, dass die Transition angemessen ist und nicht fälschlicherweise aus anderen Gründen (Trauma, verdrängte Homosexualität, ...) angestrebt wird. In dieser Therapie wird dann meist der komplette „transsexuelle Lebenslauf“ besprochen. Seit wann empfindet man so? Wie äußert es sich? Ist man bereits geoutet? Was erhofft man sich für die Zukunft?

Die Dauer der Begleittherapie variiert stark, meist dauert es zwischen 3-12 Monate. Das liegt alleine im Ermessen des Therapeuten. Häufig handelt es sich bei ihnen auch um sogenannte „trans-erfahrene“ Therapeuten, die sich viel mit dem Thema der Transidentität beschäftigen oder sich sogar darauf spezialisiert haben.
Für operative Eingriffe benötigt man später übrigens auch ein solchen Indikationsschreiben, das gibt es meist nach 18 Monaten.

Mit diesem Indikationsschreiben kann man sich dann von einem Facharzt (meist ein Endokrinologe oder auch ein Urologe) behandeln lassen.

Ein simpler Besuch heim Hausarzt reicht also nicht aus, es ist ein wenig umständlicher.

Die Kosten werden übrigens (meist) ganz normal über ein rotes Rezept abgerechnet und man trägt nur die üblichen Rezeptgebühren.

Nein, das geht nicht. Weil es zu viele Gründe gibt, warum jemand fälschlicherweise denkt, man sei Trans, ohne es tatsächlich zu sein. Unzufriedenheit mit der Pubertät oder anderen Aspekten des Körpers (ZB, wenn ein Mädchen ihre Brüste zu groß findet, dann kann sie das leicht falsch verstehen als "Ich will gar keine Brüste", und das dann mit "Ich sollte ein Mann sein und deshalb keine Brüste haben". Traumata nach Vergewaltigung. Ein Zusammenhang mit Wahnvorstellungen im Rahmen einer Schizophrenie. Eine dissoziative Identitätsstörung hat Dysphorie, auch Geschlechtsdysphorie als eines der Symptome, die manche der "Persönlichkeiten" haben. Oder, man denkt es, weil man immer hört "Transgender WOLLEN das andere Geschlecht sein", nicht die Wahrheit: Transgender sind geistig das andere Geschlecht und haben deshalb Probleme mit ihrem biologischen Geschlecht.
In all diesen Situationen und vielen anderen sind Hormone nicht die richtige Option. Das kann aber nicht der Hausarzt feststellen, der darf das nicht mal. Aber er darf eine Überweisung zu einem Psychotherapeuten stellen und auf andere Arten für den/die Person da sein.

Beim Psychotherapeuten hat man einige Sitzungen, in denen man eben über sein Leben usw erzählt. Nach und nach kann der Psychotherapeut dann bestimmen, ob man tatsächlich Geschlechtsdysphorie hat, und wenn ja, ob diese keine tieferliegenden Ursachen hat (Wie eben zb DIS, Schizophrenie...). Manche verlangen auch einen Praxistest: Heißt, man muss eine bestimmte Zeit lang als das empfundene Geschlecht leben.

Falls diese Hürden überstanden sind, gibt es eine Reihe von Indikationsschreiben, die man nach und nach bekommt. Das erste ist meist für Hormone. Man erhält eine Überweisung zum Endokrinologen, was ein Arzt ist, der sich insbesondere mit Hormonen beschäftigt. Hausärzte machen Hormonersatztherapien normalerweise nicht, und es sind hier auch eher spezialisierte Endokrinologen, die das machen. Das dauert auch noch ein bisschen, bis man da ist- erst kommen Blutabnahmen, ein Kumpel von mir (ftm) musste davor auch zum Frauenarzt um auf der Ebene zu schauen, ob alles in Ordnung ist, und um sich über Verhütung zu informieren die auch mit Testosteron und Blockern sinnvoll ist, usw.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bin MTL - arbeite also in einem Krankenhauslabor

Nein. Du kannst zwar mit deinem hausarzt reden, aber der wird dich erst zum psychologen schicken und erst nach ausführlicher klärung wirst du vielleicht hormone kriegen

Einfach so auf die schnelle wird das wohl nichts, es ist wie schon gesagt ein Indikationsschreiben von Nöten.

Ob und wie schnell du das bekommst unterscheidet sich teilweise sehr stark.

Ich habe schon von einigen wenigen Therapiestunden, Wochen und vielen Monaten gehört.

Es hängt also sehr stark von dem Arzt ab, wie viel Erfahrung er schon hat und was genau du dem natürlich erzählst..

Von heute auf Morgen wird das allerdings mit Sicherheit nichts.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dann ist erst einmal eine Psychotherapie angezeigt.

Was nicht ausschließt, dass Dein Hausarzt die erste Anlaufstelle sein kann.