Kann man praktizierender Christ und gleichzeitig queer sein?


03.08.2023, 08:42

Bevor jetzt mehr einfach so „ja, natürlich“ oder ähnliches schreiben… Bitte gründet eure Antwort mit Quellenangaben!

Ansonsten ist eure Antwort (auch wenn es hart klingt) nichts wert.

13 Antworten

Ich meine ja. Die Verbote der Religionen hatten freiwillige übermässig ausschweifende sexuelle Zügellosigkeit als Sünde im Visier. Queer/Homosexualität etc war nach damaligen Verständnis eben die selbst rausgesuchten Spitze des ganzen.

Von sich liebenden Menschen, die treue Beziehungen im Rahmen von LGBTQ führten wussten die nichts. Passte auch nicht in die damaligen sozialen Strukturen.

Die Werte von Nächstenliebe usw. sind für Christen entscheidend

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

RobinsonCruesoe  03.08.2023, 09:49
treue Beziehungen im Rahmen von LGBTQ

Das entscheidende Kriterium ist nicht die Treue. Man kann auch dem Irrtum treu sein. Nicht Treue zu unserer Überheblichkeit, selbst zu entscheiden, wer oder was wir sein wollen, uns selbst zu erfinden, sondern die Treue zu Gott, d.h. das Eingeständnis der Geschöpflichkeit, darauf käme es an.

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BackupBone  03.08.2023, 10:19
@RobinsonCruesoe

Mit anderen Worten angehörige von LGBTQ bilden sich ihre Neigung nur ein? Meine Ausführungen stammen übrigens aus einem Hauskreis und hab ich mir nicht einfach nur ausgedacht.

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Mayahuel  03.08.2023, 14:38
@RobinsonCruesoe
selbst zu entscheiden, wer oder was wir sein wollen,

man entscheidet sich nicht, LGBT zu sein.

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 Bitte gründet eure Antwort mit Quellenangaben!

Dann will ich dir mal bei deiner Hausaufgabe helfen.

Die Bibelautoren hatten keine Ahnung, was Homosexualität ist. Und das gilt für die gesamte Antike.

In der Antike war eine gleichgeschlechtliche Handlung oft eine Vergewaltigung. Und das ist auch heute so. Bis zu 90% der gleichgeschlechtlichen Vergewaltiger sind heterosexuell:

Again, this is despite evidence suggesting that approximately 90% of perpetrators identify as heterosexual ( Isley & Gehrenbeck-Shim, 1997).

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8258646/

Penetriert sollten körperlich und sozial unterlegene Menschen werden, also Frauen. Aber nicht überlegene Männer, denn das stört das patriarchische Männerbild.

bibelwissenschaft.de:

Die Penetration als gleichgeschlechtlicher genitaler Analverkehr zwischen Männern wurde insofern nicht als Ausdruck einer Liebesbeziehung angesehen, sondern als eine bisweilen mit Gewalt verbundene Machtdemonstration des „überlegenen“ penetrierenden Mannes gegenüber dem „unterlegenen“, die geschlechterstereotype Rolle der Frau einnehmenden penetrierten Mannes.
Die festen Rollenerwartungen bezüglich der „sozialen“ Geschlechter, was also die „natürliche Rolle“ des Mannes bzw. der Frau sei, bestimmen die Sichtweise der Antike auf das Phänomen

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/homosexualitaet-at-1/ch/d9482e14ac26f4c55650e583526330df/

Das Konzept sexuelle Orientierung gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert, das Wort Homosexualität erst seit 1868. Was man heute unter Homosexualität versteht, war damals unbekannt.

Zum neuen Testament: es ist unklar, was Paulus mit μαλακός (malakos) und α̉ρσενοκοίτης (arsenokoitēs) gemeint haben könnte:

Paulus benutzt keine besonders gängigen Begriffe zur Umschreibung gleichgeschlechtlichen Verhaltens. Eventuell war ihm das Phänomen mehr als unvertraut.

Bereits Zeitgenossen war unklar, was mit μαλακός (malakos) gemeint sein kann:

Den unsicheren Gebrauch der Vokabel führt eine Notiz bei Dionysios von Halicarnass vor Augen.
Ein gewisser Aristodemus wird als μαλακός bezeichnet und man wisse nicht, ob es sich darauf beziehe, dass er weibisch sei und sich wie eine Frau gebrauchen lasse oder aber dass er fein und milde sei (Dion. Hal. Antiquitates Romanae 7.2,4).

Mehrere Bedeutungen sind möglich:

a) μαλακός bezeichnet jemanden, der geschmeidig und gepflegt ist;
b) μαλακός ist ein moralisch fragwürdiger Weichling;
c) μαλακός ist ein mit weiblichen Attributen belegter Mann, der gegen Geschlechterkonventionen verstößt;
d) μαλακός ist ein Mann, der nicht der geforderten Pflicht nachkommt, aktiv zu sein oder nicht die gesellschaftliche Potenz hierzu besitzt und sich gebrauchen lassen muss.

Ähnliches bei α̉ρσενοκοι̃ται (arsenokoitai):

Noch weit ungewöhnlicher als μαλακός ( malakos) ist der andere Begriff, α̉ρσενοκοι̃ται ( arsenokoitai), bei dem es sich vielleicht um einen von Paulus geschaffenen Neologismus handelt.
John Boswell sieht mit α̉ρσενοκοι̃ται ( arsenokoitai) ursprünglich nur männliche Prostituierte gemeint, genauer: Männer, die allgemein Geschlechtsverkehr haben, nicht aber spezifische Formen gleichgeschlechtlichen Verhaltens. Erst im 4. Jahrhundert n. Chr. sei es zu einer Bedeutungsverschiebung gekommen, der Begriff wurde nun „antigay“ (Boswell, 350–353).

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/homosexualitaet-nt/ch/240f52e8b787c5f62c04539379e0d545/#h11

Paulus ist weder allwissend noch fehlerfrei. So wie er keine Ahnung hatte, wann Jesus wiederkommt. Er hat das nahe Ende zu seinen Lebzeiten erwartet. Als ihn die Realität eingeholt hat, hat er seine Theologie dieser Realität angepasst:

https://de.wikipedia.org/wiki/Parusie#Parusieverz%C3%B6gerung

In diesem Video von Worthaus wird von einem Theologen die geschichtliche Entwicklung von LGB in den evangelischen Kirchen erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=pCja1JcEMms

Homosexualität in der Bibel:

https://www.youtube.com/watch?v=nJO_HAVIGL8

Die beiden Videos erklären das Thema auch für Laien verständlich und in der Tiefe.

In zB allen evangelischen Landeskirchen ist eine gleichgeschlechtliche Segnung/Trauung möglich:

https://de.wikipedia.org/wiki/Segnung_und_Trauung_gleichgeschlechtlicher_Paare#Evangelische_Kirchen

Gott liebt alle Menschen, er bejaht alle Menschen. Heißt das, daß der Mensch machen kann, was er will? Hier liegt, glaube ich, ein möglicherweise folgenschweres, tragisches Missverständnis vor:

Daß Gott alle Menschen liebt, bedeutet lediglich, daß er niemandem -auch keinen, der sich queer denkt- vom ewigen Heil von vornherein ausschließt. Jeder ist willkommen und eingeladen, Jesus nachzufolgen. Dieses universale, wir können auch sagen: katholische (!) Angebot ist die Liebe Gottes.

Gott also verwehrt niemand den Zugang zu sich. Aber der Mensch tut es, indem er sündigt und schlimmstenfalls das Angebot Gottes total ablehnt. Queer-Sein-Wollen ist eine Sünde, denn sie setzt der gottgewollten Dichotomie (das heißt Zweiteilung) des Menschen in Frau und Mann die menschengemachte "Geschlechtervielfalt" entgegen.

Die Queer-Bewegung hat ihre Wurzeln ja nicht in der katholischen Kirche der 50 ziger Jahre oder davor. Sie wurzelte vielmehr im akademischen, atheistischen Milieu der Universitäten und hatte mit dem Leben der Menschen solange nichts zu tun, bis die Dose der Pandora geöffnet wurde. Nun dringt dieser Rauch auch in die Kirche ein, die dem Teufel mit dem 2. Vatikanischen Konzil die Fenster geöffnet hat.

In der lateinischen Fasung des Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es "Credo in ... remissionem peccatorum". Die wörtliche Übersetzung lautet: "Ich glaube an die Vergebung der Sünder". In die Volkssprachen wurde dieser Satz übertragen mit "Ich glaube an die Vergebung der Sünde". Daß die Sünde vergeben wird, ist aber nicht der Punkt. Vielmehr ist es der Mensch selbst, der von Gott gerechtfertigt wird. Und nichts ist falscher als die Ansicht, Gott würde die Sünde hassen, aber den Sünder lieben. Der Mensch, dem die Schuld erlassen wurde, die er gegenüber Gott und den Menschen hat, ist aufgerufen, sich zu ändern, umzukehren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik

Mayahuel  03.08.2023, 14:40
Sie wurzelte vielmehr im akademischen, atheistischen Milieu der Universitäten

Oh HERR, gib mir Kraft für diesen Unsinn. Warum musst du mich so sehr prüfen.

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Hallo.

Gott hat Sexualität für Mann und Frau geschaffen. Sie sind gleich im Wert, haben aber klare Rollen, die nicht verlassen werden können.

»Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein« (1Mo 2,24)

1..Korinther 7: 2 Doch weil es so viel Unzucht gibt, sollte jeder Mann seine Frau haben und jede Frau ihren Mann.

Im 1. Buch Mose schuf Gott explizit Mann und Frau.

Das kannst du im Prinzip schon. Du bist nur nicht in konservativen Gemeinden willkommen. Wenn du merkst, du bist nicht willkommen, und die Fanatiker erzählen dir was von Sünde und Hölle und so, dann gehst du halt in eine liberale Gemeinde, dort, wo Nächstenliebe gepredigt wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

LoveinChrist  03.08.2023, 11:30

Dann war Jesus auch ein Fanatiker? Er redete viel von Sünde und Hölle ... Eine seiner "Lieblingsbeschäftigungen" war es, Sünden zu vergeben - und zwar mit der Bemerkung, sie in Zukunft sein zu lassen.

Mk 8,36 Denn was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein Leben einzubüßen?

Was wenn mir die Liberalen etwas Falsches über Gott sagen? Was ist, wenn sie liberal sind, weil sie denken, ihr Leben damit zu retten und es am Ende nicht stimmt?

Niemand hat eine größere Liebe für Menschen, als der, welcher sein Leben für sie gab: Jesus. Was er sagt ist Wahrheit. Jesus ist die Wahrheit.

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LoveinChrist  04.08.2023, 07:34
@Pfefferprinz

Erstmal: Jesus war nicht. Er ist. Und zwar Gott. Und Gott ist die Liebe. Also darf er auch als einziger definieren, was Sünde ist in seinen Augen.

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Pfefferprinz  04.08.2023, 07:39
@LoveinChrist

Da stimme ich dir vollumfänglich zu. Mich stört bei diesen Diskussionen immer wieder, daß Menschen definieren, was in ihren Augen Sünde ist, und daß sie über die "Sünder" richten.

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LoveinChrist  04.08.2023, 07:56
@Pfefferprinz

Wir sollen mal mit Christus regieren. Wir können und sollen wissen, was in Gottes Augen Sünde ist. Und Lieblosigkeit gehört auf jeden Fall dazu. Aber eben auch jede Art von sexueller Unmoral. Weil sie lieblos ist. Anderen gegenüber und auch sich selbst gegenüber nach Römer 2. Sein Wort ist klar und noch klarer, wenn der Heilige Geist uns in alle Wahrheit führt. Es gibt auch die Bibelstelle:

2.Tim 4:1-5: "Ich beschwöre dich vor Gott und vor Christus Jesus, der kommen wird, Lebende und Tote zu richten, bei seinem Erscheinen und seiner Herrschaft: Verkündige das Wort, tritt dafür ein, zur Zeit oder Unzeit, widerlege, tadle, bitte, in aller Geduld, wo die Lehre es gebietet! Denn es wird die Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern nach eigenem Gutdünken und Verlangen von einem Lehrer zum andern laufen werden, um sich die Ohren kitzeln zu lassen. Der Wahrheit werden sie ihr Ohr nicht mehr leihen und sich den Mythen zuwenden. Du aber, bleibe nüchtern in allem, nimm Mühsal und Plage auf dich, mach dich an dein Werk als Verkündiger des Evangeliums, erfülle deinen Auftrag!"

Die Frage ist doch: glaube ich an das Gericht Gottes? Dann werde ich unbedingt wissen wollen, was Gott liebt und was er nicht liebt und sein Wort ernst nehmen. Wenn ich nicht daran glaube, hat das, was ich tue null Konsequenzen und ich kann im Grunde machen, was und wie ich will. Dafür hat Jesus aber nicht mit seinem Blut bezahlt. Er hat bezahlt, damit ich eine neue Identität bekomme und ihm ähnlicher werden kann.

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Pfefferprinz  04.08.2023, 21:12
@LoveinChrist

Dann müßte erst mal definiert werden, was sexuelle Unmoral ist. Und da gehen die Meinungen weit auseinander.

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