Kann das Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr, Probleme bei der Suche nach einem neuen Job verursachen?

3 Antworten

Der Arbeitgeber muss einen ja für die Zeit des Einsatzes freistellen.

Und sogar für eine ausreichende Ruhepause nach dem Einsatz.

Ja, er wird dafür entschädigt.

Nicht so wirklich. Ja, er kann bis zu einem gewissen Betrag die Lohnkosten von der Gemeinde zurückverlangen. Aber was an Produktivität fehlt, bekommt er nicht ersetzt.

Nehmen wir ein Beispiel aus der Gastronomie: In einem Restaurant wird die Küche von zwei Köchen betrieben. Der Gastraum ist voll, alle Tische haben bestellt... und dann geht einer der Köche in den Feuerwehreinsatz. Klar, der andere kann niemals alle bestellten Essen in sinnvoller Zeit fertig machen. Wenn sich nun ein Gast beschwert und sagt, er bezahlt nichts weil er 2h auf sein Essen warten musste, dann bleibt das Rastaurant auf dieser Rechnung sitzen.

Ich hab nämlich keinen Bürojob, wo die Arbeit mal einfach in die Ablage gelegt werden kann oder ein Kollege den Posten mal eben mit übernehmen kann.

Das geht auch anderen so: Ich arbeite z.B. noch im Rettungsdienst. Wir sind ein einziges Auto auf unserer Rettungswache. Das heißt, dass ich schlichtweg nicht weg darf. Im chemischen Studium habe ich auch oft genug im Labor gestanden und etwas "geköchelt". Auch da kannst du nicht so einfach verschwinden.

Deshalb könnte ich mir auch vorstellen, dass die Angabe "Mitarbeit bei der freiwilligen Feuerwehr" vielleicht sogar ein Manko im Lebenslauf sein könnte und der Arbeitgeber sich zweimal überlegt, ob er sich so einen Mitarbeiter ins Boot holt.

Der eine so, der andere so. Manche Arbeitgeber sind selbst fanatische Feuerwehrler und finden es richtiggehend geil, ihren Betrieb beim Heulen der Sirene komplett zu schließen. Andere sehen es als ihre moralische Pflicht (zumindest im Hinblick auf die Lokalpresse) oder möchten ggf. mit dem Argument, einen wichtigen Teil der Feuerwehr zu stellen, auf den Gemeinderat einwirken.

Ander sehen dafür "der Typ verlässt spontan den Arbeitsplatz, das geht ja mal gar nicht" und versuchen dann, den Feuerwehrler irgendwie loszuwerden oder "auf ihn einzuwirken", dass er diesen Dienst an den Nagel hängt.

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Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich mich an anderen Orten um eine Stelle bewerbe, als wo ich zurzeit lebe. So kann ich wahrheitsgemäß sagen "am Heimatort bin ich bei der Feuerwehr, das macht natürlich nach dem Umzug keinen Sinn mehr" und auf Nachfrage "ich weiß noch gar nicht, ob es mit der lokalen Feuerwehr menschlich passt."

Hallo Daikanyama,

kurz gesagt: Ja, kann es!
Die Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr kann sowohl positiv aufgefasst werden und Dir einen Vorteil vor anderen Bewerbern verschaffen - oder eben genau umgekehrt negativ mit entsprechenden Nachteilen im Bewerbungsprozess. Das ist vorher natürlich sehr schwer einzuschätzen.

Warum?
Den Hauptgrund gegen die Einstellung eines Bewerbers, der zugleich freiwilliger Feuerwehrmann ist, hast Du ja bereits genannt: Der Arbeitgeber kann (zurecht) befürchten, dass sein Mitarbeiter aufgrund eines Einsatzes regelmäßig gar nicht, verspätet oder zumindest übermüdet zur Arbeit erscheint oder während der laufenden Arbeit "von jetzt auf gleich" verschwindet. Einige unwissende Arbeitgeber befürchten auch einen hohen Krankheitsstand, weil man sich bei der gefährlichen Feuerwehrarbeit leicht verletzen kann.

Natürlich ist es so, dass man zur Teilnahme an Einsätzen verpflichtet ist - auch während der Arbeitszeit. Letztendlich verdient man sein Geld und Lebensunterhalt aber nicht mit der Feuerwehr, sondern mit seinem zivilen Beruf. Und wenn ein Job nun teilweise oder gar keinen Einsatzdienst zulässt, dann ist es eben so. Dann klärt man das mit der Wehr ab und rückt eben nur außerhalb der Arbeitszeit (was ja immer noch den größten Teil der Zeit ausmacht) zu Einsätzen aus.

Ich würde sowas immer spätestens im Bewerbungsgespräch offen ansprechen und klären. Dann kann man für sich selbst entscheiden, ob man bei einer strikten Ablehnung des Arbeitgebers mit dieser Situation leben kann oder nicht.

Ich persönlich bin begeisterter Feuerwehrmann und könnte mir keinen Arbeitgeber vorstellen, der mein ehrenamtliches Engagement nicht mitträgt. Glücklicherweise haben in den letzten 20+ Jahren alle meine (nunmehr 4) Arbeitgeber immer absolutes Verständnis und Entgegenkommen gezeigt und mich nach Kräften in meinem Ehrenamt unterstützt.

Denn - und das sind die Gründe, warum sich eine Feuerwehr-Tätigkeit durchaus auch positiv im Bewerbungsprozess auswirken kann - ich bringe durch die Feuerwehr auch viele Fähigkeiten und Kenntnisse mit in meinen Job und das Unternehmen. So bin ich dort unter anderem Ersthelfer und Brandschutzhelfer, bilde andere Brandschutzhelfer aus und führe Brandschutzunterweisungen durch, bin als Sicherheitsbeauftragter auf Messen und Veranstaltungen dabei bzw. berate im Vorfeld und bringe Führungsqualitäten und -Erfahrung mit, die ich mir in meinen Ämtern innerhalb der Feuerwehr angeeignet habe. Darüber hinaus spielt in der Feuerwehr Teamwork eine große Rolle, was auch im Job gerne gesehen wird.

Eben diese Dinge kann man im Bewerbungsprozess natürlich gerne mit anbringen.

Leider ist der erste Schritt einer Bewerbung aber immer die schriftliche Bewerbung. Man hat hier also keine Gelegenheit, auf den Gegenüber zu reagieren und weiß im Vorfeld in aller Regel ja auch nicht, wie die Einstellung der Firma bzw. des Chefs oder Personalsachbearbeiters zur Feuerwehr ist.
Deshalb muss man sich schon genau überlegen, ob man die Feuerwehr-Tätigkeit hier bereits mit aufnehmen möchte oder erst im direkten Gespräch anspricht.
Ich persönlich habe wie gesagt immer schon in der schriftlichen Bewerbung auf mein Ehrenamt hingewiesen weil ich mich hier nicht verstecken möchte. Es ist ein wichtiger Teil meines Lebens und von mir und wenn ein Unternehmen hier eine so dermaßen negative Einstellung zu hat, dass die Bewerbung aus diesem Grund aussortiert wird, dann wäre das keinesfalls das richtige Unternehmen für mich - aber das muss jeder für sich selbst abwägen und entscheiden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Michi73737  24.05.2020, 22:00

Ich stimmte dir zu, dass es positiv,als auch negativ ausgelegt werden kann. Jedoch habe ich bisher nahezu immer eine sehr positive Reaktion auf Ehrenamtliche Tätigkeiten bekommen. Durch meinen Feuerwehrdienst bin ich ebenfalls als Sanitäter und Brandschutzhelfer ausgebildet, was meinem Chef sehr gelegen kommt, um die Sicherheit im Betrieb sicherzustellen.

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Grundsätzlich ist in den Feuerwehrgesetzen der Bundesländer geregelt das den Feuerwehrangehörigen kein Nachteil aus dem Dienst erwachsen darf und wie die Freistellung geregelt ist.

ABER! Nicht jeder Job lässt sich damit so einfach vereinbaren. Ein Kindergärtnerin kann ihre Schützling nicht einfach allein lassen, im Büro kann ich nicht einfach abhauen wenn ich einen Kundentermin habe oder eine Terminsache abgegeben werden muss.

Daher immer vorher mit dem Arbeitgeber klären wie zu verfahren ist. In den allermeisten Fällen lässt sich eine Lösung finden. Ist das nicht möglich so einfach dem Träger Brandschutz eine Information geben, dann ist es seine Sache wie er die Soll-Stärke zu der Zeit sicher stellt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Daikanyama 
Fragesteller
 13.05.2020, 20:12

Das war ja aber nicht die Frage. Sondern ob es für den Bewerbungsprozess negativ sein könnte, wenn ein Bewerber ganz klar sagt "ich bin Mitglied in der freiwilligen Feuerwehr." Das quasi ein anderer Bewerber bevorzugt wird, bei gleichen Leistungen.

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superjulian2018  13.05.2020, 20:41
@Daikanyama

Offiziell darf dir daraus natürlich kein Nachteil entstehen, aber zur Not findet der Arbeitgeber auch einen andere "Grund", wenn er wirklich was dagegen hat.

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Nomex64  13.05.2020, 20:57
@Daikanyama

Eindeutige Antwort: Kann sein, kann aber auch nicht sein.

Kommt immer auf den Arbeitgeber an. Gibt welche die extrem dagegen sind. Dann gibt es welche die froh sind das sie einen Brandschutzhelfer im Betrieb haben den sie nicht erst ausbilden müssen und dann gibt es Die welche selbst in der Feuerwehr sind.

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26Sammy112  14.05.2020, 09:01
@Nomex64
und dann gibt es Die welche selbst in der Feuerwehr sind.

Sehr guter Punkt!

Einer der wichtigsten Faktoren ist eben immer die persönliche Einstellung des Einstellenden (Chef, Personalleiter, ...) zur Feuerwehr. Jemand, der selbst in der FF tätig ist, der wird sicherlich keinen FF'ler nur aus diesem Grund ablehnen - ganz im Gegenteil. "Vitamin B" ist eben auch heute noch viel wert ;-)

Und es kommt immer auch (und das ist das Unberechenbare) auf die persönlichen Erfahrungen an. Ich hatte mal einen Prof. in der Uni, der in der Vergangenheit bei der Überschwemmung seines Hauses leider sehr schlechte Erfahrungen mit der Feuerwehr gemacht hat (überforderte Führungskräfte und herablassende Behandlung der panischen Bewohner) und der von daher schon mal grundsätzlich eine negative Meinung zur Feuerwehr hatte. Ein ehemaliger Teamleiter hingegen war "Feuer und Flamme" seit er in Kindheitstagen gesehen hatte, wie die Feuerwehr den Vater eines Freundes aus seinem Auto befreite - bei dem brauchte ich nur "Feuerwehr" zu sagen und hatte alle Freiheiten...

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