Ist Sozialdemokratie das gleiche wie demokratischer Sozialismus?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Sozialismus ist eine Staatsform und eine Ideologie, die ein Staatseigentum an Produktionsmitteln vorsieht.

Sozialdemokratie ist keine Staatsform sondern eine politische Bewegung UND Ideologie auch. Die Sozialdemokraten sind aber uneinig was die Wirtschaft angeht. Das Staatseigentum an Produktionsmitteln wollen die einen haben, die anderen nicht. Grundsätzlich geht's um eine sozial gerechte Gesellschaft auf demokratischer Basis.


user2096 
Fragesteller
 07.07.2011, 22:57

Ich weiß schon, was Sozialismus und Sozialdemokratie sind. Meine Frage war: Ist demokratischer Sozialismus das gleiche wie Sozialdemokratie. Sonst hast du absolut recht, aber das beantwortet nicht meine Frage. Trotzdem danke.

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user2096 
Fragesteller
 07.07.2011, 23:36
@user2096

Sie haben recht und deshalb kriegen sie auch den Stern. Ich hatte es falsch verstanden und das tut mir leid. Dann habe ich kurz in Wikipedia darüber gelesen und es verstanden.

Also ist es so: Heute wollen Sozialdemokraten die soziale Marktwirtschaft mit einpaar Reformen und die demokratischen Sozialisten wollen die Planwirtschaft(also Staatseigentum an Produktionsmitteln). Sonst haben sie die gleichen Ziele: "eine sozial gerechte Gesellschaft auf demokratischer Basis". Danke nochmal.

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aptem  08.07.2011, 00:01
@user2096

Demokratie ist nicht unbedingt notwendig im Sozialismus. Im Einparteiensystem soll es ja auch Demokratie geben wenn auch in eigener Form. Aber theoretisch geht man davon aus, dass die weise und ideologisch motivierte Führung schon alles richtig macht, weil eben von der richtigen Ideologie getrieben. So gesehen kann auch eine Diktatur sozialistisch sein, solange der Diktator eine sozialistische, sprich auch sozial gerechte Politik macht. Sozialdemokratie ist damit dann unvereinbar, weil sie auf jeden Fall eine Demokratie fordert.

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user2096 
Fragesteller
 08.07.2011, 00:30
@aptem

Eigentlich wollten/wollen die eigentlichen Sozialisten(hauptsächlich früher die Sowjets) die Diktatur des Proletariats und hatten sie auch. Das wollten viele deutsche Sozialisten(Rosa Luxemburg, Wilhelm Liebknecht, Karl Liebknecht) nicht. Also wurden sie zu Sozialdemokraten/demokratischen Sozialisten. Es ist auch viel besser, wenn Sozialdemokratie/demokratischer Sozialismus herrscht -> da kann das Volk bestimmen. Und zur sozialistischen Diktatur: Man hat es in der DDR, UdSSR gesehen: Im Einparteiensystem/In der sozialistischen Diktatur wurde oft das Gegenteil von dem gemacht, was das Volk wollte. Die Freiheit wurde geraubt. Das Volk hat darunter gelitten. etc.

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aptem  08.07.2011, 00:49
@user2096

Was das Volk will ist meistens unsinnig oder gar grausam. Daher ist Demokratie, die es nirgends gibt, auch sehr fragwürdig. Ausserdem wurde Diktatur des Proletariats von den Theoretikern als Phase gesehen, nach der doch wieder Demokratie möglich wäre. Das ist nämlich das weite Feld des Streits. Als Idee war Kommunismus und Sozialismus schön. In der Umsetzung hat man so viel Korrekturen gemacht bzw. machen müssen, dass es kaum noch was zu tun hatte mit dem ursprünglichen Konzept.

Das Problem aller demokratischen Konzepte ist: was ist wenn das Volk ein anderes System will?

Das Problem der zentral bestimmten Systeme: wie schützt man das System vor der Wilkür der Machthaber?

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user2096 
Fragesteller
 08.07.2011, 01:17
@aptem

Stimmt, sie haben recht. Wenn man einen ganz sozialistischen Staat(mit Planwirtschaft etc.) haben will, dann wäre eine Diktatur notwendig, weil das Volk oft den Sozialismus nicht haben will. Ich würde nicht einen Diktator wollen, weil die machtgierig sind, und das Volk dann darunter leidet. Wir müssen aus der Geschichte lernen: Diktatur des Proletariats hat nicht geklappt, weil die Menschen einfach zu machtgeil sind. Und überhaupt ist eine Diktatur nicht schön. Ich denke, dass Sozialdemokratie(mit sozialer Marktwirtschaft) einfach die beste Lösung wäre. Eine Demokratie mit sozialistischen Ideen wäre der beste Weg. So denke ich.

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aptem  08.07.2011, 02:53
@user2096

Bloss, der Durchschnittsmensch ist gierig, egoistisch, ungebildet, unwissend, rachsüchtig, arrogant. Wenn also diese Menschen wirklich entscheiden dürften, sähe so eine Demokratie düster aus.

Deswegen existieren auch so ziemlich kompliziere Misch- und Zwischenformen, die auch nicht ideal sind.

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DarthDestroyer  12.07.2011, 23:00
@aptem

Alles zum Demokratie-Aspekt ist etwas fragwürdig und ebenso ist die eigentliche Idee der Sozialdemokraten völlig entartet und inzwischen sind sir nur noch Heuchler, die all ihre Ideale aufgaben. Der Vorwurf des von Grund auf egoistischen Durchschnitts-Menschen ist längst widerlegt. Lies dazu mal "Die Kunst kein Egoist zu sein" von Richard David Precht und "Haben oder Sein" von Erich Fromm. Stellen beide ganz wichtige Aspekte dar, die relativ gut zum besagten Thema passen.

Der Kommunismus erfordert eine klassenlose Gesellschaft. Der Sozialismus ist die Vorstufe vom Kommunismus und eine Klassenlosigkeit ist nur zu erreichen, wenn alle die selben Rechte und Privilegien besitzen, weshalb eine Diktatur im Kommunismus ausgeschlossen und nur in der Anfangsphase (wenn überhaupt) unter dem Begriff der Diktatur die Diktatur des Proletariats verfolgt wird, während später die Diktatur des Proletariats durch eine direkte Volksherrschaft des Proletariats abgelöst wird, was man auch unter Diktatur des Proletariats verstehen könnte, aber das ist völlig irrelevant.

Rosa Luxemburg usw. wurden nicht zu Sozialdemokraten, weil sie gegen die Diktatur des Proletariats waren, sondern wurden gründeten den Spartakusbund und die KPD, weil sie gegen die schon damals heuchlerischen Ansichten der SPD waren und für eine Rätedemokratie einstanden, was man auch als Diktatur des Proletariats ansehen kann., da die Bourgeoisie durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und die Planwirtschaft in das Proletariat übergehen soll.

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maske1  03.08.2011, 03:23
@user2096

....angeblich soll deutschland ja eine solche sein(sozialdemokratie mit sozialer marktwirtschaft)....

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Die Antwort auf die gestellte Frage lautet: nein! Demokratischer Sozialismus zielt, wie auch bei den ehemaligen kommunistischen Regime, auf Überführung des Privateigentums an Produktionsmitteln (z.B. Fabriken) in Gemeineigentum ( = sozialisieren). Dies soll aber, im Gegensatz zu den kommunistischen Regime, nicht von oben herab (sprich: mit Gewalt), sondern durch demokratische Legitimierung (Parlamentsbeschluss, Gesetze der demokratisch gewählten Parlamente) geschehen. - Die Sozialdemokratie will nicht die komplette Sozialisierung der Produktionsmittel; eventuell will sie sie dort, wo es im Einzelfall - zum Schutze der finanziell Schwachen - sinnvoll erscheint (eine solche Sozialisierung im Einzelfall ist ja auch im Grundgesetz vorgesehen!). Sozial heißt ja nicht sozialistisch, sondern bedeutet Schutz der Kleinverdiener und finanziell Minderbemittelten vor den Auswüchsen der Marktwirtschaft (auch kapitalistisches System genannt). Hier dringt die Sozialdemokratie auf entsprechende Gesetze, die den "sozial" Schwachen ein einigermaßen würdevolles Leben im System der Marktwirtschaft ermöglichen. (Anm.: Da die Hartz IV-Gesetze des sozialdemokratischen Bundeskanzlers Schröder bei vielen zum sozialen Abstieg geführt haben, überhaupt Minijobs und 400 €- Jobs, die keine "würdevolle" Existenz mehr garantieren, ständig ausgeweitet werden und die Sozialdemokratie dies nicht verhindern kann - evtl. wegen der Globalisierung - , hat dies wohl zum Abstieg der SPD in der Wählergunst geführt = meine Meinung!)


user2096 
Fragesteller
 11.07.2011, 12:00

Eine sehr gute Antwort! Danke! Leider ein bisschen zu spät.

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tonikal  11.07.2011, 14:00

Gute Antwort, die aber nur auf die aktuelle Zeit zutrifft. Die SPD bekannte sich im Godesberger Programm von 1959 (und davor sowieso) durchaus zum Ziel der Sozialisierung von Teilen der Wirtschaft. Und dieses Programm galt offiziell bis in die 1990er Jahre. Auch in dem von Erhard Eppler entworfenen Parteiprogramm der 90er Jahre dürfte das noch drin gewesen sein. Auch im Grundgesetz (Artikel 15) steht nach wie vor drin: "Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung ... in Gemeineigentum ... übergeführt werden." 1949 hat sogar die CDU diesem sozialistischen Passus zugestimmt. Und der Artikel ist, wie gesagt, immer noch gültig!

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zu Wolli 1960 und findesiecle:

Es stimmt nicht, dass "demokratischer Sozialismus" eine Erfindung der PDS war. Ich war 1977-82 SPD-Mitglied in Aachen, und in dieser Zeit bekannte sich die Aachener SPD in ihren Publikationen zum demokratischen Sozialismus. D. h. für die meisten Aachener Sozialdemokraten waren in dieser Zeit Sozialdemokratie und demokratischer Sozialismus das gleiche.

Findesiecle hat aber Recht mit seiner Bemerkung, dass Sozialismus keine Staatsform ist (oder war), sondern eine Gesellschaftsform. Es ging den Sozialisten ja gerade darum, die Wirtschaft anders zu organisieren. Ihre Ziele gingen also weit über die Bereiche hinaus, die man heute als staatlich ansieht.

Zu Wolli1960 und bigbluekiel:

Existierende Beispiele für demokratisch-sozialistische Gesellschaften hat es tatsächlich gegeben: z. B. in Cuba 1959-61, in Chile 1970-73 (unter Präsident Allende), in der Sowjetunion 1986-91 (die Zeit Gorbatschows) oder in der DDR von Okt. 1989 bis Dez. 1990. Dort (in der DDR) gab es sogar ab März 1990 eine klassische parlamentarische Demokratie mit konkurrierenden Parteien und gleichzeitig eine sozialistisch organisierte Wirtschaft ohne Arbeitslosigkeit. Alle diese Versuche sind mehr oder weniger gewaltsam, oft vom Ausland aus, beendet worden.


user2096 
Fragesteller
 11.07.2011, 13:36

Danke für diese ausführliche Ergänzung!

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Die meisten Antworten hier sind kompletter Käse - du bist ja leicht mit Punkte vergeben!

Sozialismus ist keine Staatsform! Sondern max eine Gesellschaftsform. Staatsformen sind z.B: Diktatur, Demokratie usw. Sonst wär z:B Frankreich in den letzten 40 Jahren viele Male keine Demokratie gewesen! War es das nicht?

"Demokratischer Sozialismus" ist kein Eigenbegriff an sich, deshalb kann man das auch nicht mit Sozialdemokratie vergleichen. Sondern war ne Wortschöpfung die sich die SED in der Wendezeit erdachte: PDS - Partei des demokratischen Sozialismus.


tonikal  11.07.2011, 13:44

Guter Hinweis auf Frankreich! Dort und auch in Italien nennen (oder nannten) sich die Sozialdemokraten jahrzehntelang Sozialisten. Übrigens auch in Österreich. Nur das mit der PDS-Erfindung stimmt historisch nicht - siehe meine Antwort. Die Bezeichnung "demokratischer Sozialismus" ist schon deutlich älter.

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Ne das ist das gleiche


bigbluekiel  07.07.2011, 22:36

kannst du deine Ansicht irgendwie begründen, oder ist das nur dein Bauchgefühl?

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