Ist das wahre Liebe, wenn man jemanden freigibt?

memoriath  09.05.2023, 19:56

Weiß man das oder geht man nur selbst davon aus, dass man die andere Person nicht so glücklich machen kann?

RollercoasterXX 
Fragesteller
 09.05.2023, 19:58

Man geht davon aus. Weil man in vielen Belangen schlechter gestellt ist, und selbst emotional vorbelastet ist, während die Person die man liebt jemand gesunden und stabilen braucht

4 Antworten

Hallo RollercoasterXX👋

Danke erst einmal, dass du auf meine Nachfrage geantwortet hast. Ich hatte gefragt, weil mich etwas gestört hatte in deinem Text, folgende Passage: "Angenommen ihr liebt eine Person sehr, und ihr wisst dass ihr sie nicht so glücklich machen könntet wie es eine andere Person kann"

Das was fett markiert wurde, da schrillen bei mir die Alarmglocken und schreien: Selbstzweifel, niedriges Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, das Gefühl, man wäre nicht gut genug. Das ist ja schon einmal unattraktiv, aber wenn man davon abgeht: "Niemand entscheidet, wer oder was mich glücklich macht, abgesehen von mir" also empfinde ich dieses gehen lassen, weil ich dich liebe als feige. Ich empfinde es so, als würde sich die Person nicht erlauben wollen trotz Schwierigkeiten glücklich sein zu wollen und geben sich lieber mit der Rolle des heroischen Menschen zufrieden, der mich gehen ließ, obwohl er mich liebt wie er sagt, was ist das für eine Logik. Wenn die Person mich liebt und ich die Person liebe, dann ist mir egal, ob die Person in "manchen Belangen" schlechter gestellt ist, wenn ich die Frage so lese dann vermute ich da stark auch Dinge dahinter, die mit dem Selbstbild zu tun haben, dass nicht so gut ist.

Wenn die Person sich aber aufhängt an ihren selbst eingeredeten Defiziten, dann will ich die Beziehung nicht, ich will niemanden, der mich zu jemand anderen drängt, weil er glaubt, ich wäre besser dran mit jemand anderem. Ich habe auch manchmal Zweifel, das haben wir alle, aber wenn wir zulassen, dass sie unser Verhalten so beeinflussen, dann sind wir nicht in der Lage eine Beziehung führen zu können.

Wenn die Person aber sagt: Hey, ich habe ein gewisses Problem in diesen Dingen, aber ich bin dafür gut in anderen" dann ist das ein reflektiertes Bild von sich selbst, man konzentriert sich nicht nur auf das negative, man gesteht eine Schwäche und gleichzeitig eine Stärke.

RollercoasterXX 
Fragesteller
 09.05.2023, 20:40

Danke für deine Antwort. Angenommen aber, du wärst emotional labil , hättest Probleme die von SV über Sucht bis zu Depressione gehen. Und ich hätte ähnliche Probleme. Wäre es da nicht berechtigt zu zweifeln, ob die Dynamik die daraus entstehen könnte so gut wäre ?

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memoriath  09.05.2023, 20:49
@RollercoasterXX

Ich war in so einer Konstellation, und es bleibt beim gleichen, nicht jemand anderes entscheidet für mich. Wenn man gemeinsam zu dem Schluss kommt: "Hey, wir beide haben grade an was zu knabbern, lass uns doch zu einem späteren Zeitpunkt einen Start haben" dann ist das auf Augenhöhe, niemand wird übergangen, wenn es aber heißt: "Ich habe das und dieses Problem, ich will dir das nicht auch antuen weil du das gleiche durchmachst" dann nimmst du mir wieder das Recht selbst entscheiden zu können.

Ja, die Dynamik wäre ungesund, aber man kann auf Augenhöhe reden, beide einen Konsens finden. Wenn man sagt: "Ich möchte Schluss machen, weil ich gerade zu stark in der Depression stecke" dann ist das wieder was anderes, dann spricht man für sich und sagt, wie man sich fühlt und warum man das macht und es bevormundet auch die andere Person nicht, es heißt dann nicht: Ich mache das, damit Du dies und das machen kannst, sondern Ich mache das, weil Ich gerade nicht kann.

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Laut salomonischem Urteil (vgl. Bibel) kann die schmerzliche und paradox wirkende Freigabe zum Wohle des Kindes tatsächlich ein Zeichen von wahrer, selbstloser Liebe sein. - Ansonsten hat die finanzielle Situation nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun.

Du bevormundest die Person und lässt ihr keine Wahl: Das ist keine Liebe.

Und zum Zweiten Vergleich: Kindswohl definiert sich nicht rein durchs Geld. Ein Kind hat lieber eine arme Mutter die da ist, statt einen reichen Vater den es in die Kita steckt. Als Beispiel.

"Dass man diese Person selbst haben möchte", das ist keine Liebe, sondern ein Besitzanspruch. Wahre Liebe möchte das Beste für das Kind/den Partner und kann auch bedeuten, dieses/diesen freizugeben.

Wichtig ist aber dabei, was für diese Person das Beste ist und auch, was sie selbst möchte. Wenn also ein Kind lieber beim drogensüchtigen Vater bleiben will, weil es dort die Schule schwänzen und jeden Tag Pizza essen kann, dann ist das bestimmt nicht das Beste. Allerdings auch nicht, ein Kind zwangsweise jedes Wochenende zum Vater zu schicken, auch wenn es das nicht will, und wenn es sich weigert und versteckt, der Mutter das Sorgerecht zu entziehen (so in einem Fall aus Berlin/Brandenburg geschehen, worüber mehrere Zeitungen berichteten).